„Schwarzwälder Tageszeitung"
Nr. 259
Ae Kreiizerfahrten der ..Emden"
Aus dem Vordtagebuch eines Mittämpsers
Don Obermnjchinistenmaat Iagulti s-Emden Schluß.
7. Dem Tode entronnen
Es war kein leichtes Werk bei dem Fehlen der oberen Treppen, durch die zerschossenen Wände hmdurchzukriechen. Mehr durchgcschoben als von selbst durchgekommen, stand ich bald aus dem Oberdeck. Zunächst konnte ich garnichts jehen. Ich war vollständig von Rauch umgeben. Als ich ein paar Schritte weiterging, stolperte ich über einen Toten, dann stand ich am Schiffsrand. Ich sah etwa zehn Mann im Wasser herumschwimmen, einer winkte und ries mir etwas zu, und da lag ich auch schon drinnen Das kalte Wasserbad gab mir meine Kraft wieder und mein volles Augenlicht. Denn von der grellen Tropensonne war ich vollständig geblendet gewesen.
Ich hatte nun die Wahl, an Bord zurückzukehren oder an Land zu schwimmen. Im Hinterschiff brannte und prasselte es verdächtig, also — an Land schwimmen! Bald hatte mich die Brandung gesagt, ich wurde zum Spielball der Wellen. Lauter donnerte es, höher schwoll die Flut. Ich führte ein Ringen wie noch nie in meinem Leben. Meine Kräfte drohten zu erlahmen, aber der Lebenswille siegte über die Verzagtheit. Ich begann zu fühlen, wie meine Muskeln sich wieder spannten, wie der ganze Körper sich mit neuer Kraft füllte. Sicher und selbstbewußt wie noch nie im Leben stürzte ich mich der nächsten herantosenden Welle entgegen. Ein kurzer Ringkampf, die Welle faßte mich und warf mich mit hohem Schwung der Küste zu.
Ich kam hinter einem Korallenriff zu liegen. Der Strom konnte mich nicht mehr zurückziehen. Wie ich zugerichtet worden war, sah ich jetzt an den vielen Schrammen und Wunden an meinem Körper. Als ich die brausende See vor mir sah, erschien es mir fast wie ein Wunder, dag die gierige Brandung mich freigegeben hatte. Mit dumpfem Donner schlugen die Wogen an die Küste Es war, als ob sie das ganze Eiland verschlingen wollten. Ich sah meine Kameraden mit dem Meer kämpfen, bald wurden sie emporgeschleudert, bald fielen sie n..der, und immer wieder riß die Flut sie mit Gewalt zurück, nur wenige von ihnen gab die tosende See wieder heraus.
Auf der Insel fanden wir nur hohe Palmengruppen, undurchdringliches Buschwerk, viele Aasgeier und andere Vögel. Mit großem Geschrei versuchten sie, die Eindringlinge wieder in die Flucht zu schlagen. Freilich wagten sie nicht,, uns anzugreifen, and auch unsere Schwerverwundeten ließen sie in Ruhe. Diesen fünf Armen, die trotz ihrer schweren Wunden und hoher Brandung doch noch an Land gekommen waren, galt jetzt unsere Hauptjorge. Viel konnten wir ihnen nicht Helsen, es mangelte uns ja selbst an allem. Wir trugen sie in den Schatten; denn die Sonne brannte unerträg lich heiß auf uns nieder. Einige angeschwemmte Hängematten dienten den Verwundeten als Lagerstätte, und wir selbst hüllten uns in ein paar Decken, denn wir batten uns, um ungehindert schwimmen zu können, unserer Kleider entledigt. In die Mitte der Decke schlugen wir nur Steine., ein Loch, durch das wir den Kops hindurchstecken tonnten. Um den Kopf wickelten wir uns aus einem alten Matratzenbezug einen Turban, sodaß viele von Bord aus uns für Eingeborene hielten.
Soweit wir uns auf der Insel Umsätzen, war hier nichts zu holen. Ausgetrocknete Kokosnüsse lagen in Massen herum. Hunger hatten wir nicht, nur der Durst quälte uns, aber es fehlten uns Messer oder sonstige Gegenstände, um die saftigen grünen Nüsse so kunstgerecht auszumachen, daß die Milch nicht herauslies.
