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Nr. 227. Amts- und Anzeigeblatt für den Gberamtsbezirk Laiw. 89- Jahrgang.
Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis : Im OberamtS- Kezirr Lalw für die einspaltige BorgiSzeile 10 Pfg.. außerhalb desselben 12 Pfg.. Reklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.
Dienstag, den 2Y. September
Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. l.W vierteljährlich, Postbezugspreis für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. l.W, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Psg., in Bayern und Reich 42 Psg.
Amtliche Vekamrtmachrmge«.
Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betr. die Sicherstellung des militärischen Bedarfs an flüssigen Brennstoffen und Carbid.
Auf Grund neuerer Anordnungen der Heeresverwaltung wird der Erlaß vom 26. August d. I. (Staatsanzeiger Nr. 204) aufgehoben und folgendes bekannt gemacht:
1. Benzol darf lediglich als Motorenbetriebs st off für staatliche, kommunale, gewerbliche und landwirtschaftliche Betriebe abgegeben werben und zwar in Württemberg vorläufig nur von den Firmen Roth u. Paschkis in Stuttgart, Carl Ehr. Held daselbst, Zeller u. Emelin in Eislingen und I. Weinländer in Dornstet- ten, sowie von den Verkaufsstellen dieser Firmen. Andere Firmen können auf ihren Antrag im Bedarfsfall vom Immobilen Kraftwagendepot Nr. 7 in Untertürkheim zum Verkauf von Benzol ermächtigt werden. Wegen des Bezugs von Benzol bei den Produzenten haben sich die zum Verkauf ermächtigten Stellen jedesmal an das Immobile Kraftwagendepot Nr. 7 zu wenden. Eine besondere Erlaubnis zum Kauf oder Verkauf von Benzol für die bezeichneten Zwecke ist nicht mehr nötig. Die Be-
ftellungen müssen aber die ausdrückliche Erklärung enthalten, daß das verlangte Benzol nur als Motorenbetriebsstoff (für Kraftwagen und sonstige Motors) in den oben genannten Betriebszweigen (also insbesondere nicht für private Kraftwagen oder für chemische Betriebe) gebraucht werden soll. — 2. Die gesamten Vorräte an Benzin, Gasolin und Carbid bleiben im allgemeinen für Zwecke der Heeresverwaltung Vorbehalten. Das Immobile Kraftwagen- depot Nr. 7 erteilt jedoch ausnahmsweise in besonderen Fällen die Erlaubnis zum Bezug dieser Stoffe, wenn für ihre Verwendung ein öffentliches Interesse spricht. Gesuche um Freigabe dieser Stoffe (also mit Ausnahme von Benzol) sind an die Technische Beratungsstelle der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart zu richten, von wo die zur Berücksichtigung geeigneten Anträge an das Immobile Kraftwagendepot Nr. 7 weitergegeben werden. Gesuche um Freigabe von Benzin müssen immer abgs- wiesen werden, wenn Ersatz durch einen anderen Stoff, etwa Benzol oder Spiritus möglich ist. Die Abgabe von Benzin für häusliche Zwecke bis zur Höchstgrenze von 500 Gramm ist jedoch ohne weiteres erlaubt. — 3. Die Heeresverwaltung hat ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich die' Freigabe der erwähnten Betriebsstoffe nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmungen nur durchführen läßt, wenn sich
die Inanspruchnahme in den mäßigsten Grenzen hält und daß sie aufgehoben werden müßte, wenn der Verbrauch zu groß würde. Es liegt daher im eigenen Interesse der Motorenbesitzer, wo angängig, an Stelle des Benzins oder Benzols andere Betriebsstoffe (z. B. Spiritus gemischt mit Petroleum) zu verwenden. Die in letzter Zeit namentlich mit Spiritusmischungen (80 Motorenspiritus, 20 A> Benzol oder Petroleum) gemachten Versuche haben durchaus günstige Ergebnisse gehabt. Auch wird auf den Ersatz von Flüssigkeitsmotoren durch Elektromotoren hingewiesen. — 4. Die Verpflichtung zur Führung der mit den württ. Staatswappen und dem Stempel des Generalkommandos versehenen weißen Flaggen für Kraftwagen wird aufgehoben. — 5. Die Bezirks- und Ortspolizeibehörden haben darauf zu achten, daß mit den freigegebenen Betriebsstoffen wirtschaftlich verfahren und kein Mißbrauch getrieben wird.
Stuttgart, den 25. Sept. 1914.
Fleischhauer.
Die Ortsbehörden
wollen für Bekanntgabe und Durchführung obiger Bestimmungen Sorge tragen.
Calw, 29. Sept. 1914.
K. Oberamt: Binder.
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Der Ring geschlossen.
Frankfurt, 26. Sept. (Nicht amtlich). Die Frankfurter Zeitung meldet aus Stockholm: Londoner Meldungen geben zu, daß die gefürchteten 42-Zen- timeter-Mörser vor Verdun in Stellung gebracht wurden und der Belagerungsring sich merkbar enger um die Festung geschlossen habe.
Die „Kreuzzeitung" schreibt: Jeder Tag hat unsere Stellung im Westen mehr und mehr verbessert. Selbst von gegnerischer Seite und zwar namentlich von englischer her ist dies anerkannt worden und zwar hat man dabei sowohl auf die Erärke unserer Verschanzungen wie auf das überlegene Feuer unserer Artillerie hingewiesen.
Die Bombe verloren.
Frankfurt, 26. Sept. Die Frankfurter Zeitung meldet aus Amsterdam: Der englische Gesandte im Haag entschuldigt sich bei der niederländischen Regierung wegen der über Mastricht von einem englischen Flugzeug niedergeworfenen Bombe. Das Flugzeug habe die Bombe verloren und wegen des Nebels die Gegend nicht erkennen können.
