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Freudenstadt, 7. Mai. (Unfälle und Zwischenfälle.) Auf her Reichsbahnlinie SchrambergFreudenstadt gab es die­ser Tage mehrere Zwischenfälle. Aus dem Frühzug Alpirs- bachFreudenstadt stürzte ein junger Alpirsbacher Schüler im Loßburger Tunnel ausdem Zug, weil er allem Anschein nach mit seinem Freunde Dummheiten auf her Plattform gemacht hatte. Er wurde durch den Sturz M die Tunnelwand geworfen und am Kopf und Arm ver­letzt. Als der Arbeiter-Abendzug von Schramberg weg- suhr. mutzte er bei derSonne" plötzlich halten, weil mit­ten auf dem Gleis ein Fuhrwerk stand. Der Geistes­gegenwart des Lokomotivführers und des Heizers war es M danken, datz ein Unglück verhütet wurde. Ungefähr 80 Meter vor dem Heilenberg-Tunnel in Alpirsbach sprang ein etwa 16 Jahre altes Mädchen die steile Böschung von der Straß« herauf und warf sich au f di e Schi enen vor einen Z u g, der wegen der Steigung hier nur langsam fah­ren kann. Dem Lokomotivführer war es möglich, seine Maschine wenige Meter vor dem unglücklichen Mädchen anzuhalten, das sich krampfhaft an die Schienen festklam­merte und nur mit großer Mühe vom Heizer und vom Lokomotivführer weggezerrt werden konnte. Was das arme Kind zu diesem Selbstmordversuch veranlaßt hat, ist nicht bekannt.

Tübingen, 7. Mai. (Vereinigung der Gemeinden Derendingen, Lustnau und Waldhau,en mit Tübingen.) Die Vereinigung der Gemeinden Derendingen und Lustnau urü> des Ortsteils Waldhausen, Gde. Bebenhausen, mit der Stadtgemeinde Tübingen auf Grund der abgeschlossenen, in der Presse veröffentlichten Verträge, ist von der zustän­digen Regierungsstelle, der Ministerialabteilung für Be­zirks- und Körperschaftsverwaltung, genehmigt worden. Die Vereinigung wird demnächst feierlich vollzogen werden.

Gammertingen, 7. Mai. (Große Maikäfergefahr auf der Alb.) Von hier aus wurde ein Aufruf an die Bevöl­kerung der Alb gerichtet, der auf die überaus große Gefahr des Maikäferflugjahres 1934 hinweist. Es wird darauf hingewiesen, daß bei einer Probegrabung 60 Engerlinge je Quadratmeter gefunden wurden. Diese Zahl ist äußerst besorgniserregend. Um die große Schädigung der Enger­linge zu begreifen, sei hier angegeben, daß auf ein Ar .Beetfläche drei Engerlinge genügen, um dengesamten Pflanzenbestand eines Forstgartens zu vernichten. Aus dieser Erkenntnis haben die Gemeindeverwaltungen des Bezirks sich entschlossen!, eine bestimmte Geldsumme für die Maikäfersammler auszuwerfen. Vielerorts gehen die Schulen geschlossen zum Kampf gegen die gefräßigen Schäd­linge vor.

Hrrrlingen, OA. Rottenburg, 7. Mai. (Sprengkap­sel-Explosion.) Am Freitag brachten sechs- und sie­benjährige Knaben eine Sprengkapsel zur Explosion, wobei vier der Beteiligten verletzt wurden. Das Pflegekind des Schuhmachers Ludwig Beuter, Robert, hat mehrere Ver­letzungen am rechten Auge erlitten. Die übrigen drei sind je nach Treffern mehr oder weniger stark verletzt.

