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Altensteig, Montag, den 28. Auni 1934
Sr. Söbbels in Salle
Halle, 2Ä. Juni. Reichsminister Dr. (Söbbels sprach auf dem ersten deutschen Thingplatz in den Brandbergen bei Halle. Der Tag in Halle gestaltete sich zu einer der größten Kundgebungen — wenn man von den Riesenaufmärschen auf dem Tempelhofer Feld absieht — im Reiche überhaupt. 16Ü0ÜÜ Kämpfer waren gemeldet, aber etwa 22S000 waren herbeigeströmt, um Dr. (Söbbels, der zum erstenmal wieder seit der Machtergreifung in Halle sprach, zu hören. Die Stadt selbst war wie ausgestorben.
Aus weitester Umgebung waren die Menschenmassen in allen nur erdenkbaren Verkehrsmitteln nach Halle gekommen. Der ganze weite Talkessel des Thingplatzcs, der mit seiner Festspielstätte nach den Worten des Ministers zu den schönsten in Deutschland gehört, war bis zum Kamm der ihn umgebenden Höhenzüge herauf von den riesigen Kolonnen der Aufmarschierten besetzt.
Zu ihnen sprach nach kurzer Begrüßung durch den (Sauleiter ; Staatsrat Jordan Reichsminister Dr. Göbbels in anderthalb- stündiger Red«. Dr. Göbbels führte u. a. aus: Jedermann weiß, daß uns große Aufgaben gegeben sind, für die, es sich zu leben ' verlohnt, daß wir eine» Teil dieser Aufgaben schon gelöst haben und daß wir mit der Lösung der llbrigbleibenden bereits begonnen haben. Wir sind nicht stärker geworden an Waffen. Wir sind stärker geworden an geistiger Kraft. Stärke, Zucht und männliche Lebenshaltung sind in Deutschland wieder zum öffentlichen Merkmal unserer nationalen Existenz geworden und diese ' Nation hat trotz eines fast entmutigenden Mangels an materiellen Waffen den Mut gehabt, der Welt entgegenzutreten und ihr unabänderlich das Recht aus Ehre und Gleichberechtigung anzumelden. Das Deutschland der Unterwürfigkeit, das aus der schmachvollen Nooemberrevolte hervorgegangen war, existiert nicht mehr. Das Deutschland von heute, das nun der Welt sein Gesicht zeigt, ist ein Deutschland der Männlichkeit und eines heroischen Stolzes. Dieses Deutschland weist von sich den Gedanken, mit seinen Sorgen die Welt zu belästigen. Dieses Deutschland bringt jedem anderen Volke alle Hochachtung entgegen: aber es verlangt von der Welt auch, daß sie ihm die Hochachtung nicht versagt. Diese Nation ist fest entschlossen, ihr nationales Lebensrecht zu wahren und zu vertreten. Wir sind der Ueberzeugung, daß wir eine große Aufgabe zu erfüllen haben, die an den Grenzen des Reiches nicht aufhört. Wenn das nationalsozialistische Deutschland das Recht auf Waffen proklamiert, dann tut es das nicht, um einen neuen Krieg zu provozieren, sondern weil wir wissen, daß der Friede niemals beim Feigen ist. sondern nur beim Starken, und daß der Friede nicht mit pazifistischen Fragen, sondern nur mit Waffen zu sichern ist. Wir find der Meinung, daß ein wehrloses Deutschland inmitten einer gerüsteten Welt eine Ausreizung zum Kriege sein muß.
Das Verhalten des Auslandes, fuhr Dr. Göbbels fort, beruhe auf der offenbar noch immer vorhandenen Einschätzung des neuen Deutschland nach den Erfahrungen, die man mit den Regierungen des alten Systems machte. Die Methoden würden sich aber ändern, wenn man wisse, aus welchem anderen Holze die Männer des neuen Reiches geschnitzt sind. Die Zeiten seien vorbei, in denen deutsche Regierungen vor jedem Diktat kuschten. Niemals wieder werde die deutsche Unterschrift unter einen Vertrag gesetzt werden, den zu halten das deutsche Volk nicht in der Lage sei.
