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Die Ruffen auf dem Krebsgang.

Budapest, 30. Sept. Ein aus Uzsok eingetros- fener hoher Eeneralstabsoffizier erstattete dem Obergespan die amtliche Meldung, daß die Kämpfe, die gestern und vorgestern um Uzsok stattfanden, von Erfolg begleitet waren und die Russen bis Sianki zurückgedrängt wurden. Der Uzsokpaß be­findet sich wieder in unseren Händen. Die Ruffen erlitten sehr schwere Verluste. Auf dem Gebiete des Ungarnkomitats befindet sich kein Russe mehr.

Die Presse zur neuen Offensive im Osten.

Wien, 30. Sept. (Nicht amtlich.) Die Blätter besprechen das gemeinsame Vorgehen der verbünde­ten deutschen und österreichischen Streitkräfte gegen die Russen. DasFremdenblatt" schreibt: Die Tat­sache, das; eine deutsche und eine österreichisch-unga­rische Armee nunmehr vereint sind, um den gemein­samen russischen Feind zu bekämpfen, wird sowohl bei uns, wie in dem treu verbündeten Deutschen Reich die größte Genugtuung und aufrichtige Be­geisterung Hervorrufen. Es ist jetzt die Gelegenheit geboten, die Waffenbrüderschaft auf das Glänzendste zu bewähren und mit hoffnungsvoller Zuversicht blicken wohl alle Völker der verbündeten Staaten den Ereignissen entgegen, deren Szene der nördliche Kriegsschauplatz werden mag. DieNeue Freie Presse" weist auf das seit 40 Jahren bestehende deutsch-österreichische Bündnis hin und sagt: Niemals in diesen 40 Jahren hat Europa daran zweifeln können, wo Oesterreich stehen wird, wenn Deutsch­land von einer Gefahr bedroht sei und wo Deutsch­land sein würde, wenn die Monarchie gegen einen Feind sich wehren müßte. Nun fechten beide Kaiser­reiche im Norden zur Verteidigung ihrer Zukunft und Sicherheit, nun stehen sie fest, und die wärmste Sympathie begrüßt in Oesterreich wie in Ungarn die unüberwindliche Kampfgenossenschaft und sehn­süchtige Wünsche begleiten sie auf allen Wegen. DasNeue Wiener Tagblatt" betont die selbstsüch­tigen Zwecke der Verbündeten der französischen Re­publik, Englands und Rußlands und hält dem ent­gegen, auf Seiten der beiden Kaiserstaateu aber, in schlichten ehernen Worten, die ernste Kundge­bung felsengleichen Zusammenstehens bis zum Sieg oder Untergang und dann in dem schicksalsschweren Krieg, in Nord und Süd, in Oft und West, beider­seits ein Hand- und Herdstützen bis zum letzten Mann und Roß und Geschütz, ein einziges gigantisches Hin­arbeiten auf das gemeinsame höhere Ziel. Das Neue Wiener Journal" schreibt: Was gestern die Bevölkerung Wiens und des ganzen Kaiserreiches mit großem Jubel erfüllte, das war nicht ganz allein die Siegeskunde von allen Kriegsschauplätzen, das war mehr, das war die Begeisterung für das Bünd­nis mit Deutschland, das war die Begeisterung für Treue um Treue, die so herrlich in die Erscheinung tritt.

Wien, 1. Okt. (Nicht amtlich). Zu der Mit­teilung über das gemeinsame Vorgehen der deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte schreibt dieWiener Allgemeine Zeitung": Es ist eine Nachricht, die allgemein ein frohes Empfinden aus­löst. Gewiß ist dieser ganze Krieg eine fortwährende Bestätigung des Bündnisses beider Nationen und ihres felsenfesten Entschlusses, im festen Zusammen­schluß auszuharren, bis die Feinde ganz nieder­geworfen sind. Aber wenn man so liest, wie an der Weichsel deutsche und österreichisch-ungarische Truppen sich die Hände reichen, empfindet man das als einen sinnfälligen Ausdruck der Waffenbrüder­schaft. In der ganzen Bevölkerung flammt eine neue Begeisterung auf. Die Zuversicht auf einen nahen und endgültigen Sieg regt sich kräftiger.

Die Deutschen in Amerika und die Amerikaner.

(Aus Briefen eines gebürtigen Lalwers.j

New-Pork, 29. August 1914.

Lieber Papa!

Vor einigen Tagen ^erhielten wir Deinen l. Brief vom 3. Aug. und waren sehr erfreut, wieder etwas von Dir zu hören. Der Brief war 3 Wochen unterwegs, was auf die Stockung im Postverkehr in­folge des Krieges zurückzuführen ist. Wie ich aus Deinem Brief ersehen habe, wurden am 1. August die gesamten Streitkräfte der deutschen Armee und Marine mobil gemacht. Aus den hiesigen deutschen Zeitungen habe ich ersehen, daß die Kriegsbegeiste­rung in Deutschland eine ganz ungeheure gewesen sein muß. Einstweilen hat sich dann schon so viel ereignet, daß der endgültige Sieg der deutschen Ar­meen kaum noch bezweifelt werden kann und auch wir hoffen, daß dieser Krieg für Deutschland erfolg­reich sein wird und daß die Vorteile, die Deutsch­land dadurch gewinnen wird, derart sein werden,

Bestien.

