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Nummer 271

Altensteig, Dienstag, den 20. November 1934

1 »7. Jahr,«»,

NorbrsimKuiMli in Scni

Die Kleine Entente ttt M über ihr Vorgehen einig

Genf, 19. Nov. Me drei Außenminister der Kleinen Entente Benesch, Jefftitsch und Titulescu, haben heute Mittag zusammen gefrühstückt und im Anschluß daran über die politische Lage verhandelt. Dabei stand, wie man hört, der beabsichtigte Schritt Südslaviens beim Völkerbund im Vordergrund, den man noch im Laufe dieser Woche erwartet.

Der südslavische Außenminister wird ein Schreiben an den Völkerbund richten, in dem er beantragt, die mit dem Marseiller Königsmord zusammenhängenden Fragen auf die Tagesordnung des Völkerbundsrates zu fetzen, wobei aber erst an die nächste Ratstagung im Januar des kom­menden Jahres gedacht wird. Es soll ausgeschlossen sein, daß Südslavien einen Dringlichkeitsantrag stellt, schon die jetzige Ratstagung mit dieser Frage zu befassen, zumal die Voruntersuchung anscheinend noch nicht abgeschlossen ist. Außerdem könnte dieser Versuch sehr leicht auf Widerstand stoßen, der, wie man annimmt, vor allem von italienischer Seite kommen würde. Dagegen wird allgemein erwartet, daß die südslavische Denkschrift» die das bisherige Material über den Königsmord zusammenfaßt und angeblich auch be­stimmte Feststellungen enthält, schon während der jetzigen Völkerbundsratstagung veröffentlicht wird. Es soll sich da­bei um ein Schriftstück handeln, das etwa 40 Seiten umfaßt.

Wie verlautet, hat sich die Kleine Entente über die von Südslavien zu ergreifenden Schritte unter sich vollständig geeinigt. Vor einer Beschlußfassung sollen aber noch Be­sprechungen mit dem französischen Außenminister Laval stattfinden, der Dienstagvormittag hier eintreffen soll. Man weiß, daß der französische Außenminister schon wegen der französisch-italienischen Ausgleichsbemühungep eine Verstimmung Italiens zu vermeiden wünscht.

Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Hender- s o n, der am Sonntagabend in Genf eingetroffen ist, hat Montagvormittag mit dem amerikanischen Delegierten Wilson, dem russischen Volkskommissar Litwinow und an­deren Delegierten Vorbesprechungen für die morgige Sitzung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz gehabt. Wie verlautet, beabsichtigt Henderson, im Einklang mit dem im Juli vorgelegten amerikanischen und von den Englän­dern grundsätzlich gebilligten Antrag die künftigen Arbei­ten der Abrüstungskonferenz auf die Kontrolle des Waffen­handels zu konzentrieren. Diesen amerikanischen Antrag, der in der Hauptsache die Verpflichtung der Regierung zur regelmäßigen Berichterstattung an den Völkerbund vor­

sieht, stehen französische Pläne für eine Reglementierun, der Waffenherstellung und des Waffenhandels im Sinne eines Quoten-Systems gegenüber. Andererseits wird er­wartet, daß Litwinow auch bei dieser Gelegenheit wieder die Umwandlung der Abrüstungskonferenz in eine ständig« Friedenskonferenz beantragen wird.

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Rom verurteilt die südslawischen Absichten in Sens

