GegLTÜrröet 1877

Dmnen

A§OM

-WUs,

WGrV

WMt

UMmraleL NachrichtZrr- NKÄ ArrzelgmökMt Kr die OVersMtsbsZirLr Nagold, Lalw, Freudenstadt und Neuenbürg

üirr«r««»»»«rr . Ms Ijpstt. MtSIxstriMls »d«t> d««, U«l« » K«klt«e 1» H. Lez»-«»r.: h. MM 1LS «iuschl. 18 L Beförd.-Geb., »uz. SS ^ Zustellungsgeh.: h.«».

»Ä telsph. «stritt« rMr«§» »««,->«», «t« M», Tt-wLH». N »h»tt ««H r«fts, »er jedsch »ei Ul 1.48 eiuschl L- 4 »u»trA««4k»h.r kiuzeln. 10 Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. Löh. De »alt um: Siutrrlr. »d. M-mkürsni JiMNz »trd. Ä^«»u«Lrt Nrricht,K««d »h. «etrithsstlr. heßteht lei, A«f»r»ch «uf Lieferung der Zeitg./ Telegr.:Tannenbl?, Tel. »LI.

Nummer 2K0

-- . - -

Altensteig, Mittwoch» den 7. November 1934

I_7 Jahr,.»,

Ser deutsche Botschafter bet Laval

Paris» 6. November. Harms meldet: Der französische Außenminister Laval hat Dienstagnachmittag den deut­schen Botschafter Roland Köster empfangen, mit dem er sich ausführlich über die verschiedenen Probleme unterhalten hat, die beide Länder interessieren, insbesondere über ge­wisse Fragen der Volksabstimmung im Saargebiet. Im Verlauf dieser sehr höflichen Unterhaltung hat der fran­zösische Außenminister festgestellt, daß Frankreich auf keine der Pflichten, die ihm in Ausführung seiner internatio­nalen Verpflichtungen dem Völkerbund gegenüber oblie­gen, verzichten wolle, noch könne. Außenminister Laval legte andererseits Wert darauf, die Mitteilungen der aus­ländischen Presse über angebliche militärische Maßnahmen und insbesondere über Truppenverschiebungen zu demen- > tieren, um damit jedem Mißverständnis die Spitze abzu­brechen. Der Botschafter hat, indem er der Auffassung der Reichsregierung gegenüber Ausdruck verlieh, bestätigt, daß Deutschland in keiner Weise die durch den Friedensvertrag festgesetzten Bedingung n zur Gewährleistung der Abstim­mungsfreiheit der Saarländer verkennen wolle. Der fran­zösische Außenminister nahm mit Genugtuung diese Erklä­rung zur Kenntnis, um seinerseits daran zu erinnern, daß die Absichten der französischen Regierung hinsichtlich der völligen Achtung der Abstimmungsfreiheit stets immer so klar gewesen seien.

»

Bürckel bei Baron Aloisi

» Rom» 6. November. Am Dienstag wurde der Saar- i bevollmächtigte des Reichskanzlers, Bürckel, in Begleitung des Vortragenden Legationsrates Dr. Voigt vom Auswär­tigen Amt und des Botschafters von Hassell im Palazzo Chigi vom Präsidenten des Dreierausschusses, Baron Aloisi, zu einer Unterredung empfangen.

«

Dreier-AuSschuß für die Saar- abstimmung zusamimiMtreten

Nom, 6. Nov. Am Dienstag fand im Palazzo Chigi eine Zu- ^ sammenkunft des Dreier-Ausschusses für die Saarabstimmung, bestehend aus dem Vorsitzenden Baron Aloisi, dem Argentinier Lantilo und dem Spanier Olivan. statt. Der Völkerbundsrat hatte in seiner Sitzung vom 8. September den Auftrag des Dreier-Ausschusses ausgedehnt, indem er ihn ermächtigte, an Las Studium verschiedener technischer Fragen, die mit der Saar­abstimmung Zusammenhängen, zu gehen unter Hinzuziehung Sachverständiger, wenn er es für gut erachte. Der Zweck der Sitzung in Rom ist der, die Ergebnisse der bisherigen Schritte Md Studien zu überprüfen und Vorschläge zu machen, die dem Mkerbundsrat in seiner nächsten Sitzung unterbreitet werden sollen.

