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Säuerliche öepflogentieiten

m Württemberg und Hohenzollern

Bo» Dr. Immanuel Schäsfer. Stuttgatt

In den übrigen Teilen des Reiches begegnet «an häufig der falschen Anschauung, daß Würt- üemberg-Hohenzollern das klassische Beispiel der freien Teilbarkeit sei. In Wirklichkeit gliedert sich Württemberg in drei große Gebiete: ein großes Anerbengebiet im ganzen Osten, ein kleines im Westen (Schwarzwald) und zwischen Leiden ein Realteilungsgebiet (Altwürttem- derg), das kleiner ist als das Anerbengebiet im Osten allein. Den früheren Kreisen nach herrscht un Jagst- und Donaukreis die An­erbensttte. im Neckarkreis die freie Teilbarkeit vor, während der Schwarzwaldkreis eine Zwei­teilung ähnlich Hohenzollern zeigt.

Der Eingang der Industrie in Württemberg brachte e:n unaufhaltsames Vordringen der freien Teilbarkeit mit sich. Dabei muß man »ach Fuchs*) dreierlei Vorgänge auseinander­halten: Der Uebergang nach wirklich freier Teilung des ganzen Hofes, die gemischte Ver- rrbung (ein Teil des Hofes geht geschloffen auf einen Nachfolger über, während ein ande­rer Teil frei aufgeteilt wird) und die ein­malig« Teilung eines größeres Hofes in zwei oder drei Höfe. Der erste Fall und teilweise auch der zweit« sind auf den Einfluß und das Eindringen der Industrie zuriickzusühren. Das Ergebnis dieser Entwicklung führte vom Bauern, der irgendwo, sofern es sein« Arbeit gestattete, sich Verdienst suchte, zum Fabrik- arbeiter, dessen Frau und Kinder noch einige Grundstücke bewirtschafteten und so das eigene Brot einschnitt. In gleicher Weise fand die Hausindustrie Eingang in unsere Bauerndör- fer (Strickmaschinen) Ein weiteres Ergebnis war die ungeheure Zersplitterung des Boden­besitzes in Altwürttemberg (so beispielsweise im Neckarkreis von 100 000 Betrieben etwa SO 000 unter 5 Hektar) und wurde mit eine Ursache der Notlage und Verschuldung der schwäbischen Landwirtschaft. Im Gegensatz zu Len beiden ersten Fällen kam die einmalig ge­schloffene Teilung in jenen Gebieten vor, di« feit Jahrhunderten die Anerbensttte pflegten. Diese Entwicklung auszuhalten, wäre nur durch Ansiedlung der zweiten und dritten geborenen Bauernsöhne möglich gewesen.

Im großen Ganzen gesehen, kann sestgestellt werden, daß sich die Anerbenfitt« in Württem­berg. vielleicht nicht in dem Maße in Hohen­zollern. durch Jahrhunderte hindurch erhalten

hat. So >ehr der liberalistisch-kapitalistrsche Einfluß mit seiner weitgehenden Mechanisie­rung und Rationalisierung, ohne auf den Men­schen Rücksicht zu nehmen, versucht hat, alte bäuerliche bodenständige Sitten und Bräuche zu überrennen, um so die Knechtschaft endgültig vorzubereiten, es ist ihm nicht gelungen. An der Bodenständigkeit, an der Ueberlieferungs- treue und Beständigkeit des gesunden hart­schädeligen schwäbischen Bauerntums sind seine Ziele gescheitert. Ohne Unterstützungen, ohne Hilfen, rein auf die eigene Kraft vertrauend, hat sich die Anerbensttte in Württemberg be­hauptet. Oft mußten von weichenden Erben große Opfer gebracht werden. Sie wurden ge­bracht. denn sie alle waren von einem Ziel be­seelt: den Hof der Familie, dem Geschlecht, zu erhalten.

Das Reichserbhofgesetz, anfänglich scheel an­gesehen, hat dem Vauernwillen die verdiente gesetzliche Verankerung gegeben und die Be­strebungen des gesunden Bauerntums rechtlich anerkannt. Das Reichserbhofgesetz baut auch

»« Württemberg vollkommen auf der bäuer­lichen Ueberlieferung und Denkart auf. Es bedeutet nichts anderes als den Durchbruch und Abschluß eine» jahrhundertelangen Kampfes zugunsten unseres Bauerntums. Nachdem die Auswirkungen »nd Ziele des Gesetzes erkannt worden waren, gab auch der schwäbische Bauer seine freudige Zustimmung. Entsprechend sei­ner Veranlagung und Stammesart wird diese Einstellung von bleibender Dauer sein.

