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„LchWarzrvSlder Tageszeitung"
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Aus meine weitere Frage, ob die Regierung bald beabsichtige, die allgemeine Wehrpflicht der Vorkriegszeit wieder einzuführen, erwiderte der Minister, nachdem er sich die Antwort genau überlegt hatte: „Zunächst ein Wort über unsere Reichswehr mit ihrer langen Dienstzeit. Sie werden mich nicht für unbescheiden halten, wenn ich behaupte, datz wir wirklich stolz sein können aus das Verteidigungsinstrument, das sich aus unserem kleinen Berufsheer entwickelt hat. Indem ich mich für die allgemeine Wehrpflicht ausspreche, wünsche ich keineswegs etwas gegen die Leitung oes bisherigen Berufsheeres zu sagen. Im Gegenteil. Wenn Deutschland auch nur an Eroberungen oder sogar an Krieg dächte, so erkläre ich als Fachmann Ihnen offen, datz eine Armee, die sich aus Berufssoldaten mit langjähriger Dienstoerpflichtung zusammensetzt, für diese Zwecke bester ist als «in Heer von kurz dienenden Militärpflichtigen. Auf technischem Gebiet schreitet die Entwicklung so rasch in diesem Maschinenzeitalter fort, datz eine kleinere Anzahl von Männern, di« jedoch durch viele Jahre hindurch ausgebildet worden sind, bester ist als eine große Maste von nur kurz Ausgebildeten."
„Unsere deutsche Auffassung über das Militär ift jedoch eine ganz ander«. Wir sehen in ihm nicht ein Instrument des Angriffes und der Eroberung, sondern eine hohe Schule zur Bildung des Charakters. Alles jenes, wofür sich der Nationalsozialismus einsetzt — der Geist der Einigkeit, des Gehorsams, der Disziplin, des Zusammenwirkens, der Kameradschaft, alles dies ist und war stets ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Wehrmacht. Wir wünschen, datz jeder diensttaugliche Deutsche diese Schule für die Entwicklung des Charakters durchmache."
„Wie stehr es aber mit der SA., der SS. und dem Arbeitsdienst?" fragte ich. „Sollen diese nicht Schulen zur Bildung des Charakters sein?"
„Das sind sie zweifellos", antwortete der Minister lebhaft. „Diese drei Organisationen der nationalsozialistischen Bewegung werden natürlich das hauptsächliche Reservoir bilden, aus welchem die Wehrmacht sich ergänzen kann. Jede dieser Organisationen hat ihre spezielle Funktion, die außerhalb der des Waffenträgers liegt. Sie werden unsere Arbeit insofern erleichtern, als ihre Angehörigen bereits gewohnt sein werden. Gehorsam, Disziplin, Ordnung und Kameradschaft zu pflegen. Soldaten aber sind sie erst dann, wenn sie im Heer ausgebildet sind Der Dienst in der Wehrmacht des Volkes wird alle Unterschiede aus- gleichen. die heute zwischen diesen Organisatione» bestehen."
Zum Schluß drückte ich dem Minister meinen Glückwunsch zu seiner Wiedergenesung aus. Der Minister entgegnete: „Vielen Dank. Wie Sie sehen, bin ich wieder gänzlich hergestellt. Als jedoch während meiner Krankheit unser Führer mich zweimal besuchte, wurde ich natürlich totgesagt von jenen Herrschaften, die immer einen sechsten Sinn zu haben scheinen. Mane meinten, mein Ende sei kurz bevorstehend, was schon dadurch bewiesen sei. datz Adolf Hitler mir eine Art Abschiedsbesuch gemacht habe. Manche wieder wußten genau, daß ich demnächst demissionieren werde und daß die Besuche des Reichskanzlers Sen Zweck hatten, mit mir die Modalitäten zu vereinbaren. Wie Sie jedoch seheu, bi» ich wieder wre üblich an meinem Arbeitstisch."
Nksörrrrmio der AMmmmigbrrech- lloten ins Eaargebiet
Berlin, 26 Dez. Für die Volksabstimmung im Saargeüiet kommen rund 48 500 Abstimmungsberechtigte aus dem Reichsgebiet in Betracht. Die Beförderung dieser Abstimmungsberechtigten zum Saargebiet und zurück erfolgt aus Kosten des Bundes der Saarvereine, der die ganze Organisation der Hin- und Rückbeförderung übernommen hat. Für den einzelnen Abstimmungsberechtigten ist die Beförderung unentgeltlich.
