SchwarzwLlder T»se,zeit««A-

«eite 2

Marktordnung

Zum Reichsbauerntag in Goslar Von Dr. Hans Adalbert Schweigart, Abteilungsleiter im Reichskommissariat für Vieh-, Milch- und Fettwirtschaft.

Der Liberalismus liegt hinter uns, dieses Zeitalter, in dem deutsche Bauernarbeit der Willkür profitgieriger Bör­senspekulanten preisgegeben war und Angebot und Nach­frage entscheidend für den Preis bäuerlicher Erzeugnisse und deutschen Nahrungsgutes gewesen sind. Eine geregelte Er­zeugung gab es nicht; wirr durcheinander ging das Räder­werk der bäuerlichen Wirtschaft. Eine gute Ernte wurde nicht etwa als ein Geschenk des Himmels, sondern als hohes Angebot angesehen und dementsprechend mit niederem Preis bewertet. Ein naturgegebener, hoher Milchansall im Frühjahr wurde selbstredend zum übelsten Preisdruck für Milch, Butter und Käse benutzt. Die Ausbeute der Walfisch­jäger, diese billigste aller Fettquellen, bestimmte den Preis für deutsche Fette. In das Hin und Her des Weltmarktes wurde die bäuerliche Wirtschaft hineingezogen, der Bauer schaltete sich mit seiner Erzeugung ohne Rücksicht auf den Bedarf in die Spekulation ein, wenn er auch meist hinter der Konjunktur herlief. So kam es, daß er außerstande war, mit seiner Wirtschaft den geringsten Krisen standzuhalten.

Es war eine Anlegenheit grundsätzlicher Natur, wenn eine Wirtschaftsordnung geschasfen wurde, in der die bäuer­liche Wirtschaft organisch auf die gegebenen Boden- und ^Klimaverhältnisse und auf den Bedarf eingestellt wird.

Das hat eine Marktordnung zur Folge, in die sich jede bäuerliche Einzelwirtschaft, jede Einzelwirtschaft eines Wirt­schaftszweiges, der vor- oder nachgeordnet mit der bäuer­lichen Wirtschaft zu tun hat oder mit ihr verbunden ist, ein­gliedern muß und in ernster Pflichtgebundenheit den For­derungen und Notwendigkeiten der nationalen deutschen Volkswirtschaft und dem Gemeinwohl zu dienen hat. Pflicht­gebundene Wirtschaftsführung ist die Grundlage, auf der der die nationalsozialistische Marktordnung fußt.

Ihre Hauptmerkmale sind: 1. Einstellung der Erzeugung aus den Bedarf 2. Ueberwachte Einfuhr nach Bedarf und gegen Tausch 3. Sinnvolle Warenverteilung. 4. Gerechter, geiestigter Preis. Bedarf und Bedarfsdeckung ste­hen also im Vordergrund unserer deutschen Agrarpol i- t i k, und die Einfuhr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wrrü stets abgestimmt auf den deutschen Bedarf. Deshalb die Notwendigkeit, die Einfuhr streng zu überwachen. Dabei ist es bei der heutigen Wirtschaftsführung selbstverständlich, Laß für jeden Zentner Butter, für jede Tonne Käse, für je­den Sack Oelsaat oder für irgend andere Ernährungserzeug­nisse das Ausland verpflichtet wird, die entsprechende Menge deutscher Jndustrieerzeugnisse abzunehmen. Diesen Weg hat der Reichsbauernführer und Reichsernährungsmi­nister Dr. Darre seit seinem Amtsbeginn beschritten und hat damit richtunggebend die deutsche Außenhandelspolitik aus eine neue Grundlage gestellt. Der Handel mit landwirt­schaftlichen Erzeugnissen, das Lenken der Ware in die ein­zelnen Kanäle wird nach ähnlichen Gesichtspunkten geordnet und überwacht. Gerade aus diesem Gebiet spielten sich früher die traurigsten Kapitel liberalistischer Wirtschaftsführung in Bezug auf Konjunktur und Spekulation ab. Der Händler bäuerlicher Erzeugnisse ist heute schon bald ein überwunde­ner Begriff. An seine Stelle tritt der Sammler und Vertei­ler, der sein Betätigungsfeld von einer höheren Gemein­schaft, den Marktverbänden, zugewiesen erhält. Dadurch bil­det sich wieder der Begriff des reellen Handels mit Quali­tätsware heraus. Jedem noch so skeptischen Beobachter wird einleuchten müssen, daß gemäß diesen drei Grundgesetzen na­tionalsozialistischer Marktregelung ein gefestigter Preis aus gerechter Grundlage die Folge sein muß Dieser gerechte Preis muß dem Erzeuger die Gestehungskosten und die auf die Erzeugung fallenden Lasten decken, wobei er imstande sein muß, fortschrittliche Methoden anzuwenden, um die höchstmögliche Erzeugung zu gewinnen. Ferner muß ihm der gerechte Preis sür die Erhaltung des Hofes einen ent­sprechenden Anteil gewährleisten und ihm einen bescheide­nen Nutzen abwersen. Der gerechte Preis muh aber weiter auch dem Be- und Verarbeiter wie dem Verteiler einen aus­kömmlichen Lohn für die ausgewendete Arbeit geben und schließlich dem Verbraucher die Anschaffung der Ware seiner Kaufkraft entsprechend ermöglichen.