Rom, 19. November. Der von Südslavien angekündigte Schritt in Genf wird in Italien durchaus ungünstig beur­teilt. Die Presse beschäftigt sich mit ihm allerdings nur in beschränktem Maße, daun jedoch immer klar ablehnend. DerTevere" schreibt, man könne zwar die südslavische Aktion mit Ruhe abwarten, aber man könne schon jetzt ver­suchen, ihre Wirkung zu umschreiben. Europa und beson­ders die Großmächte würden keine Lust haben, sich von der Kleinen Entente oder nur von Belgrad bei der Prüfung einer Frage ins Schlepptau nehmen zu lasten, die nicht in die brutalen Begriffe eines Ultimatums zusammengedrängt werden könne. Der Völkerbund, dem die Sanktionsmittel fehlen, müsse in seiner Eigenschaft als internationaler Or­ganismus davor behütet werden, in Fragen hineingeris­sen zu werden, die auf formalem diplomatischem Wege ge­löst werden könnten. Wenn die südslavischen Absichten, so wie sie von englischer und französischer Seite dargestellt wer­den, keine Revision erfahren, so heiße das, daß Südslavien tatsächlich mit einem Plan liebäugele, wie es die Ungarn behaupten, einem Plan, der von der Kleinen Entente ge­billigt werden mag, den aber Las Gewissen der kulturellen Welt entschieden verurteile.

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Amerikas «euer Plan

zur Kontrolle internationalen Kriegsmaterials Washington, 19. Nov. Staatssekretär Hüll gab am Montag eine Erklärung ab, in der er sagte, daß die amerikanische Re­gierung fest entschlossen sei, ihren nenen Plan zur Kontrolle internationalen Kriegsmaterials, seiner Herstellung und Ver­schiffung mit Energie zu verfolgen. Der amerikanische Gesandte Wilson werde den neuen Plan am Dienstag dem Genfer Aus­schuß formell unterbreiten und auf baldige sachliche Bearbei­tung drängen.

Sum Bußtag

Durch Buße zur Kraft

Butze, das ist ein Wort, wogegen wir uns innerlich auf­bäumen. Buße tun, ist das nicht unmännlich und un­deutsch? Und nun gar ein besonderer von der Kirche un­geordneter Buß- und Vettag, der regelmäßig jedesmal am Ende jedes Kirchenjahres wiederkehrt. Es ist kein Zufall, daß der Bußtag am Ende des Kirchenjahres seinen Platz hat. Das Kirchenjahr ist ein feingegliedertes und wohl- aufgebautes Ganzes. Am Ende desselben stehen wir auf der höchsten Höhe. Ein Schein der Ewigkeit fällt in unsere Zeit, und in der unerbittlichen Klarheit dieses Lichtes wan­deln sich die Dinge. Da wird offenbar, was an uns und unserem Tun ist. Wir haben eben unseren großen Refor­mator Martin Luther gefeiert. Lassen wir doch auch ihn am Bußtag zu uns sprechen. Wohl hat er sein gewaltiges Werk der Erneuerung der Kirche und der Umwandlung unseres Volkslebens mit dem Kampf gegen den Ablaß be­gonnen. Mit dem Kampf gegen den Ablaßhandel, nicht aber mit dem Kampf gegen die Buße. Vielmehr ist schon die erste seiner Thesen ein gewaltiger Vußruf:Unser Herr und Meister, Jesus Christus, der da spricht: Tut Buße, hat da­mit gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll." Und es ist kein Zufall, daß die erste von Luthers Schriften, die er unmittelbar vor dem Thesenanschlag per­sönlich dem Druck übergeben hat,Die sieben Vußpsalmen" waren. Luther hat an sich selber erlebt, daß die göttliche Schöpfungsordnung vom Menschen zerstört und auch das Ringen des besten Menschen, der auf seine eigenen Kräfte allein vertraut, vergebens ist. Luther hat aber nicht nur als Einzelmensch die ganze Not der Eottesferne erlebt, sondern aus solchem Erleben ist ihm der Blick erwachsen für die zerstörende Folge der Sünde auf allen Gebieten des Volks­lebens. Solche Erkenntnis und tiefe Büßfertigkeit ist aber für Luther nicht Schwäche. Nicht umsonst ist er uns ja zum Urbild des deutschen Mannes geworden.Der Landsknecht Gottes", wie man ihn genannt hat. Gerade aus der Er­kenntnis der menschlichen Schuld wurde Luther das Er­lebnis von der göttlichen Kraft zuteil. Diele neue Kraft wird uns von Gottes Gnade geschenkt, damit wir uns um io völliger in den Dienst Gottes hier auf Erden stellen. Müs­sen wir es erleben, daß durch menschliche Schuld göttliche Schöpfungsordnung zerstört wird, so dürfen wir es auch erfahren, daß, wo Gott in einem Menschen mächtig wird, er ihn zu seinem Mitarbeiter beruft, daß er mitbaue an der neuen Schöpfung.

