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Nummer 94
Alteusteig, Dienstag, den 24. April 1934
87. IahrganD
EinEondrrbeauftragler für Abrüstungs.
An bas gnW
Berlin, 23. April. Der Herr Reichspräsident hat Herrn Joachim von Ribbentrop zum Veanstragten für Abrüstungssragen ernannt.
Joachim von Ribbentrop stammt aus einer Offiziersfamilie: ^ fein Vater war Oberst. Schon vor dem Kriege hat der neue Son- s -eibeauftragte für Abrüstungsfragen das Ausland durch zahlreiche Reisen kennen gelernt. Den Krieg machte Herr von Rib- ! benirop als Husarenoffizier mit, er kam nach dem Kriegsende in das Kriegsministerium und war in der Friedenskommission tätig. Herr von Ribbentrop nahm dann feinen Abschied und widmete sich einer geschäftlich — kaufmännischen Tätigkeit, die wiederholt ins Ausland führte, wo er ausgedehnte Beziehungen zu politischen und anderen Persönlichkeiten gewann. Seit 1932 hat Herr von Ribbentrop auch in der deutschen Innenpolitik eine erhebliche Rolle gespielt, die zwar nach außen nicht in Erscheinung trat. Er bemühte sich vor allem um die Vermittlung zwischen von Papen und Adolf Hitler. Im Zuge dieser Bemühungen hat von Ribbentrop dann jene berühmt gewordene Begegnung zwischen Adolf Hitler und von Papen anfang 1933 in Köln a. Rh. zur Zeit der Regierung von Schleicher zustandegebracht.
Mit besonderen außenpolitischen Aufgaben ist der neue Sonderbeauftragte für Abrüstungsfragen als Vertrauensmann des Führers bereits im vergangenen Sommer verschiedentlich betraut worden, die ihn nach London, Paris usw. führten. So ist ein- geweihten Kreisen leine Ernennung keineswegs überraschend gekommen.
Mit der Beauftragung Herrn von Ribbentrops durch den Reichspräsidenten tritt keinerlei Aenderung oder neue Wendung in der deutschen Abrüstungspolitik ein, sondern es werden lediglich neue Wege außerhalb des üblichen diplomatischen Verfahrens beschritten, wie dies auch in anderen Ländern bei ähnlichen Anlässen verschiedentlich der Fall war.
Englische Huldigung für Hitler
London, 23. April. An der ersten öffentlichen Riesenversammlung der englischen Faschistenbewegung, die am Sonntag abend hier stattfano, nahmen etwa 1V Ü00 Menschen teil. Der Abend gestaltete sich zu einem großen Erfolg. Außerhalb der Halle hatten sich Kommunisten angesammelt, deren Versuch, eine Eegenkundgebung zu veranstalten, jedoch kläglich mißlang. Unter den Klängen eines großen fasch-.stischen Orchesters wurden zu Beginn der Veranstaltung die englische Faschistenhymne und das „Horst-Wessel-Lied" in englischer Uebersetzung gesungen.
Der Führer der englischen Faschisten, Mosley, erklärte in feiner Ansprache: „Adolf Hitler muß ein sehr großer Mann fein, wenn er ein 65-Millionen-Volk zu seinen Anhängern machen kann. Faschismus oder Nationalsozialismus in Europa bedeuten nicht Krieg, sondern Frieden. Wenn ihr den Frieden wollt, dann laßt euch von einem Mann führen, der den Krieg aus eigenem Erlebnis kennt?" Zur Judenfrage erklärte Mosley unter minutenlangem Beifall: „Wir verlangen von den Juden, daß sie die Interessen Englands vor ihre eigenen jüdischen Interessen stellen. Wir werden es niemals zulassen, daß eine jüdische Minderheit die großen Ziele Englands sabotiert. Wir haben die Reihen unserer Bewegung den Juden verschlossen, weil sie eine feindselige Haltung gegen uns einnehmen." Mosley sagte noch, daß es Deutschland als einzigem Lande in der Welt gelungen sei, seine Arbeitslosen in einem Jahre um 50 Prozent herabzusetzen. Die Rede wurde mit überaus starkem Beifall ausgenommen.
Ae Aussprache Euvich-Ioumergue
Pa«s, 23. April. Unterstaatssekretär Suvich hatte am Sonnig «ine einstündige Unterredung mit dem französischen Ministerpräsidenten. Im Anschluß an diese Unterredung wurde eine Etliche Verlautbarung herausgegeben, in der es lediglich heißt, daß Suvich auf der Durchreise nach London eine herzliche Aussprache mit dem Ministerpräsidenten hatte.