„... Wasser, gebt uns Wasser!" bettelten die Verwundeten fortwährend. Von Bord der „Emden" allein konnte noch Hilfe kommen, also ans Werk, um mit dem Schiss eine Verbindung herzustellen Die drüben hofften wiederum, von der Insel aus Wasser zu erhalten. Zunächst kam von der „Emden", an einem Handspake befestigt, eine dünne Leine durch die Brandung angetrieben. Wir versuchten, die daran befestigte dicke Leine herüberzuholen. Damit sie sich nicht in den Korallenriffen verfangen könnte, wurden leere Patro- nenbüchsen als Schwimmkörper an ihr befestigt. Dadurch wurde wieder ihr Widerstand durch die Brandung verstärkt, und um ihn zu überwinden, reichten unsere Kräfte nicht aus. Wir holten und hielten, und ob unsere Hände zer- ' fleischt wurden, wir ließen nicht locker. Doch plötzlich riß die Leine, und es gelang nicht mehr, eine neue anschwemmen zu lassen.
Traurig setzten wir uns an den Strand und betrachteten unser liebes Schiss. Mast und Kommandobrücke waren verschwunden, die Schornsteine abgeschosscn, überall ein wüstes Durcheinander. Im Schiffsrumps zahlreiche Löcher, aus denen das Wasser wieder herausströmte, wenn einmal eine Welle nicht so hoch ging wie die vorhergehende Hier und dort qualmte es noch, die Kanonen standen wohl drohend nach oben gerichtet, aber ihre Meister fehlten, sie lagen erkaltet neben den Geschützen. Wer eigentlich unser Gegner gewesen war, wußten wir bis jetzt noch nicht. Bald sollten wir ihn aber kennen lernen. Ein englischer Kreuzer kan. hinter der Insel vw. und gab Flaggensignal, das von dc „Emden" beantwortet wurde Statt aber näher zu kommen und Boote auszujetzen, fuhr der Engländer in weitem Bogen um uns herum. Was ich jetzt sah, ließ mir fast das Blut in den Adern erstarren. Er schoß eine ganze Breitseite auf das Wrack ab, und noch bevor die Geschosse ihr Ziel erreicht hatten, folgte eine zweite Salve und bald daraus eine dritte. Ich war froh, daß ich nicht an Bord geblieben war. Von drüben sah ich viele Leute ins Wasser springen. Sie zogen den ehrlichen Seemannstod dem Meuchelmord vor. Eine heilige Wut packte mich, als ich auch noch Granaten zwischen meinen im Wasser schwimmenden Kameraden ein- jchlagen sah. Erst nach etwa 30 Schuß wurde das Schießen eingestellt. Dann schickte der Feind ein Boot nach dem Wrack ab und dampfte fort. Wer noch auf die „Emden" zur''ckk!et- tern konnte, tat es, der Rest versuchte, durch die Brandung zu schwimmen
Einige von ihnen kamen durch und berichteten, wie es an Bord aussah. Daß unser Kommandant noch am Leben war, war uns ein Trost in unserem Leid. Jetzt erfuhren wir auch daß unser Gegner einer der beiden australischen Kreuzer gewesen war.
> Daß es uns im Gefecht mit einem fast doppelt so großen, i dazu gepanzerten Kreuzer nicht besser hatte ergehen können, i war uns klar. Unserer Breitseite von fünf 10,5 Zentimeter- i Geschützen stand eine Breitseite von acht Fünfzehnern gegen- s über. Dazu gestattete eine weit überlegene Fahrgeschwin- j digkeit dem Gegner, selbst den Eefechtsabstand zu bestim-
> men. Am meisten ärgerte uns, daß er so gut davongekom- ! men war; denn soweit wir hatten sehen können, fehlte ihm
> außen nichts.
! Beim Dunkelwerden fanden sich alle Mann an einer i Stelle zusammen, und nun begann von neuem das Fragen i und Erzählen, bis der Schlaf uns überwältigte. Die Sonne s war noch nicht aufgegangen, als wir uns dort schon zu Arbeiten verteilten. Einige gingen nach Walser forschen, der Rest suchte den Strand ab. Die ganze Ausbeute betrug zwei Dosen Pfefferkakes, und der durfte nicht gegessen werden, weil er den Durst noch verstärkte Am meisten schmerzte es uns, daß wir den Verwundeten, unter denen sich auch unser Assistenzarzt Dr. Schwabe befand, keine Linderung bringen konnten: denn die Wassersucher waren ohne jeglichen Erfolg zurückgekehrt. Einige fingen Vögel und tranken deren Blut.