Die Beförderung geschieht aus der Hin- und Rückreise grundsätzlich mit Sonderzügen dritter Klage. Einzelreisen mit planmäßigen Zügen sind nur in ganz besonderen Ausnahmefällen zulässig. Die Rückreise dagegen kann beim Vorliegen ausreichender Gründe in größerem Umfange mit planmäßigen Zügen aus- gejühri werden. Die Entscheidung über etwaige Sonderwünsche der Reisenden über — nur rn dringenden Fällen mögliche — freizügige Reiien für die Hinfahrt und über die Benutzung der zweiten Wagenklaste liegt grundsätzlich beim Bund der Saarvereine als dem Veranstalter dieser Reisen. Ganz besonders wird daraus hingewieien, datz die Mitnahme van nichtabstimmungsberechtigten Angehörigen nicht möglich ist. Auch Kinder müssen in der Regel zu Hause gelassen werden. Sie werden, soweit andere Familienmitglieder nicht vorhanden sind, von der N2.- Lolkswohlsahrt für die Dauer der Abwesenheit Ser Eltern betreut werden Nur in ganz besonderen Fällen kann die Mitnahme von Kleinstkindern gestattet werden. Eine Entscheidung hierüber liegt ausschließlich bei den Organen des Lundes der Saarvereine. Zur Bewältigung oes Abstimmungsverkehrs aus dem Reich sind 57 So n Verzüge aus allen Gegenden Deutschlands vorgesehen. Die Sonderzüge aus mittleren und weiten Entfernungen sollen am Freitag oder Samstag vor der Abstimmung im Saargebiet emtrefsen und am Montag, teilweise auch erst am Dienstag, das Saargebiet wieder verlassen. Die Züge aus der Nahzone werden dagegen erst am Sonntag ins Saargebiet fahren und am gleichen Tag abends wieder zu- rückgefühn werden. Bei der Besetzung der Züge wird durch eine straffe Organiiation dafür Sorge getragen, daß jeder Mitreisende einen bequemen Platz bekommt. Die Züge werden auch keine übermäßige Länge erhalten, damit die Gewähr für eine genügende Erwärmung auch der letzten Wagen des Zuges gegeben ist. Do die Sonderzüge aus betrieblichen Gründen keine Gepäckwagen mit sich führen können, ist die Mitnahme von großem Reisegepäck nicht möglich. Die Reisenden sind vielmehr auf du Mitnahme von Handgepäck angewiesen.
Jeder Sonderzug wird von einem vom Bund der Saarvereine ernannten Transportleiter begleitet: daneben wird für jeden Wagen ein Obmann bestellt. Weiter werden seitens der Reichsbahn den Sonderzügen besondere beamtete Begleiter mitgegeben werden, so datz jede Gewähr für e-iie reibungslose und zufriedenstellende Durchführung der Züge gegeben ist.
Zur Durchführung der Reifen werden besondere Fahrausweise, sogenannte Besörderungsscheme, ausgegeben. Sie gelten für die Gesamtstrecke, die der Reisende zurllckzulegen hat. Es ist also auch eine etwaige Ansahrtsstrecke zum Sonderzug und die Abfahrtsstrecke im Saargebiet vom Sonderzug zum Bestimmungsbahnhof sowie die gesamte Rückfahrt einschließlich etwaiger Schnellzugszuichlagskosten usw eingeschlossen.
Die Saarbahnen haben die Anwendung des vorhin brzrich- «eten Reförderungsscheines für ihr« Bahnen abgelehnt: Schwer
kranke oder Schwerbeschädigte, die mit Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand fahrplanmäßige Züge benützen können, müssen daher für die (nn allgemeinen nur sehr kurzen) Eisenbahnstrecken innerhalb des Saargcbietes Fahrkarten nachlösen. Das saarländische Zugbegleitpersonal ist verpflichtet, bei der Nachlösung auch deutsches Geld anzunehmen.
Anträge auf Ausstellung Ser Beförderungsscheine sind von Sen Obmännern und Ortsgruppenleitern des Bundes der Saarvereine im Benehmen mit dem Abstimmungsberechtigten auszurül- len und dem Transportleiter der einzelnen Züge einzureichen. Di« ausgestellten Beförderungsscheine werden sodann durch die Obmännel den Abstimmungsberechtigten rechtzeitig zugestellt.
