Gin Zuwachs der französischen Marine.

(W.T.B.) Brest, 21. Okt. (Nicht amtlich.) Der PanzerFlandre", ein Schiff von 25000 Tonnen, ist gestern vom Stapel gelaufen.

Die Kunstschütze in..Brügge unbeschädigt.

(W.T.B.) Brüssel, 20. Okt. Da Brügge, ebenso wie Gent, ohne Kampf von den Deutschen genommen wurde, so haben die Gebäude und Kunstsammlungen Brügges keinerlei Schaden erlitten. Aus den Kirchen und Museen wurden alle Bilder der primitiven Mei­ster und andere bewegliche Kunstwerke ersten Ranges schon im September verborgen, als ein Bombarde­ment befürchtet wurde. Aus der Frauenkirche ist auch Michelangelos Muttergottes entfernt worden, während die Gräber Karls des Kühnen und seiner Tochter in der Kirche verblieben. Aus dem Johannes­spital wurden sämtliche Bilder entfernt. Die ver­borgenen Kunstschätze befinden sich in der Stadt, nicht in England.

London rüstet sich.

(S.C.B.) Berlin. Aus verschiedenen Mittei­lungen geht hervor, daß London zur Zeit stark befe­stigt wird.

DasMillionenheer" der Engländer.

Berlin, 22. Okt. DieDeutsche Tagesztg." mel­det aus Rotterdam.' Die in Rotterdam eingetroffenen Deutschen, denen die Behörden die Rückreise in ihr Vaterland gestattet haben, lachen über die Großspre­chereien der Londoner Blätter wegen der Armee Lord Kitcheners. Sie erklärten, daß sie Gelegenheit hatten, Hunderte der neu angeworbenen Rekruten zu sehen. Es waren dies fast durchweg unterernährte, schwache Bürschchen zwischen 17 und 20 Jahren, vorwiegend stellenlose Kaufleute, die sich hatten anwerben lassen, weil sie der Hunger plagte. Trotzdem eine Anzahl von Kompagnien schon seit Wochen zusammengestellt war und täglich exerziert hatte, haben die Soldaten noch keine militärische Ausrüstung, höchstens, daß der eine eine militärische llniformhose und der andere einen Uniformrock, ein dritter wieder eine Uniform­mütze trug. Dabei tragen von jeder Kompagnie nur ein paar Leute Gewehre, was sich daraus erklärt, daß Großbritannien keine nennenswerte Militärgewehr­industrie besitzt. Dieser Mangel macht sich am em­pfindlichsten bemerkbar.

Das Gespenst der Engländer.

(S.C.B.) Nach demBerliner Lokalanzeiger" aus Rotterdam meldet die »Times": Der englische Minister des Innern hat bestimmt, daß keine belgischen Flüchtlinge mehr an der Ostküste Eng­lands gelandet werden dürfen, weil man fürchtet, daß sich unter ihnen deutsche Spione befinden. Nach Plymouth dürfen Flüchtlinge auch nicht mehr kommen. Unter den in Dover eingetroffenen sollen schon 40 deutsche Spione entdeckt worden sein. (?)

Die englischen Seeräuber.

(W.T.B.) Paris. 21. Okt. (Nicht amtlich.) Der hiesige Newyork Herald meldet aus Port Said: In Alexandrien ist ein Prisengericht eingesetzt worden, das über den österreichischen Dampfer Koerber und die 13 deutschen Dampfer Pindos, Rostock, Lautenfels, Nenne Rickmers, Helgoland, Gutenfels, Bärenfels, Derfflinger, Werdenfels. Rabenfels, Lützow, Annaberg und Goslar befinden wird. Diese 14 Dampfer liegen in Port Said und werden nach Alexandrien gebracht werden.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Immer weiter vorwärts dringen die deutsch­österreichischen Heere. Unter heftigen Kämpfen, die, durch das hügelige Gelände begünstigt, den Charakter eines Belagerungskrieges annehmen, werfen unsere Verbündeten den Feind zurück.

