Dank der beständigen Witterung konnten die Erntearbeiten ungestört vor sich gehen, sodaß zu Ende August trotz des durch den Krieg verursachten Man­gels an männlichen Arbeitskräften und vielfach auch an Gespannen die Getreideernte in der Hauptsache beendigt war. Nur der Haber stand um diese Zeit vielfach noch auf dem Felde; da die gute Witterung auch noch im September sich fortgesetzt und bis zum Abschluß dieses Berichts (4. September) angehalten hat, ist anzunehmen, daß inzwischen auch der größte Teil der Haberernte glücklich geborgen worden ist. Da das Getreide gut und schön ausgereift eingebracht wurde, ist die Qualität durchaus befriedigend; die Quantität entspricht zwar nicht überall den Wün­schen, da die Körner infolge der da und dort durch starke Schlagregen im Monat Juli verursachten La­gerung schmal geblieben sind; immerhin wird wohl im Landesdurchschnitt mit einem guten mittleren Ertrag gerechnet werden können. Der Ertrag an Getreidestroh befriedigt nach Menge und Güte. Die Ernte an Kartoffeln wird der Menge nach gut aus- fallen und auch die Qualität verspricht im allgemei­nen befriedigend zu werden; nur in feuchten Lagen läßt sie infolge der vielen Regenfälle im Monat Juli zu wünschen übrig. Der Hopfen steht recht befriedi­gend; mit der Pflücke des Frühhopfens ist bereits begonnen worden. Der Oehmdertrag ist der Menge nach sehr reichlich ausgefallen und in vorzüglicher Beschaffenheit eingebracht worden. Auch steht, da

das Gras soforthinter der Sense drein" wieder ge­wachsen ist, ein reichliches Herbstfutter in Aussicht. Auch die sonstigen Futtergewächse, Futter- und Kohl­rüben u.s.w., versprechen gute Erträge, so daß es an Nahrung für das Vieh nicht fehlen wird. Beim Obst, dessen Reife bei der sonnigen warmen Witterung rasch voranschreitet, haben sich die Aussichten auf einen mittelguten Ertrag in Aepseln erhalten, wäh­rend die Birnen, die von Anfang an schlechter stan­den, nur einen geringen Ertrag geben werden. Der Stand der Weinberge ist je nach Gegend und Lage sehr verschieden; teilweise stehen sie, was die zu er­hoffende Quantität betrifft, recht vielversprechend, teilweise aber auch, infolge Auftretens von Schäd­lingen (Lederbeerenkrankheit, Mehltau) wenig be­friedigend. Im ganzen genommen wird der in Aus­sicht stehende Weinertrag unter einem Mittelherbst nicht unerheblich Zurückbleiben; doch wird es da und dort auch bessere Erträge, sogenannteGlücksherbste" geben. Allenthalben sind, dank der ausgezeichneten Augustwitterung, die Trauben rasch und vollkommen herangewachsen und in der Entwicklung gegenüber normalen Jahren voraus.

Pferdverkauf zu Gunsten der Landwirtschaft.

Auf eine Anregung des Abgeordneten Erzber­ger hat das Württembergische Kriegsministerium ge­antwortet: Die Militärverwaltung ist sich voll be­wußt, welch große Opfer der Landwirtschaft zurzeit

zugemutet werden, und wird nach Möglichkeit den Wünschen und Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Bevölkerung Nachkommen. Es sind bereits Anord­nungen ergangen, um die bei der Feldarmee wie auch in der Heimat dienstunbrauchbar und entbehrlich ge­wordenen Militärpferde durch Vermittlung der land­wirtschaftlichen Organisationen und unter Ausschal­tung des Zwischenhandels der Landwirtschaft wieder zuzuführen. Ueber das Verfahren bei eintretender Demobilmachung können heute Bestimmungen noch nicht getroffen werden, selbstverständlich wird aber auch dann jede mögliche Rücksicht auf die Landwirt­schaft genommen werden.

Literarisches.