Die Entscheidung darüber, in welcher Weise die Reise von den einzelnen Abstimmungsberechtigten auszuführen ist, liegt ausschließlich bei den Organen des Bundes der Saarvereine. Es hat daher keinen Zweck und bringt nur unnötig Schriftwechsel und Verzögerungen mit sich, wenn sich die Abstimmungsberechtigten wegen des Fahrausweises usw. an andere Stellen, z. B. die Reichsbahn, wenden.
Miiikllung des EaarbkmMWiigikv des Reichskanzlers!
Neustadt a. d. Hardt. 24 Dez. Eine Reihe von Industriellen und sonstigen Unternehmern haben in anerkennenswerte Weise in letzter Zeit Anfragen an mich gerichtet, die sich mit einer Absicht namhafter Unterstützungen des Kampfes an der Saar befassen.
Ich bringe auf diesem Wege den beteiligten Kreisen Dank und Anerkennung zum Ausdruck. Die in Frage kommenden Beträge werden den, Konto „Saar-Hilfswerk bei der Vezirkssparkasse Neustadt-Hardt" zugeführt.
Die Mittel dienen ausschließlich zur Besserung der sozialen Lage für solche Familien, die in den Jahren der Abtrennung in bittere Not kamen (Beseitigung von Elendswohnungen. Beschaffung von Arbeitsplätzen usw.).
gez. Bürckel,
Saarbevollmächtigter des Reichskanzlers.
Stiftung für Ssser der Arbeit
Berlin, 26. Dez. Am vergangenen Donnerstag trat im Reichs- ministerium für Volksaufklärung und Propaganda der Ehren- aus schuß der „Stiftung für Opfer der Arbeit" zur Beschlußfassung über die vor Weinhachten zu bewilligenden Unterstützungen zusammen. Aus dem Bericht des ehrenamtlichen Geschäftsführers ist zu entnehmen, daß der Eingang der Gesuche mit unverminderte Stärke anhält und der Geschäftsumfang der Stiftung immer noch zunimmt. Es gehen je Arbeitstag durchschnittlich über 40 Gesuche ein. Der Betrag der bisher ein- gegangenen Spenden hat di« Summe von jast 8 Millio - neu RM erreicht. Dabei ist mit besonderer Befriedigung und Anerkennung der fortlaufenden Spenden der Beamten. Angestellten und Arbeiter der Reichsbahn und der Post zu gedenken, sw durch freiwillige Gehaltsabzüge seit Beginn dieses Jahres einen Betrag von mehr als 200 000 RM. der Stiftung überwiesen haben
Es wurde über rund 2000 Gesuche Beschluß gefaßt, die auf virund der abgeschlossenen örtlichen Feststellungen zur Entscheidung fertig waren. Von diesen wurden über 1200 mit einer Unterstützung bedacht. Die bewilligte Unterstützungssumme beläuft sich auf 3)9 728 RM. Es entfällt also auf den Einzelfall durchschnittliche eine Bewilligung von 265 RM.
Insgesamt ist bisher von der Stiftung seit ihrem durch den Gründungsruf des Führers vom 1. Mai !933 erfolgten Bestehen ein« Unterstlltzungssumme von 1 840 000 RM. zur Bewilligung gelangt. Die monatlichen Unterstützungsbeträge belaufen sich auf rund 80 000 RM. Aus den Hunderten der eingehenden Dankschreiben ergib: sich, daß viele Not unter den Hinterbliebenen tödlich verunglückter Arbeiter und sonstiger Berufstätiger auf diese Weise gelindert worden ist.
Grotzfeuer m Wurwertal
WNppermt, 26. Dez. In den Gummiwerken von Vorwerk u Sohn in Wuppertal-Barmen brach am Heiligen Abend ein Großfeuer aus. Beim Eintreffen der Wehren stand bereits der gesamte Vorrat an Gummi und anderen Rohmaterialien in Hellen Flammen. Infolge der großen Hitze zersprangen die Elasfenster der Hofüberdachung und Vas Feuer griff auf das anschließende mehrstöckige Lager- und Versuchsgebäuüe über, das den Flammen zum Opfer fiel, während der siebenstöckige Fabrikneubau gerettet werden konnte. Der Sachschaden ist sehr bedeutend. Wie wir von maßgebender Stelle hören, wird der Brandschaden aus etwa 2,5 bis 3 Millionen RM. geschätzt, soll aber Lurch Versicherung gedeckt sein. Der Betrieb wird nach einigen Umstellua gen seinen Fortgang nehmen können.
