Seite 4
Schwarzwätder Souutagsblatt
Rr. 1/»
Als der später so berühmte Burg-Schauspieler Heinrich Anschütz in den Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Breslau angestellt war, hatte er dort einen jungen Kollegen namens Baudius. Dieser spielte einmal den Edmund im „König Lear". Ein paar Statisten in britischer Soldatenuniform waren bestimmt, ihn als Sterbenden von der Bühne zu schaffen. Aber sie wollten im gegebenen Augenblick nicht erscheinen. Eine peinliche Pause entstand. Ein Spaßvogel im Zuschauerraum rief: „Stehen Sie auf, Herr Bauöius!" Edmund starb ungestört weiter. Da erhob sich die Stimme von neuem: „Stehen Sie ruhig auf, Herr Baudius! Sie sehen doch, es kommt niemand." Baudius lag totenstarr. Nun meldete sich der Ratgeber im Parterre ein drittes Mal: „Gehen Sie doch in dem Himmels Namen nach Hause, Herr Baudius! Man hat Eie vergessen." Dies wurde dem verschiedenen Edmund zu viel, er stand aus, verneigte sich und verschwand links in den Kulissen, während von rechts gerade die Krieger mit ihrer Bahre anrückten, um ihn abzuholen.
Aus einer seiner Gastspielreisen hatte Ludwig Barnay am 9. Januar 1897 in Danzig den Hamlet zu spielen. Am Vormittag des Ausführungstages fand die Berständigungs- probe mit der einheimischen Truppe statt. Der Polonius war einem älteren Darsteller anvertraut, der dauernd darüber stöhnte, daß die Probe so lange dauere, die Kinder müßten doch nachmittags wieder zur Schule, die Frau werde mit dem Mittagessen warten, usw. Barnay empfand Mitleid mit dem alten Herrn, und als er ihn nach der Vorschrift erstochen hatte, wollte er ihn nicht länger festhalten und flüsterte ihm zu: „Sie können abgehen!" — Der Abend kam, mehr oder weniger ergriffen folgte das Publikum der Tragödie auf der Bühne. Jetzt stach Hamlet durch die Wand, jetzt taumelte der getroffene Polonius auf die Bühne, jetzt stammelte er seine letzten Worte: „O, ich bin umgebracht", jetzt starb er und jetzt erhob er sich wieder, um erlöst durch die Mitte abzugehen.
Wenn ein Schauspieler den anderen niederzuschießen hat, ist das immer mit einiger Gefahr verbunden. Nicht etwa, weil die Waffen auf der Bühne scharf geladen wären und mit ihrem Geschoß Unheil anrichten könnten. Die Gefahr besteht lediglich darin, daß vielleicht das Zündhütchen nicht zur Explosion kommt und kein Knall erfolgt. Vorsichtige Inspizienten halten deshalb hinter der Szene immer ein Instrument bereit, das beim Versagen des auf der Bühne gebrauchten losknallen muß. Bei der Aufführung einer kleineren Bühne wurde diese Vorsicht nicht gebraucht. Der Bösewicht des Dramas drückte seine Pistole ab, aber es gab nur ein leises Knacken. Nun, der Darsteller wußte sich zu helfen: „So falle denn als erstes Opfer des rauch- und knallosen Pulvers!" schrie er den Partner an, worauf dieser vorschriftsmäßig zusammenbrach.
Das ist sicherlich eine Fabel. Aber die folgende Geschichte, die Max Grube nach dem Bericht seines Kollegen Weilenbeck aufzeichnete, soll sich wirklich bei einer Aufführung von Raupachs „.Isidor und Olga" am Wiener Vurg- theater zugetragen haben. Löwe und Anschütz standen sich in diesem Stück als feindliche Zwillingsbrllder im Duell gegenüber. Beide drückten ab. Es ertönte aber nur e i n Knall. Löwe freilich, dessen Pistole losgegangen war, meinte, daß auch die des Gegners geknallt habe. Also warf er sich hin und war tot. Anschütz, der genau wußte, daß sein Mordinstrument versagt hatte, blieb stehen, um den Hahn noch einmal zu spannen. Da sah er, daß der Gegner schon in seinem Blute lag. Was nun? Der Tote konnte ihn doch nicyt mehr niederschießen. Es mußte aber sterben, denn der Leibeigene Ossip, der Urheber des Duells, sollte triumphierend ausrufen: „Sie sind beide tot!" — Nun, in Verlegenheit und Verzweiflung kehrte Anschütz seine Pistole jetzt gegen sich selbst. Da aber der Schuß immer noch nicht losgeht, gebrauchte er sie als Dolch und fand so sein unblm tiges, aber tieferschütterndes Ende.
