griff erfolgte. Auch darin hat Churchill den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er es bedauerlich findet, daß die Brigade nicht Gelegenheit hatte, in Fühlung mit der deutschen Infanterie zu kommen, höchst bedauerlich aber nur für uns, denn die Brigade hätte sich dann nicht rückwärts bis London „durchsiegen" können. Die Literaturgeschichte hat immer geglaubt, Sir John Falstaff sei eine Erfindung Shakespeares, Churchill beweist uns dagegen, daß Falstaffs echt englische Gewächse sind.
(S.C.B.) Berlin. Zur Verteidigung Churchills behaupten englische Blätter, England habe sich Frankreich gegenüber verpflichtet, 50 000 Mann über Gent zu schicken, um die Deutschen von Antwerpen abzu- lenken und die deutsche Verpflegungslinie zu bedrohen, sowie dem rechten deutschen Flügel in den Rücken zu fallen. England habe seinen Anteil fertig gehabt, aber die Franzosen hätten ihre Pflicht nicht erfüllt.
Da überall ein „Sündenbock" vorhanden sein muß, so müssen es eben die Franzosen sein. Vielleicht ! kommen die englischen Blätter noch zu dem Resultat, daß Frankreich Antwerpen absichtlich in die Hände' der Deutschen hat fallen lassen.
Ein Pulvermagazin in Antwerpen in die Luft geflogen.
(S.C.B.) Das „Berliner Tageblatt" berichtet! aus Rotterdam: Am Montag explodierte bei dem! Antwerpener Fort Vrasschaet ein Pulvermagazin,! wobei drei deutsche Soldaten schwer verwundet wur-' den. — In der Nähe der Insel Vlieland ist ein Luftkreuzer, angeblich ein Zeppelin, gesichtet worden. Er j flog nach Osten. — Viele Einwohner Mechelns, die. sich in Breda aufhalten, beschlossen die Rückkehr. —! Eine Gruppe belgischer Bahnbeamter leitete auf eigene Faust den Dienst von Tilburg nach Turnhout wieder ein.
Auf dem
östlichen Kriegsschauplatz
scheint sich in Galizien und an der Weichsel eine gewaltige Schlacht entwickelt zu haben, die dem Ringen im Westen ebenbürtig an die Seite tritt. Die Schlachtlinie, die eine Ausdehnung von etwa 350 Kilometer hat, dehnt sich vom Ostabhang der Karpaten bei Sam- bor bis nach Warschau hin mit einer Ausbuchtung nach Westen hin aus und besteht aus einer Reihe von Einzelkämpfen, die zwar an den beiden Flügeln am heftigsten, aber für uns erfolgreich sind. Auf dem rechten Flügel haben die Russen vergeblich starke Truppenmassen unfern Heeressäulen entgegengeworfen, während sie auf ihrem linken Flügel die Offensive unserer Verbündeten durch starke Defensivstellungen vergeblich brechen wollen. Wie heftig diese Kämpfe sind, geht aus dem Bericht des Generalstabs hervor.
(W.T.V.) Wien, 20. Okt. (Nicht amtl.) Amtlich wird verlautbart am 20. Okt., mittags: Die Schlacht in Mittelgalizien hat, namentlich nördlich des Strwiazflusses, noch an Heftigkeit zugenommen. Unser Angriff gewinnt stetig Raum nach Osten. Um einzelne besonders wichtige Höhen wurde von beiden Seiten mit äußerster Erbitterung gekämpft. Alle Versuche des Feindes, uns die Magiera wieder zu entreißen, scheiterten. Dagegen eroberten unsere Truppen die vielumstrittene Baumhöhe nordöstliche Tyszkowice, südlich der Magiera wurde der Gegner aus mehreren Ortschaften geworfen. In diesen Kämpfen wurden wieder viele Russen, darunter ein General, gefangen genommen und auch Maschinengewehre erbeutet. Die Gefangenen berichten von der furchtbaren Wirkung unseres Artilleriefeuers. Südlich des Strwiaz, wo unsere Front über Stary-Sam- bor verlauft, steht die Schlacht. Stryi, Koeroesnezoe und Sereth wurde von unseren Truppen nach Verteidigung durch den Feind in Besitz genommen. Der Stellvertreter des Generalstabs: v. Höfer, Generalmajor.
