kräftige Strömung gegen die Russen hervorgerufen. In Turkestan dauert der Transport von Truppen nach Rußland fort. Post- und Handelsverkehr sind eingestellt. Die Russen verstärken ihre Befestigungen an der afghanischen Grenze bei Kuschk. Die Afghanen haben einen Hügel angegriffen, der den nach Afgha­nistan führenden russischen Tunnel beherrscht. Der Tunnel soll eingestürzt und mehrere Russen sollen dabei verschüttet worden sein. Der Emir von Afgha­nistan hat 180 000 Mann an die Grenze von Tur- ekstan entsandt. Diese Truppen sollen noch verstärkt werden. Die Russen sollen auch befürchten, daß die Perser der Provinzen Aserbeidschan und Lhorassan gegen sie marschieren würden.

Englands Schande.

Wien, 29. Sept. DieSüdslaw. Korr." meldet aus Konstantinopel: Die in vielen Tausendes von Exemplaren verbreitete Sonderausgabe der ange­sehenen arabischen Zeitung Al Adel schreibt' Die englische Regierung hat Aegypten vollständig iso­liert und sucht es von allen Verbindungen mit der Außenwelt abzuschließen. Alle Prinzen des Landes werden auf das strengste bewacht und viele in Ge­fangenschaft gehalten. Eine Reihe von Offizieren, die dem Kalifat treu geblieben sind, wurden aus dem ägyptischen Heere äusgestoßen. Englische Trup­pen sind nach Aegypten gebracht worden. So han­delt jenes England, das alle Verträge der Welt ver­letzt und jetzt die Pose des Schützers der Ehre und der Rechte der Völker annehmen möchte. Aegypten gehört ganz und gar der Türkei. England hat es zu räumen. England, der größte Feind des Islam, das seit mehr als 50 Jahren die schwersten Missetaten gegen die Ehre und das Ansehen des Kalifats ver­übt hat, soll und wird jetzt seinen Lohn finden.

Längst erkannt.

London, 29. Sept. (Nicht amtlich).Gentral News" melden aus New-Pork vom 24. September: Hermann Ridder schreibt in der New Torker Staats- zeitung: Die Vernichtung der drei englischen Kreuzer zeigt, daß Deutschland beginnt, seinen un­versöhnlichsten Feind zu erkennen. Die Operationen deutscher Unterseeboote werden dem britischen Volke die Augen öffnen, daß der Krieg nicht nur ein kommerzielles Geschäft ist. Der Untergang der englischen Kreuzer ist nur der Anfang vom Ende.

Deutscherseits geschont.

Brüssel, 29. Sept. (Nichtamtlich.) Das Kom­mando der Antwerpen belagernden deutschen Truppen hat behufs Verständigung der belgischen Regierung dem amerikanischen und dem spanischen Gesandten in Brüssel folgendes mitgeteilt: Soweit die bel­gischen Militärbehörden sich verpflichten, Kunstdenk­mäler, insbesondere Kirchtürme, nicht für militä­rische Zwecke benutzbar zu machen, sind die deutschen Belagerungstruppen bereit, diese Bauten bei einer Beschießung tunlichst, d. h. insofern es bei der un­geheuren Sprengwirkung der modernen Geschosse möglich ist, zu schonen.

Die Belgier als Kunstbeschötzer.

Brüssel, 29. Sept. Bei dem Kampf um Mecheln hatte die schwere Artillerie des deutschen Heeres den ausdrücklichen Befehl erhalten, nicht auf die Stadt zu schießen damit die Kathedrale verschont werde. Die Belgier selbst aber warfen von dem Fort Mecheln, nördlich von Mecheln, schwere Gra­naten in die von den deutschen Truppen besetzte Stadt.

Der Rotte Garibaldi ins Stammbuch.

Rom, 29. Sept. (Nicht amtlich. Agenzm Ste- fani.) Das Amtsblatt veröffentlicht eine Bekannt­machung, die Bürger, die Dienste in einer der krieg- führenden Armeen genommen haben oder anzu­nehmen beabsichtigen oder auf irgend eine Weise -eine Verletzung der Neutralität zu fördern beabsich­tigen, davon in Kenntnis setzt, daß derartige Hand­lungen, die in Widerspruch stehen zu den Pflichten, die den Bürgern durch die Neutralität des Staats auserlegt sind, von der Regierung nicht gebilligt werden. Die Regierung erinnert in bester Absicht daran, daß diese Handlungen die Bürger nicht nur des Rechtes beraube, sich auf ihre Eigenschaft als Untertan eines neutralen Staates zu berufen, son­dern sie auch den im Strafgesetzbuch und in dem Ge­setz über die staatsbürgerlichen Rechte vorgesehenen Strafen aussetzt.

