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OS.- Mörser 42.

Wien, 26. Sept. (Nicht amtlich.) In einemII 9 und Mörser 42" betitelten Artikel schreibt die Wiener Allgemeine Zeitung": Diese paar Buch­staben sind das Symbol deutscher Tüchtigkeit, deut­schen Mutes und deutscher Wissenschaft. Das graste Ereignis, dessen Sinn und Gehalt heute der Klang dieser Buchstaben umschließt, hat gelehrt, daß in lan­gen Jahrzehnten des tiefen Friedens die Militär­energie Deutschlands, die so oft verspottete und miß­achtete, niemals in die Schlaffheit des Uebermuts und der Sorglosigkeit sank, daß sie wach, sprungbereit und entwickelungsreich blieb in jeder Minute und es hat zweitens bewiesen, daß des umstürzenden kriege­rischen Erfolges Basis heute neben Courage, Strate­gie und Ausdauer wissenschaftliche Genialität ist, die Erschließung und Ausnützung der Technik, die Zähig­keit, der Fleiß und die Intuition des Maschinen­bauers. Deutschlands industrielle Emsigkeit trium­phiert heute. Deutschlands Arbeitskraft und Erfin­dungstrotz heben Reich und Volk auf ihren Schultern hoch, einer glorreichen Zukunft entgegen.

Ein unverdächtiger Zeuge.

Wien, 27. Sept. (Nicht amtlich.) Wiener Korr.- Bur. Unter der Ueberschrist:Paris und Wien" veröffentlicht Dr. Peter Stanew aus Sofia in der Reichspost" einen Artikel, in dem es heißt: Lasset Euch nicht mehr durch die Lügennachrichten über Oesterreich und Wien narren. Hier herrscht weder Verzweiflung noch Hungersnot. In Wien lebt man im tiefsten Frieden. Der Verfasser des Artikels stellt dann fest, daß die französische Presse und der franzö­sische Generalstab bemüht waren, die Niederlage der Franzosen zu verwischen. Er erklärt, vernünftige Politiker und Offiziere seien überzeugt, daß Frank­reich nie die Deutschen besiegen werde und,, daß es sich nur so Lange halten könnte, bis Rußland zu Hilfe komme. Selbst den Optimisten in Frankreich wird nach dem Zusammenbruch der russischen Offensive in Ostpreußen und angesichts der Unmöglichkeit eines russischen Vordringens in Galizien jetzt bange. In Frankreich sei der anfängliche Jubel längst einer Pa­nik und einer tiefgehenden Depression gewichen. Dort überall Unordnung, ein Chaos; in Oesterreich Ruhe, mitten im Kriege normale Preise, Arbeit, Ordnung und Zuversicht. Wo der Sieg sein wird? Mancher Franzose weiß das schon heute.

Französische Schlappe zur See.

(Nicht amtlich.) DieKölnische Zeitung" mel­det aus Jgalo in Dalmatien: Am 18. d. M. nachm, bombardierten österreichisch-ungarische Kriegsschiffe Antivari und vernichteten dabei eine größere Ab­teilung Montenegriner. Bei dieser Gelegenheit fingen wir eine drahtlose Depesche der französischen Flotte an die Montenegriner ab, worin letztere von den Franzosen aufgefordert werden, am 19. d. M. um 7 Uhr früh einen allgemeinen Angriff auf die Bocche di Cattaro zu versuchen, die gleichzeitig von den Franzosen von der Seeseite angegriffen würde. Da man also unsererseits über die Ab­sichten des Feindes genau unterrichtet war, konnten die entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden. Am 19. d. M. um 7'ft Uhr begaben sich 3 kleine und 15 große französische Schiffe nach der Bocche und kamen im Nebel bis auf 6,Klm. an die Küste heran. Unsererseits wollte man sie auf Minen fahren lasten, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und begannen umzukehren. In dem Augenblick, als sie sich unseren Befestigungen auf der Seeseite zeigten, fiel von der Festung Kobila ein Signal­schuß, worauf sofort 4 Batterien Salven von den Forts Lustica und Mamula losschosten. Die Kanonade währte ungefähr eine Viertelstunde. Die Wirkung ist nicht ausgeblieben, denn gleich die erste Salve vernichtete ein französisches Kriegsschiff das von nicht weniger als 24 Granaten auf ein­mal getroffen wurde, wobei alle 6 Schornsteine samt der Kommandobrücke in die Luft flogen. Dann folgte eine Feuersäule und als sich der Rauch verflüchtigte, war die Stelle, wo vorher der Fran­zose gestanden, leer. Zwei andere erlitten schwere Havarien. Die übrigen verschwanden schleunigst. Die Franzosen hatten insgesamt 2 Treffer gemacht, wodurch auf unserer Seite ein Mann schwer und einer leicht verwundet wurde. Die Absicht der Franzosen, die Radiostation Lustica zu vernichten, ist kläglich mißlungen.

