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Von Hanns Fischer
Um die Zeit der Sommersonnenwende, um Johanni, den längsten Tag des Jahres, entfaltet der Holunder seine weißlichen Doldenschirme. Mit ihm blüht ein Strauch, der sich in Niederdeutschland ab und an zum beachtlichen Baume entwickelt und der unter allen Holzgswächsen unserer Heimat im Urwissen und Volksbrauch eine bevorzugte Stellung einnimmt.
Früher war der Holunder eine reine Wildpflanze und kam häufig als Unterholz der Mischwälder auf bestimmten Bodenarten vor. Der Bauer hat ihn immer wachsen lassen, wenn der Strauch in der Nähe der Häuser und Ställe, der Scheunen und Schuppen auftauchte. Heute aber ist der Holunder zur Gartenpflanze geworden, einmal, weil er sehr schnell wächst, zum anderen, weil ihn seine vielseitige Verwendbarkeit beim Volke sehr beliebt machte.
Die Dorsbuben haben seine Bedeutung nie vergessen und seit jeher die langen, geraden jüngeren Zweige durch Entfernen des weichen, elastischen Markes. zu Blasrohren zu verwenden gewußt, die dickeren, älteren Aeste aber in Knallbüchsen verwandelt.
Erst sehr viel später hat die Technik begonnen, sich des Holunders zu bedienen, denn sie fand das seidig schimmernde, feste und dabei doch sehr nachgiebige Mark für elektrische Versuchszwecke trefflich brauchbar, wie noch heute die in allen elektrischen Experimentierkästen vorhandenen, buntgefärbten Kügelchen beweisen. Ist diese Nutzung noch recht jung, so geht die Wertschätzung des Hollerbusches als Spender heilsamer Mittel bis in älteste Zeiten zurück.
Die Bewohner der Pfahlbauten werden den Wert des Hollers für die Teebereitung bereits gekannt haben, so daß die merkwürdigen Bräuche, die sich an diesen Strauch knüpfen, auf ein Alter von neun- bis zehntausend Jahren zurückblicken können. Seitdem haben sich, von Mund zu Mund vererbt, die Bräuche erhalten, die sich in überaus reichem Maße an unseren liebvertrauten Holunder knüpfen. Für jedes Landkind hat dieser Busch etwas Heimatliches an sich, und noch heute wird jede noch nicht von der Stadtzivilisation um ihr natürliches Empfinden gebrachte Bäuerin, wenn irgend möglich, am Tage der Sommersonnenwende, zu Johanni, den „Fliederbliitentee" einsammeln, also die Hollerblüten schneiden und sorgsam an einem schattigen und lustigen Ort trocknen. Am Johannistag mag es zudem „Hollerkücheln" geben, so sicher wie an Martini die Gans den Tisch ziert. In Süddeutschland meint mein, niemand werde im Verlaufe des Jahres krank, der diese Leckerei am längsten Tage zu sich nähme.
Lange hat unsere sehr junge wissenschaftliche Natur- kenntnis über all das mitleidig gelächelt. Heute aber wissen wir, daß alle diese zum Urwissen des Volkes gehörenden Anschauungen in ihrem Kern richtig und als Bräuche im ganzen genommen nützlich sind.
Genau so, wie jeder sich von der Tatsache überzeugen kann, daß Erdbeeren ihr herrlichstes Aroma und ihren köstlichsten Geschmack haben, wenn sie früh vor sechs Uhr ge
pflückt wurden, während die am Tage abgenommenen fade schmecken; genau so wie die günstigste Pflückzeit mit einer sonnenbedingten Erhöhung der Luftelektrizität zusammenfällt, besteht heute kein Zweifel mehr daran, daß die Heilpflanzen, zu denen der Holunder gehört, in der Zeit des höchsten Standes der Sonne innerhalb des Jahres auch die größte Menge wirksamer Stoffe enthalten. Das Volk hat s also ganz richtig beobachtet.
; Allerdings handelt es sich weder um einen Zauber noch > um etwas Geheimnisvolles, das zum Aberglauben zu rech- i neu wäre. Wir verstehen auch, warum der Hollerbusch als ! des deutschen Bauern Herrgottsapotheke bezeichnet wird, ! wenn wir an die wunderbar wirkenden, schweißtreibenden s Kräfte des Fliedertees denken. Und nichts anderes haben - die Ahnen und auch die verlästerten Kräuterweiblein be- ! hauptet, deren Erfahrungen soweit sie die Sammelzeit der l verschiedenen Gewächse anlangen, noch in letzter Stunde fest- ! gehalten werden sollten. Erst in unseren Tagen, da man ! die vom Taggestirn zur Erde gelangenden kosmetisch-elektrischen Strahlen wieder in den Bereich der Betrachtung zieht, da man die unsichtbaren Emanationen des Radiums und seiner Verwandten kennt und auch mit derr mitogenetischen Strahlen vertraut ist, die von den verschiedenen Pflanzen und auch vom gesunden Blut ausgehen, erscheinen die alten Vorschriften gar nicht mehr so abwegig, s Nie hat ja das schlichte Volk aufgehört, den Pflanzen merkwürdige Kräfte zuzuschreiben, nie hat es aufgehört, sie zu verwerten. Bismarck, der als Landkind noch enge an den Bräuchen seiner Scholle hing, hat sie sich bis ins höchste Alter zunutze gemacht. War er von übermäßiger Arbeit abgespannt, so begab er sich zu seinen alten, kräftigen Birken im Park und umarmte sie. Mit Nachdruck und sehr ernst hat er immer behauptet, er kehre von solchem Gange wieder völlig erfrischt zurück. Etwas Aehnliches fordert nun auch der vermeintliche „Pflanzenaberglaube" von gewissen Kranken, denn er rät dem Siechen, sich mit dem Rücken am Holunderbaum zu wetzen. Noch sind die Zusammenhänge nicht vollkommen erforscht. Aber man vermutet, daß dort, wo sehr schwach radioaktive Wasser im Untergründe fließen, der Holler mit Vorliebe wächst und prächtig gedeiht. Wir verstehen darum auch die Wertschätzung, die das Volk diesem Strauch entgegenbringt, wenn es ihn sogar als den „Geistlichen Herrn", als die höchste Respektsperson der Gemeinde, bezeichnet.
