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Altensteig, Dienstag, den IS. Juni 1934

Atulesm gegen Revisionismus

Bukarest, 18. Juni. Außenminister Titulescu hielt am Sonn­tag bei einem Essen zu Ehren der Pressekonferenz der Kleinen Entente eine Ansprache, die auch offenkundig programmatischen Charakter für die politischen Besprechungen der Jahreskonferenz der Kleinen Entente hat. Als Hauptpunkte erwähnte er den Revisionismus und die Protokolle von Rom. Die Sprache des rumänischen Außenministers war besonders energisch und sehr heftig, vor allem dort, wo er sich gegen den «von Ungarn ge­meinsam mit Italien betriebenen Revisionismus" wandte. Diese Stelle seiner Rede schloß er mit den Worten: «Wir wol­le» lieber den Krieg, als einen erniedrigenden Frieden". Was die Einladung an die Kleine Entente zur Teilnahme an den Protokollen von Rom anbelange, so sagte der Minister, daß niemals genau angegeben worden sei, in welcher Welke diese Teilnahme erfolgen solle, weswegen auch die Staaten der Klei­nen Entente sich bisher zurückgehalten hätten.

Am Montag begannen die Besprechungen der politischen Kon­ferenz der Kleinen Entente. Außer den in der Ansprache Titu- lescus erwähnten Punkten werden zweifellos auch die Abrü- stungsfrage und die Frage der Normalisierung der Beziehungen zu Sowjetrußland die Hauptpunkte der Besprechungen bilden.

GrundsternleMiia der Koblenzer ThinMie

Rust und Baldur von Schirach sprechen Koblenz, 18. Juni. Koblenz stand am Samstag und Sonntag tm Zeichen des großen Appells der HI. der Westmark, der ver­bunden war mit der feierlichen Grundsteinlegung der Gau- thingstätte vor dem Schloß in Koblenz Am Samstag trafen in der in herrlichstem Festschmuck prangenden Stadt mehr als 30 Sonderzüge mit Hitlerjungen und Jungvolk ein, darunrer 6 Sonderzüge mit etwa 8000 Hitlerjungen von der Saar. Am Abend marschierten 50 000 Hitlerjungen sowie zahlreiche Ab­teilungen der SA., SS.. PO., des VdM. usw. zu der eindrucks­vollen Feier der Grundsteinlegung der Gauthingstätte vor dem Schloßgebäude auf. Der Sonntag war dem großen Eebiets- oufmarsch der HI. Vorbehalten, bei dem Reichsjugendführer Baldur v. Schi rach und Reichsminister Rust Ansprachen hielten. Die Reden klangen aus in begeisterte Heilrufe auf den Führer. Zum Schluß erfolgte der Vorbeimarsch der 50 000 Hitler­jungen.

18 Jahre Kerker für Woldemaras

Kowno, 18. Zunt. Die Litauische Telegraphen-Agentur meldet: Am 17. Juni hat das Feldgericht gegen Woldemaras verhandelt. Der Angeklagte ist für schuldig befunden, gemeinsam mit anderen mittels eines bewaffneten Ausstandes die bestehende litauische Regierung z« stürzen versucht zu haben. Dafür hat das Feld­gericht Woldemaras mit 12 Jahre schwerem Kerker bestraft.

Copyright: Prisma-Korrespondenz, Berlin-Schöneberg.

98. Fortsetzung. (Nachdruck verboten)

8 .

Mar Lehmann saß in seinem Privatbüro«

Nachdenklich starrte er in die Geschäftsbücher.

Seine Mutmaßungen hatten sich bewahrheitet.

Der Prokurist hatte zweifellos im Trüben gefischt, hatte Kredite in Anspruch genommen, die einen Zinsfuß bean- anspruchten, der geradezu an Wucher grenzte.

Eine Verfehlung war ihm leider nicht nachzuweisen, denn der schlaue Fuchs, der ohne Zweifel mit den Geldgebern unter einer Decke steckte, hatte alle Buchungen korrekt aus­geführt. Seine durchsichtigen Geschäfte lagen zwar auf der Hand, aber Mar hatte leider keine Handhabe, ihm einen Be­ttug irgendwelcher Art klar zu beweisen.

Einer Kündigung war der durchtriebene Geschäftsmann »US dem Wege gegangen.

Er hatte zum ersten Juli selbst gekündigt, da er jnS Ausland zu gehen gedachte.

Max war über diese Lösung sehr zufrieden.

Mit einem sofortigen Austritt am heutigen Tage war er einverstanden.

Heute hatte der Prokurist die Firma Lehmann verlassen.

Mar atmete befreit auf, als sich die Tür hinter dem aalglatten Ferner geschlossen hatte.

Jetzt erst hatte er vollkommen freie Hand«

Mit einem aufatmenden Gefühl der Freude schloß er die Geschäftsbücher, die den Beweis erbracht hatten, daß es wieder bergauf ging.