Die Maßnahmen der Reichsregierung auf dem Gebiete der Siedlung geben unseren zwei­ten und dritten geborenen Bauernsöhnen Ge­legenheit, sich als Siedler im Norden und Osten eine neue Heimat zu gründen. Sie wer­den den i« der ganzen Welt bekannten schwä­bischen Pfluggeist hinaustragen und aus­bauend wirken. Das schwäbische Bauerntum, den Klauen der kapitalistischen Wirtschafts­ordnung entrissen, wird einer neuen Zukunft entgegengehen. An diesem Geist aber wird unser ganzes Volk nicht nur wirtschaftlich, son­dern auch blutmäßig und vor allem auch kul­turell gesunden Unser Volk wird zu den Ur­quellen seiner Kraft und Erneuerung zurück­finden und damit die Grundlage schaffen, auf der weitere Jahrhunderte deutscher Geschichte aufgebaut werden können.

*) Professor Dr. Fuchs,Die ländliche Ber- erbung in Württemberg und Hohenzollern »030".

Bührle, Schmiedbauer, Merklingen (Alb)

Der Hof ist seit 1700 im Besitz Bührle als Maierhofbauer In die­sen rd. 235 Jahren ging der Hof stets vom Vater auf den Sohn über

Warum bäuerliches Brauchtum?

Der Kampf um die Gestaltung des national­sozialistischen Deutschlands war für das deutsche Volk eine notwendige, wenn auch harte Zeit der Besinnung und Umkehr. Das Zeitalter des Liberalismus hatte sich an seiner eigenen Un- »atürlichkeit zu Tode gelaufen. Der Kapitalis­mus überschlug sich und lieferte selbst die Waf­fen zu seiner Vernichtung. Dem anfänglichen lleberfluß der Industrialisierung folgte ein desto grauenvollerer Zusammenbruch. Der Ma­terialismus vernichtet« jegliches Gefühl für die Notwendigkeit «nd Lebensgesetzlichkeit ideell-seelischer Werte. Das deutsche Volk, bis­her als Volk der Dichter und Denker führend im kulturellen Leben, verschrieb sich der me­chanisierten und entpersönlichenden Zivilisa­tion. Wenn wir aber fragen, woher die Großen deutscher Vergangenheit die Kraft zu ihren Schöpfungen fanden, dann gibt es nur eine Antwort: aus den Werten und dem Sein deut- jchen Volkstums! Alle Heroen deutscher Kultur anzusühren ist darum unmöglich, weil es ihrer z» viele sind. Aber nicht einer ist unter ihnen, der sich nicht stolz und freudig zu seinem Volks­tum bekannte und in ihm den Quell seiner Kraft ehrte. Viele von ihnen haben die Ge­fahren der immer mehr oermechanisierenden Welt erkannt. Ihre Warnungen schlug das Volk in den Wind. Verblendet vom Glanz »nd Flitter lockenden Wohllebens warf es sich in die Arm« erner oolkssremden Führerschicht Di« Folgen haben wir in bitteren, leidvollen Jahren tragen muffen. Wer sie als Unglück empfindet, erkennt nicht das harte, aber ge­rechte Entwicklungsgesetz der Geschichte! Im Zusammenbruch. in Not «nd Elend fand das Volk zurück zu den Wetten, die seinen Bestand zu sichern vermochten, die allein zur Srundlage eines Rruaufbaues dienen konnten.

Zn der Zxgeud erstand zuerst der Haß gegen «tu« Welr. die die Ehrfurcht vor den oolklichen Gefchichtswerteu verlachte »nd sie als »«modern uud uuzettgemliß abtat. In der Jugend er­wuchs da, inftiukiruSßige TrfLhleu de» Queis einer völkische» Xeuordnuu». Ruf der Tuch« nach du« dchMudt^a Werte« deutsche«

rums zogen junge deutsche Mensche» auf das Land, zum Bauern. Sie fanden, was sie such­ten. In der klaren und natürlichen Einfach­heit bäuerlichen Lebens erkannten sie den Hort echter deutscher Kultur. Sie rüttelten den Bauern auf und machten ihn seiner Bedeutung für die Existenz des Volkes bewußt. Der Bauer schlug ein in die dargebotene Hand der jungen deutschen Generation. Fern vom Flimmer und trügerischen Glanz der Zivilisation wurde der Bund geschloffen, der in der nationalsozialisti­schen Revolution seine Vollendung fand. Von der Masse unerkannt, lebte inmitten einer internationalistischen, verflachten Welt das Wissen von der Reinheit und Größe deutscher Kultur. Immer mehr Deutsche bekannten sich zum völkischen Gedanken. Eines Tages hatten sich die Träger dieses Gedankens durch Opfer und Blut die Herrschaft über Deutschland er­kämpft.

