Nationales Nachrichten- snL Bnzeigenblstt für die Oöerrmrtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer279 ^

Zusammenstoß zwischen Schienenauto und Schnellzug bei Zurln

88 Schwerverletzte

Mailand, 29. November. Am Bahnhof Porta Susa von Turin ist heute Nachmittag 2 Uhr der Schnellzug MailandTurin bei der Einfahrt mitdemSchienen- auto der Linie TurinAosta zusammengeftotzen, das den Hauptbahnhof von Turin um 13.58 Uhr verlassen hatte. Nach dem Zusammenprall fing das vollbesetzte Schienenauto sofort Feuer und unter den Reisenden brach eine Panik aus. Da die Ausgänge durch Trümmer ver­sperrt waren, konnten die Reisenden nur durch die Fenster den Wagen verlassen. Der Schnellzug MailandTurin wurde beim Zusammenstoß nicht so stark mitgenommen. Sobald sich die Reisenden vom ersten Schreck erholt hatten, beteiligten sie sich am Nettungswerk und suchten, aus dem brennenden Motorwagen die verletzten Reisenden zu ber­gen. Die Feuerwehr und das Rote Kreuz waren sofort aus der nahen Stadt zur Stelle. Das Unglück scheint durch Las Versagen einer Weiche verursacht worden zu sein. Nach dem ersten Bericht sind 88 Reisende mehr oder weniger schwer verletzt worden, doch konnten die meisten nach An­legung von Verbänden entlassen werden.

SraWMMiiiigM bet Neapel

Neapel, 29. November. Bei Neapel ereignete sich am Mittwoch ein schweres Drahtseilbahnunglück. Der Führer­wagen einer Drahtseilbahn stieß an einen Pfeiler und siel herab. Vier Personen waren sofort tot und zwölf wurden verletzt. Von letzteren sind später drei gestorben, so daß im ganzen sieben Tote bei dem Unglück zu betlagen sind.

Schweres llngM auf der Vesuv-Bahn

Rom, 29. Nov Zu dem schweren Unglück bei Neapel ist ergän­zend zu melden, daß sich das Unglück nicht auf der Drahtseilbahn, sondern auf der sog. Vesuv-Bahn ereignete, die von der unteren Seilbahnstation zu Tal führt und zwar nach Pugliano. Kurz vor der Station Eremo bemerkte der Führer, daß der Wagen ins Gleiten kam. Vermutlich infolge der durch Nebel feucht gewor­denen Schienen. Obwohl der Beamte sofort die Bremse zog, lutschte der Wagen in immer schnellerer Fahrt abwärts und ent­gleiste in einer Kurve, wobei er gegen einen Leitungsmast stieß und vollständig zertrümmert wurde. Aus den Trümmern wurden zwölf Verwundete und vier Tote gezogen. Unter den Toten be­findet sich ein Fremdenführer und ein französisches Ehepaar, das sich auf der Hochzeitsreise befand und in Tunis seinen Wohnsitz hatte. In der Nacht starben noch drei Verletzte, so daß die Zahl der Toten nun sieben beträgt. Die übrigen neun Verletzten sind fast durchweg lebensgefährlich verletzt.

Nnzusriedenheri in Paris

mit der Unterhaus-Debatte

Paris, 29. Nov. Dje Debatte im englischen Unterhaus über die deutschen Rüstungen findet in der Pariser Presse starken Widerhall Die meisten Blätter sind zwar zufrieden mit dem scharfen Ton, den Churchill angeschlagen hat, aber anscheinend wenig befriedigt von den Erklärungen Laldwins und Simons Der Londoner Havas-Verichterstatter hebt hervor, daß man in englischen Kreisen eine gewisse Ueberraschung über den Unter­schied im Ton und im Inhalt zwischen den Reden Baldwins und Simons nicht verheimliche und dem «ine bestimmte Absicht zu­schreibe DerFigaro" fragt, was die Ankündigung eines Vor­schlages Deutschlands bezüglich der Rüstungen besagen solle. Handle es sich etwa um den Beginn von Verhandlungen? Hier zeige sich die schwach« Seite Englands. Man mache Hitler das Spiel leicht. DasJournal" erklärt, Baldwin habe beinahe eine deutiche Mitteilung, die nicht zu verbreiten ge­eignet sei, angekündigt. Das sei eine seltsame Schlußfolge­rung aus einer flagranten Verletzung der Verpflichtungen.