(WT.B.) London. 19. Okt. (Nicht amtlich.) Der militärische Mitarbeiter der Morning-Post schreibt, es sei klar, daß im Osten die Entwicklung nicht ganz erwartungsgemäß von statten gehe. Die Schlacht, die in der Nähe Krakaus erwartet wurde, werde viel weiter östlich geschlagen werden. Die Russen, die zu Beginn des Krieges die Initiative ergriffen hätten, seien inzwischen genötigt worden, diesen Vorteil aufzugeben und dem Gegner den Angriff zu überlassen. Die vorrückenden deutschen Truppen seien aus diesem Grunde imstande gewesen, die Weichsel ohne besonderen Widerstand zu überschreiten. Der Mitarbeiter bemerkt weiter, die Bedeutung von Przemysl trete jetzt zutage und es sei bedauerlich, daß es nicht gelang, die Festung zu nehmen.
Die Kümpfe in Serbien
sind im wesentlichen nicht bedeutend, da die Oesterreicher hier nur einen verhältnismäßig geringen Teil ihrer Streitmacht entfaltet haben, die den Feind
in stxtem Ringen zurückdrängen. Die serbische Regierung versucht die Tatsachen zu ihren Gunsten zu entstellen, um ihren Zusammenbruch hinauszuschieben.
(W.T.B.) Wien, 20. Okt. (Nicht amtlich.) Amtlich wird verlautbart vom 19. Okt.: Die serbische Presse verbreitet in den letzten Tagen eine Reihe von Siegesnachrichten, die vielleicht im Bereich ihrer Wünsche gelegen sind, die aber mit den tatsächlichen Verhältnissen in völligem Widerspruch stehen und auf Nachstehendes reduziert werden müssen: 1. Der angebliche Sieg bei Wurjacica war eine durch das Hochwasser der Drina bedingte, nicht aber durch den serbischen Angriff erzwungene Räumung eines überschwemmten kleinen Brückenkopfes, dem an und für sich keine besondere Bedeutung zukommt. Die Räumung ging durchweg in guter Ordnung vor sich und sogar ohne Störung durch den Gegner und es sind daher die Angaben über zahlreiche Gefangene usw. vollständig unzutreffend. 2. Am Guceworücken spielten sich infolge der großen Nähe der dort befindlichen Kampflinien fast täglich Kämpfe ab, wo die Serben wie die eigenen Truppen die Angreifenden sind. Eine sonderliche Bedeutung kommt diesen Kämpfen nicht zu. Daher sind auch die serbischen Nachrichten von großen Erfolgen um Guceworücken Entstellungen der Tatsachen. Dagegen verschweigt aber der Gegner, daß an demselben Tage, an dem der „glänzende Sieg" am Guceworücken errungen wurde, weiter südlich ein viel ernsterer, durch Artillerie unterstützter serbischer Angriff blutig abgewiesen wurde. 3. Auf der Romanje Planta setzte die von den Serben angeblich geschlagene Division eben die Säuberungsaktion fort. Teile derselben haben am 12. und 13. Oktober in bravourösen Kämpfen drei bis vier serbische Bataillone zersprengt und zahlreiche in den Wäldern umherirrende Offiziere und Soldaten gefangen genommen. Dadurch ist die serbische Kriegsberichterstattung zur Genüge charakterisiert und bedarf keines weiteren Kommentars.
Die „Helden" der französischen Marine
lassen wieder einmal etwas von sich hören.
