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„Schwarzwälder Tageszeitung"
Nr. 29»
Auch die Nutz war ein Sinnbild der Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit, wie man ihr auch zauderhalte Bedeutung zu- kommen lictz. Dabei kommt auch das Haselholz in Betracht.
Halenüsse und Haselstäbe haben sich vielfach in germanischen Gräbern vorgesunden. Der Halestrauch war dem Gewitter- und Eerichtsgott Donar geweiht, weshalb einerseits der Haiestrauch als Blitzableiter in der Nähe der Wohnungen angepslanzt wurde, andernteils zur Einhegung der Ee- richtssrätten diente, die bei den alten Deutschen unter freiem Himmel lagen.
Hinsichtlich der zauberhaften Wirkung ist es von besonderer Bedeutung, datz aus Haselzweigen die Wünschelrute, die schon bei alten germanischen Volksstämmen als Wuns- iigerta vorkommr, geschnitten wurde. Wenn es viele Hcpel- nüsse gibt, dann geraten in diesem Jahre alt die Kinder gut. Wer am Sylvcsterabend beirj» Nüsseknaclen zuerst eine schwarze Nutz findet, mutz noch in demselben Jahre sterben. Haselholz und Hajelrinde sind auch für die Wunden heilsam. Und wer einen in der Walpurgisnacht geschnittenen Haselstecken trägt, stürzt in keinen Abgrund, noch begegnet ihm in der Munkelheit sonst ein Unfall.
Im dreitzigjährigen Krieg glaubten sich die Landsknechte hieb- und stichfest machen zu können, wenn sie schweigend eine Halenuh aushöhlten, in die Höhlung das auf dünnem Papier geschriebene Evangelium Johannis steckten, die Nutz dann heimlich unter die Altardecke brachten und unbemerkt eine Messe darüber lesen lietzen. Eine solche geweihte Nutz wurde an einer Schnur um den Hals getragen und schützte gegen alle Gefahr des Leibes und der Seele.
Das Aepfel- und Nüssewersen vor Weihnachten kommt auch schon bei den Germanen vor, und zwar bei den Festlichkeiten der von den Marsern, Brukterern und Cheruskern (in Westfalen und im Lippischen) verehrten Göttin Tanfana, die unter andern in Borgholzhausen ein Heiligtum hatte, wo ein Stadtteil noch heute Tanfane heißt. Der Glaube an den heiligen Nikolaus, der vor Weihnachten Aepfel und Nüsse spendet, deutet zurück auf Donar, dem man zur Wintersonnenwende, zum Julfest große Omer brachte und dafür Heil, Glück und Segen im kommenden Jahr erwartete. In manchen Gegenden Deutschlands beginnt das Aepfel- und Nüssewerfen schon zu Martini, was aber ein späterer nach Einführung des Christentums entstandener Brauch ist, indem der heilige Martin vielfach in Bezehung zu Donar und Wotan gebracht wurde.
Go Werrrsehrn
Skizze von Friedrich Frank
Winter war es. Ein Abend voll Schwermut und Einsamkeit. Schnee fiel in großen Flocken vom grauen Himmel.
Draußen vor dem Fjord lag die klein« Insel in Schneegestöber und Meeresbrausen eingehüllt. Klippen schützten das Fischerdorf gegen di« rastlos anstürmende Brandung. Auf der größten Klippe, umweht vom Gischt der dumpf brechenden Wogen, stand der Leuchtturm, ein starkes steinernes Bollwerk, und sandte seinen grellen Lichtschein übers Meer. Seevögel umflatterten den Turm, schaukelten aufgeregt im Licht.
Ein Mann kam vom Festland gerudert. Knirschend stieß das Boot an den Strand. Der Mann stieg aus und hielt Amschau. Lange und nachdenklich sah er das dürftige Dörfchen vor sich liegen. Es war, als ergriffe ihn eine innere Bewegung. Tann aber schüttelte er den Schnee von sich ab, zog den Südwester tief ins bärtige Gesicht und machte sich auf den Weg ins Dorf, um eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Langsam schritt er durch den tiefen Schnee von Haus zu Haus. Manchmal blieb er stehen und sah traurig in den Schimmer eines Hellen Fensters.