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l Copyright: Prisma-Korrespondenz, Berlin-Schöneberg.
,27. Fortsetzung. (Nachdruck verboten)
! Anschließend sofortige Einnahme des Kaffees und der dazu benötigten Kuchen aus eigener Bäckerei.
! Um 5 Uhr Spiele der Kinder mit Geschenkverteilung, .Bonbonregen, Sackhüpfen usw.
ff" ' Knolle sollte das Amt des sogenannten „Onkel Pelle", des beliebten Kinderfreundes, übernehmen. Er war sehr stolz 'auf dieses Amt.
' Für die Damen war ein Wettlauf mit Preisen vorgesehen, die Männer sollten auf der Kegelbahn durch Preiskegeln und Schießen entschädigt werden.
Um 8 Uhr gemeinsames warmes Abendessen mit obligaten Festreden, anschließend Feuerwerk und den Beschluß sollte der Festball bis in die frühen Morgenstunden machen. Mar hatte sich nicht lumpen lassen.
Er freute sich von Herzen schon ebenfalls lange auf den Tag, der ihn mit seinen Getreuen für Stunden gemeinsamer Freude vereinen sollte.
*
Bielefeld brachte seine ihm so wertvoll erscheinende Funde in einem Schuppen der Lehmannschen Fabrik unter, j Gerade als er sich anschickte, mit Knolles tatkräftiger Unterstützung den schweren Pfahl unterzubringen, erschien Lotte an der Mauer.
„Nanu, Fritze, was macht Ihr denn da?" fragte sie erstaunt. „Was willste denn mit dem Knüppel?"
„Knüppel... ? Na, sei so gut. Pfahlbauten vom Plötzen- !seel Eigenhändige Entdeckung!" entgegnete Bielefeld stolz.
, Lotte schüttelte ungläubig den Kopf.
< „Du wirst mit deinem Mastbaum noch ein Unglück an- ,richten," meinte sie ängstlich.
„Habe ich ja schon," gestand er reumütig, „drei Scheiben in meiner Wohnung sind in die Brüche gegangen. Mein Wirt, .der überhaupt gegen meine Sammlungen eingenommen war.
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Der heimkehrenden Besatzung der „Karlsruhe* mtbot Reichswehrminister Generaloberst v. Blomberg die besonderen Willkommensgrüße des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers- Er schritt an Bord des Schiffes die Front der in Parade aufgestellten Besatzung ab.
BvIkMtatur tn Lettland — Militärdiktatur in Estland
Das Verhältnis zum Deutschtum in beiden Staaten Von Harald Ber ck-Tallinn (Estland).
Die autoritären Maßnahmen in Estland und Lettland sind trotz gewisser äußerer Ähnlichkeiten durch tiefe innere Gegensätze gekennzeichnet, die das Vorgehen der Regierungen beider Länder und die dadurch hier und dort geschaffene Lage in durchaus verschiedenem Licht erscheinen laßen. Das wirkt sich insbesondere auch auf die Gestaltung der Beziehungen zum Deutschen Reich und zum Deutschtum im Inlands aus.
Die lettische Regierung Ulmanis ist offensichtlich von völkischen Eedankengängen stark beeinflußt und läßt gewisse demokratische Grundsätze, an denen sie noch fest
hat mir sofort di: Stube gekündigt. Ein Wort gab das andere, schließlich flog ich die Treppe herunter und die Entdeckungen hinterher."
Lotte war derselben Meinung und gab dem Wirt recht.
„Wo wohnst du denn jetzt?" fragte sie nach einer kleinen Standpauke.
„Ein paar Häuser weiter... Nummer ly, bei Knolle," war die Antwort. Bielefeld hatte sich zu ihr begeben und, da er sich unbeobachtet fühlte, Knolle hatte sich als vollendeter Kavalier beim Erscheinen der Liebsten seines Kollegen gedrückt, schnell seiner kleinen Braut einen herzhaften Schmatz verabfolgt.