So kommt der Ruf: Tut Butze! nicht aus erbärmlicher Schwachheit und kläglichem Verzagtsein, sondern aus dem Willen, den Weg zur vollen Entfaltung aller gottgeschenk- tm Kräfte zu finden. Aus dem Frieden mit Gott kommt die Freude am irdischen Werk. Nun ist solch ein Sichfinden von Gott und Mensch gewiß ein allerpersönlichstes Ding, und Buße und Gebet gehören als Herzstück in die tägliche Stunde der Stille und Einsamkeit. Und doch ist es recht, daß unsere Kirche solch einen gemeinsamen Buß- und Best tag eingesetzt hat. Gerade heute öffnet sich uns der Blick wiederum dafür, wie tief nach Gottes Schöpfungsordnuno jeder einzelne Mensch verknüpft und verflochten mit dei Gemeinschaft ist. Es gibt keine persönliche Schuld, kein persönliches Versäumnis und kein Versagen des einzelnen Menschen, das in seiner Wirkung allein auf ihn beschränkt bleibt. Wie ein Stein, den man ins Wasser wirft, seine Kreise zieht, so wirkt alles, was wir tun oder unterlassen, hinaus in unsere Umwelt und tut seine Wirkung im Bösen wie im Guten. Unser Volk beginnt sich heute zusammen­zufinden zu gewaltigem gemeinsamem Werk. Auf allen Ge­bieten des Lebens wird der Mensch herausgeristen aus seiner Vereinzelung und hineingestellt in das Ganze des Volkes. Sollten wir da nicht gerade heute uns zusammen- ftnden können, ja zusammenfinden müssen zu gemeinsamem Bekennen unteres Versagens und unserer Schuld und in gemeinsamem Stehen vor Gott, von ihm Kraft zu erbitten zu freudigem Dienst als seine Werkleute in unserem Volk? So gesehen kann und muß der Bußtag eine entscheidende Bedeutung für uns und unser Volk gewinnen.

Lutherworte zum Buß- «nd Bettag

Herr ich bin deine Sünde, dn meine Gerechtigkeit. Drnm bin sch fröhlich und triumphiere «nerfchrocken. Denn meine Sünde «verwiegt und überwältigt deine Gerechtigkeit nicht. Auch wird deine Gerechtigkeit mich nicht einen Sünder lassen sein noch bleiben. Gelobt seift du, Herr und treuer Gott, in Ewigkeit. A"eil- Tischreden.

Mich kann der Teufel «mstohen, wen« er will, mit all mei­nem Leben «nd Werken, mit Vorhalten göttlichen Gerichts und Zorns, und das alles Hinwegblasen, wie der Wind eine Flaum­feder. Aber wenn ich ihn vor mir «nd meinen Werken weise k«r rechten Hand des Baters, da mein Herr Christus fitzet, der n"r seine Gerechtigkeit schenket: Den wird er wohl unangefochten >«d unumgestoßen lasten müssen.

Wir kämpfen mit Gebet und werden siege» durch Gebet, die wir «mterdesten den verborgenen Weg Gottes im großen Wasser nicht k"ne» und seinen Fuß nicht spüren.

An Melanchthon ISS«.