Durch das Reichsnährstanosgesetz ist es heute schon mög­lich gewesen, Festpreise für nahezu alle wichtigen Erzeug­nisse des Bauern festzusetzen. Durch die Ueberführung der Preisbewegung von der Labilitätskurve zur Stabilitäts­linie ergibt sich folgerichtig, daß der einzelne Volksgenosse heute genau ermessen kann, welchen bestimmten, ebenfalls stabilen Teil seines Einkommens er für seine und seiner Fa­milie Ernährung von seinem Einkommen abzweigen muß. Nicht mehr ein von großen Schwankungen abhängiger Pro­zentsatz seines Einkommens, sondern ein von vornherein zu errechnender, fester Satz bleibt für die Deckung seines übri­gen Bedarfs aus Ser deutschen Wirtschaft und das bedingt eine Gleichmäßigkeit des Beschäftigungsgrades in der deut­schen Wirtschaft überhaupt. Der Reichsbauernführer hat heute die Zügel der bäuerlichen Wirtschaft fest und sicher in der Hand. Er hat im Sinne unseres Führers den weltan­schaulichen Unterbau des Nationalsozialismus, nämlich die Erkenntnis, daß das Bauerntum das Fundament des Staa­tes ist, daß Blut und Boden die Lebensarundlagen unseres Volkes sind, gefestigt und strebt dem gewaltigen Ziel zu: Deutschlands Nahrungsfreiheit! Hierauf ist unsere heutige Agrarpolitik, deren Rückgrat eine organische Marktordnung ist, eingestellt und stetig und sicher wird Stein um Stein, Block um Block hinzugesügt, um sie als ehernes Bollwerk ricbtunggebend für die gesamte Wirtschaftspolitik erstehen zu lassen.

Eine ElWer-GederiWer in Weimar

Weimar, 6. Nov. Der Schillertag am 10 November wird in Weimar in Gegenwart von Vertretern der Reichsregierung uno der Länderregierungen mit einer Aufführung der 9 Symphonie von Beethoven unter Leitung von Professor Hans Psitzner fest­lich begangen werden. Die Gedenkrede wird Reichsmmister Dr. Eöbbels halten. Aus Anlaß des Gedenktages zu Ehren der Gefallenen der Bewegung bringt das Deutsche Nationaltheater in Weimar am 8 November innerhalb einer Schiller-Festwoche denWilhelm Tell" zur Ausführung.

Nr. 260

> zur .Woche -es Deutschen Buches"

! Nach der Woche des deutschen Handwerks die Woche des ! deutschen Buches sinnvoll nähern sich zwei Erundgedan- - ken des deutschen Aufbaus einander: die Leistung der ! schaffenden Hände und die Leistungen des Geistes, Werte ^ und Schönheit der Arbeit, Kräftigung und Beseelung des ' inneren Lebens der Nation.

^ Das Wort des politischen Schrifttums fordert dich, deur- s sches Volk, zu deiner Entscheidung und Besinnung, das i Wort des Dichters ruft dich zu Einkehr und tiefer Be-

> glllckung, das Buch des Wissens öffnet die Tore der Welt, s Jeder soll so möchten wir es künftig teilnehmen an dem Reichtum, den Bücher bedeuten. Die Woche, die vor uns liegt, will uns dieser inneren Gemeinschaft bewußt werden lassen.