Zwei unsoziale BetrisbMm verhaftet

Dresden, 29. November. Auf Veranlassung des Treu­händers der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Sachsen wur­den die Betriebsinhaber Hähnel und Göthel in Dresden Aegen unsozialen Verhaltens in Schutzhaft genommen. Beide hatten ihre Pflichten als Betriebsfllhrer gröblich ver­hetzt. Hähnel hatte feine Gefolgschafts-Mitglieder mit ge­meinsten Schimpfworten belegt, feine Lehrlinge geschlagen <knd ein Eefolgfchaftsmitglied mit dem Beil bedroht. Göthel hatte einen bei ihm beschäftigten fchwerkriegsbefchä- vrgten Volksgenossen in schwerster Weise beleidigt und tät- «ch angegriffen. Die beiden Festgenommenen sehen ihrer Bestrafung entgegen.

Aktensteig, Freitag, den 38. November 1934 1 5 7. Jahrg«»!

Südslawische Denkschrift zum Marsetller Königsmord

und die ungarische Gegenerklärung

Eens, 29 Nov. Die südslawische Denkschrift geht zu der Frage j der Bcranrwortung für den Marseillcr Anschlag über. Sie werde j durch drei Tatsachen geklärt:

1. Dis Auswahl der Verbrecher sei auf ungarischem Boden unter den Terroristen genossen worden, die in besonderen Lagern lange und sorgsälig für die Ausführung derartiger Hand­lungen vorbereitet worden seien.

2. Die Verschwörer hätten das ungarische Gebiet unbehindert mit ungarischen Pässen verlassen.

3. Der Marjeiller Anschlag sei die Auswirkung der Terroristen- aktionen. d-e jahrelang aus ungarischem Gebiet geleitet und unterstützt worden seien.

Der ungarischen Regierung wird zumVorwurfgemachl. daß sie trotz wiederholter Beschwerden keine wirksamen Maßnah­men gegen die Terroristen in den Jahren 1930 bis 193-1 ge- trossen habe. Erst im April 1931 habe die ungarische Regierung das Vorhandensein von Terroristen aus ungarischem Gebiet teil­weise zugegeben. Dank der Duldung durch die ungarische Regie­rung und die Unterstützung der Behörden habe ein Corps von ausgebildeten Mördern und Verbrechern in einer wahren Ver­brecher schule entstehen können. In diesem Terroristen- jeminar halten die Organisatoren des Anschlages gegen König Alexander die aussührenden Organe ihrer Untat gesucht und ausgewählt Nach dem Geständnis eines der Helsershelser des Marseiller Mordes, Miso Kvali. sei in Nagq Kanisza, wohin etwa 15 Terroristen aus Janka Puszta übergesührt worden seien, in Anwesenheit des Oberst Perlrowitsch sine Art Auslosung vorgenommen worden, um die drei Vollstrecker des Anschlages zu wählen. Die drei ausgewühlten Verbrecher. Mijo Kraly, Zwo- nimir Prospisil und Iwan Raijtsch seien ehemalige In­sassen des Lagers von Janka Pusza. Diese drei Individuen hät­ten Nagy Kanisza mit ungarischen Pässen verlassen. Das sei durch die Lausanner Polizei festgestcllt und durch die Geständnisse der Schuldigen vor den französischen Behörden bestätigt worden. Der Vesehl zur Ausreise nach Frankreich mit ungarischen Pässen, die Eisenbahnsahrkarten und das notwendige Geld seien von dem in Budapest wohnenden Führer der Organisation abgesandt und von dem Terroristen Mijo Bzik überbracht worden. Die Ver­antwortung der ungarischen Regierung werde besonders verschärft durch die Tatsache, daß ihr die Anwesenheit des Attentäters Mijo Kraly gemeldet und seine Auslieserung verlangt wurde, die aber seine Verhaftung hartnäckig abgelehnt habe.

