Nr. 2H6. Amts- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk Lcüw. 8g. Jahrgang.
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DlsnLtagji ^0. Oktober
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Vernichtung eines englischen Unterseeboots. — ein japsnircher teurer durch eine Mine rerrtört. — Neue krioige im Werten.
Die Lage aus dem
westlichen Kriegsschauplatz
hat nur auf unserem rechten Flügel eine Aenderung erfahren. Hier im Norden drängt die deutsche Streitmacht nach schwerem Ringen langsam vor und versucht, sich als Keil zwischen die bei Dünkirchen und Calais stehenden französisch-englisch-belgischen Truppen und die weiter südlich Kämpfenden einzuschieben und so einerseits die Abgeschnittenen dem Meere zuzutreiben, andererseits die französische linke Flanke aufzurollen. Wie sehr die englisch-französischen Blätter bemüht sind, die Erfolge der Deutschen abzuschwächen, zeigt die Meldung aus
(W.T.B.) Stockholm. 17. Okt. Nach einer Blüt- termeldung aus Rotterdam ist in Ostende eine große englische Transportflotte mit neuen englischen Truppen angekommen. (An zuständiger Stelle wird diese Nachricht als frech erlogen bezeichnet. Die Redakt.) Die Ausschiffung gehe in größter Eile vor sich, damit die Truppen sich mit den Trümmern des belgisch-englischen Heeres und mit den französisch-englischen Truppen, die bis Ppern vorgedrungen seien, vereinigen können. Die gesamte verbündete Armee an diesem Punkte werde dann eine Viertel Million Mann zählen. Sie soll einen schnellen Angriff gegen dLn deutschen rechten Flügel richten. Die Bevölkerung von Calais flüchtete, von Panik ergriffen, aus Furcht vor einem deutschen Angriff. Ein englisches Geschwader kreuze zum Schutze der Küste zwischen Dünkirchen und Calais.
Die Zuverlässigkeit der amtlichen französischen Berichterstattung.
Die amtliche Mitteilung der französischen Regierung vom 12. Okt., 3 Uhr nachmittags, lautet: „Auf unserem rechten Flügel in den Vogesen machte der Feind einen nächtlichen Angriff in der Gegend nördlich St. Dis. Er wurde aber zurückgeschlagen. Ein neuer Sieg über die Deutschen wurde somit zur Kenntnis des französischen Volkes gebracht. Wie sah es nun in Wirklichkeit mit diesem Siege aus? Am 10. Oktober war Antwerpen gefallen. Diese Siegesbotschaft hatte bis zum Abend des 11. ihren Weg in die vordersten Linien unserer Truppen gefunden und wurde dort selbstverständlich mit einem donnernden Hurra begrüßt. Auf dieses Hurra hin setzte auf der ganzen französischen, etwa 27 Kilometer langen Front ein äußerst heftiges und unschädliches Geschütz- und Gewehrfeuer ein, das etwa Stunde andauerte. So sah in Wahrheit der „amtlich verkündete Sieg von St. Dis" aus.
Trotz der entscheidenden Niederlagen ist die Hoffnung des Königs der Belgier doch noch nicht entschwunden.
(W.T.B.) London. 18. Okt. (Nicht amtlich.) „Daily Expreß" berichtet aus dem Haag: Ein englischer Diplomat, der von Ostende eintraf, hatte vor einigen Tagen eine Unterredung mit dem König der Belgier. König Albert habe gesagt, er gebe niemals die Hoffnung auf, selbst wenn er Belgien vorübergehend verlassen müsse. Das Heer, das sich von Antwerpen zurückgezogen habe, befinde sich in ausgezeichneter Verfassung (!) und habe eine vorzügliche Stellung eingenommen. Alle seien ebenso wie er bereit, ihr Leben für Belgiens Unabhängigkeit zu opfern. Wir müssen noch viele Leide ertragen, aber wir ver-
(W.T.V) Berlin. 19. Okt. Das englische Unterseeboot L 3 ist am 18. Oktober nachmittags in der deutschen Bucht der Nordsee vernichtet worden.
Stellvertr. Chef des Admiralstabes Behnke.
(Die „Deutsche Bucht" ist das Gebiet vor Helgoland, begrenzt von Jütland und den Ostsriesischen Inseln. D. Red.)
(W.T.B) Großes Hauptquartier. 19. Okt. Vormittags. Amtlich. Angriffsversuche des Feindes in der Eegeckd westlich und nordwestlich von Lille wurden von unseren Truppen unter starken Verlusten für den Gegner abgewiesen. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist die Lage unverändert.
(W.T.B.) Tokio, 19. Okt. (Nichtamtlich.) Wie das Reutersche Büro berichtet, ist laut amtlicher japanischer Bekanntmachung der Kreuzer Takatschio am 17. Oktober in der Bucht von Kiout- schou auf eine Mine gelaufen und gesunken. Von der 264 Mann betragenden Besatzung sollen ein Offizier und 9 Mann gerettet worden sein.
trauen auf den endgiltigen Sieg, der größer als jemals sein wird. Wir sind vorläufig geschlagen, aber nicht zerschmettert. Der Diplomat erklärte ferner, die Königin der Belgier sei trotz ihrer angegriffenen Gesundheit bereit, alle Bequemlichkeiten zu entbehren, und habe den König angefleht, ihm und dem Heere überall hin folgen zu dürfen.
