Ew. Exzellenz Verhandlungen zu beginnen wünschen, so wollen Sie unserem entsprechend bevollmächtigten Oberstleutnant Wandam Ihre Bedingungen gütigst Mitteilen. Ich benütze diesen Anlatz, um Ew. Exzel­lenz meine Hochachtung auszusprechen. Das Kom­mando der Przemysl belagernden Armee: General Nadko Dimitriew. Die sogleich aus dieses Schrei­ben erteilte Antwort lautet: Herr Kommandant! Ich finde es unter meiner Würde, aus Ihr schrift­liches Ansinnen eine meritorische Antwort zu erteilen. Der Kommandant der Besatzung Przemysl.

Die Stärle der deutschen Ostarmee.

(W.T.B.) Berlin. Nach einer Meldung der Ti­mes stehen an der polnischen Grenze über fünf deut­sche Armeekorps, über acht Neseroekorps und fünf Landwehrkorps, 1^ Millionen Mann. Dazu kom­men 270 000 Oesterreicher, die an der schlesischen Grenze aufgestellt sind.

Don den Neutralen.

Holland gegen England.

(W.T.B.) Amsterdam, 16. Okt. (Nicht amtlich.) DasAllg. Handelsblad" schreibt: Es ist Pflicht der Presse neutraler Länder, sich gegen die kriegführenden Länder unparteiisch zu erweisen und sich alles dessen zu enthalten, was diese beleidigen könnte. Aber diese Verpflichtung belastet die Presse der kriegführenden Länder mit der gleichen Pflicht. Es muh ihnen schlech­terdings verboten sein, neutrale Länder herauszu- fordern und zu beleidigen. Handelsblad wendet sich gegen den Artikel in der Saturday Review, der vor- schtägt, England solle Zeeland während des Krieges pachten oder kaufen und an Belgien geben. Das müsse die künftige Grenze Hollands sein, wenn wie­der die Rede vom Frieden sei. Handelsblad lenkt die Aufmerksamkeit des britischen Gesandten im Haag aus diese schwere Beleidigung eines neutralen Landes das ehrlich bemüht sei, die Pflicht gegen die Ätach- barn zu tun und das an der Neutralität unter eige­nen großen Verlusten mit aller Macht festhalte, so­wie den britischen Schiffbrüchigen und Internierten sicher keinen Grund zu Klagen über Hollands Neu­tralität gebe. Dann fährt das Blatt fort : Da unsere eigene Regierung so streng dafür sorgt, daß unsere Presse die Neutralität gegen England nicht verletzt, so möchten wir fragen, ob nicht die britische Regie­rung, die britische Presse ebenfalls mahnen kann, Holland nicht zu beleidigen und zu beschimpfen. Kann es eine grötzere Kränkung geben, als den Vor­schlag, Zeeland, das mit Holland das Herz der Nieder­lande bildet, durch England kaufen zu lassen und noch hinzuzufügen, daß beim Frieden diese Grenze doch an Belgien fallen müsse? Handelsblad wendet sich dann gegen die Stelle des Artikels der Saturday Review, dag in Kriegszeiten das Recht dem Kriegs­recht weichen müsse, das das Recht des Stärkeren sei und sagt: Wenn Wochenschriften wie Saturday Review, so als roheste Militaristen schreiben, ent­steht die Besorgnis, datz die Achtung vor dem Völker­recht in England bereits mehr als erschüttert ist. Die neutralen Staaten müssen davon Kenntnis nehmen. Schließlich beschäftigt sich Handelsblad mit einem Artikel Spektators, der bedauert, datz Holland neu­tral geblieben sei und nicht Partei für Deutschland ergriffen habe, da die Neutralität Hollands für Eng­land keine Hilfe, sondern nur eine Belästigung sei. Handelsblad sogt dazu: Die Neutralität ist ein schwe­rer Harnisch, der wenig beschirmt, aber unsäglich drückt; jedenfalls darf der Träger eines solchen Har­nisches, der das Schwert nicht brauchen darf, nicht obendrein noch beleidigt werden.

