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Nummer 3V1 I Altensteig, Freitag, den 28. Dezember 1934 57. Jahrgang
Jas zwrtte WirischaWahr des Dritten Reiches
Das Jahr 1934 war wie kaum ein anderes vorher in seiner wirtschaftlichen Struktur dadurch gekennzeichnet, dag sich die besonderen Tatbestände, die die Folge der Welt» Iriegskatastrophe und der immer mehr zunehmenden Bestrebungen der einzelnen Volkswirtschaften zur Verselbständigung sind, immer deutlicher entschleierten. Die Formen, in denen sich diese Entwicklung vollzog, sind in den einzelnen Ländern verschieden gewesen. Verschieden war auch vielfach der unmittelbare Anlaß für die eine oder andere Maßnahme. Gemeinsam aber ist fast allen wirtichastlichen Tendenzen in der Welt, daß sie, von uns aus gesehen, eine zunehmende Isolierung Deutschlands bedeuteten. Man wird durchaus nicht überall anzunehmen haben, daß dieses Ziel bewußt erreicht werden sollte. Aber die weitgehende weltwirtschaftliche Verflechtung, die das Deutschland der Vorkriegszeit ausgebaut hatte und die während einer kurzen Zeitspanne nach dem Kriege wenigstens wiederangestrebt wurde, macht es erklärlich, daß die mehr oder weniger au- tarkischen Neigungen in vielen Ländern sich ungünstig auf die deutsche Wirtschaft auswirken mutzten Dabei ist nicht zu verkennen, daß auch diese anderen Länder fast ausnahmslos mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und daß es mindestens recht zweifelhaft ist, ob die Wege, die sie einschlugen, ihnen zum Heil gereicht haben.
Deutschland konnte diese Entwicklung selbstverständlich nicht tatenlos hinnehmen. Es mußte, um ihre schädigenden Wirkungen abzubiegen, zur Abwehr schreiten. Wenn aber die -rüheren Negierungen sich in der Hauptsache auf die Behandlung der Notsymptome beschränkten, hat das Dritte Reich wagemutig und entschlossen damit begonnen, die Ursachen der Not zu bekämpfen, zum Teil mit durchaus neuartigen Mitteln, für die weder in der deutschen Wirtschaftsgeschichte, noch in dem, was die anderen Länder taten oder getan haben, Vorbilder Vorlagen. Auf jeden Fall wird man feststellen können, daß kaum in einem anderen Lande — vielleicht für die Vereinigten Staaten von Amerika ausgenommen — eine so tiefgreifende wirtschaftliche Um- gestaltung ins Werk gesetzt wurde wie in Deutschland, und ganz bestimm: sind in keinem anderen Lande jo starke Erfolge damit erzielt worden wie bei uns. Die Herabmin- -erung der Arbeitslosigkeit um zwei Drittel des übernommenen Bestandes, die Belebung der Jndustrietätigkeit, die in manchen Zweigen schon wieder die Kapazität von 1914 erreicht hat, die Sanierung des Marktes für Agrarprodukte. die die Not des Bauern behob, und dabei nicht etwa auf Kosten des Verbrauchers ging, sind leuchtende Beispiele für das, was erreicht wurde.
