Neutral und national, wie s England paßt.
Aus Stadt und Land.
Konstantinopel, 29. Sept. „Tscherdschuman-i- Hakikat" tadelt lebhaft die Haltung der Tripleentente, die, während die Türkei ihre Neutralität proklamierte, nicht auch ihrerseits Neutralität gegenüber der Türkei wahrte, sondern den Versuch machte, die Nachbarn der Türkei und die Muselmanen m ihren eigenen Ländern gegen die Türkei aufzuhetzen und die unter den Muselmanen ihrer Länder durch falsche Nachrichten gegen die Türkei und das Kalifat wühle. Die Türkei müsse auf der Hut sein. Das Blatt hebt schließlich hervor, daß zwischen den Treibereien des Vorsitzenden des englischen Balkankomitees, Buxton, der im Namen des Nationalitätenprinzips Bulgarien zu gewinnen versuche, und der Haltung der Engländer in Aegypten, welche die arabische Nationalität versagen und die arabischen Parteiführer zwingen, das Land zu verlassen oder sie zu Zwangsaufenthalt verurteilen, ein Widerspruch bestehe.
Wenn zwei dasselbe Inn.
Amsterdam, 28. Sept. Mit ungewöhnlicher Schärfe wendet sich der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" gegen England, welches während des russischjapanischen Krieges aufs schärfste gegen Rußland protestiert habe, als es Kohlen und Lebensmittel für absolute Kontrebande erklärte. Heute tue England dasselbe wie damals Rußland. Es sei sogar noch weiter gegangen, indem es Güter, die nach der Londoner Erklärung überhaupt nicht als Kontrebande angesehen werden dürften, zur Kontrebande mache. Das Blatt fährt wörtlich fort: Wir halten es für unsere Pflicht, darauf hinzuweisen. daß die britische Regierung ohne Achtung der wohlbekannten Rechte der Neutralen handelt und daß es den niederländischen Handel in willkürlicher Weise knebelt.
Türkische Begeisterung sür Deutschland.
London, 27. Sept. „Daily Mail" veröffentlicht einen Brief aus Jerusalem vom 8. ds. Mts., in dem es heißt: Wenige gebildete Mohammedaner sympathisieren mit den Verbündeten. Die Masse ist für die Deutschen. Türkische Beamte äußern oft ihre Sympathie für Deutschland. Damaskus, Beirut, Aleppo, Haifa und Jerusalem wurden zu großen Kriegslagern. Die Soldaten tragen deutsche Kopfbedeckung statt des Fez. Bezeichnend ist, daß dieser Bruch mit der alten Sitte wenig beachtet wird. England wird allgemein für den Urheber allen Unheils gehalten. Die Mohammedaner zeigen den hiesigen Engländern gegenüber Hohn und Haß. Der Handel steht infolge Schließung der Banken still.
Die amerikanischen Iren für Deutschland.
Calw, den 30. September 1914.
Verlustliste.
(Amtliche württembergische Verluste Nr. 28 und 29).
Infanterie-Regiment Nr. 121, Ludwigsburg.
Res. Johann Lutz aus Schietingen OA. Nagold, l. v. K. Musk. Friedrich Schenkel aus Friolzheim OA. Leonberg. I. v. beide A. Res. Gustav Knoblauch aus Gerlingen OA. Leonberg, gef. Musk. Friedrich Collmer aus Gerlingen OA. Leonberg, gef. Musk. Gottlob Käser aus Heimsheim OA. Leonberg, l. v. r. B. Musk. Friedrich Rentschler aus Neubulach OA. Calw, s. v. Ldw. Gottlieb Schoch aus Renningen OA. Leonberg, verm. Res. Friedrich Schneider aus Leonberg, verm. Musk. Eugen Kaufmann aus Rutesheim OA. Leonberg, l. v. beide B. Res. Wilhelm Staiger aus Weil im Dorf OA. Leonberg, gef. Res. Gottlieb Vollmer aus Merklingen OA. Leonberg, gef. Res. Karl Queck aus Gerlingen OA. Leonberg, verw. Gefr. d. R. Karl Hammelehle aus Gerlingen OA. Leonberg, verw. Fldw. Gotthilf Benz aus Ditzingen OA. Leonberg, s. v. r. Hüfte. Res. Emil Rommel aus Hemmingen OA. Leonberg, s. v. l. B. Res. Dovid Wolfangel aus Elttngen OA. Leonberg, s. v. l. B. Musk. Hermann Beck aus Hemmingen OA. Leonberg, I. v. l. A. Musk. Christian Schneck aus Entringen OA. Herrenberg, s. v. K. Res. Paul Renninger aus Ditzingen OA. Leonberg, verw. r. A. Res. Wilhelm Marquardt aus Hüfingen OA. Leonberg, verw. r. B. Musk. Eugen Dachtler aus Weilimdorf OA. Leonberg, verw. A. u. B. Musk. Gottlob Beutelspacher aus Weilimdorf OA. Leonberg, verw. A. Musk. Wilh. Epple aus Rutesheim OA. Leonberg, verw. Schulter u. A. Gefr. d. R. Wilhelm Knapp aus Mönsheim OA. Leonberg, verw. A. Res. Christian Enqlert aus Leonberg, verw. Bauch. Res. Oskar Müller aus Hirschlanden OA. Leonberg, verw. Gefr. d. R. Julius Schieber aus Höfingen OA. Leonberg, verw.