Jrrendors, 7. Mai. (Lebendig verbrannt.) Der frühere langjährige Pächter des fürstl. Sigmaringischen GutesKarliswahl", Sebastian Haselmaier, holte auf einer Wiese mit seinen Angehörigen Stroh und begab sich dann allein zum Räumen auf ein Grundstück an der Stratze nach Schwenningen. Als er abends zur gewohnten Zeit noch nicht zu Hause war, nahmen seine Angehörigen an, daß er sich anderwärts aufhalte Um 10 Uhr, beängstigt durch sein langes Ausbleiben, begaben sich seine Kinder auf die Suche und fanden ihn in einem Waldeck an der Wies« verbrannt und tot auf. Es wird angenommen, daß beim Rauchen das dürre Gras am Walde Feuer fing, daß er es löschen wollte und infolge der starken Rauchentwicklung ohnmächtig wurde und.erstickte.

Binsdorf, OA. Sulz, 7. Mai. (Drei Gebäude nie­der g e b r a n n t.) In der Nacht auf Sonntag brach in der Frühe bei Wilhelm Stehle, Schuhmacher, Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit um sich griff. Trotzdem die Feuer­wehr bald zur Setlle war, konnte es nicht verhindert wer­den, daß das Feuer auf die Wohnhäuser des Pumpwärters Matth. Rümmele und der Fabiane Stehle Übergriff. Alle drei Gebäude wurden in kurzer Zeit ein Raub der Flam­men.

Meßstetten, 7. Mai. (Von der Transmission erfaßt.) Das 9jährige Töchterchen des Waldhornwirts Etengel wurde auf noch ungeklärte Weise von der Trans­mission erfaßt und dabei schwer verletzt.

Hechingen, 7. Mai. (F ll h re r s ch u l e.) Auf Schloß Lin- dich ist am Samstag die Führerschule der Gruppe Südwest eröffnet und damit das Schloß als Heimstätte für Schüttet tung und Kursteilnehmer übergeben worden. Zweck und Auf­gabe dieser Schule soll sein: deutsche Jünglinge und Män­ner für das Führertum im neuen Deutschland heranzubil­den. Die Eröffnung dieser Schule wurde am Samstag nach­mittag zum Anlaß genommen zu einem feierlichen Akte aus dem Marktplatze und vor dem Schloß Lindich.

Leonberg, 7. Mai. (SchwererMotorradunfall.) Am Sonntag abend ereignete sich in der Vahnhofstraße ein schwerer Zusammenstoß zwischen einem Personenkraftwagen und einem Motorrad. Der Führer des Motorrads, Ober­steuersekretär Köpf von hier, erlitt Verletzungen am Kopf, «ein Mitfahrer, der 30jährige Schneider Heinrich Wohleber von Weilderstadt, wurde 7 Meter nach vorn geschleudert. ^ blieb auf der Straße mit schweren Kopfverletzungen lie-

Pfullingen. 7. Mai. (Kind erstickt.) Ein tragischer Unfall traf die Familie Arnold. Während einer kurzen Ab­wesenheit der Mutter verfing sich das einjährige Söhnchen so unglücklich in dem Gurt, mit dem es an der Bank befe­stigt war, daß ihm der Hals zugeschnürt wurde und es eines schrecklichen Todes Warb.

Löwenstein, 7. Mai. (Gewitter uns Nager.) Nie hiesige Gesamtgemeinde ist am Donnerstag nachmittag von einer schweren Hagelkatastrophe heimgesucht worden. 20 Mi­nuten lang trommelten die Hagelkörner in Taubeneigröße uuf die Felder und in die prächtig stehenden Weinberge. Der Schaden beträgt bis zu 100 Prozent.

Oehringen, 7. Mai. (Heimattag.) lieber die Pfingst- tage findet in Oehringen der zweite Heimattag statt, der vie in allen Ländern zerstreuten Oehringer in die Heimat ruft. Der erste Heimattag fand vor fünf Jahren statt.

wm zuiammenbrechenden Boden herabgestürzt, Balken und das im Hause befindliche Klavier waren auf ihn herabgefallen und hatten ihn erschlagen.

Der Lehrer Reisch, der sich in dem ebenerdigen Schulzimmer befand, riß sofort die Fenster auf. Dadurch konnten Helfer, die auf das furchtbare Krachen des Einsturzes aus der Kirche nnd sonst aus der Nähe herbeigeeilt waren, sofort einsteigen. Sie brachten die verstörten Kinder mit größter Schnelligkeit durch die Fenster hinaus, befreiten die durch Balken Eingeklemmten und Verletzten, selbst halb blind durch den dichten Staub und nur mühsam atmend, während der Einsturz noch immer nicht zur Ruhe gekommen war.