Nenesch Wer die internalioiale Lage

Prag, 6 Nov. In seinem am Dienstag vor beiden Kammern erstatteten Bericht über die auswärtige Lage erklärte der Mi­nister des Aeußeren, Venesch, u. a., die diesjährige Völker­bundsversammlung bedeute bis zu einem gewissen Grade dir Überwindung der Krise des Völkerbundes. Den Eintritt Sow- ietrutzlands in den Völkerbund bezeichnete Benesch als großes Ereignis, das eine Aenderung in der europäischen Grup­pierung bedeute. Ein die Unabhängigkeit Oesterreichs sicherndes Abkommen sei nicht zustande gekommen, da mit Jta- üen über einige Grundsätze des Abkommens völliges Einverneh­men noch nicht erzielt worden sei. Das Saarproblem be­schneie der Minister als einedelikate Angelegenheit", die in näherer Zeit ernst« Verwicklungen herbeiführen könnte. Es liege nuch im Interesse der Tschechoslowakei, daß die Saarfrage nach der Januar-Volksabstimmung so gelöst werde, daß sie eine spä­hte französisch-deutsche Verständigung die tatsächlich« Vor­bedingung des europäischen Friedens ermögliche. Der Mi­nister stellte weiterhin fest, daß das Verhältnis zu Deutschland gut sei und durch jede Annäherung Deutsch­lands an die Freunde der Tschechoslowakei nur gebessert werden könne. Im Verhältnis zwischen Polen und der Tschechoslowakei bestehe gegenseitige Zurückhaltung. Die gegenwärtige inter­nationale Lage bezeichnete der Minister als Zustand des Seg e n s e i t i ge n Abwartens und der Bildung neuer Kräfte und Fronten.Das Endziel unserer Politik ist das Ein- "ernehnien und die Zusammenarbeit mit allen Staaten, vor nllem auch mit Deutschland."

Siimiergm vor dem Sturz

Rücktritt -er radikalsozialen Minister? Sie Verbände rüsten

Paris, L. November. Die französische Krise dürfte fürs erste ihre Lösung gefunden haben: Doumergue wird aller Wahrscheinlichkeit nach ins Privatleben nach Tourne- feuille zurückkehren.

Das ist zwar keine offizielle Entscheidung irgend einer amtlichen Stelle, auch nicht etwa des Ministerrates, der heute morgen stattfand, und erst recht nicht der Eröffnungs­sitzung der Kammer, sondern das ist lediglich ein Partei­beschluß, der vollauf für eine solche schwerwiegende Ent­scheidung genügt.

Die radikalsozialen Minister haben näm­lich, wie verlautet und wie die Abendzeitungen schon mit großen Schlagzeilen berichten, den Beschluß gefaßt» ihre Demission zu geben. Der Präsident der Republik hat sie jedoch gebeten, diese Entscheidung vorerst noch nicht öffentlich bekanntzugeben. Als Grund dazu werden die Trauerkundgebungen für den König Alexander, den Außen­minister Barthou und den früheren Präsidenten Poincarv» die heute in der Kammer stattfanden, angegeben.

Die fertiggestellten Demissionsschreiben liegen also vor­läufig noch unbenutzt und werden voraussichtlich erst im Ministerrat am nächsten Donnerstag überreicht werden. Diese Verspätung findet aber ihren wahren Grund nicht allein in der Trauerfeier, sondern hauptsächlich in inner­politischen Schwierigkeiten.

Die Demission der rüdikalsozialen Minister ist lediglich deshalb beschlossen worden, um einem Sturz Doumergues Lurch eine Kammerabstimmung vorzubeugen, da man für diesen Fall mit Gegenkundgebungen der nationalen Ver­bände vor dem Kammergebäude rechnen mußte. Anderer­seits soll aber auf diese Weise auch versucht werden, eine Auflösung der Kammer zu umgehen. Der Entschluß der radikalsozialen Fraktion war überaus schwierig. Falls sie sich nämlich für Doumergue erklärt hätte, wären voraus­sichtlich die gesamten Provinzen den Abgeordneten gegen­über aufständig geworden. Jetzt dagegen steht zu befürch­ten, daß sich das chauvinistische Paris gegen dieradikalsozialenMinisterundAbgeord- neten wenden wird. Das hoffen aber die Radikalsozia­len leichter überwinden zu können als den Widerstand des gesamten Landes.