Egbert von Deeringen hatte im Spielklub wieder ein­mal Unglück gehabt. Er hatte an Ferner, der seine Auslands­reise anscheinend aufgegeben hatte, 5000 Mark verloren, deren Tilgung Ln 24 Stunden zu erledigen war«

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^ Derfliegende Schulmeister" Ferdinand Schulz verunglückte vor fünf Jahren am 16. Juni mit seinem Motor­flugzeugMarienburg", nachdem er im Segelflug alle Welt­rekorde hielt. Er war bahnbrechend für die Entwicklung des Segelslugsportes in Deutschland.

Trauerfeier iür den ermMeien -Mischen Innenminister

Warschau, 18. Juni Am Montag fand in der Heilig-Kreuz- Kirche ein Pontifikal-Requiem für den ermordeten polnischen Minister Pieracki statt, das Kardinal Erzbischof Kakowski zele­brierte. Der offene Sarg war vor dem Hochaltar aufgebahrt. An dem Gottesdienst nahmen neben den Familienmitgliedern des Verstorbenen Mitglieder der Regierung, der Diplomatie und zahlreiche Abordnungen von Organisationen teil. Dann setzte sich der gewaltige Trauerzug zum Hauptbahnhof in Bewe­gung. Hinter dem Sarg gingen die Familie, der Staatspräsi­dent, die Regierung, Diplomaten usw. Marschall Pilsudski ließ sich durch den ältesten Genergl vertreten. Als der Trauerzug auf dem Hauptbahnhof angelangt war, hielt der Ministerprä­sident eine Ansprache. Der Grundgedanke, so sagte er, den der Verstorbene in seiner Eigenschaft als Innenminister stets erfüllt habe, sei besonders der gewesen, einen Eleichklang herzustellen zwischen autoritärer Regierungsform und den Rechten und Freiheiten des Staatsbürgers, sowie zwischen dem polnischen Volk und den übrigen nicht polnischen Nationalitäten im polni­schen Staat. Die Negierung werde vor keinen Maßnahmen zu­rückschrecken, um das blutige Verbrechen zu sühnen. Dann verab­schiedete sich der Ministerpräsident mit warmen Worten von ,:n Verstorbenen als seinem treuesten Freund.

Verflucht noch mall Immer dasselbe verdammte Pech, das ihn verfolgte.

Wie oft hatte er sich gelobt, seine Finger von den ver­maledeiten Karten, die ihm nur Unheil brachten, zu lassen.

Aber immer wieder zog es ihn zu dem verflixten Karten­spiel.

Der Sx-elteufel hielt ihn mit seinen unentrinnbaren Krallen umklammert.

Erschöpft stand er vom Spieltisch auf, warf die halb­gerauchte Zigarette fort und ging Ln den Garten der vor­nehmen Villa, die dem exklusiven Spielklub des Westens gehörte.

In einer Gruppe eifrig debattierender Herren sah er den Spekulanten Fiebig stehen, der chm schon mehrmals aus der Klemme geholfen hatte.

Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich seinen blut­leeren Lippen.

Als Fiebig die abgespannten Mienen des unruhig hin und her wandelnden Lebemannes erblickte, glitt ein befriedigtes Schmunzeln über sein feistes Gesicht. Er schlängelte sich un­auffällig an den Pechvogel heran, der auf einer Bank Platz genommen hatte.

Na, wie ist es denn, lieber Deeringen? Wieder einmal Pech gehabt?"

Seine Stimme klang bedauernd und teilnehmend.

Deeringen blickte nervös auf und nickte stumm.

Der kleine Spekulant hatte neben ihm Platz genommen, hatte sich eine Brasil angezündet und rückte dicht an den stumpf vor sich hinstarrenden jungen Mann heran.

Wieviel ist es denn?" fragte er interessiert.

5000 Mark!"

Fiebig ließ einen langen, leisen Pfiff ertönen.

Ff i ttl- Sehen Sie einmal an. Das ist ja allerhand!" Ein schiefer Blick streifte den noch immer vor sich hinbrütenden Spieler. Dann erhob er sich mit einer gespielten Entrüstung und erboste sich künstlich:

Also, nehmen Sie mir's nicht übel, Deeringen... aber Sie sind unverbesserlich. Ich verstehe wirklich nicht, daß es Ihnen immer wieder Spaß macht, Ihr Geld auf diese blöd­sinnige Art loszuwerden."

Der Angeredete blickte auf und erwiderte kleinlaut:

Mein Geld?! Sie wollen sich wohl über mjch lustig

Aufruse für die KioderlandverWikung

Unermüdlicher Kamps und harte Opfer haben unsere Be­wegung groß gemacht, und nur die selbstlose Hingabe und heiße Liebe zu unserem Volke können das Deutsche Reich wieder stark und mächtig machen. Darum muß unser Blick auf die kommende Generation gerichtet sein, aus die Jugend, die unser begonnenes Werk vollenden soll Nur ein starkes, eisenhartes junges Ge­schlecht kann das Erbe der Frontgeneration antreten.

Die NS -Volkswohlfahrt hat sich entschlossen, im Rahmen des HilfswerkesMutter und Kind" 500 000 Stadtkinder aus das Land zu schicken. Alle diese Jungen und Mädels, in engen Eroßstadtmauern aufgewachsen, sollen sich auf einige Wochen in Gottes freier Natur kräftigen und erholen.