Verriegelt.

Konstantinopel, 29. Sept. (Nicht amtlich.) Die Hafenpräfektur teilt amtlich mit, daß die Darda­nellen heute früh gesperrt worden sind, da die Not­wendigkeit dieser Maßregel erkannt worden sei. Kein Schiff wird demnach in dieselben einlaufen oder dieselben verlassen können.

Amttieho Vekarintniachnirgeii.

K. Evang. Bezirksschulamt Nagold.

An die Ortsschulräte des Bezirks.

In der Anweisung zur Anfertigung von Handschuhen ist ein Druckfehler stehen geblieben, der unnötige Mühe und unnötigen Wolleverbrauch verursachen könnte und deshalb zu verbessern ist. Es muß in Zeile 4 von oben heißen:

Als Börlchen w rden m t 2 rechten 2 linken Maschen

30 (nicht 70!) Gänge gestrikt".

Nagold, 30. Sept. 1914.

Schulrat Schott.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 1. Oktober 1914.

Verlustliste.

(Amtliche württembergische Verluste Nr. 30.

Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119.

4. Kompagnie.

Res. Paul Vetter aus Gechingen, OA. Calw, l. v. A. Res. Friedrich Lutz aus Neusatz, OA. Neuenbürg, l. v. A. Res. Karl Reißer cus Engelsbrand, OA. Neuenbürg, l. v. Schulter. Res. Philipp Zachmann aus Unterntebelsbach, OA. Neuenbürg, l. v. B. Res. Friedrich Niethammer aus Würzbach, OA. Calw, l. v. Bauch. Ldw, Martin Marquardt aus Kuppingen OA. Herrenberg, l. v. A. Res. Albin Maurer aus Entringen. OA. Herrenberg, l. v. A. Res. Karl August Maier aus Bondorf, OA. Herrenberg, l. v. A. Res. Wilh. Jak. Kußmaul aus Bondorf, OA. Herrenberg, gef. Res. Friedrich Reichardt aus Oberjesingen, OA. Herrenbcrg, gef. Res. August Roller aus Mindersbach, OA. Nagold, gef. Res. Jakob Oelschläger aus Schömberg, vcrm. Res. Karl Motzer aus Entringen, OA. Herrenberg, verm. Res. Karl Treiber aus Wildbad, OA. Neuenbürg, verw. A. Res. Michael Hartmann aus Zwerenberg, OA. Calw, verw. A. Gef Wilhelm Frey aus Loffena», OA. Neuenbürg, verw. A Ldw. Paul Pfost aus Wildberg, OA. Nagold verm.

Dragoner-Regiment Nr 23, Lüdwigsburg.

Dragoner Wilhelm Sauter aus Hirschlanden, OA. Leon­berg, verm.

Ulanen Regiment Nr. 20, Ludwigsburg.

Ulan Jakob Marquardt aus Kuppingen, OA. Herrenberg, l. v. linke Hüfte. Ulan Albert Simondet aus Hemmlngen, OA. Leonberg, l. v. linke Schulter. Serg. Ludwig Faaß aus Schwann, OA. Neuenbürg, s. v. Brust.

Feldartillerie Regiment Nr. 29» Ludwigsburg.

Uoff. Trompeier Robert Klingel aus Pfrondorf. OA. Nagold, gef. Kopfschuß. Kanonier Gottlieb Walz aus Eggenhaufen, OA. Nagold, l. v. B. Gef. Christian Stickel aus Kuppingen, OA. Herrenberg, l. v. linke Schulter. Uoff. Albert Sckiiz aus Oberjesingen. OA Herrenberg, l. v. Kopf. Res. Ernst Maisen- bacher aus Würzbach, OA. Caltv, verw. Uoff. d. Res. Otto Zapp aus Calw, s. v. K. und r. B. Fahrer Johannes Bruckner aus Bondorf, OA. Herrenberg, s v. E.-Fr. Uoff. Erich Finckh aus Wildberg, OA. Nagold, s v. l. B.. Bauch und K. Kanonier Gustav Kull -us Rotensol, OA. Neuenbürg, gef. Kanonier Otto Ludmann aus Leonberg, gef. Fahrer Wilhelm Günthner aus Sprollenhaus, OA. Neuenbürg, verm. Gef. Ernst Schneider aus Gültltngen, OA. Nagold, verw. K.