Budapest, 1. Okt. (Nicht amtlich). Einer der Reisegefährten des aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Grafen Michael Karolyi, Ingenieur Friedrich, berichtet, daß die Gefangenen in einem engen Raum zusammengepfercht worden seien. Eines Tages wurden auch verwundete Turkos dorthin geschickt. Jeder Turko hatte an einer Schnur ab­geschnittene Ohren, Nasen und beringte menschliche Finger, die sie mit bestialischem Triumphgeschrei jedermann vorwiesen.

Deutsche und Tschechen.

Prag, 30. Sept. In einer Beratung der deutsch­böhmischen Reichstagsabgeordneten wurde heute ein­stimmig mit großem Beifall eine Begrüßungskund­gebung an die verbündeten Armeen beschlossen, in der es heißt: daß die Abgeordneten den Deutschland und Oesterreich-Ungarn aufgezwungenen Kampf um das Recht und die Existenz mit heißen Segenswün­schen begleiten. Sie machen für die Verwüstungen jene verantwortlich, die sich nicht scheuten, ein meuch­lerisches Verbrechen der serbischen Staatsmänner mit ihrem Namen und ihrer Unterschrift zu decken. An Kaiser Franz Josef wurde eine Huldigungs­depesche abgesandt.

Berechneter Humbug.

Wien, 30. Sept. Graf Apponyi hat vor meh­reren Wochen an den früheren Präsidenten der Ver­einigten Staaten, Roosevelt, ein Memorandum ge­richtet, in dem über den Ausgang des jetzigen Welt­krieges ausgefllhrt wird: Rußland erhebt den An­spruch darauf, als der ritterliche Verteidiger eines schwachen Landes gegen ein starkes zu gelten. Dies ist ein für Uneingeweihte berechneter Humbug, denn Oesterreich-Ungarn erklärte von vornherein feierlich, daß es das Gebiet und die Unabhängigkeit Serbiens nicht beeinträchtigen wolle. Rußlands Ziel ist die Vernichtung Oesterreich-Ungarns. Rußland trägt die Verantwortung für die Schrecken des Weltkrieges im Verein mit den mit Blindheit geschlagenen West­mächten. Wir kämpfen mit Deutschland vereint um das höchste Ideal der Menschheit, um den Frieden für die kommenden Generationen.

Geschlossen bis ... .

Budapest, 30. Sept. DerPester Lloyd" meldet aus Konstantinopel, daß der englische Botschafter bei der türkischen Regierung Vorstellungen gegen die Sperrung der Dardanellen erhoben und deren Aufhebung gefordert habe. Die türkische Regierung habe erklärt, sie sei zur Oeffnung der Dardanellen bereit, wenn England die vor den Dardanellen un­gerechtfertigt ausgeübte Flottenpoltzei aufhebe und die Kriegsfahrzeuge zurückbeordere. Solange dies nicht geschehen sei, werde die Türkei die Dardanellen gesperrt halten. Es verlautet, daß Rußland sich den Vorstellungen des englischen Botschafters an­schließen werde.

Befreiung vom russischen Joch.

Konstantinopel, 30. Sept. Der offiziöseJkdam" gibt seiner Teilnahme an Persiens Leiden in der Vergangenheit und seiner Befriedigung Ausdruck über die neueren Fortschritte und Wandlungen. Dasselbe Erwachen könne man in der ganzen islamitischen Welt konstatieren. Der Korrespondent derTasviri-Efkiar" in Sofia meldet von kompe­tenter Seite, daß die Bemühungen Buxtons und der Opposition wirkungslos geblieben seien. Nach­richten aus Persien zufolge, haben die höchsten Geistlichen der Perser eine Kundgebung an die Nation und an die Stämme gerichtet, in der es

daß die Opfer, die der Krieg von deutscher Seite for­dern wird, nicht umsonst gewesen sind. Die großen Siege, welche die deutschen Armeen in Belgien, an der Mosel und jenseits der Vogesen errungen haben, haben unter den Deutschamerikanern eine ungeheure Begeisterung hervorgerufen, namentlich dev große Sieg bei Neufchateau unter dem Oberbefehl des württemb. Thronfolgers, des Herzogs Albrecht von Württemberg. Heute wurde ein neuer Si^, von preußischen Truppen über 5 ruffische Armeekorps ge­meldet und die Begeisterung unter den Deutschen hier kennt keine Grenzen.

Es ist zwar sehr bedauerlich, daß man unter der amerikanischen Bevölkerung so wenig Sympathie für Deutschland findet. Die gesamte amerikanische Presse ist für England, weshalb in den hiesigen eng­lischen Zeitungen die fürchterlichsten Lügen Uber deutsche Niederlagen veröffentlicht werden, so daß uns die Sache so zum Ekel wurde, daß wir selbst und der größte Teil der deutschen Bevölkerung New- Porks seit Wochen nur noch deutsche Zeitungen lesen. Da keine deutschen Schiffe mehr zwischen Deutsch­land und Amerika verkehren und die andern Dam- pserlinien seit Ausbruch des Krieges keine Deutschen

heißt, daß der Augenblick für die Befreiung Persiens vom russischen Joch gekommen sei. Ein Stamm soll bereits über die russische Grenze in Transkaukasien eingediungen sein.