War vorher r» viele« kleinen Organisatio­nen und Verbänden das «och erhaltene Gur deutscher volklicher Werte eifrig gepflegt und gefördert worden, so nahm sich nunmehr der Staat dieser für Deutschland lebenswichtigen Aufgabe an. Während die meisten Berus» stände vom Wirtschastskapitalismus verseucht wurden, daß jegliche Ueberlieferung und Pflege alter Kulturwerte unmöglich war. blieb allein aas Bauerntum beharrlich und zähe an Altem und Wertvollem haften. Wenn auch der Bauer in den letzten Jahren ansing zu verstädtern im Innern blieb er sich immer gleich, blieb er seiner Eigenart treu. Moderne Möbel m der guten Stube, städtische Gewohnheiten haben sein innerstes Wesen nicht ändern können. Je mehr er sich mit den Fragen des politischen Geschehens befaßt«, desto mehr erkannte er seine überragend« Stellung als Rafleerhalter und Kulturträger deutschen Volkstums. Mit dieser Erkenntnis wuchs sein« Kraft.

Adolf Hitler bekauate sich zum deutschen Bauerntum, «nd in ,einem Auftrag« schuf R. Walter Darre den mächtigste» Bauernbund »« Weltgeschichte, »er z»m tragenden Mell« »« Sv» un» Staat ,»»»e T u ch,- us-

reicht. Größeres mutz erreicht werde«! Die Stellung des Bauern im Staat ist unerschüt­terlich fest. Nun gilt es, die im Bauerntum schlummernden Kräfte zu voller Entfaltung zu bringen. Deutsche Kultur ist Bauernkultur. Darum ist es unsere höchste Aufgabe, diese bäuerliche Kultur zu oflegen und weiterzuent­wickeln. Das ganze Volk muß von seiner leben­dige» Flut ergriffen werden. Der Reichs­bauernführer erkannte die Bedeutung dieser ge­waltigen Ausgabe und ernannte darum einen besondere» Beauftragten für das bäuerliche Brauchtum. Sitte und Gesittung, Reichskom- miffar Erwin Metzner.

Es ist ein rissiges Arbeitsgebiet, das hier zu bearbeiten ist. Die größte «nd wichtigste Aufgabe darin gilt der Gestaltung und For­mung eines selbstbewußten, stolzen bäuerlichen Mensche» Kultur kann nur dann fruchtbar sein, wenn der Mensch der Größe dieser Kultur würdig ist. Erst der bis ins Innerste völkische Mensch kann Träger des volklichen Gedankens sein Erst wenn diese Voraussetzung geschaffen ist. kann mit der systematischen Durchdringung aller anderen Lebensgebiete begonnen werden.

Schon daraus ersehen wir, welch große Auf­gabe dem bäuerlichen Bildungswesen zufällt. Volksschule, Fortbildungsschule, Hochschule und auch die Kirche müssen di« Aufgabe erkennen. Menschen z» bilden, die mit Stolz den Na­men eines deutschen Kultur- und Raffeträgers führend Erst dann kann di« Aufgabe in An­griff genommen werden, die bäuerliche Kunst, das Trachtenwesen, die Bauweisen «sw. syste­matisch z« durchforschen. Auch hier muß das Wertvolle vom Minderwertigen getrennt wer­den. Auch hier gilt es, neue, naturverbundene Formen zu schaffen, denn an der neuzeitlichen Entwicklung kann auch der Bauer nicht einfach vorübergehe». Die Dorffeste und -feiern müssen ;u Trägern eines sozialistische» Gemeinschafts­gefühls ausgestaltet «erde». Das Volkslied und die einfach« Znstrumentalmusik müssen ge­pflegt werden. Durch Dorschroniken «nd Dorf­museen « Ser Bauer mit »er Eeichichtr und Entwicklu«- seiner Heimat vertrau: gemacht »erd». Trotz Mer notwendige» Modernifie- ruuD mg der Bauer «Lgehalten »erden, »«« n i»Mr <1 ch r SuadschuftoGikd zu » che ck» « « .

