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-lummer 272
Altensteig, Donnerstag, den 22. November 1934
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Vertrauliche AbMmigskmkrem
Ergebebnis vertagt bis zum Januar - Oesterreich verlangt Gleichberechtigung
Eens, 28. Nov. Das Präsidium der Abrüstungskonferenz nt am Dienstag unter dem Vorsitz Hendersons unter Ausschluß der Oeffentlichkeit zu seiner Tagung zusammengetreten. Augen- - minister L a 0 a l, der am Vormittag in Eens ankam, lieg ach ! dabei vertreten. Schon heute gilt es allgemein als feststehend. ! dag die Tagung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz :m - wesentlichen doch wieder den Charakter einer Verschiebung der Konferenz tragen wird. So gilt es als sicher, dag die Kommission, die sich von neuem mit einem Teil der Abrüstungs- sragen befassen soll, nicht vor Januar oder Februar nächsten Jahres zusammentreten wird, da man offenbar die Volksabstimmung im Saargebiet erst abwarten will. Jedenfalls soll von englischer und amerikanischer Seite sehr stark in dieser Richtung gearbeitet ? werden.
Oesterreich sorderi Gleichberechiigunil ?
Genf, 28. Nov. Im Lause der Tagung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz gab der Vertreter Oesterreichs, Baron Pflügt, die Erklärung ab, keinem Abrüstungsabkommen zustimmen zu lönnen, ehe nicht auch Oesterreich Sie Gleichberechtigung venigjteus hinsichtlich der Verteidigungswassen erhalten habe.
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Ergebnis brr AbrüslungSkonserenz...
,.. vertagt bis zum Januar
Genf, 21. Nov. Die Rede, mit der der Präsident der Abrüstungskonferenz die geheime Tagung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz eröffnet hat,' wurde erst am Nachmittag bekanntgegeben.
Henverson begann mit einem kurzen Nachruf für König Alexander, Barthou und Dollfutz. Nachdem Henderson noch den Tod des sowjetrussischen Botschafters Dowgalewski erwähnt hatte, begann er zunächst mit der Verlesung einiger Einwände, die er von pazifistischen Organisationen erhalten habe. Dann erinnerte Henderson an seine Vorschläge vom S. November, deren Hauptinhalt er nochmals bekanntgab. Falls das Präsidium seinen Vorschlägen zustimme, werde er sich mit den verschiedenen Vorsitzenden der betreffenden Ausschüsse für Waffenhandel, Offenlegung der Wehrhaushalte und für allgemeine Bestimmungen rn Verbindung setzen, um den Zeitpunkt sestzulegen, zu dem ihre Arbeiten wieder ausgenommen werden können. Er werde ihnen, wie er hinzufügtc dafür Mitte Januar Vorschlägen.
Nach der Eröffnungsrede Hendersons sprach der amerikanisch« Vertreter Wilson. Er kündigte dabei die Vorlage eines bis
ins einzelne gehenden Entwurfes zur Regelung der Frage dos Waffenhandels und der Massenherstellung an. Gleichzeitig gab er die wesentlichen Richtlinien über die amerikanischen Vorschläge bekannt. Sie lehnen sich sehr eng an die Beschlüsse des im Juli d. I ragenden Sonderausschusses an. Neu ist hauptsächlich oie ausdrückliche Feststellung, daß ein autonomer Sondcrvertrrg über Waffenherstellung und Waffenhandel abgeschlossen werde» soll, ohne Rücksicht auf ein später abzuschließendes allgemeiner Abkommen. Der amerikanische Entwurf sieht ein System o»r Kontrolle für die Massenherstellung und den Waffenhandel >» den betreffenden Ländern selbst vor, verstärkt durch eine zweit« Kontrolle, die von Eens selbst ausgeübt wird Hierfür soll der zu bildende ständige Abrüstungsausschuß zuständig sein. Schließlich sehen die amerikanischen Vorschläge noch die Veröffentlichung aller Staatshaushalte über Mehrausgaben vor. Zur Abrüstungsfrage selbst sagte Wilson noch kurz, daß seine Regierung fest vavon überzeugt sei, dag ohne Abrüstung keine gesunde Grundlage für den Frieden geschaffen werden könne. Sie werde deshalb. wie schon früher, ihre ganze Kraft daran ietzen, die Konferenz zu einem Erfolg zu führen.