Deutsche Bauern, stellt die ersorderlichen Freistellen zur Ver­fügung! Bringt Eure Opfer und nimmt hervorragenden Anteil an der Gesundung der deutschen Jugend. Sie wird Euch das Opfer danken und sich in der Zukunft mit allen Kräften für das Wohl der Nation einsetzen. Dr. Goebbels.

Ganz Deutschland steht im Zeichen des Aufbaus. Für Mil­lionen deutscher Arbeiter werden Arbeitsplätze in Betrieb ge­setzt. Millionen Familien haben wieder nach Jahren dumpfer .Verzweiflung Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Herzen. Die Träger dieser neuen deutschen Zukunft sind unsere Jungen und Mädchen. Sie müsse?) ein starkes und widerstandsfähiges Ge­schlecht werden. Viele tausend Kinder bedürftiger Volksgenossen sollen in diesem Sommer auf dem Land Erholung finden. Sie sollen hinaus aus den Großstädten und Notstandsgebieten auf das Land zum Bauern, zur schöpferischen Natur und gerade beim deutschen Bauern die lebensstarke Verbundenheit des Blutes mit der Scholle erleben.

Es ist eine Ehrenpflicht des ganzen deutschen Volkes, für die Gesundung und Erholung unserer Jugend zu sorgen.

Rust, Minister für Wissenschaft. Kunst und Volksbildung.

Das Schicksal des Dritten Reiches liegt in seiner Jugend be­gründet. Kein Mittel darf ungenutzt bleiben, um unserer deut­schen Jugend die schweren Aufgaben zu erleichtern, die ihrer in kommenden Jahren harren. Auch der deutsche Bauer muß hier helfend eingreifen. Das HilsswerkMutter und Kind" wendet sich in diesen Tagen an das deutsche Bauerntum. Der deutsche Bauer soll für einige Wochen bedürftige deutsche Stadtkinder bei sich aufnehmen. Durch die Erfüllung dieser sozialen Ver­pflichtung im Dienst an der Volksgemeinschaft wird nicht nur der Nachwuchs der Nation gekräftigt, sondern vor allen Dingen auch in die jugendlichen Seelen das Verständnis für die Lebens­art unserer deutschen Bauern gelegt.

N. Walther Darre, Reichsbauernführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft.

An das Deutsche Landvolk!

Die Sorge des nationalsozialistischen Staates gehört mehr dem Kiiwe als dem Erwachsenen." Dieses Wort unseres Führers und Volkskanzlers sind der Leitspruch für die Kinderlandver­schickung im Rahmen des HilfswerkesMutter und Kind". Viele tausend Stadtkinder bedürftiger Familien wollen wir zur Er­holung aufs Land schicken. Sie sollen sich dort körperlich erholen.

machen. Sie wissen ganz gut, daß ich keinerlei Vermögen mehr besitze."

Fiebig entrüstete sich immer mehr.

Dann ist es aber wirklich unverantwortlich von Ihnen, sich immer wieder an den Spieltisch zu setzen... MenschenS- kind... Sie richten sich doch dabei zugrunde."

Er blies den Rauch seiner Zigarre weit von sich und weidete sich an der trostlosen Stimmung des vor ihm Sitzenden.Der war wieder einmal reis!" frohlockte er innerlich.

Uebrigens, lieber Deeringen," sagte er laut,ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß morgen ein kleines Wechselchen von 2000 Mark fällig kll... Wie denken Sie darüber?"

Deeringen zuckte zusammen und erhob seinen Kopf. Um seine Mundwinkel legten sich zwei tiefe Falten, sein nervös gequälter Blick streifte den unentwegt paffenden Raucher.

Ja... ja... ich weiß," kam es gedrückt von seinen Lippen.Sie sind mein böser Dämon!"

Der kleine, geschäftstüchtige Mann tat entrüstet.

Na... nu machen Sie aber mal 'nen Punkt, lieber Deeringen. Na, Schwamm drüber! An Undank sind wir Geldmänner nun einmal gewöhnt. Aber Sie scheinen ver­gessen zu haben, daß Sie es in der Hauptsache mir zu verdanken haben, wenn Sie aus den drückende« Verlegen­heiten herauSgekom.llnd."

Deeringen sioi

Aber -.. um weichen Preis:

Fiebig warf den Stummel seiner Zigarre fort.

Ach waö! Reden Sie keinen Unsinn! Was tun Sie den» Unehrenhaftes? GarnichtsI U-id bisher haben Sie doch nur gewonnen durch mich. Keinen Pfennig hat'S Sie bisher gekostet. Das werden Die doch wohl vor Ihrem Gewissen verantworten können, daß Sie «in reicher Dummkopf zu seinem Disponenten gemacht hat, immerhin noch besser, als nach Amerika auszuwandern und Schuhe zu putzen. Sie brauchen sich nicht totzuarbeiten, genießen völlige Freiheit und in Ihrer Eigenschaft als Disponent raten Sie mitunttr m diesem oder jenem Geschäft."

,Aas Sie mir zuvor bezeichnet haben."

Fiebig lachte brüsk auf.

Fortsetzung folgt!