Was den Bulgaren zukommt.

Sofia, 27. Sept. (Nicht amtlich.) Die natio­nalistischen Blätter veröffentlichen mit großer Genug­tuung die Erklärungen des Freiherrn von Fuchs, wonach Oesterreich-Ungarn dafür eintrete, daß Ma­zedonien Bulgarien zufallen müsse.Cambana" ver gleicht damit die unbestimmten russischen Versprech­ungen, wonach die bulgarischen Wünsche nach Mög­lichkeit erfüllt werden würden, falls Bulgarien den Rüsten und Serben helfen wollte.Cambana" fährt

fort: Diese unbestimmten Versprechungen sind offen­bar auf eine neuerliche Täuschung berechnet. Jahr­zehntelang behauptete Rußland, Mazedonien sei nicht von Bulgaren bewohnt, sondern von der eigenen sla- vischen Rasse. Jahrzehntelang haben die russischen Konsuln in Mazedonien die Serben und Griechen ge­gen die Bulgaren unterstützt. Die vorjährige Kata­strophe Bulgariens ist gleichfalls das Werk Ruß­lands. Alle russischen Versprechungen sind schon da­rum wertlos, weil die Erfüllung des nationalen Ideals Bulgariens nur auf Kosten Serbiens, also der Tripleentente, erreichbar ist. Das bulgarische Volk fordert heute eine rein nationale Politik, frei von russophilen Verzerrungen oder Aberglauben, frei von Leuten wie Eeschow und Danew, die Bulgariens Katastrophe verschuldeten und heute wegen Vater­landsverrats in Untersuchung sind.

Und dieser Spielhöllenfürst ist Inhaber des Schwarzen Adlerordens.

Berlin, 24. Sept. Wegen der Zerstörung der Kathedrale in Reims sandte auch der Fürst von Monaco ein Beileidstelegramm an Poincar^. Nach einem römischen Telegramm des Berliner Tage­blattes erklärte der Fürst, er sei aufs tiefste empört über das Verbrechen, das die ganze Welt aufreize und ein Heer, ein Volk und eine Dynastie charak­terisiere. Zutreffend wird im Berliner Tageblatt bemerkt, die Bemerkung über die Dynastie sei eine besonders geschmackvolle Leistung des ständigen Gastes der Kieler Woche.

Ein schmählicher Zusammenbruch.

Unter dieser Ueberschrist schreibt dieLothr. Bürgerzeitung" in Diedenhofen: Vlumenthal wegen Unterschlagung steckbrieflich verfolgt, Wet­terls von seinen eigenen Freunden, Parteigenos­sen und geistlichen Konfratres zum ehrlosen Landes­verräter erklärt, Preiß seit einigen Tagen aus bis jetzt unbekannten Gründen verhaftet. Rechts­anwalt Helmer und Hans i-Waltz im Solde des französischen Heeres, Abbs Coll in flüchtig. 66- puts Zimmer, der Revancheredner von Charle- ville, der sich in Krauthem (Luxemburg) bei Aus­bruch des Krieges versteckt hatte, dann ausgehoben und nach Ehrenbreitenstein in Haft genommen wurde wahrlich schmachvoller und ehrloser hätte die schamlose Hetzgesellschaft nicht zusammenbrechen können. Wer hätte dieses Ende noch vor zwei Mo­naten vorausgesehen, just damals, als der buben­hafteKünstler" Hansi vor dem Reichsgericht stand und die ganze zusammengesunkene ehrlose Gesell­schaft mit ihren heute ja bekehrten Freunden, in der Nationalistenpresse toller denn je die Hetzkampagne fortzusetzen im Begriff stand! Wohl wußten wir und viele mit uns seit Jahren, wohin der Kurs dieser Vaterlandsverräter steuern sollte; unser Kampf ge­gen diese Leute war stetig und zielbewußt. Wie müßten wir uns heute schämen, wenn wir von solchen Leuten statt Schimpfworte Anerkennung geerntet hätten! An ihnen klebt zeitlebens die Schuld, dem französischen Volke falsche Begriffe über die Denk­weise der elsaß-lothringischen Bevölkerung, deren Vertreter sie waren, beigebracht und zum Kriege ge­schürt zu haben. Hunderttausende Väter und Söhne beider Länder müssen die Wühlarbeit dieser Ver­brecher mit ihrem Herzblut bezahlen. Der Fluch un­glücklicher Witwen und Waisen wird ihr ferneres Leben begleiten. Sie sind für das elsaß-lothringische Volk erledigt, und es soll keiner mehr wagen, zurück­zukehren; sie dürften auf ganz sonderbare Weise em­pfangen werden.