Die Sonne brannte heiß vom Himmel hernieder, und nur, wer unter der Aequatorsonne geschmachtet hat, kann verstehen, was es heißt, dort ohne Wasser zu sein Unser Assistenzarzt war bereits seinen Wunden und dem Durst erlegen. Da wir auf dem Boden keine grünen Nüsse mehr fanden, blieb nichts übrig, als auf die Bäume zu klettern, um ein paar Nüsse zu holen. Das war wirklich nicht leicht; Venn die Bäume waren hoch, die Stämme schartig und wir ohne jede schützende Kleidung.
Endlich sahen wir am Horizont Rauch, und unsere Hoffnung, daß die „Sidney" kam, um uns zu retten, sollte sich bald erfüllen. Nachdem die Leute vom Wrack der „Emden" geholt worden waren, kamen wir Insulaner an die Reihe.
8. Der Uebermacht erlegen
Aus dem Oberdeck des Panzerkreuzers war mittels Sonnensegels ein Eesangenenraum eiügerichtet worden, der von Posten streng bewacht wurde. Trotzdem konnten wir uns über die Behandlung nicht beklagen, und besonders den Verwundeten ließ man jegliche Pflege angedeihen. Natürlich gab es keinen anderen Gesprächsstoff als das Schicksal unserer „Emden", und wir tauschten mit den zunächst an Bord verbliebenen Kameraden unsere Erlebnisse und Eindrücke aus
Das Auffinden der „Emden" hatte sich folgendermaßen abgespielt: Ein Truppentransport von 40 Dampfern war aus dem Wege von Australien nach Colombo, drei Kriegs- ! schisse begleiteten ihn. Das Wachschiff fing nun von der Funkstation auf der Kokosinsel die Meldung auf: „Fremdes Schiff im Hafen" Die Entfernung betrug nur 80 Seemeilen, und die „ S i d n e y " erhielt den Befehl, dort nach dem Rechten zu sehen. Mit 30 Knoten Fahrt jagte sie davon. Unweit der Insel fand das Treffen statt. Auf 10 000 Meter fielen die ersten Schüsse. Die „Emden" hatte sich bald eingeschossen, und ein Treffer in den Artilleriebeobachtungs- stand auf der „Sidney" hatte zur Folge gehabt, daß sie den Abstand wieder jo weit vergrößerte, daß unsere Granaten sie nicht mehr erreichen konnten. Als sie sich außerhalb der Gefahrenzone glaubte, fiel es der „Sidney" nicht mehr schwer, uns niederzukämpfen, und als noch unser Mast abgeschossen wurde, und wir, ihn hinter uns schleppend, nur noch wenig Fahrt machen konnten, entstand für sie das reinste Scheibenschießen Nacheinander legte sie unsere Schornsteine nieder, schoß das Achterschiff in Brand, zerstörte die Munitionsförderwerke und tötete alle Leuie vom Oberdeck. Als es uns trotzdem doch noch gelungen war, auf Torpedoschußweite heranzukommen, schlug unglücklicher- j weise eine Granate in den Torpedoraum und verdarb den z ganzen Plan. f
l Etwa 20 Minuten nach Beginn des Gefechts kamen aus einer Ecke im Torpedoraum Stichflammen und danach Wasser. Ein langer schmaler Riß war in der Wand entstanden, der aber, so gut es ging, abgedichtel wurde Immerhin kam soviel Wasser in den Torpedoraum, daß die Mannschaft bald bis an die Knie im Wasser stand. Das Torpedoperjonal erwartete jeden Augenblick den Befehl zum Feuern. Endlich wurde die Anzeigescheibe hell und das Signal war zu lesen: „Steuerbord Torpedo klar!" Jeden Augenblick mußte das befreiende „Los" kommen, aber statt dessen gab es ein Klirren und Krachen. Helle Flammen drangen in den Raum ein, und Wassermengen stürzten nach. Volltreffer in der Wasserlinie. Aber auch die „Sidney" hatte mit ihrem Torpedo kein Glück gehabt. Es ging vorbei, und sie zog vor, den Abstand von 5000 Meter wieder zu vergrö- s ßern. Unsere Eefechtskrast war gebrochen. Dem Komman- ! danten blieb daher nichts anderes übrig, als das Schiff j auf Strand zu setzen, um auf diese Art wenigstens den Rest , der Besatzung zu retten.