Himmel und Kölle lm Kvchlopf
Am Sonntag, den 7. Januar, Eintopfgericht! Deutsche Hausfrauen, die Hungernden warten!
Am 7. Januar begeht ganz Deutschland zum vierten Male die ernste Feier des Eintopfgerichts. Die schöne Sitte hat sich seit dem Erntedankfest schon so eingebürgert, daß wir kaum mehr daran denken, wie jung sie noch ist. Tatsächlich sind ja Ein- tovfgerichte für die deutsche Hausfrau auch gar nichts Neues, aber als Sinnbild der Volksgemeinschaft hat sie uns erst der Nationalsozialismus gebracht.
Inzwischen hat die junge Pflanze in unserem Heimatboden schon kräftig Wurzel geschlagen. Jede deutsche Landschaft hat ihr heimatliches Eintopfgericht und die Rcichsführung des Winterhilfswerks hat unter reger Beteiligung der Hausfrauen begonnen. die Rezepte für dieses Gericht zu sammeln. Neben den bekannteren Gerichten finden wir unter ihnen auch eine ganze Anzahl von uralten, leider wenig verbreiteten Rezepten. Viele haben eigenartige zum Teil sehr drollige Namen. Es gibt m Stuttgart ein'Gericht: „Gaisburger Marsch" (Kartoffeln und Spätzle) und in Thüringen eines namens „Schusterpfanne". Auch dürfte es wenig bekannt sein, daß es außer dem „Schlesischen Himmelreich" noch ein „Ostfriesifchcs Höllengericht" gibt. Während das „Schlesische Himmelreich" aus Vackobst, geräuchertem Schweinefleisch und Mehlklößen besteht, also fein süß und lieblich schmeckt, wird das ostfriesische Höllengericht mit feurigen Gewürzen, mit Pfeffer. Lorbeer, Speck und Zwiebeln zubereitet. Es besteht aus einem Gemisch von Kartoffelscheiben und gekochten oder gebratenen Fleischstücken, die mit einer scharfen Tunke durchtränkt und in der Röhre gebucken werden.
Für die meisten Hausfrauen bedeutet das Eintopfgericht kein Opfer, sondern eine wesentliche Erleichterung, weil es sich so leicht zubereiten läßt. Und die deutschen Männer und Kinder lieben diese einfachen, schmackhaften Speisen so sehr, daß sie sich jedesmal auf das Eintovfgericht freuen. Das ist vor allein auch im Hause der nationalsozialistischen Führer der Fall. Hermann Eö- ring, der preußische Ministerpräsident, ließ es sich im Dezember trotz kaum llberstandener Krankheit nicht nehmen, seine Erbsensuppe M't Speck zu essen Bei Frau Mazda Eöbbels gab es Brühkartoffeln, und Gruppenführer Staatsrat Ernst hatte seine Gäste zu einem Pickelsteiner Gemüsetopf eingeladen. Dicke Reis- supve aß man im Hause des Relchsinnenministers Dr. Frick. während Kultusminister Dr. Rust eine kräftige Gemüsesuppe vorzag und der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Pg Kube, sich an Wirsingkohl gütlich tat
Selbst in den elegantesten Gaststätten sind Eintopfgerichte geboten worden. In einem der allerfeinsten Berliner Speiselokale war über einem großen Spirituswärmer ein riesiger blanker Kupserkessel ausgestellt, aus dem der Küchenchef in eigener Person mit der Supvenkelle den Gästen Kohl und Hammelfleisch auf die Teller tat. Die meisten ausländischen Gäste in den Hotels fanden die Einrichtung für höchst nachahmenswert und verzehrten mit gutem Appetit die einfachen, aber kräftigen Speisen, die man ihnen vorletzte. Der Direktor einer großen ausländischen Bank, der zu Besuch in Berlin wellte ließ sich für seine Linsensuppe mit Speck und Wurst drei Teller reichen, da er auf diese Weise, wie er lachend erklärte, ein Diner von drei Gängen habe.