Doch ist mit alledem der Wert des Holunders nicht erschöpft, besitzt er doch geradezu prophetische Eigenschaften. Einmal kündet er den Eintritt der Getreideernte an, denn vier Wochen nach Beginn seiner Blüte ist die Halmfrucht reif zur Mahd. Dann aber kann man auch aus dem Verlauf des Wetters während seiner Blütezeit auf das Erntewetter schließen. In der Tat scheint sich die Wetterlage, wie s^ während der Bliitespanne herrschte, vier Wochen später, zuweilen sogar mit erstaunlicher Genauigkeit, zu wiederholen, wie das die uralten Bauernregeln behaupten. Wir begreifen darum, daß es auf dem Lande geradezu als Frevel gilt, einen Hollerbusch umzuhauen. Er ist ja auch ein Fruchtbaum; denn seine Beeren liefern einen köstlichen Fruchtsaft. Recht tut darum der Bauer, wenn er sagt, vor dem Holler müsse man den Hut abnehmen.
Buntes Altertet
Der Bienenstock in der Statue
Einen recht eigenartigen Unterkunftsort hat sich ein Bienenvolk in der spanischen Stadt Astorga ausgesucht. Aus dem Marktplatz steht ein Vronzestandbild, das den Helden Don Larlos darstellt. Vor kurzem ordnete die Stadtverwaltung an, daß dieses Denkmal einer gründlichen Reinigung und Instandsetzung unterzogen werden sollte. Als sich die Arbeiter anschickten, das Standbild zu untersuchen, wurden sie plötzlich von einem Bienenschwarm wütend angegriffen, sodaß ihnen nichts anderes übrig blieb, als schleunigst die Flucht zu ergreifen. Die Bienen waren anscheinend aus dem Innern des Standbildes hervorgekommen. Zunächst schenkte man den Berichten der Arbeiter keinen Glauben. Schließlich wurde aber doch eine zweite Kommission ausgerüstet, die sich das merkwürdige Denkmal ein wenig genauer ansehen sollte. Und es stellte sich zur allgemeinen Ueber- raschung heraus, daß sich im Innern der hohlen Statue ein regelrechter Bienenstock befand. Als Fluglöcher benutzten die respektlosen Insekten Don Carlos' Nasenlöcher. Man stellte weiter fest, daß das ganze Standbild mit Honig angefüllt ist. Das war schon eine weit sympathischere Entdeckung. Allerdings bereitet noch das Problem, wie man den Honig aus diesem süßesten Denkmal der Welt ohne Beschädigung der Statue herausschaffen soll, einiges Kopfzerbrechen. Bis zur Lösung dieses Problems finden sich täglich zahlreiche Neugierige, ein, die sich selbst von dem Bienenstock im Don Carlos überzeugen wollen.
Schon wieder eine Vielgeburt!
Die amerikanischen Frauen scheinen den Ehrgeiz zu haben, Rekorde aufzustellen. Noch interessiert sich ganz Amerika und darüber hinaus auch halb Europa für die Fünflinge der Frau Oliva Djonne aus Ontario, und schon wird wieder eine Vierlings-Geburt aus dem Staate Iowa gemeldet. Auch diese Kinder, drei Mädchen und ein Junge, sind lebensfähig und werden nach Ansicht der Aerzte sich zu gesunden kräftigen Menschen entwickeln. Diesen vier kleinen Erdenbürgern kommen die Erfahrungen zugute, die man mit der Pflege der Djonne-Fünf- linge gemacht hat. Während von den Fünflingen zwei immer noch im „Brutofen" bleiben müssen, sind die Vierlinge aus Iowa so kräftig, daß es keiner großen medizinischen Künste bedarf, um sie am Leben zu erhalten. Auch die Mutter, Frau R. Wycofs, befindet sich wohlauf und hat dieser Tage ein Telegramm von Frau Djonne erhalten, in dem die Mutter der Fünflinge der Mutter der Vierlinge herzliche Glückwünsche ausspricht.
Eine Biene verursacht einen Autounfall
In der Nähe von Budapest ereignete sich ein schwerer Autounfall, bei dem fünf Personen verletzt wurden. Das klnglück wurde durch eine Biene verursacht, die sich in das Innere des Wagens, der eine Hochzeitsgelellschast nach Hause brachte, verirrt hatte. Die Insassen bemühten sich, die Biene zu verscheuchen. Dadurch-wurde das Insekt noch aufgeregter und schwirrte summend um den Kopf des Chauffeurs. Dieser machte ein paar hastige Armbewegungen, um die Biene abzuwehren, und verlor die Gewalt über das Steuer. Das Auto raste gegen einen Baum, die Insasien wurden herausgeschleudert und blieben mit schweren Verletzungen liegen, bis ein anderes Auto ihnen endlich die erste Hilfe brachte.
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