Nach dem Amerikaner Wilson sprach »och der sowjetrussisch» Außenminister Litwinow, um seinen alten Vorschlag — Umwandlung der Abrüstungskonferenz in eine ständige Frieden» und Sicherheitskonferenz — zu empfehlen. Das Präsidium ve- schlotz, den „Ausschuß für verschiedene Bestimmungen" sowohl mir der Frage der Errichtung eines ständigen Abrüstungsausschusses entsprechend dem Vorschlag Hendersons. wie auch mit dem Vorschlag Litwinows zu befassen. Gleichzeitig wurden alle übrige» Vorschläge Hendersons angenommen. Die Tagung des Präludiums der Abrüstungskonferenz hat damit bereits ihr End« gefunden.
MerraWlig m W'en über die Erklünmrk Pfliigls
Wien, 21. Nov. Die Erklärung des österreichischen Delegierte» beim Völkerbund und bei der Abrüstungskonferenz, Gesandte« Pflügt, wonach dieser im Namen seiner Regierung Gleichberechtigung in der Rüstungsfragc sür Oesterreich forderte, hat in Wiener politischen Kreisen ungeheures Aufsehen hervorgerufen. Besonders die scharf formulierte Erklärung, daß Oesterreich nicht gewillt sei, irgend ein Abkommen zu unterzeichnen, wenn sein Begehren nach Gleichberechtigung in der Rüstungsfrage nicht erfüllt werde, hat hier ungemein überrascht. Mau weist darauf hin. dag Oesterreich noch niemals die Gleichberechtigung vor,dem öffentlichen Forum in Eens verlangt hat. und mißt der Erklärung insbesondere mit Rücksicht auf den Pakt so» Rom, dessen Ausweitung ja eben erst beschlossen wurde, besondere Bedeutung ul.
Einheitliche Preisüberwachung
Preisfestsetzungen nur durch den Reichskommissar für Preisüberwachung
Berlin, 21. Nov Der Reichskommissar sür Preisüberwachung hat unter Aufhebung oder Abänderung aller bisher getroffenen abweichende» Bestimmungen über die Ueberlragung von Aufgaben und Befugnissen des Reichskommissars für Preisüberwachung bestimmt. Satz Preise, Preisspannen oder Zuschläge aller Art »n Zukunft nur noch durch den Reichskommissar für Preisüberwachung festgesetzt werden. Allen anderen Stellen wird jegliche Preisfestsetzung verboten.
Soweit Preise nur begrenzte räumliche Auswirkungen haben, kann die Festsetzung im Einverständnis mit dem Reichskommissar auch durch die obersten Landesbehör- den, in Preußen Lurch die Oberpräsidenten. in Berlin durch den Staatskommissar erfolgen.
Die Preisüberwachung wird von den obersten Landesbehörden oder den von ihnen bestimmten Stellen der allgemeinen Landesverwaltung durchgesllhrt. Die Befugnisse zur Schließung von Betrieben wegen Zuwiderhandlungen oder aus sonstigen wichtigen Gründen steht auch den Regierungspräsidenten zu. Selbstverständlich hat sich der Reichskommissar diese Vesugnis auch selbst Vorbehalten.
Im übrigen sind künftig auch Ordnungsstrafen gegen Unternehmungen, in deren Geschäftsbetrieb eine Zuwiderhandlung gegen die allgemeinen Vorschriften begangen worden ist oder gegen die schuldigen Personen bis zu 1V00 RM. für jeden Fall der Zuwiderhandlung vorgesehen.
7 Die Preisüberwachungsbehörden sind vom Reichskommtffar gebeten worden, bei der Preisüberwachung mit den Gau- und Kreisleltern der NSDAP. Fühlung zu halten. An die Gau- und Kreisleiter hat der Reichskommissar die Bitte gerichtet, bestimmte Amtsleiter zu bezeichnen, deren Aufgabe es ist, die bei den Gau- und Kreisleitungen etwa eingehenden Beschwerden zu sammeln und nach Sichtung der nä'"^''n Ueberwachungsbehörde der allgemeinen Landesverwattuug «i»- zulerlen.