Der Mann ging suchend weiter. Endlich traf er eine Frau, hielt sie an und jagte: „Liebe Frau, ich friere und bin hungrig. Gib mir etwas zu essen und ein Lager für die Nacht." — „Komm mit!" forderte ihn die Frau auf. Schweigend gingen sie durch den Schnee. Die Frau trat in eine Kate und zündete Licht an. Zögernd verweilte der Mann an der Tür. Da hielt sie ihm das Licht ins Gesicht und — erkannte ihn. „Sven!" sagte sie traurig. Sie war nicht erschrocken, kaum bestürzt.
„Ingrid", erwiderte er verwundert, „ist das Dein Haus?"
„Ja, hier wohne ich jetzt", nickte sie. „Es ist das Haus meines Mannes." Sie sah ihn nicht an, als sie ihm, verlegen und unbeholfen etwas zu essen und zu trinken hinstellte. „Laß es Dir gut schmecken", sagte sie sanft. „Ich mutz jetzt mein Kind nehmen " Sie hob das Kind aus der Wiege und trug es leise summend hin und her. Minutenlang sah Sven sie dabei an. Dann begann er zu essen, langsam und mechanisch, als wüßte er nicht, was er tat.
„Wo ist Dein Mann?" fragte er schließlich.
„Auf dem Leuchtturm", antwortete sie.
„Was macht er da?"
„Er ist der Leuchtturmwärter. Er bedient das Licht.'
„Warum hast Du ihn geheiratet?" fragte er.
Ingrids Blicke schienen in die Fern« zu wandern. „Tag für Tag", erzählte sie leise, „stand ich auf den Klippen und hielt die Hand über die Augen und spähte nach den Schiffen. Der Wind riß an meinen Haaren und an meinem Kleide. And abends ging ich in den Leuchtturm hinauf. Nacht für Nacht war ich dort oben, stand neben dem großen, drehenden Licht und starrte in die Nacht. Viele Schiffe kamen und gingen, tag und nachts, aber Dein Schiff war nie dabei." Ingrid stockte, ihre Stimme wurde noch leiser. „Ich habe lange auf Dich gewartet, Sven. Ich saß dort oben mit dem Leuchtturmwärter. And Olaf — so heißt mein Mann — war immer gut und lieb. Ich besuchte 'hn jeden Abend."
„Es sind viele Jahre vergangen", sagte Sven und stand plötzlich wieder auf.
„Ja, Sven, viele Jahre", seufzte sie und sah verloren lächelnd ihr Kind an. Er folgte ihrem Blick und betrachtete das Kind. Sein« Züge wurden weich und freundlich. „Warte, ich habe etwas für Dich", sagte er, als spräche e* zum Kinde. Er holte sine bunt schillernde Vogelfeder hervor und hielt sie dem Kleinen hin. Seine Hand zitterte leicht. Glücklich lachend griff das Kind nach dem bunten Ding. „Von einem Kolibri", sagte Sven belehrend. „Aus GuglLLiLlL....
k „Guatemala!" wiederholte Ingrid ehrfürchtig. „Das ! ! klingt wie «in Gedicht."
« „Ja, wir strandeten dort in der Gegend. Ein Balken i » fuhr mir dabei gegen den Kopf. Es war ein schlimmer ! ! Schlag. Ich bin lange Zeit krank gewesen, fremd mir selbst s j und allen Menschen Es war auf einer einsamen Insel." s f Er schwieg und wischte sich den Schweiß von der Stirn, l s »Ich gehe jetzt, Ingrid. Ich möchte nicht bei Dir übernach- s s ten." Er gab ihr die Hand. „Lebwohl!" j
s „Lebwohl!" hauchte sie.