(W.T.B.) Wien, 20. Okt. (Nicht amtlich.) Ueber die Ereignisse in der Adria wurde dem Armeeoberkommando berichtet: Am Morgen des 17. Okt. fand seewärts von der Spitze von Ostro ein Scharmützel zwischen einzelnen Torpedo- und Unterseebooten nebst einem Luftfahrzeug und dem französischen Kreuzer „Waldeck-Rousseau" statt. Trotzdem der Kreuzer unsere Einheiten heftig beschoß, rückten sie unversehrt ein. Das Leuchtfeuer an der Spitze von Ostro wurde von dem französischen Kreuzer ebenfalls beschossen, doch nur an der Galerie unbedeutend beschädigt. Das weiter seewärts beobachtete französische Eros verließ nach Sichtung der Unterseeboote schleunigst unsere Gewässer. Die eigenen Torpedofahrzeuge unternahmen in den frühen Morgenstunden des 18. Okt. einen Raid auf den Hafen von Antivari und zerstörten aus nächster Nähe einige Magazine und beladene Waggons durch Geschützfeuer. Der Stellvertreter des Generalstabs: v. Höfer, Generalmajor.
(W.T.B.) Rom, 20. Okt. Giornale d'Jtalia meldet aus Antivari: Am 17. ds. Mts. traf in Antivari der französische Dampfer Liamone mit Munition für die schwere Artillerie und Aeroplanen ein. Als man an die Ausschiffung ging, kam ein österreichischer Aeroplan, der zwei Bomben schleuderte, die keinen Schaden anrichteten. Gegen Sonnenuntergang, als die Liamone zu ihrem Schutze auf die hohe See fuhr, warf ein österreichischer Aeroplan zwei weitere Bomben und eine Büchse mit Dynamit, aber auch diese verursachten keinen Schaden. Am 18. ds. Mts. vormittags fand ein Unternehmen statt, das in Anbetracht der Nähe der französischen Flotte in der Tat sehr bemerkenswert und kühn ist. Um 3.35 Uhr früh verließen zwei österreichische Schiffe die Bucht von Cattaro, drangen mit ausgelöschten Lichtern in den Hafen von Antivari ein und bombardierten ihn heftig in der Absicht, die Speicher des Hafens zu zerstören. Dann entfernten sie sich unbeschädigt nach Punta d'Ostro.
Von den Neutralen.
Die Italiener in Valona.
Der „Pforzheimer Anzeiger" meldet:
Rom, 21. Okt. „Messagers" gibt ein Extrablatt aus, wonach Valona durch eine Matrosenkompagnie des Kreuzers Agordat und den Torpedobootzerstörer Dardo besetzt wurde. Das Infanterieregiment 47 aus Lecce sei gleichfalls dorthin unterwegs. Die Regierung gibt zwar ein Dementi aus, doch hört der Korrespondent der „Franks. Zeitung" aus bester Quelle, daß das Dementi nur kurze Zeit aufrecht erhalten werde, weil man bald vor einer vollendeten Tatsache stehen werde.
Valona ist die bedeutendste Stadt des südlichen Albaniens. Es liegt an der Straße von Otranto, die den Eingang zum adriatischen Meer bildet. Auf das südliche Albanien hat Italien von jeher Anspruch erhoben. Da die Zustände in Albanien unhaltbar sind, wird Oesterreich wahrscheinlich nichts dagegen einwenden, wenn Italien den Teil Albaniens, der ihm bei einer Neuordnung der albanischen Frage im Friedensschluß wohl ohnehin zufallen würde, sich schon jetzt sichert.
Kabinettskrise in Portugal in Aussicht.
(W.T.B.) London. 20. Okt. Das Reutersche Bureau meldet aus Lissabon: Nach dem Blatt „Paiz" werden die Kammern am Mittwoch zusammentreten. Für Mittwoch oder Donnerstag wird eine Kabinettkrisis erwartet. Freire Andrade wird sodann ein Kabinett bilden, in dem alle politischen Parteien vertreten sind.
Schwedens Maßnahmen.