Impfstoff gegen Typhus und Cholera.

Nachdem von zuständiger Seite den Aerzten und Pflegern in Krankenanstalten die Schutzimpf­ungen mit einer Lymphe von abgetöteten Typhus­bazillen empfohlen wurde, haben auch die Farb­werke Höchst deren Herstellung übernommen. Der TyphusimpfstoffHöchst" besteht aus einer Auf­schwemmung von abgetöteten Typhusbazillen, und zwar enthält die Emulsion in Uebereinstimmung mit den vom Kgl. Institut für Infektionskrankheiten Robert Koch" in Berlin hergestellten Typhusimpf­stoffen ein Tausend Millionen abgetötete Keime in 1 oom (V.-> Oese). Der Cholera-Impfstoff besteht aus einer Aufschwemmung von abgetöteten Cholera­keimen. Die Emulsion enthält zwei Oesen, also ca. 6 Tausend Millionen abgetötete Keime in 1 eem.

Warnung vor Kriegsbettlern.

Ging da dieser Tage draußen auf dem Lande von Haus zu Haus ein Mensch, den Arm in der Schlinge, die Hand schwer verbunden, und bettelte unter dem Vorgeben, er sei im Krieg verwundet, die Finger seien ihm weggeschossen worden. Gute Leute ließen sich von Mitleid bewegen und gaben große Almosen. Aber es fiel in die Hand eines Gauners, der den verwerflichsten Schwindel ge­trieben, den Tagdiebe und gewissenlose Gesellen zur Zeit ausnützen wollen, um Mißbrauch mit der Herzensgüte guter Leute zu treiben.

Ein Betrüger in feldgrauer Offiziersuniform.

Der ehemalige Pfarrer Theodor Wangemann, geb. 17. April 1865 in Cannstatt, ist in Frankfurt wegen Verdachts des Betrugs festgenommen worden. Er kollektierte seit Jahren in den verschiedensten Städten Deutschlands und der Schweiz nur bei rei­chen, angesehenen Leuten mit großer Zudringlichkeit für ein von ihm geleitetes deutsches Waisenhaus in Rustschuk in Bulgarien. Der Betrieb der kleinen Waisenanstalt ist rein persönliche Angelegenheit Wangemanns und geht auf seine Rechnung und Ge­fahr. Die rechtmäßige zweckentsprechende Verwen­dung der von ihm gesammelten Gelder unterliegt keiner Nachprüfung, die Gemeinde in Rustschuk un­terhält keine Beziehungen mehr zu ihm. Es besteht der dringende Verdacht, daß Wangemann einen Teil der von ihm eingenommenen Summen dem genann­ten Zweck vermutlich zur Verschleierung des wahren Charakters seiner Sammlungen zuführt, minde­stens aber seinen Unterhalt und seinen nicht ge­ringen Aufwand von den Spenden bestreitet. Diese

flössen sehr reichlich, in Frankfurt trat er in feld­grauer Offiziersuniform auf und es gelang ihm, innerhalb einiger Tage über 6000 Mark zusammen- gubringen. Wangemann ist homosexuell und unter­hielt auch Beziehungen zu Päderastenkreisen. Die Ermittlung von Geschädigten und Feststellung der Angaben, die Wangemann über seine Person und Sammlung gemacht hat, ist dem Polizeipräsidenten in Frankfurt dringend erwünscht.

Ein interessantes Dokument.