MdE 5rß bei den Seeleulen iu Breumbaveu

Bremerhaven, 19. Nov. Der Stellvertreter des Führers, Ru­dolf Heß, traf am Sonntag vormittag in Bremerhaven ein. um die Unterweferstädte zu besuchen. Am Abend hielt er bei einer Seeleute-Kundgebung in der Stadthalle eine Rede, in der er Grüße und Wünsche des Führers für die deutsche Seefahrt über­mittelte. Das nationalsozialistische Deutschland läßt sich, so sagte er u. a., nicht aus seiner Selbstsicherheit und Ruhe bringen. Es geht seiner Arbeit nach, schafft neue Arbeitsmöglichkeiten und versucht, die friedlichen Beziehungen zwischen den Völkern weiter zu pflegen und auszugestalten. Wir haben begründete Hoff­nung, daß die Vernunft siegen wird, die den Führern aller Na­tionen sagen muß, datz nur der regelmäßige Güteraustausch zwischen den Völkern der Welt und der Wille zu gegenseitigem Verstehen dem Frieden der Welt die­nen kann. Der Wille, nach diesem Ziele zu streben, wird von deutscher Seite immer wieder betont und wird im deutschen Volke gestärkt. Wir glauben nicht, daß der Wirtschafts­krieg. der Boykott gegen Deutschland, im Interesse der an­deren Völker liegt. Wir Höffen, daß der Zustand regelmäßiger Beziehungen bald wieder eintritt, und dann wird auch die Krise in der Schiffahrt der Welt wieder behoben werden und die deutsche Seeschiffahrt wird zu ihrem Teil beitragen können zur Gesundung der Welt überhaupt. Der Kampf des Seefahrers um die gleichberechtigte Anerkennung seines Standes mit allen übrigen schaffenden Ständen der Nation ist heute im national­sozialistischen Deutschland durchaus und endgültig entschieden. Heule ist die nationalsozialistische Führung der Seefahrt dabei, der Anerkennung des Seefahrer als gleichberechtigten Stand gesetzlichen Ausdruck zu geben. Der deutsck,« Seemann hat in ^cn vergangenen schweren Jahren die Treue gehalten, obwohl rr am stärksten der bolschewistischen Agitation ausgesetzt war, obwohl ihn die Boykottbewegung materiell am schwersten traf. Im Namen des Führers danke ich an dieser Stelle den deut­schen Seefahrer für ihre Treue. Rudolf Heß schloß mit einem Sieg-Heil auf den Führer.

Die neue belgische Regierung gebildet

Theunis Ministerpräsident

Brüste!, 20. November. Di« neue Regierung ist trotz der Schwierigkeiten, die in letzter Stunde wegen der Besetzung des Unterrichtsministeriums entstanden waren, noch in später Nachtstunde gebildet worden. König Leo­pold hat kurz vor Mitternacht Theunis empfangen und der ihm vorgelegten Ministerliste seine Zustimmung erteilt. Das Kabinett setzte sich folgendermaßen zusammen:

Ministerpräsident ohne Portefeuille: Theunis, Katholik;

Minister ohne Portefeuille: Francgui, Liberal;

Außenminister: Hymnus, Liberal;

Landesverteidigungsminkster: Heveze, Liberal;

Justizminister: Boveste, Liberal;

Innenminister: Pierlot, Katholik;

Unterrichtsminister: Hirnanx, Liberal:

Finanzminister: Gutt, Liberal;

Minister für öffentlich« Arbeiten und Mittelstand: van Gauwelaert, Katholik;

Arbeitsminister: Rübbaß, Katholik;

Wirtschastsminister: van Jfacker, Katholik;

Verkehrs- und Postminister: du Bus de Warnaffe, Kat-.;

Kolonialminister: Charles, Katholik.

Beginn der deulfch-fraaröfisKen

Hllnbelsveriragrverhavdlvnklev

Paris, IS. N»v. Im französischen Handelsministerium habe» am Montag die deutsch-französischen Handelsvenragsverhand- lungen begonnen. Den Vorsitz führt Handelsminister Marchan- deau. Die deutsche Abordnung, die Montag vormittag m Paris eingetroffen ist, wurde vor Beginn der Verhandlungen vom französischen Handelsmknister empfangen, der sich anschließend zum Quai d'Orsay begab, «« er mit Außenminister Laval «ine längere Unterredung hatte.