Das englische Signal nach Portugal.

(W.T.B.) London. 15. Okt. DasReutersche Bureau erfährt:

Die Empfindung vollster Sympathie des portu­giesischen Volkes für Großbritannien steigt seit dem Beginn des Krieges beständig. Portugal mutz auf alle alle Möglichkeiten gefaßt und bereit sein, Groß­britannien überall und jeden Augenblick zu unter­stützen, wo es nötig fein wird. Die Meldung, datz Portugal Deutschland den Krieg erklärt hat, ist un­richtig."

Rumäniens Pflicht ist Neutralität.

(W.T.B.) Budapest. 15. Okt. DerPester Loyd" veröffentlicht eine geschichtliche Darstellung des Verhältnisses zwischen König Carol von Rumä­nien und Kaffer Alexander von Rußland, in der die Abtretung Bessarabtens an Rußland eingehend behandelt wird, und kommt zu dem Schluß, daß Rußland, von der Idee der zarischen Weltherrschaft erfüllt, nur unterwürfige Eospodare, aber keine Herrscher vom Zuschnitt Carols dulde. Was Ruß­land einstmals an Rumänien verbrochen habe, würde es bei einem neuen Anlaß abermals verüben.

Die englische Einficht.

(W.T.B.) London, 15. Okt. (Nichtamtlich.) In einem längeren Artikel nimmt dieMorning Post"

Stellung zu dem englischen Versuch, Antwerpen durch eine kleine Streitmacht von Seesoldaten und Marine- freiwillige zu entsetzen und tadelt die Entsendung von englischen Hilfstruppen in einem Augenblick, wo es für die belgische Armee das einzig richtige gewesen wäre, sich auf eine sichere Stellung zurückzuziehen. Das Blatt führt dann weiter aus, datz den Bewoh­nern von Antwerpen die Beschießung der Stadt hätte erspart werden müssen. Es befürchtet zwar mit Grund, so meint das Blatt, daß die englischen Ver­luste weit größer sein werden, als der Staatssekretär zuzugeben bereit sei. Es sei nicht angängig, daß Chur­chill seine Stellung dazu benutze, seine taktischen und strategischen Launen Fachmännern aufzuzwängen. Das Blatt nimmt weiter scharf Stellung gegen Chur­chill und seine Tätigkeit und schließt mit den Worten: Wir schlagen vor, daß Churchills Kollegen dem ersten Lord ganz bestimmt und endgültig erklären, daß die militärischen und maritimen Operationen unter kei­nen Umständen von ihm geleitet werden dürfen.

(W.T.B.) London, 16. Okt. (Nicht amtlich.) Morning Post" setzt ihre Angriffe auf Churchill fort. Das Blatt sagt: Die Behörden Antwerpens betrach­teten die Uebergabe als unvermeidlich, aber Chur­chills Besuch oeranlaßte eine Aenderung des Planes, da er versprach, britische Truppen zur Verteidigung zu senden. Wir hatten aber nur eine kleine Abtei­lung gesandt, darunter Freiwillige mit nur einigen Wochen Ausbildung. Morning-Post betont, Chur­chill habe die Hauptverantwortung, denn er sei die Seele der britischen Expedition nach Antwerpen ge­wesen. Das Blatt lobt zwar Churchills mutige Hal­tung bei Beginn des Krieges, erklärt aber, nach dem, was geschehen sei, müsse man sagen, datz seine Eigen­schaften in seiner jetzigen Stellung ihn zu einer Quelle von Gefahren und Sorgen für die britische Nation machten.

Englands Schuld.

DieKreuzzeitung" bemerkt: Die Ermutigung, die England, dem französischen Chauvinismus ange­deihen ließ, ist, wie die jetzt veröffentlichten Akten­stücke beweisen, die alleinige Ursache des gegenwär­tigen Krieges gewesen. Englische und französische Soldaten müssen die Einkreisungspolitik des Königs Eduard mit ihrem Blute bezahlen. Die Saat dieser Politik ist furchtbar aufgegangen.