Im oberen Stockwerk, so erzählte ein Kind, das im Schulzim­mer beim Lehrer Binz gewesen war. hätten sie zuerst einen lauten Warnruf von der Straßenseite gehört. Ihr Lehrer habe gesagt:Schnell die Ranzen nehmen und hinaus!" und sei zur Türe gegangen, um sie zu öffnen. Aber dann sei er plötzlich samt der Wand in die Tiefe verschwunden. Die ratlosen, das Unglück kaum begreifenden, verängstigten Kinder waren wie ge­lähmt, bis von der Kirchseite Rufe erschollen: Fenster aufmachen! Sie taten das dann, kletterten nacheinander hinaus und sprangen hinab, in die Arme der Untenstehenden, die sie auffingen. Leh­rer Binz hat bei seinem Sturz, so viel man erfahren konnte, nur leichtere Verletzungen davongetrazen.

Es müssen furchtbare Minuten gewesen sein, diese ersten Mi­nuten nach der Katastrophe, erfüllt von den Schreien der Kinder, dem Poltern und Bersten der Decken und Wände, den Rusen der Retter, während der Staub wie dichter Qualm das ganze Haus einhüllte.

Binnen kurzer Zeit waren alle Kinder, die nicht mit dem weichenden Boden hinabgestürzt waren aus dem Schulhaus ge­holt. Dann ging man daran, von der Straßenseite her die Ber­gung der unter einem Balken- und Brettergewirr liegenden verschütteten Opfer in Angriff zu nehmen. Kind auf Kind wurde schwerverletzt oder tot geborgen, manches mußte förmlich aus­gegraben werden, beinahe alle lagen nahe beieinander und über­einander. Das Kellcrgewölbe war hier zusammcngefallen und die unglücklichen Kinder hatte der Einsturz zum Teil vom zwei­ten Stock bis in den Keller hinuntergerissen. Die Bergungs­arbeiten waren mit ständiger Lebensgefahr für die Arbeitenden verknüpft, denn das Schulhaus hatte, nachdem die eine Seite in der Mitte zusammengebrochen war, keinen Halt mehr und drohte noch in weiteren Teilen einzustürzen. Trotzdem gaben sich die Retter lange nicht damit ab. sich durch Stützbalken zu schützen. Sie wollten nur eines: möglichst schnell zu den Verschütteten Vordringen. Erst nachdem bis auf ein vermißtes Kind alle ge­funden und herausgebracht und auch die Leiche von Oberlehrer Kohnle geborgen worden war, wurden mit einigen Balken die Rede der Vorder-Hauswand und das ganzgebliebene Dach ab­gestützt.

Es war längere Zeit sehr schwer, festzustellen, ob noch Kinder unter den Trümmern liegen konnten, denn die Geretteten waren auseinandergelausen. Schließlich aber kam man zu dem Ergeb­nis. daß noch ein Kind verschüttet sein müsse, der Schüler Alircd Eisen mann. Es begann dir Suche nach dem Vermißten von neuem. Körbeweise wurde der Schutt weggetragen, Balken mußten durchsägt und entfernt werden, und eine Staubwolke hüllte beständig die Feuerwehrleute ein. Schließlich, kurz vor 1 Uhr, entdeckte einer der Arbeitenden den Körper des armen Jungen. Vorsichtig wurde die kleine Leiche freigelegt und her­ausgehoben und zugedeckt auf einer Bahre an den ergriffenen Umstehenden vorüber weggetragen.

Um diese Zeit räumten von der Kirchseite her Feuerwehr. SA. und Einwohner die Räume des Schulhauses, soweit sie noch standen, vollends aus. In einer kleinen Anlage neben der Kirche wurde alles aufgestavelt, Tafeln, auf denen noch verwischt« Kreidezeichen zu lesen waren, Aufsatzhefte, herrenlose Schul ran. zen und Federkästen, alles überzogen von dem weitzgrauen Mör, telstaub der Katastrophe.

erlitten hatten und zu Hause bei den Eltern verbunden wurden.