Die Denkschrift schließt mit folgender Erklärung: Wenn die südslawische Regierung geglaubt hat, den Völkerbundsrat mit den äußerst ernsten Problemen befassen zu müssen, die vor der Staatengemeinschaft und vor der Weltöffentlichkeit durch das Marseiller Verbrechen, das Südslawien seines großen Königs und Frankreich eines großen Staatsmannes beraubt hat, auf­geworfen worden sind, so deshalb, weil es glaubt, daß dieses Ver­brechen nicht als vereinzelte und persönliche Kundgebung eines verbrecherischen Anarchis­mus, wie er früher in der Geschichte vorgekommen ist, betrachtet werden kann. Das Marseiller Verbrechen ist die natürliche Aus­wirkung einer seit langem im Ausland« organisierten Verschwörerbande gegenSüdslaroien. Die Behör­den eines einzelnen Staates stehen einer derartigen terroristischen Organisation ohnmächtig gegenüber und ohne internationale Zu­sammenarbeit ist die Bekämpfung dieser besonders gefährlichen Form der internationalen Kriminalität unmöglich. Die un­garische Regierung, an die die südslawische Regierung sich oft ge­wandt hatte,, um ihre Mitwirkung zur Verhinderung dieser Um­triebe zu erlangen, hat keine wirksamen Maßnahmen treffen wollen. Ihrer Haltung ist es zuzuschreiben, daß die seit längerer

Zeit gegen Südslawien gerichteten terroristischen Aktionen zu Sem Marseiller Verbrechen führen konnten. Die ungarische Regierung hat damit eine schwere Verantwortung übernommen und die süd­slawische Regierung hält es für ihre vornehmste internationale Pflicht, diese Verantwortung vor dem höchsten Organ der Völker­bundsgemeinschaft zur Anzeige zu bringe».

Ungarische Gegenerklärung

zur südslawischen Denkschrift

Genf, 29 Nov. Der Führer der ungarischen Abordnung, Tyi- bor Eckhardt, hat zu der südslawischen Denkschrift eine Kegen- erktärung herausgegeben, in der Sie in dieser Denkschrift enthal­tenen Behauptungen aufs schärfste zurückgewiesen werden. Auf Einzelheiten geht die Gegenerklärung Ungarns nicht ein. Sie betont aber, daß es der südslawischen Regierung lediglich auf eine beabsichtigte Diffamierung Ungarns zu rein politische» Zwecken ankomme. Die ungarisch« Regierung werde auf Einzel­heiten der südslawischen Anklagen erst eingehen. wenn sie die Denkschrift gründlich geprüft habe. Der Mörder sei in Un­garn vollkommen unbekannt und habe dort niemals ge­wohnt. Die bulgarisch« Regierung habe die Nachricht, der Mör­der habe Bulgarien mit dem Reiseziel Ungarn verlassen, schon widerrufen. Trotzdem habe die südslawische Regierung es für richtig gehalten, in ihrer Denkschrift sich dieser unwahren Behaup­tung zu bedienen. Richtig sei, daß drei der Verschworenen oo» dem Attentat in Ungarn gewohnt haben. Andere Persönlichkeiten gleicher Art seien aber aus anderen Ländern gekommen und d;« Verschwörung selbst sei außerhalb Ungarns ge­plant worden. Wenn die südslawische Regierung Ungarn beschuldige, aus seinem Boden die Verschwörer organisiert und für ihre Aufgabe vorbereitet zu haben, so sei das das Gegen­teil der Wahrheit. Die ungarische Regierung habe der südslawischen Regierung schon verschiedentlich eine volle Auf­klärung über das Lager von Janka Puszta gegeben. Es müsse nochmals beton' werden, daß auch vor dem Rat bewiesen werden würde, daß die ungarisch« Negierung seit dem letzten Frühjahr die nötigen Maßnahmen ergriffen habe, um zu veranlassen, daß die südslawischen Emigranten Janka Puszta verlaßen. Im übri­gen sei Janka Puszta kein Lager, sondern eine bescheidene Farm, die 30 oder 40 kroatische Emigranten beherbergt habe.