Wir wollen diese Einheit festigen und fruchtbar machen, indem wir in diesen Tagen, wie es ein jeder vermag, Bücher kaufen und schenken, uns und anderen zur Freude. Immer wieder werden wir einander daran erinnern, was es heißt, einen Schatz guter Bücher zu besitzen! Darum:

Haltet zum deutschen Buch, macht es euch zu eigen!

Hans Friedrich Blunck, Präsident der Reichsschrifttumskammer.

Wlzrlliche Schließung von Geschäften

In Kassel sind am Monlag auf Grund des Erlaßes des preußischen Ministerpräsidenten über Preissteigerungen mehrere Fleischereibetriebe u. Kolonialwarengeschäfte vorübergehend geschlossen worden, weil festgestellt wurde, daß sie die Preisverordnung nicht beachtet hatten Nach Abstellung der Mängel werden die Geschäfte wieder geöffnet. In Fulda sind einige Metzgereien, bei denen unberechtigte Preissteigerungen festgestellt wurden, bis auf weiteres geschlossen worden. In Hindenburg (Oberfchlesien) ist ein Fleischerri- betrieb, und in Beuthen sind vier Fleischereibetriebe polizei­lich geschlossen worden, weil die Geschäftsinhaber sich geweigert haben, den aus Grund der Verordnung des Reichskommissars sür Preisüberwachung genossenen Anordnungen nachzukommen.

In Berlin war das Ergebnis der Nachprüfung in Einzel­handelsgeschäften und Fleischerläden verschiedener Stadtteile zu­friedenstellend. Es hat sich gezeigt, daß die Berliner Geschäfte im Einzelhandel ihre Richtpreise so ziemlich einhielten. Be­anstandet werden mußte allerdings das häufige Fehlen eines sichtbaren Preisaushanges.

Irr MaiuWuMozkß

Der Angeklagte in Fesseln gelegt

Budapest, 6. Nov. Das Verhör des Eisenbahnattentäters Syl­vester Matuschka nahm einen äußerst bewegten, ost stürm i- schen Verlaus und führte zu ununterbrochenen Zusammen­stößen zwischen dem Vorsitzenden und dem Angeklagten. Ma- tuschka suchte allzu offensichtlich den Eindruck geistiger Unzurech­nungsfähigkeit hervorzurufen und gab fortgesetzt wirre, planlose und völlig fantastische Antworten. Das Verhör richtet sich hauvt- sächlich auf die Feststellung des von Matuschka immer wieder er­wähntenGeist Leo", der ihn zu dem Anschläge getrieben habe. Als Matuschka im weiteren Verhör immer wieder auf den Geist Leo zu sprechen kam und behauptete, der Satan sei ihm in Ge­stalt des Leo begegnet, wies ihn der Präsident schroff zurück. Hierauf protestierte Matuschka heftig, schlug ununterbrochen auf­geregt auf Len Tisch und ries:Wenn es einen Gott gibt, so gibt es auch einen Satan." Der Präsident erwiderte, der Gerichts­hof werde sich durch solche Ammenmärchen nicht beeinflussen lassen. Im weiteren Verhör erklärte Matuschka sich als schuldig and betonte seine Reu Uber den Anschlag. Im Verlauf der Ver­handlung ließ der Präsident Matuschka mehrfach wegen seiner festigen Ausfälle in Fesseln legen.

so ovo RM. sür den besten Roman

für die deuiM-sranzSMe Verständigung

Berlin, 6. Nov. Der deutsche Verlag Patschari hat für den be­sten Roman, der das Problem der deutsch-französischen Verstän­digung behandelt, einen Preis von 20 009 RM. ausgeletzt. Das Preisrichteramt hat deutscherseits im Einvernehmen mit Reichs- Minister Dr. Eöbbels der Präsident der Reichsschristrumslam- mer Dr. Hans Friedrich Blunck übernommen. Die Bedingungen werden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