Der Welhnacklsiag — Arbeitslast in Mexiko
Mexiko-Stadt, 26. Dez Am Weihnachtsheiligabend erfolgte die überraschende Mitteilung des mexikanischen Agrarministers, nach der der erste Weihnachtstag als Arbeitstag bestimmt wird. Späterhin ist diese Anordnung des Agrarministers auf sämtlich« Staatsbeamten ausgedehnt worden, sie also am 25. Dezember wie au einem Wochentag zu arbeiten hatten, obwohl nach dem Arbeitsqesetz der erste Wechnachtstag als Feiertag bestimmt ist.
Neuer Tchnellirckeiimeiirekord für Lan'islllszeuye
Paris, 26 Dez. Der bekannte französische Flieger Delmotte hat am ersten Weihnachtsfeiertag in Jstres bei Marseille den Weltrekord im Schnelligkeitsslug für Landslugzeuge verbessert und eine Geschu rdigkeit von 504,672 Kilometer erreicht Der bisherige Weltr. -rd betrug 490 Kilometer und wurde von dem inzwischen tödlich verunglückten Amerikaner Weddel gehalten. Delmotte steuerte .inen Caudrorr-Renault-Apparat mit 380 PS - Motor.
37 Tote bei einer Bandenschlacht
London, 26. Dez. Nach einer Reutermeldung aus Manila hat sich auf der Philippineninsel Mindanao ein blutiges Gefecht mit räuberischen Banden abgespielt, das 37 Todesopfer forderte. Die Insel wurde von kanalisierten Banden räuberischer Eingeborenen überfallen, die ihre Schlupfwinkel in den Bergen verlassen hatten. Bei dem Ueberfall wurden 21 Philippinos getötet, bevor die Polizei eingriff und die Räuber zum Rückzug zwang. Sie wurden schließlich in die Flucht geschlagen und hinterließen ihrerseits 16 Tote.
Französische Staaisreformvliine
Paris, 26. Dez. Ministerpräsident Flandrn wird in seiner, Rede, die er am 12. Januar aus einer Lezirkstagung der Demokratischen Alliance zu halten gedenkt, das Arbeitsprogramm des Parlaments für die ordentliche Seision von 1935 behandeln. A» der Spitze dieses Programms steht die stark umstrittene Staars- reform, die zum Rücktritt des Kabinetts Doumergue geführt hatte. Mehr als einmal schon hat Flandin eine solche Reform als notwendig bezeichnet. Jedoch glaubt er, sie ohne die Einberufung der Nationalversammlung nach Versailles verwirklichen zu können.
„Krieg wollen wir führen in Feindesland-
Moskau. 26. Dez. Der am ersten Weihnachtstag in Chabarowsk zusammengetretene Sowjetkongreß des fernöstlichen Gebietes sandte an Stalin ern Degrüßungstelegramm, in dem u. a. betont wird, datz der Schutz der fernöstlichen Grenzen in den Händen Blüchers und seiner Roten Armee liege. Wenn der Feind versuchen sollte, sowjetrussische Städte zu besetzen, so würde er seinen Untergang an den Grenzen der Sowjetunion finden. „Wenn wir gezwungen werden. Kireg zu führen, so werden wir ihn in Feindesland tragen. Wir wissen genau, daß unser Pulver trocken sein muß." Mit diesen Worten schließt das Telegramm-
18 Tote bei einem Eisenbahnunglück in Canada
Mntreal, 26. Dez Am Dienstag in den späten Abendstunde» fuhr der Expreßzug Detroit—Morrteral infolge schadhafter Welche auf einen Ausflüglerzug auf, welcher auf einem Nebengleis das Passieren des Expreßzuges abwartete. Die drei letzten Wagen des Ausflüglerzuges wurden zertrümmert, wobei 18 Ausflügler getötet und 30 mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Die Insassen des Expreßzuges kamen mit dem Schrecke» davon.
Alls ktodl md Land
Altensteig, den 27. Dezember 1934.