(W.T.B.) Neunkirchen, 16. Okt. Als der Loko­motivführer Bach gestern nachmittag in einem Schup­pen eines Hauses in der Hospitalstrahe gemeinsam mit seinem Sohn, dem Heizer Willy Bach, an einem französischen Artilleriegefchotz herumhantierten, das sie auseinandernehmen wollten, um den Mechanis­mus zu studieren, explodierte dieses. Beide erlitten furchtbare Verletzungen. Der Sohn ist tot. Das Dach des Schuppens und die Inneneinrichtung sind völlig zerstört, die Fenster der gegenüberliegenden Häuser durch den Luftdruck zertrümmert.

(W.T.B.) Berlin, 15. Okt. Nach einer Mittei­lung der hiesigen Botschaft der Vereinigten Staaten von Nordamerika ist die Adresse der Nachrichtenstelle für Kriegsgefangene (Tbk I'riKonsrs ot Will' Infor­mation Uureau) in London 49, Wellington Street Strand. An diese Adresse können Briefe für die deut­schen Kriegsgefangenen in England gesandt werden.

(W.T.B.) Berlin Drei Reichstagswahlen stehen bevor: In Heidelberg kandidiert Oberkircher (natl.), in Aurich Stresemann (natl) und in Mannheim Geck (Soz.). Die anderen Parteien werden keine Gegen­kandidat enaufstellen.

Aus Stadt und Land.

Calw, 17. den Oktober 1914.

Angefahren. Zwei Unfälle, l Stuttgart, 16. Okt. Gestern vormittag wurde in der Hohenheimerstratze eine ledige Frauensperson von einem Radfahrer angefahren und zu Boden ge­worfen. Sie erlitt Quetschungen und mutzte nach dem ! Katharinenhospital verbracht werden. Gestern ' nachmittag kam ein mit zwei Pferden bespannter beladener Pritschenwagen in der Kernerstratze beim Abwärtsfahren durch Versagen der Bremse ins Rol­len und fiel um. Der 43 Jahre alte Bierführer wurde vom Bock geschleudert und trug eine Quetschung am Kopf, sowie Hautabschürfungen an beiden Beinen da­von. Heute nacht wurde ein 43 Jahre alter lediger Weingärtner in der Sonnenbergstraße in einer Blut­lache liegend aufgefunden. Er ist anscheinend zu Boden gefallen und hat sich am Hinterkopf eine Ver­letzung zugezogen, die seine Verbringung nach dem Katharinenhospital notwendig erscheinen ließ.

Die Irredentisten an der Arbeit?

(W.T.B) Triest, 15. Okt. (Nicht amtlich.) Gestern vormittag entstand auf der Werft von Monfalcone aus noch nicht festgestellter Ursache ein Brand unter dem Baugerüst eines neuen Dampfers Nr. 30, besten Stapellaus für den Monat Januar in Aussicht genommen war. Das Feuer nahm in kurzer Zeit einen großen Umfang an. Von den Hochaufschlagenden Flammen wurden auch die Bau­gerüste zwischen beiden der auf Stapel liegenden Dampfer Nr. 47 und 67 erfaßt. Nach anstrengender Arbeit, an der außer den Feuerwehren auch die Landsturmabteilung in Monfalcone, das Matrosen­detachement auf der Werft, Gendarmen von Man- zano und Monfalcone teilnahmen, wurde der Brand nach fünf Stunden gelöscht. Durch die Hitzentwick- lung wurden die Schiffsplatten am Bug gekrümmt und die Schiffskörper im Innern stark beschädigt. Der Schaden ist sehr bedeutend.

Meuterei indischer Truppen.

(W.T.B.) Berlin, 16. Okt. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Nach Missionsnachrichten aus Kanton haben indische Truppen in Hongkong sich geweigert, zu kämpfen.

Frankreichs Beteiligung an dem Bruch der belgischen Neutralität.