, Tamb. Friedrich Kopp aus Mönsheim OA. Leonberg, verm. Musk. Karl Hörnle aus Eltingen OA. Leonberg, erkr. Res. Söller aus Leonberg, l. v. l. B. Ldw. Wilhelm Raith aus Weilimdorf OA. Leonberg, verw. Res. Wilhelm Strudle aus Eltingen OA. Leonberg, gef. Uoff. Adolf Härle aus Münchingen OA. Leonberg, verw. Ldw. Karl Wilhelm Goß aus Gerlingen OA. Lconherg, verw.
Infanterie-Regiment Nr. 127, Ulm.
^ Musk. Albert Spieß aus Berkhcimerhof OA. Leonberg, s. v. Uoff. Wilh. Mohr aus Simmozheim OA. Calw, l. v. r. B.! Musk. Karl Dinkelacker aus Rutesheim OA. Leonberg, l. v. l. B. Uoff. Joh. Köhler aus Oberjettingen OA. Herrenberg, verm. Res. Ernst Gaus aus Rohrdorf OA. Nagold, verw.
Maschinengewehr-Kompagnie.
Musk. Paul Klotz aus Weilimdorf OA. Leonberg, s. v. R.
Infanterie-Regiment Nr. 180 Tübingen-Gmünd
Musk. Paul Heirmann aus Leonberg, erkr. Musk. Karl Klaus aus Wildbad, l v. B.
Reserve. Dragoner-Regiment.
Gefr. Hermann Held aus Wildbod, verm.
1. Landwehr-Eskadron.
Dragoner Paul Fehrbach aus Ditzingen OA. Leonberg, verletzt durch Sturz mit dem Pferd.
Feldartillerie-Regiment Nr. 49, Ulm.
Gefr. Christian Büxenstein aus Iselshausen OA. Nagold, l. v. K.
Pionier Bataillon Nr. 13, Ulm.
Pioni.r Johannes Bachmann aus Rotfelden OA. Nagold, v. Pionier Johannes Fuchs aus Schömberg OA. Neuenbürg, v. Pionier Karl Ioos aus Herrenberg, v. Pionier Wilhelm Löw II aus Leonberg, v. Pionier Eugen Ott I aus Gültlingen OA. Nogold, v. Pionier Paul Schechinger aus Teinach OA. Calw, gef., Brustschutz. Pionier Wilhelm Sauter aus Ostelsheim OA. Calw, v.
New-Pork, 29. Sept. Die Iren in New-Pork hielten eine neue Versammlung ab, in der sie irische und deutsche Fahnen hißten. Sie nahmen dann eine Tagesordnung an, in der sie für Deutschland Partei ergriffen: Die ,Irish Worliff schreibt: Wenn es Iren gibt, die so pflichtvergessen sind, an der Seite Englands gegen Deutschland zu kämpfen, hören diese auf, Iren zu sein. Sie sind bloß englische Soldknechte. Kein Sohn einer irischen Mutter wird gegen Deutschland kämpfen.
Protest.
Berlin. Alle Zeitungen der Vereinigten Staaten haben einen Aufruf an die Deutsch-Amerikaner veröffentlicht, der in flammenden Worten gegen die Aufbietung der Japaner durch England zum Kampf gegen Deutschland protestiert.
Ausgetauscht.
Berlin. Das „Berl. Tageblatt" meldet aus München: Ueber die Schweiz sind die deutschen Austauschkinder aus Frankreich nach Bayern zurückgekehrt. Die französischen Kinder werden nach der Schweiz gebracht und dort der amerikanischen Botschaft übergeben.
Aus den Kolonien.
London, 28. Sept. Das Reutersche Bureau meldet aus Pretoria vom 21. 9.: Die Polizeistation Rietfontein ist am 19. 9. von einer deutschen Abteilung, etwa 200 Mann stark, genommen worden. (Notiz des W. T. V.): Es handelt sich um die ziemlich bedeutende englische Station Rietfontein, die östlich von Keetmannshoop liegt.