Jetzt Wissens die Rumänen.

Wien, 29. Sept. Die neue Freie Presse meldet aus Bukarest: Das Blatt Universal erhielt aus rumänischen Regierungskreisen folgende Infor­mation: Der Gesandte von dem Busche hat in Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen im Namen und im Auftrag der deutschen Regierung die ausdrückliche Erklärung abgegeben, daß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn unzerstörbare Solidarität besteht.

Kommt aufs Gleiche heraus.

Bukarest, 30. Sept. DieAgence Roumaine" stellt entgegen den Blättermeldungen fest, daß die Ausfuhr von Getreide und Mehl nicht verboten worden ist, wohl aber tatsächlich unterbrochen war, weil sich die Unmöglichkeit herausstellte, die mit Bestimmung nach Oesterreich-Ungarn und Deutsch­land in außerordentlich großer Zahl angesammelten Waggons weiter zu befördern. Um die Stauung in den Grenzstationen nicht zu vermehren, hat sich die Eisenbahndirektion genötigt gesehen, die An­nahme zur Ausfuhr bestimmter Zerealien zu ver­weigern.

Das kriegsmüde Serbien.

Wien, 30. Sept. Wie dieSüdslaw. Korr." meldet, sagen die in Serajewo eingetroffenen ser­bischen Kriegsgefangenen übereinstimmend aus, nur ein kleiner Teil der Offizierspartei sei in Serbien noch für einen Krieg und halte, von Rußland an­getrieben, den Widerstand der Armee noch mit größ­ter Anstrengung aufrecht. Das Gros der Bevölke­rung und der Armee sei längst kriogsmüde und be­reit, die Waffen zu strecken. Bei einem kürzlich stait- gehabten Kampfe wurden neuerdings mehrere ser­bische Geschütze erobert und eine feindliche Batterie, die wegen des schwierigen Terrains vorerst nicht in Sicherheit gebracht werden konnte, durch Entfernen der Verschlüsse unbrauchbar gemacht. Ungefähr 5000 Gefangene wurden neuerdings ins Landesinnere abgeschoben. Diese Zahl dürfte sich in der nächsten Zeit wesentlich vermehren, da bezüglich der in Bos­nien eingedrungenen Abteilungen bekanntlich eine Aktion eingeleitet worden ist.

Churchills Rattenloch.

London, 30. Sept. Der Mitarbeiter Archibald Kurt vom Daily Telegraph schreibt: Churchill sagte kürzlich, wenn die deutsche Flotte nicht herauskäme, um zu kämpfen, so werde sie wie die Ratte aus dem Loch gegraben werden. Leider wird nun das Loch durch Küstengeschütze, Seeminen, Zerstörer und Un­terseeboote verteidigt. Die Operation des Aus­grabens wird daher nicht leicht sein und könnte ge­genwärtig tatsächlich wohl nur unter beträchtlichen Verlusten von Schiffen und Menschen unternommen werden. Wir würden dabei viel, Deutschland aber nur wenig riskieren. Churchill sagte auch nicht, wann dieser Versuch gemacht werden soll. Er konnte natürlich die Geheimnisse der Admiralität den Aus­ländern gegenüber nicht ausplaudern. Wenn es aber lange dauert, werden die Deutschen ihre gegenwär­tigen passiven Verteidigungsoperationen mit ihren Unterseebooten fortsetzen. Darf das geduldet werden?

So sind die Deutschen.

London, 30. Sept. DieTimes" schreibt in einer Besprechung des Buches von William Drawson

mehr mitnehmen, so sitzen riesige Massen von deut­schen Reservisten hier in New-Pork, alles Leute, die dem Gestellungsbefehl Folge geleistet hatten und jetzt nicht hinüberkönnen. Es sollen im Ganzen etwa 200 000 deutsche Reservisten in den Vereinigten Staaten sein und diese Leute wären dem deutschen Reich sicherlich von großem Nutzen, wenn sie hinüber­kämen. Was unsere Firma anbetrifft, so sieht es schlecht aus. Da dieselbe vollständig vom Handel mit Deutschland, Oesterreich, England und Frankreich abhängig ist, und alle diese Länder in Krieg ver­wickelt sind, so steht unser Geschäft fast vollständig still und es ist die Möglichkeit vorhanden, daß inner­halb der nächsten 23 Monate sämtliche Angestellte entlassen werden. Aber bange machen gilt nicht. Wir werden schon durchkommen. Vor allem hoffen wir, daß Deutschland aus diesem fürchterlichen Krieg siegreich hervorgehen und diese gemeine Bande von Engländern, Franzosen, Ruffen und Japanern zu Boden werfen wird.

Mit herzlichen Grüßen

Deine dankbaren Kinder und O.