„Du, Lotteken," schmeichelte er, „wie ist es denn nun mit Nachmittag? Bei uns in der Bäckerei ist heute doch großer Jubel. Herr Lehmann hat doch alles wieder in Ordnung gebracht. Es ist alles wieder in Lot. Schrippen backen wir jetzt von einer Länge, wie sie Berlin noch nicht gesehen hat... na, du kennst sie ja. Alles ohne Preisaufschlag. Dabei steht der Prinzipal mitunter selbst im Laden und kneift den Dienstmädchen eigenhändig in die Backen."
Er strahlte vor Stolz.
„Dann lasse ich auch nicht mehr schicken, von morgen hole ich alles bei euch," neckte Lotte keck.
„Untersteh' dich," entrüstete sich Bielefeld, „das Backenkneifen bei dir gehört in mein Ressort. Aber das muß wahr sein, wir sämtlichen Gesellen... wir stehen nicht bloß fürs Geschäft am Feuer, wir gehen auch nötigenfalls durch dafür. Das sieht er auch ein und deshalb macht er doch heute die große Landpartie mit uns. Also wie ist es, kannst du es nicht möglich machen und abkommen?"
„Wo denkst du hin, Fritze? Am Sonnabend vor Pfingsten!"
„Frage doch mal das Fräulein... du sagst doch immer, daß die so gut ist."
„Za, das muß wahr sein, das ist sie. Na ja... wenn sie mir's erlaubt, dann würde es gehen. Soll sie sehen, wie sie mit den andern fertig wird... und denn ist Minna ja auch noch da und der Kutscher. Also gut... ich werd' mal sehen. Die olle Krantzewitzen frage ich erst garni'cht, denn die ist heute ganz besonders auf Krakehl gestimmt. Immer, wenn sie die blonden Haare trägt, is der Deibel los."
Vom Hause tönte eine laute Stimme: „Lotte, Lotte!"
halt, merklich in den Hintergrund treten. Klär und entschlossen hat sie die Idee des nationalen Lettenstaates dem Internationalismus entgegengesetzt, dessen hauptsächliche Träger der Marxismus und das Judentum sind. Ihr Hauptschlag galt darum dem Marxismus, und zugleich hat auch der Teil des Judentums, der sich als allzu deutlich fühlbarer Fremdkörper im Staatsleben Lettlands bemerkbar macht, ihre harte Hand zu spüren bekommen. Die Bauernschaft vor allem hat der Regierung bei ihrem vaterländischen Vorstoß den nötigen Rückhalt gegeben, aber im Endergebnis hat die Führung auch beim überwiegenden Teil der sonstigen Bevölkerung volle Anerkennung und willige Gefolgschaft gefunden. Um so mehr noch, als in Lettland offensichtlich die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Marxistenputsches bestand, dessen Erfolg den Zusammenbruch bedeutet, und dessen Abwendung jedenfalls große Blutopfer gefordert hätte. Somit hat sich die starke Hand der Regierung Ulmanis in eine wahrhafte Volksdiktatur gewandelt und in letzter Stunde den Staat gerettet. Damit hat sie den Willen des Volkes erfüllt.