Sven ging wieder durch die weiße Nacht. Schneeschauer ! wehten. Sven schritt durch das Dorf und wunderte sich, daß s zu so später Stunde noch viele Fenster erhellt waren. ! Früher, so schien es ihm. ging man mit dem Licht spar- , samer um. Heute aber... manchmal war es ihm, als stünde ! > eine große herrlich flammende Lichterwand hinter dem ver- i
i hangenen Fenster. Sven rieb sich verwundert die Augen, :
j dann wandte er sich ab und ging zum Meere. i
j Plötzlich stand er vor dem Leuchtturm. Der Lichtschein j i schweifte gespenstisch Uber Schnee und Wasser. Die Schnee- l s flocken waren einzeln sichtbar, wie sie im Schimmer nieder- f j wehten und wunderliche Tänze vollsührten. j
§ Sven ballte die Fäuste, als wollte er jemanden dort l t obe- drohen. Dann trat er in den Turm, den er noch von j f früher kannte, und stieg geräuschlos die Leiter hinauf s j Durch eine Luke kam er in den Lampenraum. Eben drehte f r sich das Licht und schleuderte ihm die gleißende Glut ins ^
! Gesicht. Geblendet taumelte er zurück. !
^ „Ist jemand da?" fragte Olaf. »
Das Licht wandte sich wieder ab. Sven trat vor und ! sagte: „Ich bin es, Sven. Kennst Du mich noch?" ?
. „Willkommen daheim!" rief Olaf freundlich. „Kommst r ! gerade zu Heiligabend." >
i Sven fühlte, wie seine verkrampften Finger sich lösten.
' „Heiligabend?" fragte er schwach. ;
„So ist es", erwiderte Olaf. „Ich habe zu Hause ein s kleines Weihnachtsbäumchen. Aber ich kann es heute abend s noch nicht anzünden. Nachts ist Dienst." s
„Weißt Du", sagte Sven nach einer großen Pause, „ich verstehe mich auch auf die Bedienung der Lampe. Ich Hab« das früher schon einmal gemacht. Geh' Du nach Hause, zünde Deinen Baum an und feiere Weihnachten mit Frau und Kind. Ich vertrete Dich."
„Glaubst Du, daß es geht?" fragte Olaf freudig. „Willst Du das wirklich für mich tun?"
„Geh' nur", bat Sven, „und — grüß mir Dein Weib!"
Olaf dankte und verschwand im Dunkel der Luke. Sven - aber hütete das Feuer di« ganze, endlos lange Heilige - Nacht. Und dachte dabei an all die vielen verhangenen Fenster mit ihrem Lichterschein in dieser Nacht... :
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Sie leihen Meister der Etivv-Kerze
Altes deutsches Handwerk ?
Von R. Herminghausen k
Stipp-Kerz-e-gibt es das denn noch? Liegen die !
Zeiten denn nicht weit zurück, wo man anstelle der Stearin- t Kerzen aus der Gießmaschine handgezogene Stipp-Kerzen ! zu Hochzeiten, Beerdigungen oder sonstigen feierlichen An- ! lassen benutzte?
Es klingt allerdings wie ein Märchen — doch es gibt noch ein paar von den alten Stipp-Kerzen-Meistern, wenn sie ihrer Zahl nach auch nur einige wenige sind.
Sieben Millionen Kerzen verbraucht jährlich das deutsche Volk, und daß da die handgezogene Stipp-Kerze nicht mit der Gießmaschine konkurrieren kann, liegt auf der Hand. Ihre Stärke liegt hingegen in der einzigartigen Qualität.
„Stellen Sie Ihre Stipp-Kerzen wirklich immer noch wie früher aus reinem Bienenwachs her?" fragen wir den alten Meister, den wir in seiner Werkstatt aufsuchen, damit er uns einmal zeigt, wie es um ein altes deutsches Handwerk steht, das in Vergessenheit geraten und durch die Maschine in den Hintergrund gedrängt worden ist.
„Gewiß", antwortet er, „meine braunen Kerzen, die ich an kunstgewerbliche Unternehmungen, Drogerien usw. absetze, sind alle aus echtem Bienenwachs verfertigt. Das ist heute noch genau so wie damals lange vor dem Weltkrieg."
Wir schauen „Vater Ferdinand", wie er von den Bauern in der Umgebung genannt wird, bei der Arbeit zu. Er hat sich seine Werkstätte in einem kleinen steinernen Häuschen errichtet, das gleich neben der Scheune steht. Frau und Söhne bestellen inzwischen das Feld, wenn der alte Meister seiner schönen Kunst nachgeht.
Der Alte sitzt auf seinem Hocker vor dem Tiegel, in dem das weiße Wachs bis auf 80 Grad erhitzt wird. Dann bräunt es sich schön. Nun taucht er seine mit ganz feinen Bleikugeln beschwerten Dochte in den Schmelztiegel, und die Stipp-Kerze beginnt zu werden.