Ulm, 28. Sept. Im Schaufenster einer hiesigen Vuchdruckerei ist ein Plakat ausgestellt, das eine an­läßlich der Mobilmachung an die in Frankreich sich aufhaltenden Angehörigen des Deutschen Reiches und der österreichisch-ungarischen Ntonarchie gerich­tete Aufforderung, Frankreich zu verlassen, enthält. Das Originalplakat ist vorsichtig von einer Wand abgetrennt. An dem Plakat fällt zweierlei besonders auf und zwar: 1. das Datum. Es befindet sich näm­lich unten die Jahreszahl 1913. Es ergibt sich da­raus, daß dieses Plakat schon im Jahre 1913 gedruckt worden ist; 2. die Aufforderung an Deutsche und Oesterreicher, Frankreich zu verlassen. Man hat also schon im Jahre 1913 in Frankreich offenbar damit gerechnet, daß man nur das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn als Feinde be­kommt, von Italien, das doch zum Dreibund gehört, ist im Plakat nichts erwähnt, selbstverständ­lich auch nichts von England. Zu bemerken ist noch, daß die WorteAngehörige des Deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns" nicht etwa nachträglich in das Plakat hineingeschrieben worden sind, sondern daß auch dieser Teil des Plakats schon im Jahre 1913 gedruckt worden sein muß. Dieses Plakat ist wohl auch ein voller Beweis dafür, daß der Krieg, in dem wir uns jetzt befinden, schon lange vorbereitet war und man in Frankreich wußte, daß Italien neutral bleibt und England mit von der Partie ist.

Eine schaurige Tat.

Saulgau, 30. Sept. Der Pferdehändler August L itz in Pfullendorf hatte dort im Laufe des Nach­mittags und Abends in verschiedenen Wirtschaften gezecht und ist dann in seinem betrunkenen Zustand mit verschiedenen Personen in Streit geraten, wo­bei er das Messer zog oder zu ziehen versuchte.' Ge­gen 10 Uhr traf er mit dem 58jährigen Mechaniker Engelberg Gmeinder, der sich auf dem Heimweg be­fand, vor dem Gasthof zum Grünen Baum zusam­men. Nach kurzem Wortwechsel stieß er Gmeinder mit großer Wucht ein langes Messer in den Unter­leib. Der Gestochene brach zusammen und war nach wenigen Minuten verschieden. Die Angehörigen des fleißigen und aufrichtigen Mannes, von dem zwei Söhne und ein Schwiegersohn im Felde stehen, und dessen Ehefrau erst im vorigen Monat plötzlich an einem Blutsturz starb, werden allgemein bedauert. Der Uebeltäter hat die Flucht ergriffen.

Bekanntmachung

des stellvertretenden Generalkommandos.

In patriotischer und anerkennenswerter Weise wetteifern im ganzen Lande Gemeinden und ein­zelne Persönlichkeiten darin, unfern am Feinde ste­henden Truppen Liebesgaben jeder Art zuzuwenden. Dabei wird das stellv. Generalkommando von Ge­meinden und Personen vielfach darum ersucht. Er­laubnisscheine zur Verbringung dieser Gaben an be­stimmte Truppenteile auszustellen. So dankenswert diese hochherzigen Bestrebungen sind, so erzeugen sie bei ihrer Durchführung den Nachteil, daß zwar be­stimmten Teilen der Truppen Liebesgaben zugehen, andere dagegen, deren Lage der Allgemeinheit we­niger bekannt sein kann z. V. die Reserve-Land­wehr- und die im Felde stehenden Ersatztruppen leer ausgehen. Hiezu tritt der Umstand, daß die ver­einzelten Sendungen überhaupt Mühe haben, auf den Eiappenstraßen zu den oft schwer zu erreichenden Truppenteilen zu kommen und somit gar keine Ge­währ dafr gegeben ist, daß die Transporte an ihr Ziel gelangen.

Um diesen Nachteilen vorzubeugen und zu er­reichen, daß allen unseren Truppen Liebesgaben in ordnungsmäßiger, sicherer, zeitgerechter und dem Bedarf entsprechender Weise zugehen, wird vom Kgl. Kriegsministerium und dem Generalkommando in Vereinbarung mit dem Wllrtt. Landesverein vom Roten Kreuz eine Zentralstelle in Stuttgart errich­tet, deren Obliegenheiten betr. Sammlung und Wei- terleitung von Liebesgaben in den nächsten Tagen bekannt gegeben wird. Von derselben Gebrauch zu machen, wird im Interesse einer geregelten Versor­gung unserer Truppen mit Liebesgaben dringend gebäen.

Der dankenswerten Absicht, Liebesgaben an be­stimmte, auf der Adresse zu bezeichnende Persönlich­keiten durch Vermittlung der immobilen Bahnhofs­kommandanturen in Stuttgart und Ludwigsburg gelangen zu lassen, soll durch ebengenannte Einrich­tung keineswegs vorgegriffen werden.