Die harmlosen Belgier.
Berlin. Wie die Belgier im eigenen Lande Hausen, darüber meldet der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" laut „Berl. Tagebl.": Bei einer Aktion von Antwerpen aus hatten die Belgier vorübergehend das Dorf Linden wieder besetzt. Dort hatte die niederländische Familie von Blankenhagen in ihrem Familienschloß auf eigene Kosten ein Lazarett eingerichtet, in dem auch etwa 40 belgische Verwundete liebevoll verpflegt wurden. Auf den Dächern des Schlosses wehte die Rote Kreuz-Flagge und die niederländische Trikolore. Die belgischen Soldaten waren kaum in das Dorf gekommen, als sie auch schon in das Schloß eindrangen und es völlig zerstörten und in Brand steckten.
Eine englische Unverschämtheit.
Die La Plata Post in Buenos Aires schreibt unter dem 20. August: In der gestrigen Ausgabe von
La Nacion wird eine Bekanntmachung des englischen Admiralftabschess, die auf Veranlassung des Ministeriums des Aeußern erfolgte, zum Ausdruck gebracht. In diesem Schriftstück heißt es, die englischen und französischen Kriegsschiffe hätten einen strengen Nachtdienst auf dem Ozean eingerichtet, um den Handelsverkehr zwischen Argentinien und den übrigen Staaten zu garantieren. Die bisherige Zahl der Kriegsschiffe sei durch Indienststellung von Hilfskreuzern verdreifacht, sodaß in Kürze die noch vorhandenen deutschen Kriegsschiffe vernichtet und deren Korsaren18tigkeit beseitigt sein würde. Der Aufruf ergeht sich dann in beruhigenden Versicherungen, England würde die Sicherheit auf dem Meere wiederherstellen.
Wir können uns nicht versagen, unsere Verwunderung auszusprechen, daß ein ernstes Blatt, wie La Nacion, diese Unverschämtheiten der englischen Regierung ohne jedes Wort der Erläuterung abdruckt und ihr damit den Stempel der Richtigkeit aufdrllckt. Kann es denn eine größere Frechheit geben, als diese Unterstellungen, daß Deutschland die Sicherheit auf dem Meere gestört habe, daß deutsche Kriegsschiffe als Korsaren auftreten? Ist nicht England seit Jahrhunderten der größte Seeräuber gewesen, und ist es das nicht heute noch? Hat es nicht selbst durch seine Telegraphenagenturen seine Heldentaten verbreiten lassen, es habe mehr als 50 wehrlose deutsche Frachtdampfer nach Gibraltar gebracht, also selbst und als erste Macht die Sicherheit auf dem Meere gestört? Diese widerliche Tcheinheilig- keit, diese Feigheit, offen zu erklären, die Kaperung von Handelsschiffen sei ein Kriegsmittel, die sogenannte erweiterte Blokade, zeigt das offizielle England in einem würdigen Lichte. Auch der versteckte Seitenhieb am Schlüsse dieser verlogenen Bekanntmachung, der Admiralstab garantiere die Sicherheit auf allen Meeren, nur nicht in der Nordsee, da dort die Deutschen Minen gelegt hätten, zeigt, in welcher heimtückischen Weise man bestrebt ist, Deutschland als den Störer des. Welthandels hinzustellen.
Feindliche Anerkennung.
London, 26. Sept. Die außerordentliche Anerkennung der Engländer für die Taten des Kreuzers
„Emden"kommt in folgenden Blätterstimmen zum Ausdruck: Die „Times" sagt: Der Mut des deutschen Kreuzers verdiene Anerkennung, weil Offiziere und Mannschaften sich selbstverständlich darüber klar sein müßten, daß der Kreuzer früher oder später aufgespürt und zusammengeschossen werden würde. Ein Entkommen sei unmöglich. — „Daily Chronicle" schreibt: „Emden" hatte eine erfolgreiche Fahrt. Die Besatzung bewies, daß sie aus tapferen Männern besteht. Wir bewundern die bei der Fahrt gezeigte Sportskühnheit ebenso, wie wir von Herzen wünschen, daß das Schiff bald gefangen wird.
Zum Einmarsch in Rußland.
Zu dem deutschen Einmarsch in Rußland schreibt Theodor Wolfs in seinem Montagsartikel des „Berliner Tageblattes": Der Tag, an dem im Osten die Abwehr sich in den vorgehenden Angriff verwandelte, war für viele im deutschen Volk ein ganz besonderer Tag, denn es ist klar, daß damit die wahre Aufgabe des Krieges sich zu erfüllen begann. Die Sicherheit unserer Zukunft hängt von der Zurück- drängung des uns bedrohenden Russentums ab. Nieniand wird uns nach dem Endsieg im Westen, den wir mit Sicherheit erwarten, abwinkend sagen wollen, es sei nun indirekt auch schon die Schwächung Rußlands erreicht. Frankreich mit aller Kraft zu besiegen, ist eine Vorbedingung für den glücklichen Weitergang der Dinge. Den Engländern diesen Krieg recht fühlbar zu machen, ist uns ein Herzenswunsch. Rußland in Europa zu zermalmen und aus der Nachbarschaft der preußischen Provinzen weit fortzujagen, ist uns ein Lebensgebot und wir sind froh darüber, daß es geschehen wird.
Aus dem Osten
schreibt die „Kreuzzeitung": 150000 Russen find in den beide.» siegreichen Schlachten gefallen und eben- soviele befinden sich als unverwundete Kriegsgefangene in unseren Händen. Die Lorbeeren, die die 8. Armee um ihre Fahnen gewunden hat, geben uns das Recht auf baldige neue Siege zu hoffen.