Die nationalen Verbände haben ebenso wie die Links­organisationen schon große Aufmärsche angesagt. Es hat also dem Ministerrat von heute früh nichts mehr genützt, daß er der Kammer noch einen Gesetzentwurf zur sofortigen Verabschiedung vorlegte, wonach jegliche Straßenkund- gebung an eine vorherige Regierungsgenehmigung gebun­den wird.

Sollte irgend eine verbotene Stratzenkundgebung doch stattfinden, dann sollen die schuldigen Verbände nicht nur

zivilrechtlich verantwortlich gemacht werden, sondern sol­len sogar im Falle von Zusammenstößen durch eine einfache Regierungsverordnung aufgelöst werden.

Im letzten Augenblick ist den Radikalsozialen die Angst vor der Straße aber doch derart in die Glie­der gefahren, daß sie am späten Abend in einer neuen Frak­tionssitzung ihren Beschluß wieder etwas abzu­schwächen suchten. Zwar haben sie doch nicht Herr Dou­mergue nachgegeben, aber sie haben ihm erneut eine goldene Brücke gebaut. Diese Brücke führt aber nun von Doumergue zu den Radikalsozialen und nicht um­gekehrt. Denn sie fordern von ihm nicht mehr und nicht weniger als den Verzicht auf die Budget-Zwölftel und den Verzicht auf die Kammerauflösung. Dafür sind sie bereit, der Aufrechterhaltung des Burgfriedens weiter zuzustim­men und den Haushaltvoranschlag für 1935 mit möglich­ster Beschleunigung zu genehmigen. Auch wollen sie einer Revision der Verfassung zustimmen, jedoch ingeschmei­digerer Form" als es Doumergue gewollt hat und vor allen Dingen ohne Auflösung der Kammer.

DieserVersöhnungsbeschluß" ist auf besondere persön­liche Bemühungen des Staatsministers Herriot zustande gekommen und nach einigen oppositionellen Roden, nament­lich der Jungtürken, einstimmig gegen zwei Stimmen an­genommen worden. Ob Doumergue jedoch auf diesen Kompromißvorschlag eingehen wird und kann, erscheint mehr als zweifelhaft. In seiner letzten Rund­funkrede hat er eindeutig erklärt, daß er nicht der Mann des Kompromisses sei, und daß er nicht daran denke, über seine Reformpläne mit sich handeln zu lassen. Gleichwie aber die Krise in diesen Tagen ihre Lösung finden wird, so wird sie doch sofort wieder von neuem be- ginnen. Es ist mit ziemlicher Sicherheit mit einer neuen Regierung ohne Doumergue zu rechnen.

Es wird im weiteren Verlauf mit schweren Partei- kämpfen größten Ausmaßes zu rechnen sein, und man wird vielleicht sogar Straßenschlachten befürchten müssen. Die politischen Leidenschaften im Parlament und in der Oef- fentlichkeit sind dazu genügend aufgeputscht. Die Polizei ist bereits in höchsten Alarmzustand versetzt worden. Ge­rüchtweise verlautet, daß sogar schon einige Garnisonen auf eine mögliche Alarmerklärung vorbereitet worden seien.

Am kommenden Sonntag, 11. November, findet die große Waffenstillstandsfeier statt. Bei dieser Gelegenheit wollen die nationalen Verbände dem Ministerpräsidenten Doumergue Kundgebungen veranstalten. Nachdem der Burgfrieden nun aber beinahe ohne jede Ausgleichs­möglichkeit gebrochen ist, rechnet die Polizei mit Zusammenstößen. Es wird zurzeit darüber ver­handelt, ob man nicht sämtliche Kundgebungen am Was- fenstillstandstage vorher verbieten folle.

