Seite 8

Schwarzwälder Tageszeitung"

Nr. 142

Eine Diebesbande von 13 Personen vor Gericht Ulm, 20. Juni. Eine Diebesbande von 13 Personen hatte sich am Dienstag vor der Großen Strafkammer wegen Bandendieb­stahls, Hehlerei usw. zu verantworten. Es handelt sich um ver­heiratete und ledige Leute, die aus Not gehandelt haben wollen. Viele der Angeklagten, die in Ulm, Wiblingen und Söflingen ihren Wohnsitz haben und meist hier zugezogen sind, sind schon erheblich vorbestraft. Ihre Spezialität war das Stehlen von Hühnern, Enten und Gänsen. Der Zahl nach dürften es über 1000 Hühner und Gänse, auch Enten und Truthähne gewesen sein, die sie seit 1929 bis heute gestohlen und für sich verwendet oder verkauft haben. Ihr Arbeitsgebiet lag hauptsächlich im an­grenzenden bayerischen Gebiet, doch kamen sie auch herauf bis Waldsee, Obermarchtal und in das Oberamt Lauphsim und Ulm. Außer Geflügel stahlen sie auch noch andere Gegenstände, jo ein Gewehr, Kleidungsstücke, Bettfedern, Radio, Wurst, ein Schaf usw. im Gesamtwerte von zirka 1800 RM Etwa 10 Fahr­räder und drei Motorräder, die sie auch gestohlen haben, muß­ten den nächtlichen Streifen dienen. Die Angeklagten sind in )er Hauptsache geständig und belasten sich teilweise gegenseitig. Oie Verhandlung, die im Schwurgerichtssaal stattfindet, wird mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Urteil in dem großen Banditendiebstahl Mm. 21 . Juni. Das Urteil in dem großen Bandendiebstahl, über den schon berichtet wurde, wurde am Mittwoch abend ge­sprochen. Der Haupttäter Joses Murr erhielt zusammen 7 Zahre 1 Monat Zuchthaus, auch wurde gegen ihn Sicherungsverwah­rung ausgesprochen, dessen Bruder Leonhard Murr erhielt 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Bei den weiteren an den Diebstählen beteiligten Angeklagten bewegten sich die Straien zwischen 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 6 Monaten Gefängnis. Den der Hehlerei beschuldigten Angeklagten wur­den Strafen zwischen 6 Monaten Gefängnis und 40 RM. Geld­strafe zuerkannt. Teilweise wurde auf Ehrverlust erkannt und die erlitten« Untersuchungshaft angerechnet.

Rundfunk

Samstag, 23. Juni:

SLS Nach Frankfurt: Frühkonzerl 9.00 Frauenfunk

10.10 Aus Stuttgart: Klaviermusik

10.40 Wochenend-Salat

11.00 Aus Stuttgart: Neues über Japan 12.00 Nach Frankfurt: Mittagskonzert

13.20 Nach Frankfurt: Leicht und flott 14.00 Aus Stuttgart: Leicht und flott

14.30 Hitlerjugend-Funk: Der Suezkanal

15.10 Nach Frankfurt: Lernt morsen!

15.30 Volkslieder von Friedrich Silcher 18.00 Aus Berlin: Nachmittagskonzert

18.20 Eemeinschaftsdienst am Volk

18.40 Balalaikamusik

19.00 Aus Hamburg:Wir spielen zum Tanz"

20.05 Aus Frankfurt: Saarländische Umschau

20.15 Aus Worms: Großer lustiger Abend

22.30 Hörbericht vom Deutschlandflug 1934 23.00 Aus Köln: Fröhliche Tanzunterhallung 24.00 Aus Stuttgart: Nachtmusik.

Sonntag, 24. Juni:

8.15 Aus Hamburg: Hafenkonzert

8.15 Aus Frankiurt: Zeitangabe. Nachrichten

8.20 Aus Stuttgart: Wetterbericht

8.25 Nach Frankfurt: Leibesübungen (Gluckerj

8.40 Bauer, hör zu!

9.00 Aus Stuttgart: Katholische Morgenfeier

9.45 Nach Frankfurt: Vier Gesänge für Frauenchor

10.15Saarsänger", Volkslieder

11.00 Aus Karlsruhe: 8. Friedrich-Silcher-Eedächtnisfeier

11.30 Aus Stuttgart:Es spielen der Lanner, der Strauß"

12.00 Aus Frankfurt: Mittagskonzert

13.00 Aus Stuttgart: Kleines Kapitel der Zeit

13.15 In dieser schönen Sommerzeit

14.25 Volkslieder und Schnurren

15.00 Aus Frankfurt: Kasperlstunde:Kasperl in Italien"

16.00 Aus Stuttgart: 50-Jahr-Feier der Südd Vereinigung des Christi. Sängerbundes

16.30 Aus Hamburg.Das deutsche Derby"

17.10 Aus Frankfurt: Nackimittagskonzert

18.00 Aus Stuttgart: Dichter aus Schwaben: Wilhelm Hauff 18.35 Klaviermusik

19.00 Aus dem Schaffen der Lebenden: Rudolf Schneider- Schelde

19.25 Lustiges aus unserem Schallplatten-Koffer!

19.45 Sportbericht

20.00 Nach Frankfurt: Der Vogelhändler 22.00 Aus Mannheim: Mandolinenkonzert

20.20 Aus Frankfurt: Zeitangabe, Nachrichten

22.35 Oertliche Nachrichten. Wetter- und Sportbericht 23.00 Aus Königsberg: Tanz- und Unterhaltungsmusik 24.00 Nach Frankfurt: Nachtmusik.

Montag, 25. Juni:

6.55 Friihkonzert 9.00 Frauenfunk

10.10 Aus Stuttgart: Schulfunk Stufe 1: Märchen

10.30 Lieder von Othmar Schoeck 10.55 Träume am Kamin

12.00 Aus Frankfurt: Mittagskonzert

13.20 Aus Frankfurt: Nachtigallen schlagen 14.00 Aus Frankfurt: Mittagsmusik

15.30 Aus Stuttgart: Lieder von Ernst Esutebrück 16.00 Nach Frankfurt: Nachmittagskonzerl

17.30 Walter Nernst, ein deutsches Erfinderschicksal

17.45 Volkslieder

18.00 Hitlerjugend-Funk:Neptun am Bodensee"

18.25 Nach Frankfurt . Französischer Sprachunterricht

18.45 Aus Karlsruhe: Unterhaltungskonzert

20.15 Aus Leipzig: Stunde der Nation:Der Pilger nach Wan­fried". Richard Wagner, der Mensch

21.15Tanz rüber tanz nüber"

22.20 Aus München: Oesterreich-Vortrag

22.40Schwäbisch-baierische Deand'ln"

24.00 Aus Stuttgart Nachtmusik

0.15 Alma mater Tübingens)».

Der Msiimtsturm auf dem Kaps

Von Bürgermeister i. R. Feldweg

Am Sonntag, 24. Juni jährt sich zum 40. Male die Ein­weihung des Aussichtsturmes auf dem Kapf. Manchem der Veteranen des hiesigen früheren Schwarzwaldbezirksvereins ist vielleicht die Feier noch in Erinnerung. Ich möchte nun das, was mir hierüber noch nicht aus dem Gedächtnis ent­schwunden ist, wiedergeben.

Nachdem die Vorarbeiten für die Erstellung des Turms beendet und die etwa 600 Mark betragenden Baukosten gesichert waren, wurde an die Erstellung des Turms hevan- getreten. Der Plan stammte von Stadtbaumeister Moser und die Ausführung des Bauwesens lag in den Händen des bewährten Ziminermeisters Friedrich Henßler. Die Ein­weihungsfrage machte im Verein manches Kopfzerbrechen. Zuerst die Frage über den Umfang der Feier, schließlich kam man überein, den Stuttgarter Schwarzwaldvereinlern die Ehre allein anzutun und sie zum Feste einzuladen. Als Einweihungstag wurde der 24. Juni bestimmt, ein Sonn­tag, auf den auch der Feiertag Johannes des Täufers fiel. Den einen leuchtete der Tag des Täufers ein, weil ja eine Einweihung im weiteren Sinne doch auch einer Taufe ähn­lich sei, die anderen rieten von diesem Tag ab, denn nomen est omen (der Name ist die Vorbedeutung), Johannes könnte das Fest auch auf eine andere Weise taufen und die Schleusen des Himmels öffnen.

