kommandeur! Etwa 2 Kompagnien stark steht das Bataillon. Der Kommandeur, Major Stein, befiehlt selbst und wir folgen ihm, der die Karte und die Pi­stole in der Hand mit den Offizieren voran geht, scharf beobachten durch den Wald. Eine Lichtung. Da schon wieder, das scharfe, salvenmätzige franzö­sische Schützenfeuer. Marsch, marsch ausbiegen! End­lich sind wir ganz vorne; wo ist die Brigade? Frei­willige Patrouille vor. Meldung! Ernst wird das Gesicht vom Bataillonskommandeur. Seitengewehr glanzt auf! Borne kommen Franzosen! Jedenfalls verfolgt von den unfern, darum nicht schießen, son­dern drauf mit dem Bajonett und gefangen nehmen. Aber es war falsch, es ist eine große Uebermacht Franzosen, die Stellung hat. Wir sind beinahe abge- chnitten. Darum vorsichtig zurück auf demselben Weg. Wir kommen wieder wie die Katzen zur Lich- .un'g geschlichen, da o ein Kamerad, mitten durch die Stirn geschossen! Er muß der letzte gewesen sein, daß wir ihn nicht haben fallen sehen rasch Geld, Uhr, Namen, damit man heimberichten kann. Dann vorwärts! Bald erreichen wir die unfern. Bataillone sammeln sich. Angriff gegen den Feind im vorderen Wald. Das heißt, wo wir waren. Abends 21. Kompagnie in Reserve. Also vor, schon dämmerts. Da furchtbares Feuer, Maschinengewehre, Jnfanteriesalven und Schrapnell auf Schrapnell, flankiert sind wir, man weiß nicht, wo es her kommt. Reserve hinlegen, decken, vor, decken! Es scheint die Hölle habe sich aufgetan! O Gott, erbarme dich! O, ihr Lieben zu Hause! Bleiche Gesichter, finster wie der Tod, der lauert. Vor Sturm! Endlich spät, spät verstummt allmählich das Feuer, was macht die Brigade? Besteht sie noch? Wo ist die 12. Kompagnie, wo ist das 3. Bataillon? Hier ist die Fahne! Wer ist da? Leute von allen Kompagnien! Es ist tief Nacht! Sollen wir nach Norden, nach Süden, oder wohin? Endlich bei der Fahne; vorn im Süden sammeln, Nachts 12 Uhr kommen wir zu Truppen. Es sind die unfern. Ueberall rufen die Verwundeten. Es ist ent­setzlich. Man ist zu müde, zu abgestumpft! Die Fran­zosen sind fort. Kalt, bitterkalt ist die Nacht. Früh morgens ins Gefecht an den Waldrand vor! Französische Alpenjäger sind vorne; dies sind Garde­truppen. Sie sollen sehr gut schießen. Es scheint so. Schon wieder Verluste. Ruhig Herkommen las­sen, dann schießen. So gings. Es war das Schreck­lichste meines Lebens. Nun kann ich Freund Reut- ter die Hand schütteln. Wir sind schon seit Mitt­woch im Wald. Abwechseln. Es war aber auch wichtig, denn jetzt ist ein Teil des Festungsgürtels in unserem Besitz. Erstürmt von uns, denn unsere Ver­stärkung ist nicht eingetroffen. Große Anerkennung von seiten des Kommandeurs, denn das hat Land­wehr, verheiratete Männer, getan. (G.K.G.)