Vom Kriegtagbuch aus Schwaben 1914 ist das 4. Heft erschiene!'. Titelbi d ein vorzügliches großes Porträt Herzog Mbrechts Der Text gibt Kunde vom Schauplatz der großen Ereignisse, Telegr. mmwcchsel zwischen dem König von England und dem Zaren, bis z r den Schlachten bei Lüttich und Mül­hausen. Reizend sind die Bilder aus Schwaben".Zu Straß­burg",Von der schwäbischen Mb" undStuttgarter Tagbuch" sind gemütvoll und vornehm im Ton. Eine Reihe Bild-r: die eroberten französischen Kanonen in Stuttgart, Unterseeboot in voller Fahrt und uni er Wasser, Gefangene in Stuttgart und in Münsingen, eine Ansicht von Mülhausen, eine Karte des Kriegs­schauplatzes in Nordfrankreich usw. schmücken das abwechslungs­reiche und interessant gehaltene Heft. Abonnements (monatlich 3 Hefte zum Preis von je S6 Pf) durch alle Buchhandlungen, Postanstalt en sow ie dire kt vom Verla g Carl Grüninger in Stuttgart.

Für die Cchriftl. verantwortlich: I. V. Or. P. Nadig. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei

Calw, den 28. September 1914.

ToSes-Anzeigs.

Heute früh 8 Uhr entschlief nach »langer Krankheit unser lieber Enkel, 'Bruder und Neffe

Wilhelm Schidel,

im Alter von 15'/« Jahren.

Zm Namen

der trauernden Hinterbliebenen :

Die Großmutter: Marie Frank, Witwe.

Beerdigung: Mittwoch nachmittags 2 Uhr.

Altburg, 28. Sept. 1914.

LoSes-Anzeige.

Verwandten, Freunden und Be­kannten die schmerzliche Nachricht, daß mein innigstgeliebter Sohn, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel

Jakob Starzmann

am 30. August im Alter von 23 Jahren den Helden­tod fürs Vaterland gestorben ist.

Die trauernden Hinterbliebenen.

Bad Liebenzell, 27. Sept. 1914.

Nur auf diesem Wege.

Danksagung.

Für die vielen Beweise inniger Teilnahme bei dem herben Verluste meines lieben Mannes

Ritz EoszelWlln

sage herzlichen Dank.

Rickele Conzelmann mit Eltern.

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F»'' *

Anläßlich meiner Einberufung als Führer Üer Militär- (Sanitäts-j Autoabteilung Üer Z4. NeserveÜlvifion sage ich allen meinen Freunden und Sekannten, von denen ich mich nicht mehr persönlich verabschieden konnte»

herzlich Lebewohl auf Wiedersehn!

8. Dfi;enmaier, Sanitälskolonnen - Führer.

MMge Anemehr Cal«.

Montag, 28. September, abends 8 Uhr

BemaltsuMl-SUng

bei N as z.

Kommandant: Wid maier.

Mitbürger!

Weite Strecken der äußersten östlichen Grenzmark deut­scher Kultur und deutscher Sitte, der sonst reich gesegneten Fluren der preußischen Provinz Ostpreußen sind wochenlang von russischen Horden besetzt und barbarisch verwüstet worden. Viele Bewohner sind grausam hingemordet» ganze Familien ausgerottet worden. Wer das nackte Leben gerettet hat, ist an den Bettelstab gebracht.

Namenloses Leid ist über Tausende gebracht worden.

Wohlan denn, lasset uns alle, ein jeder nach seinem Teil, dieses unsagbare Leid nach Kräften lindern! Die Stadtverwaltung unserer Residenz ist uns mit gutem Beispiel bereits vorangegangen. Nun helfet auch ihr nach eurem Vermögen den armen, von Haus und Hof vertriebenen Ostpreußen!

Geht doch durch die für unser deutsches Vaterland schwere, aber auch so große, gewaltige Zeit nur der eine Gedanke:

Einer für Alle und Alle für Einen!

Jede, auch die kleinste Gabe, ist als Gruß vom deutschen Süden zum deutschen Osten willkommen.

Zur Empfangnahme und Weiterbeförderung von Gaben ist bereit

Amtsrichter Irion in Calw.

Bad Teinach. ^

Mzeige M Empfehlung. ^

Einer verehrten Einwohnerschaft und seitherigen Kund­schaft von hier und Umgebung, mache ich die ergebene Mit­teilung. daß ich das mir durch meinen in Frankreich gefalle­nen Mann hinterlassene Geschäft,

Zlaschnerci mit Laden

wie seither weiterbetreibe und dafür eine tüchtige selbständige Arbeitskraft eingestellt habe.

Ich bitte, das meinem Manne geschenkte Wohlwollen,

^ auch mir übertragen zu wollen.

^ Rm PhilWu ZttMlth.