Das Ende der Britisch-Deutschen Friedensgesellschaft.

Zu der unter dieser Spitzmarke gebrachten Notiz von der Auflösung der Britisch-Deutschen Friedens­gesellschaft wird uns mitgeteilt, daß es eine solche laut dem Jahrbuch des Berner Friedensbureaus nicht gibt, wohl aber ein Britisch-Deutsches Friedens­komitee unter dem Vorsitz von Lord Avebury. Die­ses wird sich wohl aufgelöst haben. Derartige Komi­tees, die es in vielen Ländern gibt, haben mit den Friedensgesellschaften nichts zu tun, sind auch nicht an das internationale Friedensbureau angeschlossen. Was speziell die englische Friedensgesellschaft an­langt, so liegen bestimmte Nachrichten vor, wonach sich unter ihrer Führung ein Unterstlltzungskomitee für in England gebliebene Deutsche, Oesterreicher und Ungarn gebildet hat. Die englische Friedens- g es e l l s ch a ft hat sich auch der d e u t s ch e n Frie­densgesellschaft zur Verfügung ge­stellt zur Erteilung von Auskünften und Vermitt­lung wichtiger Korrespondenzen mit Kriegsgefange­nen u.s.w. Derartige Fälle sind von der Deutschen Friedensgesellschaft schon zu mehreren Hunderten er­ledigt worden. Anfragen sind zu richten an das Se­kretariat der Deutschen Friedensgesellschaft, Stutt­gart, Werfmershalde 14.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 29. September 1914.

Verlustliste.

(Amtliche württembergische Verluste Nr. 27). Grenadier-Regiment Nr. 123, Ulm.

Res. Friedrich Stickel aus Kuppingen OA. Herrenberg, v.

Ulanen-Regiment Nr. 20. Ludwigsburg.

Ulan Gottlieb Braun aus Rotfelden OA. Nagold, gef.

II. Munitions Kolonnen.Abteilung.

Kan. Julius Schöck aus Renningen OA. Leonberg, s. v., r. A. . Musketier - Musk.; Reservist-Res.; Landwehrmann - Ldw.; LLouurzungen. E>j -^reiiv. - E.-Fr.; der Reserve - d. R.; Gefreiter - Ge fr.:

Sanitätsgcfrciter-San.-Gefr.; Hornist-Horn.; Tambour-Tamd.; Unterossizier Sergeant - Serg ; Bizefeldwebet - Bzfldw.; Osfizierstellvertreter - Off.-

' Uoff.;

Stellv.; Fähnrich - Fiihnr.; Leutnant - Lt.; Hauptmann - Hptm.; Major - Maj. Gefallen - gef.; schwerverwundet-s. v.; leichtverwundet-I.v.; vermißt-verm.; gefangen - gefang.; erkrankt- erkr.; tot- t.; gestorben - gest.; linkes Bein - l. B.; rechtes Bein - r. B.; rechter Arm - r. A.; linker Arm -1. A.; Kops - K-;

Die hiesige Freiwillige Feuerwehr ist infolge der zahlreichen Einberufungen sehr zusammen­geschmolzen; der Verwaltungsrat erläßt daher in der heutigen Nummer eine Aufforderung an die früheren Mannschaften zur vorübergehenden Unter­stützung, hauptsächlich die Mitglieder der 1. und früheren 6. Kompagnie (Hydranten). Da es von großer Wichtigkeit ist, daß möglichst mit den Geräten vertraute Personen zur Verfügung stehen, ist es Ehrensache eines Jeden, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen, um so mehr, als die In­anspruchnahme der eingeübten Mannschaften keine allzugroße werden wird.