Ueber den Auszug der Bevölkerung aus Antwerpen oibt ein englischer Journalist folgende interessante Darstellung. Der Auszug der belgischen Bevölkerung

aus Antwerpen stellt die Aufopferung Moskaus in Schalten. Es ist großartig und gleichzeitig entsetzlich. Antwerpen, ein Stadtgebiet von nahezu drei Vier­tel Millionen Einwohnern, wird von allen Menschen verlassen. Tausende und Abertausende ziehen auf den nordwärts führenden Weg nach Holland. Tau­sende gehen auch mit jedem Fahrzeug, das nur auf­treib, und verwendbar ist. Dampfschiffe, Pachten, Leichter, Motorboote sind bordvoll. Es ist unmög­lich, diesen Auszug zu beschreiben, so etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Heute nachmittag habe ich zwei Stunden lang an den Ufern der Schelde gesessen udn diesen Auszug von Hunderttausenden an mir vorüberfluten sehen. Diese zwei Stunden stellten nicht den zehnten Teil der Zeit dar, welche der Aus­zug dr Bevölkerung in Anspruch nahm. Von heute morgen 4 Uhr bis zur Stunde, wo ich dies schreibe: Nachmittags 3 Uhr. In Len Straßen liefen die Men­schen, dicht gedrängt, zu sechs und sieben in einer Reihe .... zu Fuß, auf Wagen zwanzig bis dreißig Menschen in allen Altersstufen auf eine Karre ge­packt. Hunderte auf Fahrrädern und Motorrädern, veile auf Krücken, alles hochbepackt mit dem nötig­sten ihres Eigentums. Aber alles zieht aus, so viel mitnehmend, als man kann. Auf der Erde sitzend, warte ich mit zwei- oder dreitausend Menschen auf ein Schiff um wegkommen zu können. Der Nachmit­tag ist halb vorüber.. Der Nachmittag eines schönen Tages. Die Sonne geht langsam unter, aber wir kön­nen die Sonne nicht sehen, denn die ganze Luft ist durchsetzt durch gewaltigen, schwarzen Rauch, der in fünf Säulen von der.Erde aufsteigt und sich über den Himmel breitet. Die Belgier verbrannten die hohen Petrolumtanks, die am Ufer der Schelde liegen und die ihr ganzes Land, sowie Nordfrankreich und die Rheinprovinz mit Brennstoff varsehen. Nur in Galizien und auf den amerikanischen Oelfeldern kann ein so gewaltiger Brand entstehen. Es brennt noch an vielen anderen Stellen in der ganzen Stadt. Einige Brände sind von den Belgiern selbst angelegt worden, um zu verhindern, daß die gewaltigen Vor­räte der Stadt den Deutschen in die Hände fallen. Hier am Hafen weren Schiffe mit Vorräten aller Art angefüllt. Leichter, schwer von Korn, werden wegge­schleppt und die Schleppdampfer selbst sind vollge­pfropft mit Fleisch, Mehl, Konserven u.s.w. Offen­sichtlich will man den Deutschen nichts zurücklassen .... Inzwischen halten die Engländer die Deutschen im Schach und zwar, wie die Belgier sagen, in dem höllischsten Granatfeuer, das man je bislang im

Krieg gesehen hat.Heute abend, als es dunkel

wurde, bin ich im leßten Augenblick auf einen abfah­renden Leichter gesprungen. Wir bleiben die ganze Nacht auf dem Strom liegen, um morgen früh, beim Flutenwechsel, abzufahren. Die schweren Kanonen schießen noch von den Wällen; das englische 9,9-Ge- schütz hört nicht auf. Es ist eine eintönige Regel­mäßigkeit im Feuer der Deutschen. Das Heulen der