Dann heißt es weiter: Ich p r o t e st i e r e aus das energischst« gegen alle Anspielungen der südslawischen Regierung, in denen ossiziellen ungarischen Persönlichkeiten oder Ossi­zierender ungarischen Armee eine Rolle zugewiesen wird, oder Absichten, die sie für das Attentat selbst verantwortlich machen oder siir irgend einen anderen Terroristenanschlag oder auch nur für die verabscheuungswert« Verschwörung

Ebenso mug ich energisch Verwahrung «inlegen gegen Sir offensichtlich bösartige Anspielung der südslawischen Regierung, wonach die ungarischen Behörden die Ziele und Methoden der terroristischen Emigranten gekannt hätten, d>e sich auf ungari­schem Boden befanden. Die ungarische Erklärung schließt mit der Feststellung. Ungarn habe trotz seiner Leiden insolge des Ver­trages von Trianon niemals zu Mord und Verschwörung seine Zuflucht genommen, sondern wende für die Erfüllung seiner na­tionalen Aspirationen nur friedlich« und ehrliche Mittel an. Di« ungarische Nation und ihre Regierung verurteilten alle Terror­akte, lehnten die Verleumdungen der südslawischen Denkschrift ab und stellten sich mit reinem Gewissen vor die Oessentlichkeit der ganzen Welt, uw ihr« Ehre zu verteidigen und die Wahrheit zu beweisen

Die Mlnzenhochzeit in London

Sie Trauung des Herzogs von Ken? mit -er Prinzessin Marina

London, 29. Nov. Kaum einen Steinwurf vom Parlament entsernt, in dem vor noch nicht 24 Stunden Churchill die Schiel­ten eines Lustangrisses aus London an die Wand malte, hatten sich in der Westminster-Abtei das britische Königshaus, weiter« 50 Mitglieder königlicher Häuser, die britische Regierung, die Vertreter des Parlaments, die höchsten Würdenträger der Kirche, die Vertreter der fremden Mächte und Tausende von Männern und Frauen des gesamten öffentlichen Lebens Englands versam­melt, um der Trauung de» Herzogs von Kent mit der Prinzessin Marina beizuwohnen.

Um die Westmmster-Abtei und im ganzen Viertel vom Bucking­ham-Palast bis Trafalgar-Square und Whitehall stand rund eine Million Menschen aus ganz England, um dem Brautpaar und seinem Königshaufe zuzujubeln. Fast noch eindrucksvoller als dieses unendliche Menschenmeer waren die verlassenen Straßen der entlegenen Stadtteile Londons, in denen kleine Menschen­gruppen entblößten Hauptes vor Lautsprechern standen, und, als die Braut dem Erzbischof von Canterbury das Traugelöbnis nachsprach, das mit den Worten begann:Ich, Marina, nehme Dich, Georg Edward Alexander Edmund, zu meinem angetrauten Mann" mit ihr das ..Amen" zum Schluß flüsterten. Die ge­

samte Nation, Alt und Jung, Arm u«d Reich, Hoch und Niedrig nahm an diesem Ereignis wie an einem Familicnereignis teil Schon seit den frühen Morgenstunden waren alle Straßen, durch die sich der Hochzeitszug vom Buckingham-Palast nach dev Abtei bewegte, von Hunderttausenden von Menschen gefüllt, die zum Teil schon am Abend vorher ihre Plätze eingenommen hat­ten. Das Bild wurde belebt durch die bunten Uniformen der Truppen und der Polizei, die zu Tausenden die Straßen säumten. Dazwischen bewegten sich höhere Ossiziere zu Fuß und zu Pferd in ihren scharlachroten Uniformen mit Federbüschen und gold- und silderverschnürten Uniformen. Unter den geschmückten Ge­bäuden am All Mall, der breiten Aller, di« nach dem Vuckingham- Palast führt, wirkte vor allein die deutsche Botschaft, die mit aus Deutschland gesandten Fichtengirlanden aus rotem Grunde ein­fach und würdig bekränzt war. In den Jubel der Menschen­menge beim Herannahen d«r Wagen mit dem Königspaar, de» Prinzen und vor allem mit dem Brautpaar mischte sich der Klans ' der Glocken und das Spiel der englischen Nationalhymne.

Die Tr au fei er in der Westminster-Abtei bol ein unvergetz-. liches Bild. Der Altar war in ein Meer von Licht getaucht. Etwa SO rote und weiße Stühle waren siir die königlichen Löst»