Auf eine einfachere, schönere und schlagendere Weise kann ein Volk das Gefühl seiner Zusammengehörigkeit kaum bekunden. Darum wird man noch in tausend Jahren, so Gott will, überall wo die deutsche Zunge klingt, einmal im Monat das Eintopfgericht essen.
Buntes Allerlei
Löte mit Silber!
Es klingt befremdlich, aber es ist Tatsache: Das Silber gewinnt immer größere Beliebtheit als Lötmittel. Es war immer billiger geworden, als Länder wie China zum Goldstandard übergingen. Neuerdings beginnen zwar die Staaten wieder größere Mengen Silber auszuprägen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß dieses Metall heute nicht mehr in erster Linie dazu bestimmt ist, als Hartgeld
zu dienen. Statt dessen gehen die verschiedensten Industrien dazu über, sich des Elementes in stets wachsendem Umfange für Lötzwecke zu bedienen. Der Hauptvorzug, den das Silber in dieser Hinsicht auszeichnet, ist sein niedriger Schmelzpunkt. Ein Edelmetall, das bei 961 Grad siedet, muß als ideales Lötmittel bezeichnet werden. Das flüssige Silber besitzt zudem ziemliche Zähigkeit, es läßt sich im kalten Zustand ziehen und setzt den Angriffen aus der Luft starken Widerstand entgegen. Das geschmolzene Metall rinnt wie Wasser in die winzigsten Fugen und dringt in die feinsten Risse. Und wenn die Masse erkalter und erstarrt ist, können ihr selbst schwere Erschütterungen so gut wie nichts anhaben. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Silber bei der Lötung von Rohren im Flugzeug, beispielsweise wenn es sich um Benzinleitungen handelt. Ferner findet es im Elektrobau an Motoren und anderen beweglichen Teilen Verwendung. Seine Widerstandskraft gegen starke Erschütterungen hat das Silber auch auf die Schlachtschiffe geführt, deren Bestandteile in- folge des Geschützfeuers stärkster Beanspruchung ausgesetzr sind. Auch hier werden die besonders in Mitleidenschaft gezogenen Körper mit Silber gelötet. Ein Nachteil dieses Lötmittels liegt darin, daß es im geschmolzenen Zustande erhebliche Mengen Sauerstoff aufnimmt, und zwar das Zweiundzwanzigsache seines eigenen Rauminhaltes. Beim Erkalten gibt das Metall den gasförmigen Fremdkörper wieder von sich. Dieses sogenannte Sprechen zwingt zu besonderen Vorsichtsmaßregeln.
Die Eottlosen-Bewegung im Vormarsch
ep. — Zur selben Zeit, wo bei den russisch-amerikanischen Ber> Handlungen der russische Verhandlungspartner Litwinow de« amerikanischen Präsidenten Roosevelt die ireie Religionsausübung der in Rußland lebenden Amerikaner zusichert, benndet sich die russische Gottlosenbewegung in eifrigem Vormarsch. I» Deutschland ist sie zwar zurückgedalken, ja entscheidend geschlagen worden, dagegen macht sie sich zur Zeit in England und Dänemark stark bemerkbar. Zur Bekämpfung jeglicher Religion in Afrika werden augenblicklich in Rußland 260 Neger ausgebildet, und die javanische Regierung sah sich genötigt, in den Räumen des russisch geleiteten Eottlosenverbandes in Tokio eine Haussuchung vorzunehmen. Auf Grund des dort Vorgefundenen Materials wurden sämtliche Eottlosenvereine verboten und rhre Führer verhaftet. Bekanntlich ist die Zentrale der Gotrlojenbewe- gung. die von der kommunistischen Internationale in Zürich unterhalten wurde, nach Straßburg verlegt worden. Gewisse französische Kreise haben dagegen bereits protestiert. Mit welchem Erfolg, steht abzuwarten.
Der Klub der Großmütter
Kürzlich ist in Amerika der Klub der Großmütter gegründet worden, dem zunächst acht Amerikanerinnen angcbörten. die sämtlich Großmütter sind; nur die älteste von ihnen, die sehr frische Frau Anne King, die schon 92 Jahre alt ist, ist Urgroßmutter. Der Klub hat den Namen „Kardinalklub" bekommen, nach dem Kardinalvogel, der auch die „Nachtigall von Virginia" genannt wird, wo er beheimatet ist. Die Zusammenkünfte des Klubs gestalteten sich jo unterhaltend, daß ein ständiger Zustrom von neuen Mitgliedern zu verzeichnen ist. Bedingung ist aber, daß man das 65. Lebensjahr erreicht hat. Es haben sich bereits im ganzen Lande Zweigstellen gebildet, und überall sind die Großmütter eifrig am Werk, Kleider für arme Kinder und Bettwäsche für Krankenhäuser zu nähen.