Endlich blieb man doch beim 24. Juni und es war gut so. Der Himmel hatte an jenem Tage auch sein Festgewand angezogen, er strahlte während des ganzen Tages im herr­lichsten Blau. Das Dichterwort:Es war ein Sonntag hell und klar, ein wunderschöner Tag im Jahr", traf in des Wortes vollster Bedeutung zu. Die Stuttgarter kamen nun in Scharen zu Fuß von Calw her. Nach ihrer Atzung im Grünen Baum" beförderte man die, die an des Tages Hitz und Lasten schon genug getragen hatten, vollends mit Wagen auf den Festplatz, während die Unentwegten noch­mals den Weg unter die Füße nahmen. Nach den üblichen Reden entwickelte sich bei allgemeiner Begeisterung über den herrlichen Fernblick ein volksfestartiges Treiben, das sich bis in den Abend hinein erstreckte. Wir Altensteiger Vereinsmitglieder beschlossen übrigens das Fest noch in der Linde", das insofern noch ein Nachspiel bekam, als sich nie­mand zur Erstattung des offiziellen Festberichts hergeben wollte. Endlich erschien ein Retter in der Not in Herrn Stadtpfarrer Hetterich, der seine Bereitwilligkeit hiezu er­klärte, aber nur unter der Voraussetzung, daß er seinen Bericht nicht in Prosa, sondern in Versform erstatten dürfe.

Das Gedicht hat nun folgenden Wortlaut:

Ich weiß einen Kameraden,

Er steht auf Bergeshöhn,

Viel frohe Grüße laden,

Zu ihm hinaufzugehen.

Er ward vom Schwarzwaldbunde Dort droben aufgestellt,

Zu zeigen in der Runde Die schöne Gotteswelt.

Und tücht'ge Zimm'rer kamen Da auf den Ruf herbei,

Der Ehrenmeister Namen Uns nicht vergessen fei.

Sie schufen ihm die Rüstung Fest und doch frei und leicht,

Der Tannenbohlen Brüstung Den Schwarzwaldriesen zeigt.

Doch traulich zu dem Pfade des Wandrers schaut er hin,

Recht als ein Kamerade Will er ihn zu sich ziehn.

Ich folg dem Schwarzwaldsohne Treu hält mich seine Hand Und hoch von seiner Krone Schau ich hinaus ins Land.

Er will dem Wandrer zeigen Die Wunder allzumal Die hell im Glanze steigen Empor aus Wald und Tal.

Die Wolken ziehn hinüber,

Und blau, erst Nebeln gleich,

Dann klarer winkts.herüber,

Wie aus dem Geisterreich:

Der schwäbischen Alb du Kette In abendlicher Pracht,

Du zeigst mir manche Stätte,

Wo bald Erinn'rung wacht.

Sumor mb Lacken

Eduard besuchte einen Freund in den Tropen.

In der Gegend gab es viele Tiger.

Gib mir mal deine Knarre", sagte er eines Tages,ich gehe ein bißchen jagen."

Eine Stunde war vergangen.

Da hörte der Gastgeber, wie draußen ein Schutz fiel.

Ein paar Minuten später sah er, wie Eduard mit Riesen­schritten dem Hause zueilte. , .

Ein mächtiger Tiger verfolgte ihn und kam mit jedem Satze näher. Vollkommen außer Atem, erreichte Eduard glücklich noch das Haus. .

Rasch, rasch", rief er seinem Freunde zu,mach die Tur auf, ich bringe ihn dir lebendig!"

Freudig kamen die drei Buben nach Hause.

Mutti, Mutti", stürzten sie strahlend in die Küche,wir haben einen Taler gefunden!"

Hoffentlich seid ihr ehrlich gewesen und habt ...

Klar, Mutti", scholl es da wie aus einem Munde,jeder von uns hat eine Mark bekommen!"

DerSchlüssel. An der Aborttür eines sächsischen Klein- ' bahnhofs war ein Schild mit folgendem Text angebracht:Der Schlüssel ist im Dienstgebäude zu erhalten." Ein Witzbold hatte mit der schönsten Handschrift darunter geschrieben:In ganz dringenden Fällen wende man sich an die Eisenbahndirektion in ! Leipzig."

s *

Von Lembergs hohem Kamme,

Wo mancher Gipfel rauh Aus mächtigem Kelsenstamme Ragt nach des Himmels Blau,

Don Ortenberg, vom Pleiten Wo Hohenberg noch graut,

Aus stolzer Berge Ketten Manch Bild herüberschaut,

Herab aus Felsgemäuer,

An Höh und Schlucht vorbei,

Bis wo im Lichte freier,

Erstehn der Lochen drei,

Bis wo die Berge ragen Vom Schalk und Hirsch benannt,

Von denen alte Sagen Forttönen durch das Land,

Bis wo um Hohenzollern Nach hehrem Dichlerwort Das Lied hinzieht in vollern Und raschern Bahnen" dort,

Bis wo in mildern Gauen,

Umwogt von Reb und Halm,

Mit Gipfel schlank zu schauen Du herrliches Achalm.