Granaten ist so ständig geworden, daß man die ein­zelnen Geschosse nicht mehr unterscheidet. Am Fluß bieten die brennenden Petroleumbehälter ein über­wältigendes Schauspiel. In mächtigen Schwaden steigt der schwere Rauch, das ganze Land auf Meilen im Umkreis verdüsternd, aus den flackernden Feuer­zungen der Behälter. Auf dem Strom ist es ganz still, da alle Schiffe, die unter Dampf lagen, abge­fahren sind, und allein unser Leichter mit ein paar anderen, inmitten des Wassers liegt, um die Ebbe abzuwarten. Von den Häfen ist gerade der Knall von einer Reihe Explosionen gekommen. Die Belgier sprengen die Brücken in die Luft. Heute mittag haben sie in den hauptsächlichsten Fahrstraßen Schiffe ver­senkt. Viele waren mit Korn beladen. Niemals ist eine so großartige Aufopferung gewesen. ... Frie- tag, 9. Oktober, bei Tagesanbruch. Der Schein des grauenden Morgens ist so verhüllt durch die großen Rauchwolken, die noch über den Petroleumtanks hän­gen und sich endlos weit über den Himmel hinziehen. Himmel und Fluß sind dunkel bleigrau, wie alles in diesem weiten Kreis, dessen Mittelpunkt die Ka­thedrale von Antwerpen ist. Aus der Stadt steigen zwanzig dünne Rauchspirale, schlank wie Minarets, in die Höhe. Gerade findet eine gewaltige Explo­sion an den Docks statt. Man sagt mir, daß dies die Pontonbrücke ist im Norden der Stadt. Es folgte eine zweite Explosion und dann mit Zwischenräumen noch fünf andere, was die Verwüstung der Forts be­deutet. Das englisch-belgische Heer muß jetzt über die Schelde gezogen sein, und ein neuer Abschnitt im Kampf um Antwerpen hat begonnen.

Volkswirtschaftliches.

Herrenberg, 17. Okt. Auf den heutigen Schweine­markt waren zugeführt: 65 Stück MilchschwüneErlös pro Paar 2235 Mark. 22 Stück Läufeischwetne: Erlös pr» Paar 5075 Mark. Verkauf gut.

Stuttgart, 17. Okt. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 89, Kälber 180, Schweine 448. Unverkauft: Großvieh 26, Schweine 180. Bullen i. Qual von 78 bis 80, Bullen 2. Qual. 76 bis 78, Stiere und Iungrinder 1. Qual. 92 bis 95, Iungrinder 2. Qual, von 88 bis 91. Kälber 1. Qual, von 92 bis 95, Kälber 2. Qual, von 87 bis 90. Kälber 3. Qual, von 80 bis 85, Schweine 1 Qual, von 72 bis 73. Schweine 2. Qual, von 69 bis 7l. Schweine 3. Qual, von 62 bis 66. Verlauf des Marktes: langsam.

Stuttgart, 17. Okt. Heute kostete Mostotft ^.5.50 bis 6. per Zentner, Tafelobst ^9. bis 15..

Alm, 17 Okt. Marktaufschub. Die Schweine- und Biehmärkte müssen wegen Ausbruchs der Maul- und Klauen­seuche bis aus weiteres ausfallen.

Maul- und Klauenseuche. Die Maul- und Klauen- seuche ist ausgebrochen in Schmalfelden OA. Gerabronn, in Hörenhausen Gde. Steffen OA. Laupheim, in Bonseld OA. Heilbronn und in Mettenberg OA. Biberach.

Für die Schriftleitung verantwortlich: I. B. vr. pdil Wiebach Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei Calw.

Amtliche und Privatnachnchten.

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Auf Veranlassung der Stellv Intendantur des XIII. Armeekorps ersuchen wir solche Firmen, welche im Stande wären,

Lieferung von Bekleidung und Mannschaftsausriistnng für das Heer,

zu übernehmen, sich unter Angabe ihrer Erzeugnisse und Leistung?- fähigkeit (eventuell mit Prospekten) schriftlich hier anzumelden.

Calw, den 17. Oktober 1914.

Vorsitzender der Handelskammer:

Georg Wagner.

Holzkronn-Calw, den 18. Oktober 1914.

Danksagung.

Für die wohltuenden Beweise herzlicher Teil­nahme, die wir bei dem Tode meines innigst- geliebten Gatten und Vaters, unseres lieben Schwiegersohnes und Schwagers

HiWtlk-rer Gsttlob Eitle,

Offizierstellvertreter, erfahren durften, sprechen herzlichen Dank aus

die tieftrauernden Hinterbliebenen.

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