a. D." stalli. ZV

Der Reichsminister des Innern hat folgendes Schreiben an die Landesregierungen gerichtet:Ich habe bisher folgenden Standpunkt vertreten: Aus Paragraph 2 Abs. 2 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1903 (Entlassung wegen mangelnder Vorbildung oder Eignung, die sog.Bestimmung gegen Parteibuchbeamte") ergibt sich zweifels­frei der Wille des Gesetzgebers, dem aus dem Dienst entlassenen Beamten neben den vermögensrechtlichen Ansprüchen auch oen Anspruch auf Wetterführung der Amtsbezeichnung und des Titels zu entziehen. Gleiches gilt auch in den Fällen des Paragraphen 2a des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in der Fassung des Gesetzes vom 20. Juli 1933 (Entlassung wegen kommunistischer Betätigung) In Paragraph 4 des Verufs- beamtengesetzes (Entlassung wegen der früheren politischen Be­tätigung) fehlt dagegen eine die Weiterfllhrung der Amtsbezeich­nung und des Titels untersagende Bestimmung Da die nach Paragraph 4 entlassenen Beamten jedoch kein Ruhegeld, son­dern eine Rente in Höhe von drei Viertel des Ruhegeldes be­ziehen. wird der Zusatz zur Amtsbezeichnung nichti. R.", son­dern nura. D " lauten dürfen.

GömbSs bei Mussolini

Nom, 6. Nov. Der ungarische Ministerpräsident Eömbös be­gab sich Dienstag morgen in den königlichen Palast, wo er sich in das Gästebuch eintrug. Um 11 Uhr suchte er Mussolini im Palazzo Venetia auf, mit dem er eine lange Unterredung hatte. Die Zeitungen widmeten Eömbös lange Artikel, in denen die herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern heroorgeho« Le» werden.

Der 9. November in Berit»

Berlin, 6 Nov. Die NSK. meldet: Berlin wird am 9. No­vember im Zeichen des Gedenkens an die Gefallenen der Be­wegung stehen. An allen Gräbern, in denen Vorkämpfer dez Nationalsozialismus ruhen und am Ehrenmal am Fehrbelliner Platz werden Ehrenwachen aufziehen. Am Hause Alte Jakob­straße 1A wird eine Gedenktafel für den am 7. Juni 1932 qe. fallenen SA.-Mann Friedrich Schröder enthüllt werden. Am Abend findet im Sportpalast eine große Kundgebung statt, ch Seren Mittelpunkt der feierlich« Uebertritt von 200 Hitlerjunger in die SA. steht. Im Anschluß daran marschieren die Ehren­formationen zum Großen Zapfenstreich und Vorbeimarsch «« Ehrenmal am Fehrbelliner Platz.

Das iijMtische Kabinett zurückgeirelen

Kairo,«. Nov. König Fuad hat am Dienstag den Rück­tritt des Kabinetts Pehia Pascha angenommen.

Kommunistische Verschwörer in SödNawien

Belgrad, 6 Nov. Wie verlautet, entdeckte die südslawische Po­lizei in Subotitza an der südslawisch-ungarischen Grenze eine weitverzweigte kommunistische Organisation. Die Polizei nahm über 30 Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befinden sich Studenten der dortigen Rechtsfakultät. Handwerker und Arbei­ter. Die Untersuchung wird fortgesetzt.

WklrnikillkUiMn ln trn z>rr, ktoolkn

Washington, 6. Nov. Am Dienstag fanden in 47 Staaten der Union die Wahlen für das Bundesparlament statt 432 Abge­ordnete des Repräsentantenhauses. 33 Senatoren (ein Drittel der Mitglieder des Senats) und 33 Gouverneure wurden neu ge­wählt.

Es handelt sich bei diesen Wahlen, die verfassungsmäßig alle zwei Jahre, am Dienstag nach dem ersten Montag im November, stattfinden müssen, um ein ganz großes innerpolitischcs Ereignis, insbesondere für den Präsidenten, der für seine Regierungstätigkeit bekanntlich in weitgehendem Maße auf einen ihm gegenüber günstig eingestellten Vunüeskongreß angewie­sen ist.