Berlin, 28. Sept. In der heutigen Sitzung des Vundesrats wurde dem Entwurf einer Bekanntmachung über die Unverbindlichkeit gewisser Zahlungsvereinbarungen die Zustimmung erteilt.
Saloniki, 29. Sept. (Wien. Korr.-Bur.) Nicht amtlich.) Nachrichten aus Monastir zufolge ist in der Gegend von Dibra ein albanischer Aufstand aus- gebrochen, wobei die Serben vertrieben wurden.
Aus der preußischen Verlustliste Nr. 33. 34 und 35.
Inf.-Regt. 169 Lahr und Billingen.
Res. Fritz Widmaier aus Wildberg OA Nagold, s. v. Musk. Karl Häusler in Nagold, tot. Musk. Jakob Steb aus Berneck OA. Nagold, verw-, Musk. Christ. Spoehr aus AI1- hengstett OA. Calw, verm., Res. Jak. Gulekunst aus Ober- schwandorfOA. Nagold, verm.. Res. Jak. Stängle aus Effringen OA. Nagold verm.. Res. Friedr. Braun aus Oberhaugstett OA. Calw, l. v.. Res. Jak. Großmann aus Beihingen OA. Nagold, t., Res. Wilh. Kaupp aus Heiterbach OA. Nagold, verw., Res. Joh. Bauer aus Berneck OA. Nagold, verm.. Res. Jak. Schmid II Gechingen OA. Calw verm.
Leib-Gren.-Regt. 109 Karlsruhe.'Z Gefr. d. Res. Wilh. Asel aus Ealw, tot. pZ tW M Inf.-Rgt. 111 Rastatt.
Musk. Gustav Eckert aus Nagold, l. v. Res. Karl Frey aus Aliensteig, verw. Res. Friedrich Benz aus Emmingen OA. Nagold, verw.
Leibgarde-Inf.-Rgt. 118 Darmstadt.
Res. Wilh. Kober aus Stammheim OA. Calw, l. v.
. Musketier-Mus?.; Reservist-Res.; Landwehrmann - Ldw.; Llvkurzunge». Einj.-Freiw.--E.-Fr.; der Reserve -d.R.; Gefreiter - Gefr.; Sanitätsgefreiter-San.-Gefr.; Hornist-Horn.; Tambour-Tamk.; Unteroffizier
- Uoff.; Sergeant - Serg ; Vizefeldwebei - Bzfldw.; Osfizierstellvertreter - Off.» Stellv.; Fähnrich - Fähnr.; Leutnant - Lt.; Lauptmann - Hptm.; Major - Maj.
— Gefallen-gef.; schwerverwundet-s.v.; leichtverwundet-l.v.; vermißt-verm.; gefangen - gefang.; erkrankt-erkr.; tot-t.; gestorben - gest.; linkes Bein - l. B.; rechtes Bein - r. B.; rechter Arm - r. A.; linker Arm - l. A.; Kopf - K.; —
Von der Post.
Vom Reichskanzler sind mit Zustimmung der Militär- und Marinebehörden offene Briefsendungen in fremder Sprache nach Oesterreich-Ungarn und dem neutralen Ausland von jetzt ab wieder zur Postbeförderung zugelassen. Die Sendungen können auch durch die Briefkasten aufgeliefert werden.
Der „Kriegskomet" 1914.
Es ist zwar nicht hange her, daß wir Gelegenheit hatten, mit freiem, unbewaffnetem Auge Kometen zu beobachten; immerhin ist aber ein dem bloßen Auge sichtbarer Komet eine seltene Erscheinung. Sei es aus wissenschaftlicher Begierde, sei es aus abergläubischer Furcht, schließlich schaut doch einer einmal empor zu dem wunderlichen Vagabunden des Weltraums. Freilich rächt sich die Unkenntnis der Sternbilder meist bitter, wenn man so auf einmal einen Kometen suchen will und weiß unter den Himmelszeichen nicht Bescheid. Diesmal liegt der Fall aber besonders günstig und auch der ungeübteste Laie wird den Kometen mit einem Opernglas, wenn nicht schon
mit freiem Auge, finden können, denn er steht glücklicherweise gerade im Großen Bären oder Himmelswagen, in dem bekanntesten aller Sternbilder, das am Ende noch ein jeder findet. Auch die Stunde der Beobachtung ist äußerst bequem, denn schon vor und um 8 Uhr abends zeigt sich der Komet. Der Komet ist schon Heller als von der vierten Sterngröße und wird sich noch immer besser entwickeln und einen immer größeren Schweif entfalten. Ob er den Glanz des Halleyschen Kometen erreichen wird, läßt sich noch nicht sagen, jedenfalls zeigt er aber schon jetzt, wo er noch lange nicht der Sonne und der Erde am nächsten ist, einen schönen, wenigstens in klarer Luft mit freiem Auge gut sichtbaren Schweif von bereits beträchtlicher Ausdehnung. Der Erde am nächsten kommt der Komet ungefähr am 2. Oktober, der Sonne am nächsten am 26. Oktober. Der Erde nähert er sich auf 235 950 000 Kilometer, der Sonne auf 166 100 000 Kilometer.