Erst jetzt erfuhr ich, wie sich die letzten Stunden aus der „Emden" abgespielt hatten. Die meisten Kameraden waren früher als ich an Oberdeck gekommen. Zwischen sie war der Kommandant getreten, blutbespritzt und von Rauch und Gas geschwärzt. Aus Freude darüber, seinen Kommandanten noch lebend zu sehen, ries einer „Hurra". Doch der Kommandant winkte ab und ließ ein „Hurra" aus den obersten ! Kriegsherrn ausbringen.
> Darauf nahm das Rettungswerk seinen Anfang. Allen voran wieder der Kommandant, mit Hand angelegt, wo es nottat. Aus den Bunkern, den brennenden Trümmern, von überall her wurden die Verletzten zusammengeholt. Viele sind schon unterwegs gestorben, andere mußten noch lange leiden. Zum Glück war der Stabsarzt unverletzt geblieben, nur fehlte ihm leider der wichtigste Stoff in der Krankenpflege, nämlich Wasser. Die Frijchwasserbehälter waren durchbohrt, und von unten hatte nichts mehr herausgeholt werden können, weil die Räume schon vollgelaufen waren. Nur gerade die vom Feuer gefährdeten Räume, die Munitionskammern, waren trocken geblieben, weil das Vorschiff zu hoch ans dem Wasser ragte. Bis in die späte Nacht hinein wurde Wasser in Pützen von Außenbord genommen, um das Feuer zu löschen, das durch die zweite Beschießung oberhalb der Munitionskammer entstanden war.
Als am Nachmittag der englische Kreuzer wieder erschien, hatte man auf Rettung gehofft, aber er hatte nur einige Breitseiten abgegeben und war dann wieder davongefahren. Auf der „Emden" hatte es dann wieder neue Verwun- ^ dete gegeben, die unter größten Schwierigkeiten aus die Bak
geschafft werden mußten. Schließlich brach die Nacht herein. Aber an Schlafen war natürlich nicht viel zu denken. Die Eindrücke von dem Erlebten waren zu stark, und das Winseln und Jammern der Verwundeten zu furchtbar.
Als der Morgen kam, wurden die Leiden der Leute an Bord nur noch schlimmer. Besonders plagte sie der Durst, und sie schlugen eine Rohrleitung nach der anderen auf, nur um einen Tropfen Wasser zu gewinnen, mochte es auch noch jo rostig und fettig sein.
Gegen 11 Uhr kam die „Sidney" angefahren, um die Besatzung gefangen zu nehmen. Rasch war das Bündel gepackt und die Mannschaft in Booten uniergebracht. Als das letzte Boot von der „Emden" abjetzte, war dorr alles Brennbare über der Munitionskammer aufgestapelt, mit Oel begossen und angezündet worden. Der Erfolg blieb aber aus. Aus irgendwelchen Gründen war das Feuer an der Zündschnur nicht an den Explosionsherd herangekommen.
Der Kommandant wurde in einem besonderen Boot abgeholt. Tiestraurig ging er noch eine letzte Ronde im Schiff.
Jetzt sollten wir auch erfahren, aus welchen Gründen die „Sidney" uns erst jo spät abgeholt halte. Unser Kohlendam- pfer „Buresk" war zu Beginn des Gefechts so nahe herangekommen, daß er alles gut beobachten konnte. Um uns das Schießen zu erleichtern, hatte er der „Emden" durch Funk- jpruch ihre Einschläge gemeldet. Die „Sidney" hatte das ebenfalls gemerkt, und kaum war unser Schiff auf Strand gesetzt, als sie sich an die Verfolgung des Kohlendampfers machte. Für den Dampfer gab es natürlich keine Rettung, und der führende Offizier ließ die Bodenventile wegschlagen Als das englische Prisenkommando längsseits kam, war das Schiff bereits halb voll Wasser.
Dann war die „Sidney" nach der Funkstation gefahren, um unser Landungskorps gefangen zu nehmen. Unser 1. Offizier, Kapitänleutnant v. Mücke, war aber bereits mit einem Segler, der dort vor Anker lag. der „Ayesha", entwichen.
Zwei Tage lang hatten wir die zerschossene „Emden" vor unseren Augen, dann dampfte die „Sidney" mit uns ab. Lange noch sah ich dem Wrack des Schiffes nach, aus dem ich mein bestes Kommando angetrossen hatte.