Im Jahresbericht der Industrie- und Handelskammer zu Berlin wird deshalb auch mit gutem Recht sestgestellt, daß die Erwartungen, die die deutsche Wirtschaft für das Jahr 1934 hegte, in Erfüllung gegangen sind. Die binn en- wirtschaftliche Auswärtsbeweg ung ist zunächst durch eine Reihe von Maßnahmen auf dem Gebiere der Wirtschaftsgesetzgebung entbunden und gefördert worden. Es ist nicht richtig, sie in Bausch und Vogen als solche Hu bezeichnen, die zu einem System gebundener Wirtschaft überleiten sollen. Der mit der kommissarischen Verwaltung des Reichswirtschaftsministeriums betraute Reichsbankprä- fident Dr. Schacht hat sich wiederholt mit Entschiedenheit zum System der freien Wirtschaft bekannt, wenn er auch aus den gegebenen Zeitverhältnissen die Schlußfolgerung zog, daß der Staat in viel stärkerem Maße als in den Zeiten der alten liberalistischen Wirtschaftsmechanik die »wirtschaftliche Arbeit kontrollieren und nach einem von iforgfältiger Abwägung der Eesamtbedürfnisse diktierten 'Plan leiten muß. Das hat sich nicht nur notwendig gemacht .auf dem Gebiete der deutschen Einfuhr, namentlich soweit !sie die Rohstoffversorgung der deutschen Industrie !zum Zweck hat — hier erforderlich der deutschen Devisen- ftage wegen — auch auf rein binnenwirtschaftlichem Gebiete sind regelnde Eingriffe, in jüngster Zeit erst wieder zum Zwecke der Preisüberwachung, der Verhinderung der Ueberteuerung ebenso wie des unlauteren Wettbewerbs durch Schleuderkonkurrenzen, nötig geworden. Wer sich der Erscheinung der Kriegswirtschaft erinnert, jenes Systems einer in Paragraphen gespannten Zwangswirtschaft, wird aber gern feststellen, daß von den damaligen jede freie Initiative lähmenden und dabei doch die „Wirtschaft hintenherum" in so bedenklichem Maße anregenden Wirtschafts- jbevormundungen diesmal kaum etwas zu spüren ist. Das heutige System ist unendlich viel elastischer und weit stärker auf den Einfluß der einsichtsvollen Persönlichkeit abgestellt, als das einstige bürokratische System.
Denselben neuen Geist atmet auch die Sozialpolitik des Dritten Reiches, wie sie organisatorisch im Gesetz zur ! Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. Januyr 1934 zum ! Ausdruck kommt. Der tiefste Sinn dieses Gesetzes ist, das ^Unternehmen als organische Einheit aus arbeitsrechtlichem Gebiete zu verankern und die gegenseitige Abhängigkeit und »Verbundenheit von Gefolgschaft und Betriebssichrer, also
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Sie LustWfswerft bleibt in ArtebrWhasen
Berlin, 28. Dezember. Wie der Berliner „Lokalanzeiger" von zuständiger Seite erfährt, hat man nach eingehender Prüfung aller in Frage kommender Umstände beschlossen, den Luftschiffhafen von Friedrichshafen nach dem im Bau befindlichen Rhein-Main-Flugplatz in unmittelbarer Nähe von Frankfurt a. M. zu verlegen. Die erforderlichen Anlagen werden in kaum mehr als einem Jahr fertig sein, so daß mit Beginn der „Zeppelin-Saison" des Jahres 1936 der gesamte Luftschiffverkehr von dem verkehrstechnisch günstiger gelegenen Rhein-Main-Gebiet aus sich abwickeln wird. Natürlich bleibt die Werft zum Bau weiterer Luftschiffe in Friedrichshafen bestehen.
lieber die Gründe und die Zukunftsaussichten dieses bedeutsamen Entschlusses gewährte Dr. Eckener einem Mitarbeiter des „Lokalanzeigers" eine ausführliche fernmündliche Unterredung, in der er u. a. sagte: Der Luftschiffbau Zeppelin habe sich schon seit langem mit dem Gedanken getragen, seinem Luftschiffhafen wegen der ungünstigen räumlichen und meteorologischen Verhältnisse eine neue Heimat zu schaffen, die grographisch gesehen gleichzeitig auch zentraler als Friedrichshafen liege. Die in Friedrichshafen vorhandenen Hallen würden zum Bau neuer Luftschiffe gebraucht.