Ueber die
Tausende von belgischen Flüchtlingen
scheinen die Engländer nicht entzückt zu sein.
(W.T.B.) London, 18 Okt. (Nicht amtlich.) „Daily Chronicle" erörtert die Frage der belgischen Flüchtlinge in Holland, die etwa 100 000 betragen, und sagt, da die Rückkehr der Belgier in ihre Heimat untunlich sei, blieben zwei Möglichkeiten, entweder sie nach England zu bringen oder Holland für ihren Unterhalt zu entschädigen. Das Blatt befürwortet entschieden das letztere und fügt hinzu, daß die Belgier die englischen Arbeiter nicht unterbieten dürften, am besten überhaupt nicht eingestellt würden und jedenfalls nicht für die Dauer in den wirtschaftlichen Rahmen Englands eingefügt werden dürsten' auch wäre es am besten, die Flüchtlinge überhaupt von den westlichen Grafschaften und den Kanalhäfen fernzuhalten, sondern möglichst viele nach Irland zu schaffen.
(Am besten wäre es, sie doch nach dem nördlichen Kanada zu senden, dann wären die Herren Eng- lnder ihr „Pflegekind" bald los.)
In
Antwerpen
tritt allmählich wieder Ruhe und Ordnung ein.
(W.T.B.) Rotterdam. 18. Okt. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus Breda vom 17. ds. Mts.: Zurllckkehrende Reisende erzählen aus Antwerpen: Mehrere Kaffeehäuser und einige Läden sind geöffnet.. Gestern war wieder frisches Brot erhältlich, aber noch keine Milch. Die Straßenbahnen sind noch nicht im Betrieb. Die Wasserleitung wurde an vielen Orten wiederhergestellt. Deutsche Matrosen öffneten Heute auf Befehl einen Fleischerladen, aber das Fleisch war verdorben. Auf den Straßen ist es noch sehr still. Die deutsche Besatzung
verhält sich gut und wechselt Grüße mit den Vorübergehenden. Gestern wurden an verschiedenen Straßenecken Maschinengewehre aufgestellt und an der Zentralstation ein Feldgeschütz hinter Sandbarrikaden. Gestern befanden sich noch nicht viele Flüchtlinge aus der Rückkehr.
Wie England sich den Verlauf des Krieges denkt, geht aus dem Bericht der „Times" hervor, nach dem der Krieg bis 1915 hinausgezogen wird.
(W.T.B.) London. 17. Okt. Der militärische Mitarbeiter der „Times" schreibt: Für uns hat der Krieg kaum begonnen. Wir sandten erst den Kern unserer Vortruppen nach Frankreich, um den Feind durch Vorpostengefechte festzuhalten. Der Rest der Vortruppen wird im Frühling folgen, die Hauptarmee gegen Ende des nächsten Jahres auf dem Echlachtplan erscheinen. Wir haben keine Eile, bedauern natürlich, für unsere Verbündeten, daß wir noch langsamer als Rußland unser Gewicht in die Wagschale werfen können. Wenn der Feind in der Zwischenzeit Erfolge erringt, so ist es umso besser für ihn. Dieser Umstand kann aber nicht die ständig anwachsende Zahl unserer Soldaten aufhalten. Kosten kommen weniger in Betracht, da Deutschland zuletzt mit Land und Geld zahlen muß. Selbst wenn man das Schlimmste annimmt, daß der letzte Kosak am Ural steht und der letzte französische Hausknecht aus Bordeaux vertrieben sein sollte, dann werden wir den Seekrieg gegen Deutschland beginnen, wie s- Z- gegen Napoleon, als ganz Europa ihm zu Füßen lag. Noch sind wir aber nicht so weit. Wenn aber Deutschland nicht sehr viel besser abschneidet als bisher, werden die Verbündeten das Feld behaupten und fortfahren, den gleichen dauernden Druck zu Lande auf Deutschland ausznüben, wie wir ihn bereits zur See ausüben.
(Die „Times" scheint die Begriffe zu verwechseln. Die Red.)
Eine englische Zeitung erklärt, England werde nötigenfalls zwei Millionen Soldaten mobilisieren, um die Deutschen aus Antwerpen zu vertreiben. Niemand zweifle daran, es wäre aber sicher besser gewesen, Antwerpen nicht erobern zu lassen.
Die
Furcht der Engländer vor den Zeppelinen scheint in England immer größer zu werden.
(W.T.B.) London. 17.'Okt. „Daily Chronicle" meldet: Wegen d?s drohenden Besuches der Zeppeline schließen Lloyds viele Vertrage gegen Schaden durch Luftschiffe ab. Die dafür vereinbarten Prämien betragen bereits mehrere tausend Pfund Sterling.
Auf dem
östlichen Kriegsschauplatz
rücken die deutsch-österreichischen Heeressäulen langsam unter steten Kämpfen vor.
Przemysl befreit.
(W.T.B.) Wien. 19. Okt. (Nicht amtlich.) Der Spezialberichterstatter des Blattes „Morgen" meldet: Das Kriegspressequartier befindet sich jetzt seit einer Woche in dem befreiten Przemysl. Wir sind Zeugen des Kampfes, der vor den äußersten Forts im Osten der Festung zwischen den Entsatzarmeen und der Nachhut der zurückgehenden Belagerungsarmee tobt, die ungeheuer stark verschanzt ist. Meiner An-