Das Hintere Deck der „Sidney" glich einem Lazarett. Mehrere Aerzte bemühten sich um die Verwundeten, aber bei einigen konnte alle ärztliche Kunst nichts mehr ausrichten. Sie starben und wurden im Laufe des folgenden Tages bestattet. Wir traten im Achterschiff an, die Offiziere der „Sidney" kamen auch hinzu, dann hielt der Pfarrei eine englische Ansprache. Ein Wink vom Kommandanten des Panzerkreuzers, die Maschinen standen und die Leichen glitten ms Wasser. „Die letzte Post", das schwermütige englische Za- pjenstreichsignal beschloß die Feier.
Da der Betrieb auf der „Sidney" so nichl weiter zu führen war, wurde der Hilfskreuzer „Empreß os Russia" herbeigeholt und ihm 60 von uns Gefangenen übergeben. Dis Hälfte der Besatzung bestand aus Franzosen, und jetzt sollten wir den Unterschied kennen lernen zwischen oer Behans- lung, die der Engländer und der. die die Franzosen ihren Gefangenen angedeihen ließen. Oft waren mehr Bazoneue an Deck, als Gefangene. So waren wir froh, als wir am 15. November in Colombo einliefen und dort auf Truppentransportdampfer verteilt wurden.
Auf dem Dampfer hatten wir es recht gut, aber die Freude dauerte nicht lange. Nach kurzer Fahrt wurden wir dem englischen Kreuzer „Hampshire" übergeben. Hier wurden wir weniger gut behandelt. Der Kommandant ves Kreuzers war uns wenig gewogen, weil ü:e „Emden" ihm manchen Streich gespielt hatte. Am 6. Dezember lies der Kreuzer die Insel Malta an, wo wir den Nest der Gefangenschaft verbringen sollten.
Das drulsche Nach
Wir stehen am Beginn der „Woche des deutschen Buches". In dieser Zeit soll sich das deutsche Volk besinnen aus die Schätze des deutschen Geisteslebens. Die vergangenen Jahre brachten dem deutschen Büchermarkt eine Üeberflutung fremdländischer Literatur, noch mehr fast eine Üeberflutung mit artfremder Literatur, hinter der das deutsche Buch, die Eeistesschätze urdeutscher Dichter und Denker immer mehr zurücktraten. Heute sind die Schlacken jener Zeit hinweggeräumt, der Blick ist wieder frei geworden für das. was uns Deutschen am Herzen liegt. Und oer deutsche Mensch greift wieder zu den Büchern, die Menschen seiner eigenen Nation und Rasse schrieben. Da steigen Schätze ans Tageslicht, die lange Zeit im Dunkel lagen. Langsam und allmählich erst gelingt es dem deutschen Volke, sich all das deutsche Kulturgut zu eigen zu machen, das in unserem Volke ruht, langsam erkennen wir, was das deutsche Buch überhaupt ist: Schrifttum, das aus deutschem Wesen gewachsen ist. Der Spätherbst ist die rechte Zeit, um eine großzügige Werbung für das deutsche Buch zu veranstalten. Die Tage werden kürzer, und die langen Abende sind wie geschahen dazu, zu Büchern zu greifen. „Um des Lichts gesell'ge Flamme sammeln sich die Hausbewohner" — und gute Bücher Helsen ihnen die Zeit der langen Abende nutzbringend auszufüllen. Die deutschen Dichter haben uns etwas zu sagen — sie sind - sozusagen das Sprachrohr des ganzen Volkes. Sie bringen das in literarische Form, was in jedem einzelnen von uns an Wißen um deutsche Wesensart ruht. Deshalb werden auch immer die Dichter, die aus der Tiefe des deutschen Volkstums schöpfen, am besten verstanden werden. Die Klassiker kommen wieder zu Ehren. Die hohe Kultur der Sprache packt uns heute genau >o wie sie einmal die Zeitgenossen unserer großen deutschen Dichter begeisterte, unsere Jugend schöpft heute wie einst aus ihnen hohe Ideale und den Stolz auf die Größe deutschen Geisteslebens. Aber gerade auch in das moderne Schrifttum wollen wir uns vertiefen. Deutsche Dichter, die jahrelang heroisch gegen eine Welt artfremden Einflusses ankämpften, haben mehr denn je Anspruch darauf, endlich vom ganzen Volke erkannt und gewürdigt zu werden. Zu ihnen gehört mancher deutsche Heimatdichter, der die Sprache seines Landes spricht, von Kind- heit an aufgewachsen unter deutschem Bauerntum, verbun- I den mit deutschem Boden und deutscher Wesensart. Wir ! greifen zum deutschen Buch und wir spüren es, daß gerade ' nach dem Erwachen der Nation sich das deutsche Schrifttum zu neuer Blüte entfaltet. --