Die Beerdigung der Todesopfer findet am Dienstag nach­mittag 2.30 Uhr statt.

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Grobfeuer Lei Gollnow

Stettin, 7. Mai. Am Montagmittag brach in Karlshof bei Gollnow auf dem Gehöft der Besitzerin Schmidt ein Feuer aus, das sich infolge des starken Windes auf einen großen Teil des Dorfes ausdehnte. Der Sturm trug die Flammen vom westlichen Ausgang des Dorfes von Haus zu Haus. Die meisten Gebäude sind strohgedeckt. Bisher sind 17 Gehöfte mit ungefähr 57 Gebäuden ein Raub der Flammen geworden. Das gesamte Kleinvieh ist verbrannt. Aus den Scheunen und Stallungen konnte nichts gerettet werden. Ebenso ist viel Mobiliar mitverbrannt.

Ein Frauenmord nach zehn Jahren aufgeklärt Ansbach, 8. Mai. Die Justizpressestelle teilt mit: Am Morgen des 29. 3. 1924 wurde die Witwe Magdalena Sey- bold, die bei ihrem Sohn, dem Bauern Johann Seybold in Rodheim, in Austrag lebte, mit schweren Schlagverletzun­gen an Kopf und Arm in ihrem Bett liegend tot aufgefun­den. Die sofort energisch betriebenen Ermittlungen führten zwar zur Verhaftung des Verdächtigen, aber nicht zur Auf­klärung und Uebersührung. Unvorsichtige Reden des da­mals auf dem Seyboldhofe bediensteten Michael Dettel- bacher führten auf eine ganz neue Spur. Dank der tat­kräftigen Unterstützung der Beamten der Landeskriminal­polizei Nürnberg gelang es nun nach zehn Jahren, Dettel- bacher als Täter zu überführen. Er hat eingestanden, die Witwe Seybold, mit der er ab und zu Streitigkeiten hatte, wegen dieser Reibereien erschlagen zu haben.

Schweres Eisenbahnunglück in Mexiko Mexiko-Stadt, 7. Mai. Die ZeitungPalabra" meldet aus San Luis Potosi ein schweres Eisenbahnunglück. Bei der Entgleisung eines Zuges stürzten die Lokomotive und zwei Personenwagen sowie zwei Packwagen um. Der Loko­motivführer und der Heizer wurden getötet, über 50 Per­sonen schwer verletzt. Es soll sich anscheinend um einen Anschlag handeln. Nach anderen Meldungen soll das Un­glück nur ein Todesopfer und einen Verletzten gefordert haben.

Jbn Saud will ganz Jemen erobern Kairo, 7. Mai. Wie aus Dschiddah gemeldet wird, empfing Jbn Saud am Montag die Vertreter der fremden Mächte und kehrte sodann nach Mekka zurück. Die Zeitung Albalagh" veröffentlicht ein Telegramm des Imams von Jemen, das vom 5. 5. datiert ist und in dem es heißt:Mir und meinen Kindern geht es gut". Nach Sonderberichten aus Mekka ist der Sohn Jbn Sauds, Feißal, zum Emir von Hodeida ausgerufen worden. Man nimmt in Mekka all­gemein an, daß Jbn Saud beabsichtige, das ganze Gebiet des Jemen in Besitz zu nehmen.

Gestorben

Lalw : Julie Seybold, verw. Sackmann geb. Palm, 77. J.a. Mitteltal: Michael Finkbeiner, Holzhauer, 82 I. a.

Das Wetter für Mittwoch

Zwischen zwei Hochdruckgebieten im Nordosten und Süd­westen befindet sich über Mitteleuropa eine flache Tiefdruck­rinne als Ausläufer einer isländischen Depression. Für Mitt­woch ist im großen ganzen freundliches, aber zu vereinzelten Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu erwarten.