Damit aber ist erst ein Teil de« großen Aufgabengebietes genannt, durch das die bo­denständige Bauernkultur betreut werden mutz. Die durch die liberal'ftische Ideenwelt in Ver­gessenheit geratene Bauernsitte mutz aus ihrer Verschüttung herausgezogen und wieder zu An­sehen gebracht werden. Erst dann wird deutsche, völkische Kultur zu neuem Leben erblühen und damit zum starken Bollwerk deutschen Volkstums werden

DasOdal" ist der Schlüssel zu« Verständnis der germanischen Weltanschauung

Bauerntum u. Bauern Kunst

Bauerntum und Bauernkunst, zwei lebendige Begrifse. in ihres Wortes Bedeutung verschie­den und doch jo wesensverwandt! Aus dem Bauerntum heraus ist Bauernkunst, wie sie un- überliefert wurde, gewachsen. Ohne Bauern­tum wäre keine Bauernkunst geworden. Doch ist heute der Faden, der uns Eegenwartsmen- schen mit der Bauernkunst eng verbinden soll, nur lose gebunden oder gar ganz abgeschnitteu worden. Wir sehen keine Bauernkunst mehr wachsen wie einst. Wir sehen einen Baum, herrlich in seiner weitverzweigten Struktur, doch trägt er keinen Schmuck der grünen Blät­ter mehr: wir haben eine Bauernkunst aus Großvaters Zeiten, aber wir haben sie nicht ge­pflegt. fortgeführt und in unsere gegenwärtige Umwelt hineingestellt, sonder» sie verkümmern lassen.

Die geistigen Strömungen einer Zen iormen die Menschen in ihrem Wesen und in ihrer gei- stigen Haltung. Wenn wir das Eesichl unserer heutigen Zeit, wie es vor uns steht, näher an­schauen, dann müssen wir zugeben. Laß darin die Kunst keine tiefen Linien gezeichnet hat. auch nicht die Bauernkunst Wohl hat mancher Künstler ein erhabenes Kunstwerk geschaffen und auch Freunde gefunden, die sich ihm ver­bunden fühlten. Aber es waren doch nur Ein­zelne. in der Mehrheit war keine innere Bereit­schaft der Aufnahme und kein tiefes Mitempfin­den für alles Schöne und Erhabene vorhanden. Wie hätte sonst so viel Unkunst und Kitsch i« unserem Volke Ausnahme finden können!

In diesen Zeitabschnitt hinein wurde unsere gegenwärtige junge Landgeneration geboren. Sie sab und hörte kaum etwas anderes als Nüch­ternheit undSachlichkeit" in ihrer Umwelt. Und heute dürfen wir uns fragen: Will das Jungbauerntum in seiner Umwelt sich umgebe« lassen von dieser Scheinkunst? Wir würden den Ruf unserer Zeit nach schönen Dingen, nach echter wahrer Kunst in all ihren Ausdrucks­möglichkeiten und nach bäuerlicher Kunst nicht verstehen und den gegebenen Augenblick uu- genutzt oorübergehen lasten, wenn wir weiter gedankenlos uns mit dieser Unkunst umgeben würden. Der Augenblick ist reif für die Vor­bereitung der Schaffung einer neuen bäuer­lichen Kunst, und davon wollen wir noch eine» Augenblick sprechen.

Viele unserer Iungbauern, die nicht de« vä­terlichen Hof übernehmen können, werden als Siedler eine neue Lebensgrundlage sich schaffen und finden. Man will bewußt den bäuerlichen Menschen seiner bäuerlichen Welt erhalte«. Aber vergessen wir eins nicht: die Raumnot unseres Volkes letzt uns Grenzen für dieses Vorhaben. Und weiter wollen wir bedenken, daß das bäuerliche Handwerk heute nach einem Nachwuchs aus unserem Jungbauerntum ver­langt. Es wird in der nächsten Zukunft nicht mehr >o iein, daß der Bauer und di« Bäuerin sich die Dinge, die st« für ihre Helmgestaltung im weitesten Sinne verstanden benötigen, aus der Stadt besorgen. Der Iungdauer «nd die Jungbäuerin werden keinen Gefalle» mehr an Kleidung finden, die aus ber Konfektion stammt und der von der Jungbäuerl» dazu ge­tragene Schmuck soll nicht aus dem Warenhaus für billiges Geld hergeholt sein. Das Eigen- betonte und das Kunstvolle, danach geht das Streben. Bäuerliche Kunst ist es. die wir brau- chen. Fort von aller nüchternen Aeuberlichkeit und hin zu na urverbundener Innerlichkeit das entspricht dem echten Wesen des bäuerliche« Menschen, und danach trägt er Verlangen, teils bewußt, teils unbewußt. Uud wer könnte be­rufener sein, das für di« bäuerlich« Umwelt Erforderliche und Erwünschte z« schaffe» «ad zu gestalten, als der aus dem Jungbauerntu« heroorgegangene Dorfhandwerker »nd Dorß» künstln! Das innig« Verwachsensem mit der Natur, au» der heraus bäuerliche Knust »ar ne« aufblühe« kau», finde« «ir bei «aferen Iungbauern.

Her»u««e»er: stuadeustuueruschaft Kisttt»e«»«rg Aer»t!k»«rttichrr Tchriitleitsrl -r. Jmuturtu«! Schätz««, Stuttgart, 1