(W.T.B.) Stockholm, 21. Okt. (Nichtamtlich.) Es wird bekannt gegeben, daß die Leuchtfeuer, Feuerschiffe und Leuchtbojen an der westlichen und südlichen Küste Schwedens vorläufig auszulöschen sind, ausgenommen die Helsingborger und Malmöer Leuchtfeuer, die Leuchtbojen bei der Einfahrt nach Malmö, das Trelleborger Feuerschiff und die Leuchtfeuer und Leuchtbojen bei der Einfahrt nach Trelleborg.
Faule Ausrede.
(W.T.B.) Christiania, 21. Ott. Die britische Gesandtschaft läßt durch Norsk Telegram-Byr.an erklären, die Angriffe englischer Blätter gegen Neutrale, die dort als Lieferanten von Kontrebande an Kriegführende hingestellt werden, entsprächen nicht der Auffassung, die innerhalb der englischen Regierung herrsche. Derartige Zeitungsäußerungen gingen auf eigene Rechnung der betreffenden Blätter oder ihrer Berichterstatter.
Deutsches Reich.
Denkschrift des Reichskanzlers gegen die Verletzung der Genfer Konvention durch unsere Gegner.
(W.T.B.) Berlin, 20. Ott. Der Reichsanzeiger schreibt in seinem amtlichen Teile: Die Kaiserliche Regierung hat die nachstehende Denkschrift über die Verletzung der Genfer Konventton vom 6. Juli 1906 durch französische Truppen und Freischärler, worin wegen deren völkerrechtswidrigen Verhaltens scharfer Protest erhoben wird, der französischen Regierung, sowie den Regierungen der neutralen Mächte zugehen lassen:
In dem gegenwärtigen Kriege haben französische Truppen und Freischärler die zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken bei den im Felde stehenden Heeren getroffenen Bestimmungen der Genfer Konvention vom 6. Juli 1906, die von Deutschland und Frankreich ratifiziert worden ist, in flagranter Weise verletzt. Aus der großen Zahl der bekannt gewordenen Fälle werden in den Anlagen diejenigen aufgeführt, die bereits durch gerichtliche Vernehmungen oder dienstliche Meldungen einwandfrei festgestellt worden sind.
An der Spitze der Genfer Konvention steht einer der ersten Grundsätze des Kriegsrechts, der nämlich, daß Verwundete und Kranke des feindlichen Heeres in derselben Weise, wie die Verwundeten und Kranken des eigenen Heeres geachtet und versorgt werden sollen. (Art. 1 Abs. 1.) Diesem Grundsatz haben französische Truppen und Freischärler ins Gesicht geschlagen, indem sie deutsche Verwundete, die in ihre Hände gefallen waren, nicht nur roh behandelt, sondern sie auch beraubt, ja sogar, und zwar teilweise in bestialischer Weise, verstümmelt und ermordet haben. (Anlage 1—8.)
Für die beweglichen Sanitätsformattonen ist in dem Artikel 6 und 14 der Genfer Konvention ein besonderer Schutz vorgesehen. Diesen Bestimmungen zuwider haben französische Truppen deutsche Automobile mit Verwundeten angegriffen (Anlage 6) und Sanitätswagen beschoffen (Anlage 11 und 14), obwohl das Zeichen des Roten Kreuzes deutlich zu erkennen war; auch haben sie deutsche Lazarette überfallen und beraubt.
In völkerrechtswidriger Weise haben sich ferner französische Truppen gegen den Artikel 9 der Genfer Konvention vergangen, der das Sanitätspersonal der kriegführenden Heere schützt, ja es sogar als neutral behandelt wissen will. Wie sich aus den Anlagen ergibt, wurde der Führer einer Sanitätskolonne von einem französischen Truppenführer verhaftet und weggeschleppt (Anlage 9), und ein Arzt, der einem Verwundeten helfen wollte, von französischen Truppen erschossen (Anlage 10). Auch wurden Aerzte und Begleitmannschaften eines Sanitätswagens unter Feuer genommen (Anlage 11), sowie Krankem träger bei der Bergung von Verwundeten durch