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Nr, 228.
Amts- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk Lalw.
89. Jahrgang.
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Mittwoch, -«n Sv. Septrinbsr
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(W.T.B.) Grolles Hauptquartier. Auf dem rechten Heeresflügel in Frankreich fanden gestern bisher noch unentschiedene Kämpfe statt. Zn der Front zwichen Oise und Maas herrschte im allgemeinen Ruhe. Die im Angriff gegen die Maasforts stehende Armee schlug erneute französische Vorstöße aus Verdun und Toul zurück.
Gestern eröffnete die Belagerungsartillerie gegen einen Teil der Antiverpener Forts das Feuer. Ein Vorstoß belgischer Kräfte gegen die Einschließungslinie wurde zurückgewiesen.
Zm Osten scheiterten russische Vorstöße vom Niemen her gegen das Gouvernement Suwalki; gegen die Festung Ossowiez trat gestern schwere Artillerie in den Kampf.
Zuversichtlich der Zuknnft entgegen.
Berlin. Das Schließen des eisernen Ringes um Verdun wird von verschiedenen Blättern besprochen. Im „Berl. Lokalanz." läßt sich ein alter preußischer Offizier wie folgt vernehmen: Unsere vorzügliche Artillerie wird allerdings durch die Vernachlässigung der schweren Artillerie durch die Franzosen in den letzten Jahren in den langen 120- und 150 mm-Kanonen keinen ebenbürtigen Gegner finden und die veraltete 138 mm-Kanone wird den Verteidigern auch wenig nützen. Was die Mörser anbe- trifft, so haben die schwersten französischen Mörser kein größeres Kaliber als 27 Zentimeter. So wird Verdun seinen Todeskampf mit wenig Anrecht auf Erfolg aufnehmen. Daß es sich aber tapfer verteidigen wird, steht außer Frage, denn die Franzosen haben sich bisher im allgemeinen vorzüglich geschlagen. Weil sich die Festung aber tapfer verteidigen wird, möchten wir raten, nicht unverständig früh ein Resultat -der 42 Centimeter-Mörser zu verlangen. Sollte dies aber bald kommen, so werden wir es gewiß mit Dank annehmen, aber wir wollen es andererseits nicht vergessen, daß unsere Feldgrauen an dieser Stelle der Maas ein ganz besonders schweres Stück Arbeit zu bewältigen haben. — Von denselben Erwägungen ausgehend, sagt die „Kreuzzeitg.": Unsere braven Truppen haben ein unendlich hartes Werk zu vollbringen. Aber wir fühlen die Gewißheit in uns, daß es ihnen gelingen wird, und schauen frohgemut der Zukunft entgegen.
Zwischen Verdun und Toul.
Berlin, 28. Sept. Der „Lokal-Anz." gibt in seiner Kriegszeitung folgende Schilderung des Kriegsberichterstatters des „N. Wiener Tagbl." wieder: Ich wohnte gestern den Kämpfen des rechten Flügels der Belagerungsarmee bei, deren Ziel es ist, die Maassperrfortlinie zwischen Verdun und Toul zu durchbrechen. Die Operationen der Armee begannen vor etwa 8 Tagen durch Verschiebung der ganzen Kräfte in der Front, während größere Truppenteile gegen Verdun und Toul sichern mußten. Hierbei kam es zu mehreren Kämpfen, der Gegner wurde überall geworfen. Heldenhaft war die Erstürmung der französischen, schon im Frühjahr aufgebauten natürlichen Stellungen auf dem Ostkranze der Cote Lorraine. Trotz starker artilleristischer Gegenangriffe aus der Gegend von Lionville und Troyon. Die Deutschen warfen den Feind gegen Verdun derart zurück, daß dieser unfähig zu größeren Operationen war. Nach der Sicherung der Flanke konnten die
deutsche schwere Artillerie und die österreichischen Motormörser kraftvoll und erfolgreich einsetzen. Am Donnerstag eroberten die Deutschen St. Mihiel, gestern früh wurde das Fort Lamp des Romains im Sturm genommen. Einige Schritte neben der österreichischen Motormörserbatterie gerieten die Kriegsberichterstatter in ein arges Schrapnell- und Granat- seuer. Das Pfeifen der Schrapnells war von unheimlicher Wirkung. 15 Schritte vor uns platzte ein Schrapnell im Walde, ein früherer Schrapnellschuß tötete an der gleichen Stelle mehrere deutsche Landwehrleute. Wir suchten im Walde Deckung vor der feindlichen Artillerie. Unsere Motormörser arbeiten vorzüglich. 2 Kilometer vor uns war ein Jn- fanteriegefecht, viele französische Leichen bedecken das Schlachtfeld.
Berlin. Der Fall des Forts bei St. Mihiel war, einem Mailänder Telegramm des „Lokalanz." zufolge, in Paris bis zum 26. abends noch unbekannt.
Mailand, 28. Sept. Der Berichterstatter des „Eorriere della Sera" telegraphiert aus Paris, den 26. Sept., abends 6 Uhr: Die Forts, die St. Mihiel verteidigen, sind uneinnehmbar. Ihr Erbauer hat bezüglich des Forts Camp des Romains erklärt, nur der Hunger könne es bezwingen. (Unterdessen ist das Fort nach kurzer Belagerung von den deutschen Truppen erobert worden.)
Amtliche Fälschungen.