Es sei damit zu rechnen, daß nach der Bildung der von uns und den Amerikanern geplanten Nordtransatlantischen Verkehrsgesellschaft drei bis vier neue Luftschiffe für einen
- regelmäßigen Reise- und Postbetrieb zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gebaut werden müßten. Das Luftschiff LZ. 129, das seiner Vollendung entgegengehe, solle ja zusammen mit dem „Grafen" ausschließlich dem Verkehr mit Südamerika Vorbehalten bleiben, und nur noch so lange Amerikafahrten machen, bis die neue Halle in Rio de Janeiro fertiggestellt sei. Ebenso sei von den Holländern ein Auftrag für den Ausbau ihres überseeischen Luftverkehrs zu erhoffen. Friedrichshafen sei als Werft groß
, genug, als Luftschiffhafen aber zu klein. Mit der Anlage » des Eroßflugplatzes Rhein-Main bei Frankfurt, wo sich künftig die großen Reichsautobahnen Nord-Süd und West» . Ost kreuzen würden, sei die ideale Lösung des Problems : gefunden gewesen. Auch sei nicht zu vergessen, daß Frie-
- drichshafen 400 Meter über dem Meeresspiegel liege, wäh- > rend die Rheinebene um 300 Meter tiefer gelegen sei. Das s bedeute für ein Luftschiff einen Mehrauftrieb von mehreren Tonnen. Auch rein klimatisch sei die Gegend bei Frankfurt dem Bodenseegebiet vorzuziehen. Außerdem sei es für die holländischen, skandinavischen, englischen und an- deren internationalen Fahrgäste ungleich bequemer, wenn
l der Startplatz der Luftschiffe in Frankfurt statt in Frie- drichshafen liege. „Wir können uns", so schloß ! Eckener, „zu dem neuen Luftschiffhafen nur s beglückwünschen, denn er ist der beste, den i man in Deutschland finden konnte."
wreoer oas perionlrrye Verhältnis, auch sozialrechtlich zum Ausdruck zu bringen.
So erfreulich die Ergebnisse des Wirtschaftsjahres 1934 sind, läßt sich doch nicht leugnen, daß wir uns noch in einem Zustand des Ueberganges befinden. Der „neue Plan" Dr. Schachts, der nach dem Eingeständnis seines Schöpfers ja keine endgültige Formgebung sein soll, sondern eben nichts weiter ist als eine Verteidigungswaffe gegen die die deutsche Wirtschaft von außen her bedrohenden Einflüße, hat sie sozusagen in einen Schwebezustand versetzt. Die Industrie- und Handelskammer Berlin, die in ihrem sorgfältig abwägenden Bericht die Schwierigkeiten dieses Zustandes und seine Problematik durchaus nicht verkennt, zieht aber doch für das Jahr 1938 eine verheißungsvolle Schlußfolgerung, indem sie schreibt: „Wohin das Jahr des Ueberganges Deutschland auch führen mag, ob zur freieren Ausgestaltung seines Welthandels oder zur binnenwirtschaftlichen Beschränkung, eines wird diesem in beiden Fällen, mindestens zunächst eigentümlich sein, der Zwang zu weitgehendem Ersetzen fremder Rohstoffe durch im eigenen Lande erzeugte Rohstoffe bisheriger oder neuer Art. Bei den letzteren wird es für den Erfolg des kommenden Wirtschaftsjahres u. a. entscheidend sein, ob sie in Deutschland in ausreichendem Umfange und in einer den bisher gebrauchten Rohstoffen gleichwertigen Beschaffenheit erzeugt werden können. Diese Frage beweist schon. wie un- ^cher heute ein Ausblick aus das Jahr 1935 ist. Wenn Deutschland trotzdem in das neue Jahr zuversichtlich hm- ecnjchreitel, bann geschieht dies im Vertrauen auf die deutsche Tüchtigkeit, die sich in Wissenschaft und Technik bisher cmmer gerade in den Augenblicken der Gefahr hervorragend bewährt hat. Aber nicht allein das Vertrauen auf die deutsche Tüchtigkeit ist es, das das deutsche Volk optimistisch in vie Zukunft blicken läßt, sondern zugleich derGlaubean die Führung des Reiches. Mögen sie Hemmnisse von äugen her noch so groß sein und will oder kann man das nationalsozialistische Deutschland nicht begreifen, der Weg des deutschen Volkes geht trotz alledem auswärts.
Lavals Ronmisk in brr rrsten AamiarwoKe?
Paris, 27. Dez. Der „Paris Soir" meldet aus Rom, daß man mit dem Besuch des Außenministers Lava! in Rom für den 3. oder 5. Januar rechne. Laval sei der Ansicht, daß ein uu- mtttelbarer Meinungsaustausch mit Mussolini über die noch strittigen Fragen den Verhandlungen von Kanzle« zu Kanzlei vorzuziehen sei. Ueberdies komme die erste Januarwoche für den Besuch schon deshalb in Frage, weil nachher die Genfer Verhandlungen und die Saarabstimmung die Aufmerksamkeit Lavals voll beanspruchen würden. Ferner müsse dem Besuch La-
»epgvssen sie niom
alsbald unsere Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen" für den nächsten Monat zu bestellen, damit sie rechtzeitig in den Besitz derselben gelange».
vats in London, wenn er fruchtbringend sein solle, iogischerwelf« die Romreise ooraufgehen. Die französisch-englische Aussprach« würde dann das Aussehen einer für den Frieden Europas entscheidenden Dreier-Verhandlung erhalten.