Die durch den Erlaß getroffenen Bestimmungen weichen vom Reichskommissar für Preisüberwachung wie folgt begründet: Die starke Zentralisierung ist erforderlich, um zunächst einmal die in den letzten Monaten aus dem Drange der Ereignisse heraus entwickelte starke Zersplitterung in der Preisüberwachung wieder zu beseitigen. Diese Zersplitterung trug die Gefahr der Entwicklung zu wirtschaftlichen Sondergebieten in sich, die zu unerwünschten wirtschastswidrigen Warenbewegungen führen. Auch in der Preisüberwachung mutz die Wirtschaftseinheit des Aeiches gewährleistet bleiben.
Aus dem gleichen Grunde ist davon Abstand genommen, Sie Festsetzung von Preisen und Spannen den Verwaltungsbezirken in den Ländern zu überlassen. Die Dezentralisation an die obersten Landesbehörden ist zunächst auf diejenigen Fälle, in Lenen zweifellos Wirkungen über den Landesbezirk hinaus nicht zu besorgen sind, beschränkt worden. Zur Sicherstellung einheitlichen Vorgehens ist eine vorherige Fühlungnahme mit dem Reichskommissar vorgesehen. Die Einrichtung von Sammelstellen für die bei Len Parteidienststellen eingehenden Beschwerden entspricht einem bereits in einem Gau bewährten Verfahren.
Im Anschluß an seine Anordnung über die Zentralisierung der Preisfestsetzung vom 18. November hat der Reichskommissar iür Preisüberwachung die zuständigen Stellen angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß irgend welche Einzelaktionen aus dem Gebiete der Preisfestsetzung nicht mehr stattfinden.
..Früher oder svöler deulsK-sranzösische Aussvrache"
Paris, 2g Nov. Ein Mitarbeiter des „Excelsior" schreibt zur Abreise Lavals nach Genf, Laval denke ohne Bitterkeit an seinen enttäuschenden Besuch mit Briand in Berlin zurück. Laval habe die Worte Napoleons angeführt, im Kriege und in der Liebe müsse man sich schließlich doch einmal aus nächster Nähe kennenlernen. Früher oder später werde man in Genf oder anderswo die deutsch-französische Aussprache wieder aufnehmen müssen, veide Länder hätten nur die Wahl, sich zu verständigen oder M gegenseitig zu zerfleischen. Letztere Möglichkeit erscheine Laval als sinnlos und verbrecherisch.
Raubübersall au» einen Juwelier
21 Nov. Der Inhaber des Uhren- und Eokdwaren- »elchästs Max Schlingermann wurde am Dienstag abend von Mei Verbrechern in seinem Laden überfallen und niedergeschossen, «n ^tten vorher das Geschäft wiederholt ausgesucht und
mH Uhren vorlegen lassen. Nachdem andere Käufer das Geschäft verlassen hatten, zogen die beiden Räuber unter dem Ruf: »Sande hoch!" ihre Revolver. Einer versucht«, die im Nebenin ^ befindliche Schwester des lleberfallenen mit der Pistole g.?mach zu halten. Inzwischen sielen im Laden die tödlichen b-n « Trotz Bedrohung drängte di« Schwester des Ermordeten n Banditen zur Seite, lief zur Tür und ries um Hilfe. Hierauf grinen die Verbrecher die Flucht. Sie wurden zwar verfolgt, gelang ihnen aber, unerkannt zu entkommen.
Sitzung der BöMerbundsverfammlung
Gens, 21. Nov. Die außerordentliche Völkerbundsversammlung, die zur weiteren Behandlung des Lhaco-Konflikts ein- derufen wurde, ist am Dienstag nachmittag unter starkem Andrang von Publikum und Presse im Gebäude des Völkerbundssekretariats zusammengetreten.