Wer zählet all die Namen?

Wer nennet Burg und Schloß Die vor das Auge kamen,

Durch Bild und Sage groß?

Fern aus der Höhe Grauen Hervor noch Rechberg blinkt!

ZuleAl noch läßt es schauen Die Fern' der Staufen winkt!

Und nun nach solchem Ende,

Das groß die Alb mir zeigt,

Der Blick sich Heimwärts wende,

Zum Schwarzwald hingeneigt.

Schwarzwald heim'sche Höhen,

Mit eurer Tannen Grün,

Euch wiederum zu sehen,

Wie ziehts zu euch mich hin!

Auch eure Wunder künde Der brave mir zumal,

Noch glänzt die Hornisgrinde,

Im letzten Sonnenstrahl.

Ja höher ragt sie mächtig Vor allen Höhn umher,

Im Schwarzwaldkleide prächtig Hoch überm Tannenmeer.

Leb wohl Lu Kamerade,

Du Turm in stolzer Ruh,

Abwärts gehn nun die Pfade Dem Heimattale zu.

Das nur konnt'st du nicht zeigen,

Klein grüßt ein Türmchen nur Vom Schloß zu Altensteige Von dort als einz'ge Spur.

Doch du, seitdem die Kränze Dir einst die frohe Schar Selbst aus der Residenze Zur Weihe brachte dar,

Standst fest als treuer Hüter,

Und zeigtest unverwandt,

Wie manche Eottesgiiter Noch hegt das Vaterland.

Man mag sich nun heute zu der Frage der Errichtung von Aussichtstürmen stellen wie man will, ganz zur Seit« geschoben dürfen die Türme nicht werden. Richtig ist es ja, es gab eine Zeit, in der man dieselben sinn- uiü> plantps ohne Rücksicht auf das Landschaftsbild erstellte, und Letzteres mehr verschandelte und ihm hiedurch mehr Eintrag tat, als auf der anderen Seite dem Naturfreund durch vermehrten Rundblick geboten wurde. Auch beim Aussichtsturm auf dem Kaps lag der Fall ähnlich, eine besondere Zierde war er gerade nie. Der Aussichtsmöglichkeit auf dem Muschel­kalkhöhenzug sollte aber doch wieder nachgeholfen werden, und es werden Hiewegen immer wieder berechtigte Stimmen laut. Ein Turm auf dem Hagen, also mehr nordwärts gestellt, würde den Wünschen am ehesten Rechnung tragen, er würde am Waldrand nicht mehr so prall in der Land­schaft stehen wie sein Vorgänger. Voraussetzung wäre aber, daß er den Wald wesentlich überragt. Würde ein zukünf­tiger Turm in dieser Gegend erstellt, wäre er sicher ein Anziehungspunkt für die Wanderer, und er würde zur Belebung des Fremdenverkehr nicht unwesentlich beitragen.

Dem Gesetz muß Genüge geschehen.

Sie werden wegen Trunkenheit zu zwölf Kronen Strafe verurteilt!"

Ich habe nicht einen Pfennig Geld", stellte der Angeklagte fest.

Dann müssen Sie drei Tage ins Gefängnis", erwiderte der Richter.

Und väterlich mahnend fügte er hinzu:

Hätten Sie Ihr Geld nicht vertrunken, f» könnten Sie jetzt die Strafe bezahlen!"

« :

Paul war wütend.

Es gab die erste große Szene.

Gestern eine Rechnung über 100 Mark, heute eine Wer 96,50 das ging entschieden zu weit!"

Da ging Lucinde mächtig in die Höhe.

Ich verstehe nicht, warum du eigentlich schimpfst", empörte sie sich,wo doch die Rechnungen von Tag zu Tag kleiner werden!"

Ehrlichkeit währt am längsten."

Darüber hatte der Lehrer mit der Klasse ausführlich gesprochen.

Kann mir einer von euch", schloß er,ein recht gutes Bei­spiel dafür erzählen, daß das auch wirklich stimmt."

Jawohl, Herr Lehrer", meldete sich der kleine Erich,wenn ich mir bei meinen Rechenaufgaben von der Mutter helfen lasse, bin ich in zehn Minuten fertig. Rechne ich sie aber sel­ber aus, dauert es ein paar Stunden!"