(S.C.B.) Wien. 21. Okt. (Nicht amtlich.) Amt­lich wird verlautbart am 21. Okt. mittags: In dem schweren und hartnäckigen Angriff auf die verstärk­ten Stellungen des Feindes von Felsztyn bis an die Chaussee nördlich Medyka gewannen wir an mehreren Stellen Terrain, während die russischen Gegenan­griffe nirgends durchzudringen vermochten. Vergan­gene Nacht erstürmten unsere Truppen die Kapellen­höhe nördlich Mizyniec. Südlich Magier« gelang es ihnen schon gestern, sich von den eroberten Ortschaften gegen die Höhen vorzuarbeiten. Am südlichen Flügel wird der Kampf hauptsächlich von der Artillerie ge­führt. Durch weitgehende Anwendung der modernen Feldbefestigung gewinnt die Schlacht großenteils den Charakter eines Festungskrieges. In den Karpathen wurde gestern der Jablonicapaß, der letzte noch von einer russischen Abteilung besetzt gewesene Uebergang, von uns genommen. Auf ungarischem Boden ist kein Feind mehr. Unsere Vorrückung in der Bukowina er­reichte den Großen Sereth.

Welch ausgezeichnete Dienste unsern Verbün­deten die Festung Przsmysl geleistet hat, läßt sich erst jetzt recht erkennen. Sie bot den Oesterreichern

einen ausgezeichneten Stützpunkt, der ihnen ermög­lichte, ihren Truppenmassen in Ruhe zu ordnen, den Vormarsch zu beginnen, und die Russen über den San mit verstärkten Kräften zurückzuwerfen. Wäre Prze- mysl gefallen, so hätten die Oesterreicher ihrerseits große Truppenmassen, die jetzt frei sind, zur Bestür­mung der Festung heranziehen müssen und die Rus­sen hätten einen ausgezeichneten Stützpunkt inne gehabt.

(W.T.B.) Wien. 21. Okt. (Nicht amtlich.) Zu den letzten Eriegnissen auf dem galizischen Kriegs­schauplatz schreibt der militärische Mitarbeiter des Wiener Tagbl.": Das feindliche Oberkommando wollte Przemysl mit allen Mitteln nehmen, damit möglichst viele Kräfte für den nördlichen Kriegsschau­platz bei Warschau frei würden. Aber der Sieger von Kirk-Kilisse, General Dimitriew, erlitt bei Przemysl eine furchtbare Niederlage, deren Folgen sich in dem rastlosen Vorwürtsdringen unserer Truppen bemerk­bar machen. Nach Einnahme von Myziniec, des Mit­telpunktes der feindlichen Stellungen, werden die Russen überall, auch nördlich der Karpathen, aus einer Feldbefestigung nach der anderen geworfen. Jetzt hat sich eine zusammenhängende, äußerst erbit­terte Hauptschlacht auf einer 160 Kilometer breiten Front entwickelt, die alle russischen Kräfte in Gali­zien festhält.

Im Norden der großen Schlachtlinie herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Von beiden Seiten werden Truppen herangezogen um die Entscheidung herbei­zuführen. Den groben Vorteil, den die Oesterreicher durch die Festung Przemysl besitzen, haben hier die Russen durch Warschau. Gelingt es uns, diese Festung in unseren Besitz zu bringen, so ist das Los der russi­schen Armee besiegelt.

Unabhängig von dieser Riesenschlacht sind die Kämpfe an der ostpreußischen Grenze von Suwalki bis Mtawa. Wenn auch unsere Truppen die Gegner hier immer wieder zurückwerfen, so wird doch ein wei­teres Vordringen verhindert durch den Kranz der Fe­stungen, der sich von Kowno bis nach Warschau hin dicht nebeneinander ausdehnb Es stehen unseren Truppen also noch schwere Kämpfe bevor, ehe der Erfolg sich auf unsere Seite neigt.

Gleiche Brüder gleiche Kappen.