Nun noch einiges von der Entdeckungsgeschichte unseres „Kriegskometen". Es war am 17. Dezember 1913, als der in Fachkreisen bekannte Kometenjäger Delavan in La Plata ein eigenartiges Wölkchen in einer Gegend des Himmels sah, wo, sowohl nach seinen eigenen Erfahrungen, wie auch nach den Sternkatalogen kein Nebelfleck stehen konnte. Also mußte das Objekt mindestens verdächtig erscheinen. In der Tat zeigte das Nebelchen bald eine Bewegung und nun konnte es für den erfahrenen Entdecker von mehreren Kometen keinem Zweifel mehr unterliegen, einen neuen Kometen gefunden zu haben. Der Draht brachte bald die Meldung in die astronomische Zentralstelle in Kiel, von wo aus die Ent- decküngsnachricht sofort an alle Sternwarten weitergegeben wurde. Alsbald folgten weitere Meldungen. Zuerst waren es nur die mit ganz großen Instrumenten ausgerüsteten Sternwarten, die das matte Wölkchen auffinden und photographieren konnten, denn damals war der Komet ein äußerst schwaches Gestirn. Die Bahnberechnung machte bald Fortschritte und immer bessere Berechnungen wurden ausgegeben, immer genauer wurde die scheinbare Bahn des Haarsterns am Himmel rechnerisch im voraus festgelegt und die näheren Umstände der Kometenerscheinung prophezeit. Mit Recht erwartete man eine bedeutende Helligkeitszunahme des noch schwachen Gestirns und sprach schon im April die Ansicht aus. daß der Komet etwa im September dem unbewaffneten Auge sichtbar werden würde. Nun ist diese Vorhersage eingetroffen und wir sehen, daß der Komet schöner und Heller geworden ist, als man erwartete. Seine Gesamthelligkeit ist jetzt schon so groß, wie sie nach der Berechnung gar nie werden sollte, auch nicht um die Zeit der größten Helligkeit.
Hoffen wir das Schönste von der Pracht der Kometenerscheinung, seien wir aber nicht abergläubisch genug, uns irgendwie von dem Haarstern zu fürchten oder sein Erscheinen mit dem Weltkrieg in Verbindung zu bringen.
Neue Kanonen.
Stuttgart, 28. Sept. Im Hofe des Residenz- Schlosses sind heute nachmittag zu den erbeuteten Kanonen 4 französische Feldhaubitzen gekommen, die am 27. August vom 2. Bataillon des Inf.-Regt. Nr. 121 in den Vogesen erobert worden sind.
Eine heilsame Verfügung. — Prioatauto im Feld.
Ulm, 28. Sept. Das Festungsgouvernement hat verfügt, daß von der jeden Mittwoch stattsindenden Versteigerung dienstunbrauchbarer Pferde berufsmäßige Händler ausgeschlossen und nur Personen zugelassen werden, die nach Ausweis der Gemeindebehörden die ersteigerten Pferde sür eigenen Bedarf unbedingt nötig haben. Die Verfügung erfolgte, weil Pferdehändler es durch Ringbildung den Bauern unmöglich machten, Pferde zu ersteigern, so daß die Bauern nachher gezwungen waren, die Pferde den Händlern um hohe Preise abzukaufen. — Die vom Roten Kreuz und Hilfsverein zur Linderung der Kriegsübel an die im Feld stehenden Truppen gesandten 4 Automobile sind gestern nach glücklicher Ablieferung der Liebesgaben hierher zurückgekehrt und vormittags 11 Uhr mit Verwundeten angekommen. Die Hin- und Rückreise verlief glatt. Die Truppen waren hocherfreut über die Spenden. Ein fünftes Auto ist noch nach Montmedy unterwegs.
Weitere Nachrichten.
Gegen Lüge und Verleumdung.
München, 28. Sept. (Nicht amtlich.) Nach Mitteilung des amerikanischen Aufklärungskomitees in München haben hervorragende Männer in öffentlicher Stellung, die auf dem Dampfer „Rotterdam" am 7. Sept. in New-Pork angekommen sind, einen längeren Bericht für die Presse, den Präsidenten Wilson und den Staatssekretär Bryan verfaßt, in dem sie ausführen, daß sie bei Beginn des Kriegszustandes in Deutschland geweilt, vollständig sicher