(W.T.B.) Brüssel, 15. Okt. (Nicht amtlich.) Am 9. Okt. nahm ein höherer Offizier einen bewaffne­ten, zur Besatzung von Antwerpen gehörig gewesenen belgischen Infanteristen (Grenadier) gefangen und entwaffnete ihn. Das geladene Gewehr trug die Nummer I'. 32 517 H. II. 1886 N. 93 Manufakture därmee St. Etienne. In seiner Patronentasche, die man ihm abnahm, befanden sich 80 belgische zu dem französischen Gewehr passende Patronen, von denen die noch verpackten die Aufschrift Ass. 17/2.14, 8 Car­touches Modell 1886 6 trugen. Ein französisches Ge­wehr, belgische dazu passende Patronen und der Zeit­stempel 17/2.14 dürften auch als Material dazu bei­tragen, datz Frankreich und Belgien sicher schon im Februar 1914 einig waren, nur gemeinsam zu fechten.

Deutsches Reich.

Der Reichskanzler in Antwerpen.

(W.T.B.) Brüssel, 15. Okt. (Nicht amtlich.) Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hielt gestern mit dem Generalgouverneur Frhrn. v. d. Goltz und dem Chef der Civilverwaltung, Exzellenz v. Sandt, eine Besprechung ab und begab sich heute nach Antwerpen. Der Reichskanzler wird morgen ins Hauptquartier zurückkehren. _

Cannstatt, 16. Okt. Heute früh hat sich ein Sol­dat, der dem Ersatzbataillon 120 angehören soll, n, selbstmörderischer Absicht in den Neckar gestürzt und ist ertrunken.

Vermischtes.

Die 42 cm-Mörser.

DieMünch. Neueste Nachrichten" schreiben:

Als am 8. und 9. August d. I., einen Tag nach dem Fall der Festung Lüttich, die Kunde durch die Welt ging: Die Deutschen haben ein lange geheim gehaltenes Geschütz vor die Forts der Stadt gefahren und diese mit 68 Schüssen so zugerichtet, datz es unmöglich mar, sie noch länger zu verteidigen, da ging wohl ein geheimes Grausen vor dieser Mord­waffe durch die Welt.

Tatsache ist, daß der 42 ow-Mörser außer den wenigen Ingenieuren und Arbeitern der Firma Krupp und nur einer ganz geringen Anzahl von Offi­zieren und Mannschaften der Schießschule, die darauf vereidigt waren, in der ganzen Armee und im Deut­schen Reich vollständig unbekannt war. Man hat von seiner Existenz nicht eher etwas erfahren, als bis sein eherner Mund das Schweigen, das ihm aufer­lögt war, selbst brach.

Der großeBrummer" oder diefleißige Berta ähnelt in vielen Teilen den in der deutschen Armee schon vorhandenen Rohrrücklaufgeschlltzen; nur daß er schwer transportierbar ist und daher soweit als möglich mit Eisenbahnen befördert wird. Muß der Mörser oder diefleißige Berta" auf der Straße transportiert werden, so wird er zerlegt und auf eigens hierzu konstruierten Wagen verladen. Das Rohr allein auf dem Rohrwagen, einem langen, festen Schienengestell, auf dem das Rohr mit seinen Klauen gleitet. Die Lafette allein, Ersatz- und Zu­behörteile allein und die Gürtel allein.

Diese Gürtel sind eine Reihe von Holzplatten und Eifenschuhen, die vor dem Schießen aus dem Gürtelwagen genommen und um den Radkranz gelegt werden, damit das Geschütz auch auf nicht chauffier­tem Unterboden nicht versinkt. Es ist eine mächtige Last, die auf den Gürteln ruht und sie bewähren sich großartig. Wir sind über extra tief und frisch gepflüg­ten Acker gefahren und das Geschütz rollte gleich einer mächtig enDampfwalze genau wie auf der Landstraße

»ahin. , .

Wie ich schon gesagt, wird das Geschütz zerwgr gefahren. Kommt nun von der obersten LeituM der Sefehl, das Geschütz fertig zu machen, die Kano- liere nennen esdie Berta poussieren" so sie ganze kilometevlange Kolonne auf der Landstraße,