Die estnische Regierung Päts hingegen hat bewußt und betont die Demokratie, das „System" an sich, gerettet und den Willen des Volkes durch eine Militärdiktatur vergewaltigt. Ihr Vorgehen war ja ein Eewalt- streich gegen die völkisch-vaterländische „Freiheitskämpfer"- Bewegung, deren Anhängerschaft etwa 00 bis 70 v. H. der Bevölkerung betrug und den Willen des Volkes zur Schaffung des völkischen Staates verkörperte. Als gut organisierte, sich auf die Gewalt der Waffen stützende Minderheit hat die Demokratie die noch schlecht organisierte waffenlose Mehrheit überrumpelt und niedergezwungen, eine Mehrheit, die im Begriff war, auf völlig gesetzlichem Wege an,die Macht zu gelangen und so die Vorherrschaft der demokratischen Minderheit zu brechen. Die den Freiheitskämpfern vorgeworfenen Putschabsichten sind bis heute noch nicht bewiesen. Nichtsdestoweniger unterliegen die verhafteten Führer der Freiheitskämpfer-Bewegung dem strengsten Gefängnisregime und der Aburteilung durch das Kriegsgericht. Mit der Sozialdemokratie hingegen hält die Regierung Päts gute Freundschaft, und nur einige ganz radikale marxistische Organisation sind verboten, aber nur wenige ihrer Führer verhaftet worden, und diesen wurden noch Hasterleichterungen zugebilligt. In Estland sind darum Groll, Verbitterung und Haß kennzeichnend für die allgemeine Stimmung, während in Lettland allenthalben offenkundige Befriedigung und Hoffnungsfreudigkeit herrschen. In Estland hat die Regierung in sicherer Voraussicht ihrer Niederlage die durch Volksabstimmung zu vollziehende Präsidenten- und Parlamentswahlen für unbestimmte Zeit hinausgeschoben, während die lettische Regierung sich nicht fürchtet, ihren — vom Parlament abgelehnten Entwurf zur Aenderung der Verfassung und ihre aus diesem bereits vorweggenommene Machtstellung im kommenden Herbst der Volksabstimmung zu unterbreiten. In Lettland ist es außerdem die Regierung selbst, die mit Zustimmung des Volkes die Verfassungsänderung durchführen will, während die Schöpfer und Urheber der durch den Volksentscheid vom Oktober vorigen Jahres in
„Um Gotteswillen.». still. Das ist die Olle... wenn die uns hier sieht, dann gibt's einen Höllenskandal."
Lotte hatte sich erschreckt umgesehen und drängte ihren Galan schnell von sich.
„Also wollen mal sehen," flüsterte sie noch, dann war sie von ihrem erhöhten Standpunkt hinuntergeklettert und hinter einen Busch getreten.
Sie hörte nur noch die gedämpfte Stimme ihres Liebsten von der anderen Seite der Mauer:
„Also, Lotteken, um 3 Uhr ziehen wir mit Musik bei euch vorbei und erwarten dich."
Flink huschte sie ins Haus.
Das Ehepaar Brösicke hatte sich ins Wohnzimmer begeben, um nach Gretes Erscheinen mit ihr über eine Heirat mit Werner von Feldern zu sprechen.
Bald darauf erschien sie im Tennisanzug, frisch und lieb, die Wangen von dem anregenden Spiel rosig gerötet.
Brösicke versuchte eine feierliche Miene aufzusetzen.
Auch Eveline blickte mit freundlichem Ernst ihre Stieftochter an. Brösicke räusperte sich vernehmlich.
„Komm, Grete, setz' dich mal zu uns. Wir haben eene wichtije Anjelegenheit mit dir zu besprechen."
„Aha!" dachte Grete. „Jetzt kommt eine Generalpauke. Sicher hat die hochgeborene Frau Stiefmutter sich über mich beschwert."
Mit einem Ruck setzte sie sich nieder, dann sagte sie ergeben:
„Ich sitze, Papa, bitte... schieße los!"
Brösicke räusperte sich noch einmal verlegen. Die Situation war ihm eigentlich unangenehm. Er haßte im Grunde genommen solche feierlichen Momente. Erstens war er eine stets zu lustigen Scherzen geneigte Natur, und zweitens redete er auch lieber, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Und nun sollte er seiner Einzigen mit dem nötigen Ernste, der bei solchen Anlässen doch unbedingt angebracht war, diese, Heiratsidee beibringen, die gleichbedeutend war mit einer baldigen Trennung von seiner vergötterten Tochter. -
Ganz wehmütig war ihm ums Herz geworden und verstohlen wischte er mit seiner derben Hand eine Träne aus den' Auge.
Fortsetzung solatl