Der vorläufige Präsident, der tschechoslowakische Außenminister Dr. Bene sch, widmete den ersten Teil seiner Eröffnungsansprache einem Nachruf auf die beiden Opfer des Marseillcr Attentats. Nach Benesch sprach der südslawische Außenminister Jeftitsch nur wenige Worte des Dankes an den Präsidenten. Als dritter Redner sprach der französische Außenminister Laval. Auch er rühmte König Alexander als Soldat und gleichzeitig als Friedenssürsten. Die Worte, die Benesch sür den verstorbenen französischen Außenminister Barthou sprach, seien allen Franzosen aus dem Herzen gesprochen. Er selbst. Laval. werde sich bemühen, dem Beispiele Darthous zu folgen sein Werk fortzusetzen und die Zusammenarbeit mit allen hier versammelten Staaten weiterzusühren.
Zum Chaco-Konflikt stellte Benesch dann fest, daß alle bisherigen Schlichtungsbemühungen gescheitert seien, und daß die Versammlung mit der Annahme der vorgesehenen Empfehlungen den beiden Parteien die Möglichkeit gebe, wieder auf den Rechtsboden des Völkerbundspaktes zurückzukehren. Zur Herstellung einer günstigen Atmosphäre sei die Einstellung der Feindseligkeiten und die Schaffung einer kontrollierten neutralen Zone unbedingt notwendig.
Mexikos Vertreter Najera zum PrWdeulen gewühlt
Gens, 21. Nov. Die außerordentliche Völkerbundsversammlung sür den Chaco-Streitfall hat mit sämtlichen 49 gültigen Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen den mexikanischen Vertreter Najera zu« Präsidenten gewählt
Pariser Blätter zu den Besprechungen Lavals
Paris, 21. Nov. Die Pariser Morgenpresse veröffentlicht lange Berichte ihrer Genfer Berichterstatter über den Verlauf der Rr- Iprechungen Lavals mit den Ministern der Kleinen Entente. Man zeigt sich im großen und ganzen zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen, die nach Ansicht hiesiger Blätter darauf hinauslaufen, daß Südslawien von der Forderung der sofortigen Beratung leiner Denkschrift abgehl und sich auf ihre Veröffentlichung beschränkt, während die Beratung erst auf der nächste« Sitzung im Januar stattfinden soll. Der Genfer Sonderberichterstatter des „Matin" stellt im Zusammenhang mit dem Mar- seiller Anschlag und den Genfer Verhandlungen darüber fest, daß die deutsch-südslawischen Beziehungen sich dadurch in keiner Weise geändert hätten. Diese Beziehungen hätten sich dank de» Bemühungen des Führers von Monat zu Monat verbessert.
Der gleichen Ansicht ist auch üie Sonderberichterstatterin der „Oeuvre" die u. a. erklärt, man habe noch nie die unsichtbare Anwesenheit Deutschlands in Genf so gespürt wie gerade jetzt. Diese Anwesenheit sei Tagesgespräch in allen Genfer Kreisen. Die Vertreter der verschiedenen Mächte seien oer Auffassung, daß Deutschland heute schon in der Lage sei, Gewaltlösunge» hervorzurufen wenn es das wünsche. Infolgedessen versuchte» die Mitglieder Lee Völkerbundes. Deutschland zur Mitarbeit a» ernem europäischen Sicherheitssystem herzuziehen. In der Saa»- frage sei man allgemein der Ansicht, daß die Volksabstimmung zu keinerlei Zwischenfäelln Anlaß geben werde.
Ae römischen Saarverhandtungen wieder ausgenommen
Rom, 21. November. Am Mittwoch sind die Besprechungen über die Saarsrage wieder ausgenommen worden. In seine» Vorbesprechung aus Genf meint Forges Davanzati, die Saar» abstimmung sei das einzige Thema in Genf, das wirklich konkreten Wert besitze. Nach einer Verschärfung der französtsch-deut» schen Plänkeleien scheine es nun, als ob die beiden Hauptbetei» ligten es als wünschenswert reachteten, ohn« Zwischenfäll» bi» zur Abstimmung zu gelangen.