Uebcr den voraussichtlichen Ausgang dieser Wahlen läßt sich »och nichts Genaues sagen. Jedoch geht die allgemeine Meinung dahin, daß die mit Präsident Rooseoelt an der Regierung befind« lickze demokratische Partei auch im neuen Vundeskon- . gretz Sie überwiegende Mehrheit behalten wird. Jedenfalls hat sich der kleine Bundesstaat Maine, wo die Wahlen nach alter Tradition bereits Anfang September abgehalten worden sind, mit erheblicher Mehrheit für den neuen Kurs Roosevelts ent­schieden. was von der demokratischen Partei als ein günstiges Vorzeichen angesehen wird. Allerdings w>rd Rooseoelt bei Ser Durchführung seiner neuen und zum Teil umwälzenden Maß­nahmen auch bei einem überwiegend demokratisch gestimmten Bundeskongretz keinen leichten Stand haben, da die demokratische Partei in drei Gruppen zerfällt, von denen nur die allerdings stärkste Mittelgruppe alle Maßnahmen des Präsidenten vor­behaltlos unterstützt. Der neue Parlamentsabschnitt beginnt mit dem 3. Januar 1935.

Die Wahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika

Newyork, 7. November. Die am Dienstag bis 19.30 Uhr amerikanischer Zeit Hingelaufenen Wahlergebnisse lassen darauf 'schließen, daß Roosevelts Regierungspolitik bei «den Kongreßmahlen und den Eouverneurswahlen mit großer Mehrheit gutgeheißen wurde und daß die Demo­kraten zu ihren bisherigen Kongreßsitzen noch neue hinzu­gewinnen. In Georgia, Mississippi und anderen Südstaa­ten wurde bald nach Wahlschluß, wie in diesen Staaten üblich, die Wahl aller Demokraten gemeldet.

Die ZeitungDaily News" meldete als erstes Newyor- ker Blatt um 19.45 Uhr die Wiederwahl des demokratischen Gouverneurs Lehman, der über 500 009 Stimmen mehr erhielt, als sein Gegenkandidat.

Abgesehen von einigen Wahlunruhen in etwa 6 Bundes­staaten sind die Wahlen im allgemeinen ruhig verlaufen.

Lus klkA uu- kor-

Altensteig, den 7. November 1934.

Novembertag. Der trüben Stimmung dieser Tage ver­mögen sich die wenigsten zu entziehen. Und man vermag ei­gentlich nur mit Geschick über dielen unerfreulichen aller Monate hinwegzukommen, wenn man sich möglichst wenig um die unentrinnbare Melancholie der sterbenden Natur kümmert und sich völlig auf das häusliche Leben, auf seine Arbeit und die Pflichten des Tages konzentriert. Das ist nämlich das Bedeutsame: zu keiner anderen Jahreszeit ist der Mensch von einer folchen regen Schaffenskraft erfüllt wie im Spätherbst. Im Frühling lähmt uns die milde Luft, die gefürchtete Frühlingsmüdigkeit läßt keine Arbeitslust aufkommen, im Sommer lastet zu oft die Hitze und wirkt hemmend auf uniere Arbeitskraft, im Herbst aber, an den grauen Tagen, sind fast alle Menschen von einer besonderen Arbeitsfreude erfüllt. Einsam und traurig sieht jo eine herbstliche Straße in der Dunkelheit aus. Fast kahl stehe» die Bäume zu beiden Seiten des Weges, letzte Blätter lie­gen vom Regen aufgeweicht auf dem Boden. Man muß ein­mal stehen bleiben vor so einer Straße, die sich einsam end­los ins Dunkel zieht. Es ist als stünden wir vor einem lan­gen trüben Weg in unbekante Finsternis ... Und wenn wir nicht wüßten, daß irgendwo auf diesem Weg in den Winter ein Weihnachtsbaum steht, der sein vielfältiges Licht weit in die Nacht strahlt, so könnte wohl ein Bangen in man­ches Herz einziehen. So aber wissen wir. daß alle Wege wie­der einmal ins Licht führen. Und es kommt auch wieder ein Novembertag, der uns selbst diese Jahreszeit weniger trübe erscheinen läßt. Dann spannt sich ein blasser, aber leuchten­der Spätherbsthimmel über der Welt und die Sonne webt ihren verklärenden Schein um die für den Winter gerüstete r Natur, um die kahlen Bäume, die neue Kräfte sammeln suk z neues Blühen im nächsten Jahr.