„Der Name stammt also von Stippen?" fragen wir den alten Meister.
„Za", sagt er, „wie Sie sehen, hängen die Dochte in einem Kranzgestell, das über eine Rolle an der Zimmerdecke auf- und niederzuziehen ist. Wir nennen es immer unseren .Kronleuchter'. Beim ersten Mal bildet sich am Vaumwolldocht eine ganz dünne Wachsschicht. Dann lasse ich abkühlen und stippe ein zweites Mal. Nun wird wieder gekühlt, dann wieder gestippt, und das Ganze so oft wiederholt, bis die Kerze die beabsichtigte Dicke hat."
Wir nehmen ein Dutzend dieser wunderschönen braunen handgezogenen Kerzen zur Hand. Sie riechen gut und j sehen hübscher aus als die aalglatten Stearinkerzen aus s der Maschine. Altes deutsches Handwerk . . .
§r?rK:
Buntes Allerlei j
Als der Weihnachtsmann verboten war ...
Es gab einmal eine böse Zeit für Knecht Ruprecht, de, er sich nur ungern erinnert. Im Jahre 1682 erließ Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg eine Verordnung, derzu- folge das Auftreten des Weihnachtsmannes für das ganze i Land Mecklenburg strengstens verboten wurde. Der Urtext dieser Verordnung lautete folgendermaßen: „Demnach nunmehro die Adventszeit und das darauf folgende Heilige Christ Fest herber, kombt, da dem gemeinen Brauch nach allerlei vermummte Personen unter dem Namen des Christkindlein, des Sancti Nicolai und anderer auf den Gaffen umbherlauffen, in die Häuser entweder willig eingeruffen werden oder sich auch in dieselben hineindrängen, dergestalt, daß den Kindern eingebildet wird, als were es das wahre Christkindlein, welches sie anzubeten angemahnet werden, Nicolaus und Martinus auch als Jnteressores bey demselben die Kinder zu vertreten sich annehmen, auch sonst andere nichtige, unchristliche, mutwillige Dinge in Worten und Werken vernehmen und treiben, in der Tat aber die Sache mutatis nominibus et personis in stockfinsterem Heidentum den Ursprung hat, so haben Wir in Erwegung solcher Umstände nach reiflicher Ueberlegung dahin geschlossen, daß solche representatio scandalosa mit allen ärgerlichen Ceremonien in Unseren Herzogthllmern und Landen bei Unserer willkürlichen ernsten Strafe gäntzlich abgethan * und durchaus bei Adel und Unadel verboten seyn soll." —
Wie lange dem Weihnachtsmann in den beiden Herzogtümern Mecklenburg das Sammeln und Spenden in der Advents- und Weihnachtszeit verboten blieb, vermeldet ! keine Chronik. Die Nachwelt weiß auch nicht, wie oft in aller Stille dem gestrengen herzoglichen Verbot zum Trotz ^ dennoch solche „representatio scandalosa" in entlegenen ! Dörfern unter Duldung einer weihnachtsfrohen Eutsherr- schaft vor sich gegangen sein mag.
Auf der Weihnachtsinsel
Irgendwo verloren in der westlichen Südsee liegt die kl-eine Weihnachtsinsel, von etwa vierzig Weißen bewohnt.