In -er Unterredung ist. wie die Presse annimmt, der Wunsch Italiens, die Abrüstungsbesprechungen auf der Grundlage des italienischen Vorschlages einer Rüstungsbeschränkung fortzusetzen, erörtert worden. Daß diese Anregung der nationalen Verteidi- Sung weniger Abbruch tun würde als der englische Abriistungs- d^schlag, gibt man hier zu. erklärt aber im gleichen Atemzug, Aw auch sie zu einer Legalisierung der deutschen Aufrüstung "ihren würde, mit der Frankreich sich unmöglich einverstanden Erklären könne Der halbamtliche „Petit Paristen" glaubt mit- reuen zu können, daß Doumergue Suvich den formellen endgül- ngen Beschluß Frankreichs bestätigt habe, nicht nur nicht Verletzungen des Versailler Vertrages durch Deutschland zu legali- fteren und die Heraufsetzung des deutschen Militärhaushalts Kurzuheißen, sondern angesichts einer die Lage völlig verändern- oen Aufrüstung, deren Umfang übrigens niemand kenne s?). °>e französischen Derteidigungsmittel auch nicht im geringsten »u schwächen.
Zum zweiten Male feit der Machtübernahme durch Adolf Hitler und seine Bewegung begehr das deutsche Volk im Zeichen des Nationalsozialismus den deutschenFeier- tagdesl. Mai. lieber alle Stände, Schichten und Konfessionen hinweg bekennt sich hier eine ganze Nation einig und geschlossen zu ihrem Volkstum, zur sittlichen Kraft ihres Lebenswillens und zu dem unbeugsamen Entschluß ihrer nationalen Selbstbehauptung. Während am 1. Mai des vergangenen Jahres noch die Gewerkschaften und Parteien in Deutschland ihr Unwesen trieben, sind sie im Verlauf der weiteren Entwicklung durch die dynamische Wucht der nationalsozialistischen Idee und Bewegung zu Boden geworfen worden, und über ihnen allen triumphierte das deutsche Volk in seiner ewigen Unsterblichkeit.
Dieses Volk» heute eine einzige Gemeinschaft von Brüdern, hat mit Mut und Selbstvertrauen den Kampf gegen die große Not ausgenommen. Keine Gefahr und keine Krise konnte es davon abhalten, die Mittel und Möglichkeiten zu organisieren» mit denen es dem allgemeinen Verfall entgegentrat. Eine Umwälzung» die ihresgleichen in der Geschichte sucht, ist in Deutschland Tatsache geworden. Eine Revolution im wahrsten Sinne des Wortes wurde vollzogen. Das alte Regime zerfiel unter dem Ansturm der nationalsozialistischen Erhebung. Die soziale Volksgemeinschaft ist Wirklichkeit geworden.
Das deutsche Volk begeht am 1. Mai dieses Jahres i« einer nationalen Demonstration ohnegleichen die Feier derArbeit.Jm vorigen Jahr hat der Führer sich in seiner großen Rede auf dem Tempelhofer Feld vier Jahre ausbedungen, um die Krise sichtbar zu wenden und die furchtbare Not der Arbeitslosigkeit von Deutschland zu bannen. Im Ablauf eines einzigen Jahres schon ist es ihm gelungen, dem ganzen Volk wieder Selbstvertrauen. Hoffnung und Glauben an die Zukunft zurückzugeben. Die Wirtschaft hat sich merklich erholt, die Arbeitslosigkeit ist um die Hälfte gesunken, die politischen Verhältnisse sind geklärt, und im Kampf um unsere Gleichberechtigung und Ehre beginnt die Welt allmählich Deutschlands Standpunkt zu verstehe» und ihm Rechnung zu tragen. Ein Jahr unerhörter und vor zwölf Monaten kaum vorstellbarer Erfolge neigt sich damit seinem Ende zu. Am 1. Mai will die Regierung vor dem Volke Rechenschaft ablegen über die geleistete Arbeit und das Volk dem Führer aufs Neue seine unverbrüchliche Treue und innerste Verbundenheit mit dem nationalsozialistischen Staat und dem grandiosen Aufbauwerk der Regierung bekunden.
EssolleinTagderFreude.desStolzesund derEeuugtuung werden. Nicht nur auf das, was hinter uns liegt, wollen wir zurückschauen, sondern auch vorwärts schauen auf das, was vor uns liegt. In starkem Selbstvertrauen wollen wir bei diesen gewaltigen Demonstrationen Mut und Kraft sammeln für die schweren Kämpfe» die «ns um die endgültige Rettung unseres Volkes aus wirtschaftlicher Rot und außenpolitischer Entrechtung noch bevorstehe«.
Ehr et die Arbeit und achtetden Arbeiter! Mit diesem Ruf haben wir «ns im vergangenen Jahr an das deutsche Volk gewandt. Unter ihm appellieren wir in diesem Jahr aufs Neue an die Nation und sind davon überzeugt, daß, wenn vor Jahresfrist noch viele zweifelnd beiseite standen, diesmal das ganze deutsche Volk einig und ge-
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schlossen hinter den Führer tritt, der uns allen den Weg D» Neugestaltung des Reiches weist.
Wieder stehen für einen Tag die Räder still und ruhen die Maschinen. Wieder ehrt Deutschland die Arbeit, »o« deren Segen das Voll ein ganzes Jahr leben soll.