(S.C.B.) Sofia. 21. Okt. (Nicht amtlich.) Das SozialiftenblattNarod" wendet sich mit Schärfe ge­gen das gegenüber der bulgarischen Bevölkerung in Mazedonien eingeschlagene Vorgehen. Serben und Griechen wollten sie ihrer Nationalität durch eine Schreckensherrschaft berauben, die so weit gehe, die mazedonischen Rekruten in die vordersten Schlacht­reihen zu stellen. Die Zeitung erklärt es laut für eine heilige Pflicht der Bulgaren, die bulgarische Natio­nalität in Mazedonien zu verteidigen. Der Schrecken des gegenwärtig wütenden Krieges, der fast ganz Europa umfaßt, sagt derNarod", befreit uns nicht von dieser Pflicht.

(W.T.B.) Sofia, 21. Okt. (Nicht amtl. Agence Bulgare.) Der bulgarische Gesandte in Nisch. der sich in den letzten Tagen wiederholt mit dem Vertreter des Ministeriums des Aeußern über die immer schlech­ter werdende Lage der Bulgaren in den neuen Ge­bietsteilen Serbiens unterhielt, hat die

Einsetzung eines gemischten serbisch­bulgarischen Untersuchungsausschusses

für den Bezirk Strumitza vorgeschlagen, um festzustel­len, inwieweit die Klagen der neuen Flüchtlinge berechtigt sind. Die serbische Regierung verhält sich gegenüber dieser Forderung ablehnend. Diese Ab­lehnung kennzeichnet genügend die Haltung Serbiens.

Unsere Helden zur See.

(S.C.B.) Zu dem Heldenkampf unserer Tor­pedoboote erzählt lautVossischer Zeitung" ein Mann der Besatzung desUndaunted": Die Leute der deutschen Torpedoboote kämpften wie Helden, hatten es aber mit weit überlegener Artillerie zu tun. In weniger als 2 Stunden ging das letzte Boot zu Grunde. Die deutschen Seeleute kämpften bis ans Ende. Die Mehrzahl ging mit den Schiffen unter. Die Verwundeten der englischen Zerstörer wurden mit einigen deutschen Verwundeten nach Schotley gebracht. Von letzteren ist inzwischen einer gestorben. Der Berichterstatter derTimes" hat an einem englischen Zerstörer ernsten Schaden gerade über der Wasserlinie festgestellt.

Furchtlos und treu.

(S.C.B.) In einer von dem Gouverneur des Kiautschougebiets unter dem 23. August erlassenen Proklamation, die erst jetzt bekannt wird, heißt es: Niemals werden wir freiwillig auch nur das geringste Stück Land frei geben, über dem die hehre Reichskriegsflagge weht. Von dieser Stätte, die wir mit Liebe und Erfolg seit 17 Jahren zu einem kleinen Deutschland über See auszugestalten bemüht waren, wollen wir nicht weichen. Will der Gegner Tsingtau haben, so mag er kommen und

es sich holen. Er wird uns auf unserem Posten finden.

DerFliegende Holländer" an der Arbeit.

(W.T.B.) London. 22. Okt. (Nicht amtlich.) Lloyds Agent" in Colombo telegraphierte an die Admiralität, daß die britischen Dampfer Chilka, Troilus, Benmohr, Clan Grant und der für Tasmanien bestimmte Bagger Ponrabbel von dem deutschen Kreuzer Emden versenkt und der Dampfer Exford gekapert worden sei.

2würdige" Verbündete.

(W.T.B.) London, 22. Oktober. (Nicht amtlich.) (Reuter.) Churchill richtete ein in herrlichen Aus­drücken gehaltenes Telegramm an den japanischen Marineminister und drückte ihm seine Wertschätzung für die Energie aus, womit die japanische Flotte die Sache der Verbündeten unterstütze. In seinem Ant­worttelegramm spricht der japanische Marineminister seine tiefe Genugtuung über die vollkommene Har­monie aus, die zwischen den Flotten der Verbündeten herrsche. Hieraus gehe hervor, daß sie beide das gleiche Ziel verfolgten, das sie bald erreichen würden.

Der gelehrige Schuft.