Diese sind entweder Angestellte einer englischen Guano- ^ gefellschaft oder selbständige kleine Pflanzer. Jahraus, jahrein trägt sich auf der Insel nichts Besonderes zu, so i daß ein Todesfall oder gar eine Geburt auf Wochen hin das Gesprächsthema bilden mutz. Das große Ereignis des I Jahres ist aber das Weihnachtsfest. Hierzu lädt der „Gouverneur" der Insel, der zugleich Polizeichef, einziger Schutzmann, Hafenmeister, Postmeister und Friedensrichter ist, sämtliche Bewohner des Eilandes ein. Smoking und Abendkleider, die im ganzen Jahr nur bei dieser Gelegenheit getragen werden, verleihen der Feier auf der weltverlorenen Insel den erwünschten gesellschaftlichen Anstrich. Nicht ein einziger Weihnachtsinsulaner bleibt dann zu Hause. Im vergangenen Jahre freilich wurde eine Ausnahme gemacht. Aus irgend einem Grunde hatte ein Insulaner die Einladung des „Gouverneurs" einen Tag später empfangen als die anderen Bewohner. Er fühlte sich dadurch tief gekränkt und schrieb an das Jnseloberhaupt:
„Ich bedaure es aufs tiefste, daß ich Ihrer freundlichen Einladung, die mich leider erst vierzehn Tage vor dem Fest erreichte, nicht Folge leisten kann. Da ich schon in der vergangenen Woche die Einladung zu einer anderen Feier erhielt, muß ich leider Ihrem Fest fernbleiben." Die konventionelle Lüge war recht schlecht gewählt. — Eine Zeitlang hat es auf dieser Insel so etwas wie einen König gegeben. Das war ein Mann, dem man in der ganzen Südsee diesen seltsamen Titel ohne weiteres zugestand. Der Beherrscher der rund sechshundert Quadratkilometer großen Insel und ihrer eingeborenen Bevölkerung hatte vor vierzig Jahren, des Wohllebens als Sohn reicher Eltern satt, seine französische Heimat verlassen und sich auf dem Eiland angesiedelt. Er wollte nur seinem neugewählten Beruf als Missionar nachgehen, doch dann sah er, daß er sein ansehn- liches Vermögen auf einer Insel segenbringend anlegen s
konnte, und er verwandelte sein kleines Reich in eine ein- !
zige Kokospalmenpflanzung. Die englische Regierung ver- L pachtete ihm das gesamte Land auf Lebenszeit und mischte sich niemals in die inneren Angelegenheiten der Weihnachtsinsel. So konnte Pater Emanuek — wie der „König" sich nennen ließ — auf der Insel sein eigenes Recht etn- sühren. Dieser eigenartige Herrscher hat erst vor wenigen Jahren das Zeitliche gesegnet. i
Ist Jesus am 24. Dezember geboren?
ep. — Wenn es Weihnachten zugeht, bewegt manchen dt»
Frage, ob denn der Geburtstag Jesu am 24. Dezember auch ganz gewiß feststehe. Auf diese Frage gibt Pastor D. Schneller im „Voten aus Zion" eine klare Antwort. Er schreibt, um es gleich vorweg zu nehmen: Wann Jesus geboren ist, das ist ganz und gar nicht gewiß. Die Weihnacht ist nur deshalb aus den 24. Dezember gelegt worden, weil da die Wintersonnenwende ist.
Wohl bei den meisten Völkern wurde diese festlich gefeiert, weil nach den kürzesten Tagen endlich das Licht wieder zunahm So feierte man auch in dem noch heidnischen Rom mit allerhand Mumenschanz am 24. Dezember das Fest der Saturnalien. Als das Volk in Rom mehr und mehr christlich wurde, wurde aus den Saturnalien langsam das Weihnachtsfest. Damit war das Volk zufrieden, und die Kirche war es auch. Aber gibt es denn nicht im Weihnachtsevangelium selbst einen Hinweis daraus, in welcher Jahreszeit der wirkliche Geburtstag Jesu gewesen ist?
Nein. Nur die Tatsache, daß die Hirten nachts aus dem Felde waren, läßt auf den Sommer schließen, denn in den kalten Winternachten tun sie das nicht. Auch datz die Weisen aus dem Morgenland nicht bei Tag, sondern bei Nacht von Jerusalem nach Bethlehem wandelten, deutet auf die Sommerszeit. Denn im Sommer reisen die Morgenländer gerne bei Nacht, um der Gluthitze des Tages zu entgehen. Nun betont aber der griechische Urtext ausdrücklich, datz sich Herodes bei den Weisen aufs genaueste erkundigt hat, wann der Stern zum ersten Mal erschienen sei. „Vor zwei Jahren", erwiderten sie. War es aber gena» vor zwei Jahren, so war auch nach ihrem Zeugnis Jesus im Sommer geboren. Aus alledem geht hervor, daß man den wirklichen Geburtstag Jesu nicht kennt. Aber es hat doch seine«
Sinn, daß wir das Fest seiner Geburt in der Zeit feiern, w« nach den dunkelsten Tagen das Licht wieder zunimmt. !