Allerhand Gerüchte sind in den letzten Tagen hier verbreitet worden über Kriegsunfälle, von denen Einberufene hiesiger Stadt betroffen sein sollen. Man hat damit schon verschiedene Familien in unnötige, große Sorgen gebracht. Von den ge­nannten Erzählungen ist bis jetzt noch keine amt­lich bestätigt und manchmal hat sich in den meisten Fällen das Berichtete ganz anders herausgestellt. Nach angestellten Erkundigungen soweit solche überhaupt möglich waren befanden sich die Be­teiligten gesund und munter. Deshalb ist Vorsicht in der Aufnahme solcher Gerüchte und deren Weiter­verbreitung geboten. St.

Die freiwillige Krankenpflege im Kriege.

Dem Kanzler des Johanniterordens ist auf seinen Antrag, im Opera-tions- und Etappengebiet grö­ßere Abteilungen der freiwilligen Krankenpflege zuzulassen, von Seiten des Kaiserlichen Kommissars und Militärinspekteurs der freiwilligen Krankenpflege die folgende Antwort zugegangen:'

Großes Hauptquartier, 15. September 1914.

Euer Exzellenz aus regem Interesse für die Lin­derung des obwaltenden Notstandes entsprungenen dankenswerten Vorschlag vom 11. d. M. habe ich den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht. Nach eingehender Erwägung und Prüfung sieht die Heeres­leitung sich jedoch praktisch nicht in der Lage, dem­selben Folge zu geben.

Das Operationsgebiet, in welchem die militä­rischen Rücksichten allein bestimmend sind, bildet eine Zone, die nicht nur in ihrer Länge, sondern auch in ihrer Tiefenausdehnung sehr groß ist. Wie Euer Ex­zellenz aus meinem heutigen, an den stellvertreten­den Militär-Inspekteur zur Bekanntgabe an Euer Exzellenz gerichteten Telegramme ersehen haben, ist auch in dieser Zone die freiwillige Krankenpflege jetzt schon verwandt, und zwar, in ausgiebigem Maße, so­gar bis in die vorderste Linie. Eine noch stärkere Her­anziehung zumal von geschlossenen Reserveabtei- lungen wäre aber mit den militärischen Rücksichten nicht vereinbar und würde zugleich auch an der Un­möglichkeit der Unterkunft, Verpflegung und Beför­derung scheitern müssen.

Daß bei der gewaltigen Ausdehnung der käm­pfenden Linie Verwundete oft spät gefunden werden, ist ebenso beklagenswert, wie der Drang der im Hei­matgebiet wartenden Pflegekräfte nach Betätigung erfreulich und verständlich ist. Euer Exzellenz bitte ich, überzeugt zu sein, daß alles geschieht, was im Bereich des praktisch irgendwie Möglichen und Durch­führbaren liegt, um die Kräfte der freiwilligen Krankenpflege, die mir seit achtzehn Jahren am Her­zen liegt, nutzbringend einzusetzen und zu verwerten.

Euer Exzellenz werden aus dem bedeutenden, in letzter Zeit gestellten Nachforderungen erkennen, wie die Heeresleitung schon jetzt in immer stärkerem Maße auf die freiwillige Krankenpflege zurückgreift, was beim Eintreten stabilerer Verhältnisse noch weit mehr der Fall sein wird.

(gez.) Fürst zu Solms-Varuth.

Wettere Nachrichten.

Auf dem Luftschiff im Feindesland.

DemAnhalt. Staatsanz." entnehmen wir nach­stehende Schilderung: Wie jede Nacht traten wir am betreffenden Tage unsere Fahrt an, machten unser Schiff in Ordnung und harrten des Auftrages, der dem Schiffsführer vom Großen Hauptquartier erteilt

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