(W.T.B.) Löndon, 21. Okt. (Nicht amtlich.) Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio von ge­stern: Das Marineministerium gibt bekannt, daß die Marschallinseln, die Mariannen- und Karolinen­inseln aus militärischen Gründen besetzt worden sind.

Zu der Meldung aus Tokio, daß die Marschall-, Mariannen- und Karolineninseln aus militärischen Gründen besetzt worden seien, sagt dieRundschau": Eine militärische Auseinandersetzung zwischen Japan und Deutschland ist nnr in einem Kampf um Tsingtau möglich. Für den Jap ist der Besitz der Mariannen und Karolinen von keinem Belang. Wir quittieren über den neuen Raubzug mit gelassenem Achselzucken. Auch über seine Folgen und seine Sühne entscheiden die Waffen in Europa.

Der Philosoph auf dem nordamerikanischen Präsidentenstuhl wird vielleicht in wenigen Jahren den Erfolg seiner Zuschauerrolle am eigenen Leibe erfahren, denn ein Kampf um die Vorherrschaft im Stillen Ozean muß ausgefochten werden. Dann wird ihm, leider zu spät, und hoffentlich auch den jetzigen Verbündeten der Japaner, die Folgen ihres Han­delns klar werden, wenn der Banzei-Ruf der Gelben ihnen in den Ohren gellt.

Don den Neutralen.

Einberufung der italienischen Landwehr.

(W.T.B) Die Mobilmachung der italienischen Landwehr, beginnend mit der Einberufung der Jahresklasse 1894, wird aus Turin gemeldet.

Die Folgen der englischen Kriegs- Lontrebandeerkiärung

üben schon in vielen neutralen Staaten ihre Wir­kung aus.

(W.T.B.) Amsterdam, 21. Okt.Handelsblad" meldet aus Tilburg: Wenn das englische Ausfuhr­verbot für Waren durchgeführt wird, werden die Hie­gen Wollstoffabviken binnen vier oder sechs Wochen aus Mangel an Rohstoffen geschlossen werden müssen. Der englischen Regierung liegt ein Gesuch von Groß­industriellen vor, das Verbot unter der Bedingung aufzuheben, daß nach dem Ausland, besonders nach Deutschland, nicht geliefert wird.

Dänisches Unterseeboot durch Torpedos bedroht.

(W.T.B.) Kopenhagen, 21. Okt. (Nicht amtl.) Gestern nachmittag feuerte in internationalen Ge­wässern zwischen Nakkehoved und Kullen-Leuchtfeuer ein vorher nicht bemerktes Unterseeboot zwei Tor­pedos gegen das dänische UnterseebootHavmanden", das mit 5 Knoten Geschwindigkeit über Wasser fuhr. Kein Schuß traf. Das Unterseeboot führte die Natio­nalflagge. Ein Unterseeboot unbekannter Nationali­tät wurde am Nachmittag von Nakkehoved-Leucht- feuer aus beobachtet. Heute früh trieb am Vorstrand von Nakehoved ein Torpedo an, der dort explodierte. Den in Frage kommenden kriegführenden Mächten ist dieser Vorfall zur Kenntnis gebracht worden mit dem Ersuchen, in Zukunft größere Wachsamkeit zu üben. Zu dem Vorfall meldetNational Tidende": Das Unterseeboot befand sich ein gutes Stück außerhalb des dänischen Hoheitsgebiets, als der Kommandant plötzlich einen weißen Streifen im Wasser erblickte. Er war sich sofort darüber klar, daß dieser von einem Torpedo herrührte, dessen Kurs denjenigen des Unterseeboots kreuzte. Das Boot, das nur mit fünf Seemeilen Geschwindigkeit lief, konnte seinen Kurs nicht so schnell ändern und die Besatzung war aufs schlimmste gefaßt. Glücklicherweise ging der Torpedo unter dem Kiel des Bootes hindurch ohne Schaden anzurichten. Wenige Minuten später sah der Kom­mandant wieder einen verdächtigen Schaumstreifen auf dem Wasser, aber diesmal befand man sich nicht