N. Göbbels zur Woche des Buches

Berlin, 6. Nov. Deutschland steht in diesen Tagen im Zeichen oerWoche des deutschen Buches". Den Höhepunkt der Ver­anstaltung in Berlin bildete die große Kundgebung im Sport­palast. Als erster Redner jvrach der Präsident der Reichsschrift­tumskammer. Dr. Hans Friedrich Blunck. Er sprach von dem geistigen Wettkampf zwischen den Völkern. Darauf führte, stür­misch begrüßt,

Neichsminister Dr. Göbbels

u. a. aus: Das Buch rückt wieder in seine alten Stellungen ein, und man hört überall die Klage: das Volk hat kein Verhältnis mehr zum Buch. Ein ungerechte Klage! Richtiger wäre der Satz umgekehrt, nämlich: Das Buch hat kein Verhältnis mehr zum Volk! Denn solange ein Buch nur für eine dünne Schicht von Intellektuellen geschrieben ist, solange kann es nicht auf Masssn- konsum rechnen. Und dann verliert es seine Lebensfähigkeit. Es gibt keine Zeitfrage, die das Volk nicht verstehen könnte. Es kommt nur immer wieder darauf an, wie man die Zeitfragen dem Volke verständlich zu machen sucht.

Wollen wir dem Buche eine neue Lebenskraft geben, dann müssen wir die zerstörten Bindungen zum Volk wieder Herstellen. Das Buch muß wieder ins Volk hinein und so wird es dann auch das Volk wieder erobern können. Das Buch muß sich der Probleme der Zeit bemächtigen, damit das Volk sein eigenes Sein und Dasein, sein Leben, seine Sorge, seine Not, seine Freude, seine Begeisterung im Buch auch wiederfindet. Denn das ist die wahre Kunst des Dichters: Die Zeit zu gestalten und damit über die Zeit hinauszuragen und sich der Probleme der Zeit zu bemächtigen, um sie am Ende dann zeitlos dar­zustellen.

Ich rede damit nicht dem Kitsch und dem DilIetantis- mus eines Heeres von Nichtskönnern das Wort, die glauben.

s daß die Konjunktur da sei und daß es nun an der Zeit sei« müsse, mit Parademärschen und wehenden Hakenkreuzfahne« s über die Bühne und über die Filmleinwand zu marschieren. Da» : ist nicht das Ausschlaggebende! Das find nur die äußeren Sym- . bole unseres Aufbruches. Der Geist, der hinter diesen Svm- s bolen steht, der will gestaltet werden, und er braucht seine Stoffe s nicht aus der Gegenwart zu nehmen, er kann sie aus der Ver­gangenheit emporzaubern, denn das, was wir denken und em­pfinden, ist nicht neu, sondern es haben zu großen Zeiten große Menschen das Große immer gedacht und empfunden, und die Weltanschauung, die wir dem deutschen Volke zurückgegebe» haben, ist nicht neu erfunden worden, sondern wir taten nicht» anderes als eine aus den Fugen geratene Welt wieder in ihre ! Fugen zurückzustellen.

! Ich weiß sehr wohl, daß man die Dichtung nicht kommandiere« ! kann. Ich weiß sehr wohl, daß wirtschaftliche und politische i Blütezeiten vorausgehen müssen, ehe sie von künstlerischen und ' dichterischen Blütezeiten gefolgt werden. Ich meine, daß nu«

, der geschichtliche Augenblick gekommen sei, daß sie das erste Wag- ! nis unternehmen müßten. Ich meine, es wäre an der Zeit, :» s dieser Buchwoche vom Volke aus einen AufrufandieDich- : ter der Zeit ergehen zu laßen, daß sie sich nun der Zett j bemächtigen sollen. (Lebhafter Beifall.)

! Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Bücher abzusetzc«, ' sondern möglichst gute. Man könnte schon sagen: Ich frage dich z was du liest, und ich sage dir. wer du bist! Dr. Göbbels schloß : mit dem Mahnruf: Haltet fest am deutschen Buch, und ihr be- l wahrt damit den köstlichen Schatz unseres deutschen Geistes!

Mit langanhaltendem Beifall bezeugte die Menge ihren Bei- : fall. Im Anschluß daran las Hanns Johst einige eigene Dich- i tungen vor. Joseph Magnus Wehner las einen Abschnitt aus '! seinem RomanSieben vor Verdun".

!