Di« Weihnachtsfeiertage wurden in Altensteig am Heiligen Abend durch das prachtvolle historische Fackeln eingeleitet, das diesmal besonders schön war, da Hitlerjugend und Jungvolk geschlossen ausgeboten waren und die gleichmäßige Verteilung der Fackler ein überwältigendes Bild bot. Mächtig schlugen wieder die Höhenseuer zum nächtlichen Himmel empor und Weihnachtslieder, von unserer Stadtkapelle gespielt, vollendeten den weihnachtlichen Zauber, der jung und alt in seinen Bann schlug. Am Weihnachtsfest war ein reger Kirchgang zu verzeichnen. In der Stadtkirche verschönte der Musikverein mit zwei Darbietungen den Gottesdienst in besonderer Weise. Das Wetter war über den ganzen Festtag recht unfreundlich und so wurde dieser allenthalben im Kreise der Familie gefeiert. Der gestrige zweite Feiertag brachte dagegen mittags freundlichen Sonnenschein und lockte viele Spaziergänger ins Freie. Abends war im „Grünen Baum"-Saal eine besonders von der Jugend außerordentlich zahlreich besuchte Weihnachtsfeier des Turnvereins mit einem sehr inhaltsreichen und wechseloollen Programm. Die diesjährige Weihnacht bekam für viele notleidende Volksgenossen dadurch einen besonderen Glanz, als das Winterhilfswerk dank der großen Gebefreudigkeit Vieler in reichem Maße spenden konnte. Da wo Not zu erkennen war, brauchte im deutschen Vaterland wahrhaft niemand zu hungern oder zu frieren und so wurde ein Weihnachten gefeiert, bei dem die Nächstenliebe in recht erfreulicher Weise zum Ausdruck kam. Nicht nur die Beschenkten wurden dadurch beglückt, sondern auch diejenigen, die schenkten, denn sie durften erfahren, daß Geben seliger denn Nehmen ist.
Weihnachtsfeier des Turnvereins. Ter freundlich geschmückte Saal des „Grünen Baum" war gestern abend beengend gefüllt. Besonders herrschte die Jugend vor, welcher der Abend eine willkommene Weihnachtsabwechslung bot. Ein fast überreiches Programm wartete auf die Besucher, die bis über Mitternacht aushielten, bis das Programm abgewickelt war. Ein Klaviersolo, gespielt von unserem Klavierkünstler Kurt Maier, leitete den Abend ein. Dann wurde alsbald das Kernstück des Abends» „V erdu n", ein Heldenstück von der deutschen Front im großen Krieg gespielt und zwar so naturgetreu, daß unsere Frontsoldaten überrascht waren und an all' das erinnert wurden, was sie einst draußen im Schützengraben und aw der Front erlebten. Ein weiteres Klaviersolo beschloß den- ersten Teil. Der zweite Teil wies Reigen, Gymnastik und turnerische Hebungen von Turnerinnen und Turnern auf, die ganz hervorragendes leisteten und reichen Beifall fanden. Es trat gestern abend wieder so recht in Erscheinung, wie das Turnen den Körper geschmeidig und gelenkig macht. Es waren geradezu oft Kunststücke, die geboten wurden und man glaubte sich bei einigen Stücken in einen Zirkus versetzt. Auch für die nötige Heiterkeit wurde gesorgt, besonders durch die „Küchendragoner", die die Turnerinnen in vollendeter Weise darstellten. Ein Musikstück für Klavier und Violine wurde zwischenhinein dargeboten und ein flott gespieltes Klaviersolo beschloß in allzuspäter Stunde die abwechslungsreiche und wohlgelungene Veranstaltung, an dessen Schluß Vorstand Schittler allen M-itwirkenden den wohlverdienten Dank spendete.
„Grünen Baum" - Lichtspiele. Jubelnd werden die Waggons gestürmt! Die Flüchtlinge sind leichtfüßig, jung und übermütig — alles Schwere ist wie weggeblasen aus den Herzen und Hirnen — es geht ja heim! — Aber der Führer darf sich nicht entspannen. Er muß weiter denken und schrill gellt sein Kommando: Letzten Wagen räumen, die Russen kommen! Neue Angst jagt alle nach vorn! Soll jetzt — im letzten Augenblick — alles umsonst gewesen sein? 4000 Kilometer, Not, Hunger, Durst, Tod — alles umsonst? So hart, so grausam kann das Schicksal nicht sein! Die ersten Kugeln pfeifen, die Maschine kommt auf Touren, Handgranaten schlagen in den letzten Wagen, er fängt Feuer, springt aus den Schienen, die Maschine wird es nicht aushalten, sie müssen es aufgeben . . . Der blonde Offizier hängt zwischen den fahrenden Wagen, löst mit kräftigen Armen die Kupplung und springt lachend strah-