Männer und Frauen! An Euch alle ergeht der Ruf! Weg mit den Miesmacher«, konfessionellen Hetzern und kapitalistischen Profitjägern! Her mit der deutschen Volksgemeinschaft, die nicht Phrase bleiben, sondern Tat werden soll! Wir rufen Alle aus in Stadt und Dorf! A« die ganze deutsche Jugend geht unser Appell! Die deutsche Volksarmee des Friedens marschiert mit dem Führer i« eine bessere Zukunft hinein; beseelt von dem Glauben a» Deutschlands Größe und Unsterblichkeit, vereinigen sich arm und reich und hoch und niedrig iu der festen Zuversicht, daß es unfern vereintem Kräften gelingen wird, die Rot zu überwinden und das Reich des Nationalsozialismus zu vollenden.
Möge die Welt an diesen grandiosen Demonstrationen unseres Lebenswillens erkennen, daß Deutschland den Friede» will, aber sein nationales Dasein zu beschützen entschloss» ist.
Die Nation ist erwacht! Sie marschiert im alten Zeicho» vou Freiheit und Brot!
Am 1. Mai ruhtdie Arbeit!
Bekränzt Eure Häuser »ud die Straße» der Städte «ad Dörfer mit frischem Grün «nd den Fahnen des Reiches!
Vou allen Last- «nd Personenautos, aus allen Fenster« sollen die Wimpel und Fahnen der nationalsozialistische» Revolution flattern!
Kein Zug «nd keine Straßenbahn fährt durch Deutschland, die nicht mit Blumen »nd Grün geschmückt ist!
Auf den Fabriktiirmen u«d Burohäusera werde« feior- üch die Fahnen des Reiches gehißt!
Kein Kind ohne Hakenkre«zwimpel!
Die öffentlichen Gebäude, Bahnhöfe, Post- und Telegr» phenämter sollen in frischem Grün erstehen!
Die Verkehrsmittel tragen Fahnenschmuck!
Die ganze Ratio» vereint sich iu unerschütterlichem Glauben an die deutsche Zukunft »ud in fester Zuversicht auf di« niemals zu brechende Kraft unseres deutsche« Lebenswillens!
Das ganze Volk ehrt sich selbst, wenn es der Arbeit die Ehre gibt, die ihr gebührt.
Deutsche aller Stände, Stämme, Berufe «nd Konfessionen reicht Euch die Hände!
Für Arbeit, Friede» und Ehre!
Es lebe unser Volk «nd unser Reich!
Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Göbbels.
Lohnzahlung am 1. Mai
Berlin, 23. April. Wie wir erfahren, wird am 1. Mai, dm» nationalen Feiertag des deutschen Volkes, entsprechend de« Praxis des vergangenen Jahres und entgegen bisheriger anders» ! lautenden Meldungen Lohn gezahlt Nähere Ausführungs- ! bestimmung ergeht iu den nächsten Tagen.
Sn lniWMk AHmmiillsttt in Warschau
Bartlwus DmchiM durch Berlin
Warschau, 23. April, lieber die Durchreise des französischen ? Außenministers Barthou durch Berlin schreibt der Sonder- » berichterstatter des „Petit Journal": Auf dem Bahnhof Zoo ? stieg der französische Botschafter Francois Poncet in den Zug j und begleitete Barthou bis Frankfurt a. O. Auf dem Schlesischen Bahnhof begrüßte Gesandter Graf Bassewitz, der Chef des Pro- i tokolls, den französischen Minister und unterhielt sich während s des zehnminutigen Aufenthalts mit chm. Am Sonntag abend I gab der polnische Außenminister Beck zu Ehren Barthous ein ! Esten. Beck erklärte in seiner Begrüßungsansprache u. a., daß i die polnisch-französischen Abkommen eines der stärksten und ! dauerhaftesten Elemente der internationalen Politik seien denn ? sie hätten lediglich den Zweck, den Frieden zu organisieren und s festigen. Tief von der unveränderlichen Dauer des Bündnisses ? unserer Länder überzeugt, erhebe ich mein Glas zu Ehren des
Präsidenten der französischen Republik, zu Ehren unseres Gast« und zu Ehren des Wohlergehens der befreundeten großen Nation.
In seiner Erwiderungsrede erklärte Barthou u. a., daß er stolz sei, ganz Frankreich vertreten zu dürfen, das die Treue wM zu schätzen wisse. Diejenigen, die bestrebt sind, Schwierigkeiten, die im Leben der Völker unvermeidbar sind, auszunutzen, wissen uicht. was zwei Willen vermögen, die im selben Ideal verwurzell find und sich zur Erreichung desselben Zieles fest verknüpft haben. Frankreich und Polen wollen niemanden angreisen od« bedrohen; sie achten jedes Recht. Inmitten all der europäischen Probleme stellt die französisch-polnische Freundschaft einen Fakt« des Friedens der Ordnung, der Sicherheit und der Stabilität dar. Frankreich ist erfreut darüber, daß es durch nichts von diesem Lande getrennt wir. Die allgemeine Sicherheit ist Sie unerläßliche Bedingung für »in« Herabsetzung der Rüstung«.