Berlin. Man liest im „Berliner Lokalanz.", daß die französische Heeresleitung noch immer den Fall des Sperrforts Camp des Romains verschweigt, da die Kunde von der Niederringung dieser bedeutenden Festung und der damit verbundenen schweren Gefährdung des französischen Zentrums geeignet wäre, den Glauben an die Widerstandskraft der französischen Armee zu zerstören und damit einen Umschwung in der Beurteilung der europäischen Kriegslage nach sich zu ziehen. Den Franzosen ist es dagegen nach wie vor darum zu tun, in den neutralen Staaten den Eindruck zu erwecken, als wäre es um die strategische Lage ihres Heeres zum besten bestellt und sie scheuen daher auch nicht vor dem Mittel der amtlichen Fälschung zurück.
Deutsche Flieger.
Berlin. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Turin: Wie jetzt gemeldet wird, erschien von Norden kommend auch noch ein zweites deutsches Flugzeug über Paris. Das eine, das gegen 11 Uhr erschien, ließ im ganzen 7 Bomben herabfallen. Es war die Taube des Fliegers von der Decken. Der zweite Flieger erschien nachmittags über Passy und war heftigem Gewehrfeuer ausgesetzt. Der deutsche Flieger konnte aber der ihn verfolgenden französischen Fliegerabteilung entgehen, Paris befindet sich in großer Aufregung über das Wiedererscheinen der deutschen Flieger.
Wieder einer in den Grund gebohrt.
London, 26. Sept. (Nicht amtlich.) Reuter meldet aus Rio de Janeiro: Der deutsche Dampfer „Preußen" kam in Aribs an. Das Schiff hatte an Bord den Kapitän nebst 15 Mann der „Indian", die vom „Kronprinz Wilhelm" in den Crund gebohrt worden war. Nach Lloydtelegrammen be findet sich der Rest der Besatzung der „Indian" an Bord der „Ebernburg".
Der fliegende Holländer.
London, 29. Sept. „Morning Post" meldet aus Calcutta: Der deutsche Kreuzer „Emden" ankerte am Donnerstag früh in der Nähe von Pondicherry und verschwand später.
Siegreiche Lffe»ff»e -er BerdiiMeu M« die Riffe».
(W.T.B.) Wien. Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich am 29. Sept. gemeldet: Angesichts der von den verbündeten deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräften eingeleiteten Operationen sind beiderseits der Weichsel rückgängige Bewegungen des Feindes im Zuge. Starke russische Kavallerie wurde unsererseits bei Viecz zersprengt. Nördlich der Weichsel werden mehrere feindliche Kavalleriedivisionen vor den verbündeten Armeen Hergetrieben.
Wien, 26. Sept. (Nicht amtlich.) Amtlich wird mitgeteilt: Die nach der Schlacht von Lemberg eingeleitete Versammlung unserer Streitkräfte im Raum westlich des Sanflusses hat nicht nur den Dreiverband zu den böswilligsten Erfindungen und lächerlichsten Behauptungen veranlaßt, sondern auch anderwärts unrichtige Vorstellungen über die Lage unseres Heeres hervorgerufen. Dem gegenüber muß darauf hingewiesen werden, daß die erwähnte Versammlung freiwillig erfolgte, wofür als Beweis nur angeführt sei, daß sie der Gegner nirgends zu stören vermochte oder versuchte. Feindlicherseits aufgestellte Behauptungen über Erfolge an der San- Linie sind unwahr. Es handelt sich lediglich um einzelne, mit großem Aufwand von Truppen, schweren Geschützen und Munition vorgenommene Beschießungen gegen feldmäßig befestigte und schwach besetzte Uebergangsstellen, die nach Erfüllung ihres Zwecks und Sprengung der Brücke freiwillig geräumt wurden. Die aus London stammende Nachricht vom Fall zweier Forts von Przemysl ist natürlich ganz aus der Luft gegriffen. Auf dem Balkankriegsschauplatz ist die Lage auch seit der letzten, deutlich genug sprechenden Mitteilung unverändert geblieben. Der stv. Chef d. Generalftabs, v. Höfer, Generalmajor.
Die Serben am Sterben.
Wien, 29. Sept. (Nicht amtlich.) Die „Reichspost" meldet aus Sofia: Der Berichterstatter der „Volpa", des Organs Chenadiews, meldet aus Nisch: Die österreichische Offensive hat schwere Folgen für Serbien. Es gärt im Volk und in der Armee. Jeder Tag kann einen allgemeinen Aufstand bringen. Dieser Tage haben wieder mehrere Artillerieregimenter gemeutert und eine Anzahl von Geschützen demoliert. Täglich sterben 200—300 Personen. Die allgemeine Hygiene ist aufs erbärmlichste vernachlässigt. Die Soldaten weigern sich. Posten bei den Cholerabaraken zu beziehen. Die Militärliga soll angesichts dieser Zustände wichtige Beschlüsse gefaßt haben, darunter den wegen eines Ultimatums an Pasitsch, durch das er aufgefordert wird, 100 Aerzte, 3 Bakteriologen und eine genügende Menge von Präparaten zur Bekämpfung von Seuchen auf dem kürzesten Wege nach Serbien zu bringen. Der König ist aus Ribar zurückgekehrt. Er ist stumpf und teilnahmslos. Kronprinz Alexander weiß sich keinen Rat. Pasitschs Stern ist im Verblassen. Man befürchtet, daß es in diesen Kreisen bald Opfer geben wird.
Der große Krach in Sicht.
Berlin. „Vorboten des großen Krachs" nennt die „Tägliche Rundschau" die den französischen Geldmarkt verwüstende Panik, die sich noch steigern werde, wenn die 550 000 Depositeneinleger ihre Dividenden vom Credit Lyonnais nicht erhalten würden. Bri- and warte kühl seine Diktaturstunde ab, denn daß diese Republik im Sterben liege, sei nicht mehr zu ^ bezweifeln.