Der „Temps" ist ziemlich hoffnungsvoll. Er glaubt sogar, daß die aus den ungarischen Revisionsansprüchen entstandenen Schwierigkeiten überwunden werden können, stelle man doch eine gewisse Entspannung in den Beziehungen zwischen Belgrad und Budapest fest. Die Kleine Entente habe im übrigen in Lavals Senatsrede die Bürgschaft dafür, daß das französisch-italienische Einvernehmen nur ein Instrument der Zusammenarbeit und der Friedens sei, niemals aber ein Instrument der Veruneinigung der Kleinen Entente, oder der Lockerung der zwischen ihr und Frankreich bestehenden Bindungen.
„La Presse" schreibt, der Rat der Kleinen Entente habe auf Anregung Südslawiens den Regierungen von London uitd Paris zur Kenntnis gebracht, daß er eher Len Anschluß Oesterreichs an Deutschland als eine Wiedereinsetzung der Habsburger mlden würbe. Dieser Beschluß, den Rom natürlich kenne, könnt« möglicherweise Mussolini bestimmen, den französischen Standpunkt in der mitteleuropäischen und Balkanjrage anzunehmen. ^ ^-o wäre eine Verständigung möglich. Dann, aber auch nur dann,
: könnte die Romreise Lavals von Nutzen sein und dem Frieden .' dienen.
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; Die sranzöfiflh-itaNenWen Verhandlungen
Paris. 27 Dez. Außenminister Laval ist bereits am Mittwoch rach Paris zurückgekehrt. Laval hat die Ruhepause der Wech- f ..achtstage dazu benutzt, um Li« Akten der französisch-italienischen s Verhandlungen noch einmal genau zu prüfen. In sonst gut unterrichteten Kreisen sagt man, der Zeitpunkt seiner Romreise sei nun in absehbare Nähe gerückt und in allernächster Zeit könne s man mit der Festlegung des endgültigen Reisedatums rechnen.
Der Außenpolitiker des „Echo Le Paris", Pertinax, sieht sich s deshalb veranlaßt, Laval auf die Gefahren einer übereilten Reise ausmerksam zu machen Bisher sei es weder Laval noch dem K 'ranzösischen Botschafter in Rom gelungen, die feindlich« E i n- Nellung Mussolinis zur Kleinen Entente ,m allgemeinen und Südslawien im besonderen zu ändern, s Zweimal habe die französisch« Regierung den Duce gebeten oder ? bitten lasten, den Beweis zu erbringen, daß die italienische Re- - gierung der Einheit Südslawiens nicht feindlich gegenübersiehe, s Aber beide Male sei die Erfüllung dieses Wunsches abgeschlagen i worden. Die französische Regierung habe weiter darauf hin- s gewiesen, daß die Kleine Entente zu Sem englisch-französischen > Protokoll für dir Garantie der österreichischen Unabhängigkeit j herangezogen werben mäste. Italien habe darauf geantwortet, '» daß nur dir Nachbarstaaten Oesterreichs aufgefordert werden f würden, dieses Protokoll mit zu unterzeichnen. Unter diesen Um. k ständen würde di« Romreise Lavals in Bukarest. Belgrad und s Prag als Nachgeben Lavals aufgefaßt werden. Alle Freu-id- schaftsbezeugungen der französischen Regierung würden Sara» nichts ändern können. Man müsse sich auch frage», ob Mussolim nicht das enge Zusammenhalten der Kleinen Entente mit Fran» reich zerstören wolle. Denn dieser Mächtebund sei für die Achtung vor den Verträgen, während die italienisch-ungarisch-österreichisch« Mächtegruppe kür die Revision, d. h. für einen Lergeltungskrieg i«i. Wenn man ihnen daher auch nur eine moralische Genugtuung gebe, f» «erd« man ihre Tätigkeit S»d»rch fördern.