Wissenswertes Zahlen-Allerlei
Wie viel man mit Briefmartenmnun>.ln verdiene» kann, zeigt Ms Beispiel eines Londoner Briefmarkenhändlers, der sein gan- ^s Vermögen in einer Sammlung angelegt hatte, die er eines lages für 25 Mb Pfund lauste. Das war vor einigen Monaten «eschehen. Inzwischen hat er die Briefmarken all« wieder ver- auft und besitzt jetzt 45 MO Pfund.
Verantwortlich für die Schriftleitung: L. Lauk (v.-^.: 2150) Druck und Verlag der W. Rieker'jchen Buchdruckerei, Altensteig
HiMMste lilMMösrlelie»
von klVI. 200 — dis 5 000.— erkalten sie suk »arleliensverirsAasckverkSItaismSLig kurrer tVariereit ckurck ck>e VVürtt. krecklt- kssse für Oeverbe u.tlaackel (2veck- sparkasse, unter -luksickt ckee keicdsbe- auktragten).
Kuekuakt erteilt cker
»aus- una Si'imilvesiirvi'- venein v. »siivponn
1itol8tr. 14. (Lebe kstieckensstr.)
llauptveitreter: ködert Oeissldart
^Iten8teig 07). dlsMlrt
Sei schrillt. Anträgen kückporto erdeten.
rur äiwcliakfunx von lUvdeia, ^U 88 te»erri, - 4 uto 8 ,
Oe8cküft8kapital unck sonstigen 2vecken
ksrtvLcLLAv 81lld1vvr8topkairA?
„Unter den vielen, vielen Mitteln die ich früher verwandte, hals mir keines in solch zuoerlässtaer, angenehmer, unschädlicher Weise wi- die 8 SM VN 0 P 8 .
Ich bin jetzt nahezu 80 Jahre alt und habe Dank des dauernden Einnehmens der Sani Drops mit keinerlei gesundheitlichen Beschwerden mehr zu Kämpfen." Dies bezeugt der Wahrheilgemäß G.
Sani Drops Kurpackung RM. 2.75; Notpackung RM. 1.50. In den Apotheken zu Altensteig, Haiterbach u. Pfalzgrafenweiler.
L Stottv
blau, tzrsu, scdvvarr uack karbiA kummsara ä mir. köt. 6.80. 8.80 uack 10.80 Mr liefern porto- unck verpackunZskrei! llnverbincklidle hlustersenclun^ virck gern rugessnckt l
sopsep lexrlirsru'iKsiion o.m.b.n., vsr»s
-xv:
in der wie wurzln
Ferne
nach» denen man sich sehnt
Freude und Behagen
Da« Inhalt und 6 limmun§ der großen ösunrag-Zettung
HießnmeÄK
Heute neu für 20 Pfennig 2u belieben clurck ciie
vuvimsnaiung Lsu»
^Itenstetz unck dlazolcl
W
lliis groae «si'iii'oiiuns
unserer 8ckzvarrivg1cjer IsZesreilunZ
usi'lMi'gi einen guten keiolgi
^IterwteiA.
vikMlSWeil kiiclMiiiMii
kauft man bei
»vinniek Mllttvn
kstascliaerei unck InslsIIgtioriSM- sckSkt / llernsprecker dir. 226.
Tuche zum sofortigen Eintritt fleißigen
Knecht
Gg. Stahl, Bürgermelfter SberlellgeuharhlOrl. Neuenb.
Tüchtiges
Mädchen
für Haus, und aushilfsweise kleine Landwirtschaft. (Schweizer vorhanden) gesucht.
Angebote zur Weiterbef. mit Photogr. u. Zeugn. an die Geschäftsstelle des Blattes.
Kaffee-
und sonstiges
Mrierpapler
empfiehlt die
Lima»»««, Look
Altensteig und Nagold.
LÜüee «Zer io iit>er M ^imren devädrteo
sckütrieo 8ie clavor.
8ie sofort eine keelcnne. rosa ^leicd tat» verxM wen orckll
Ml
lleorlcoeornolton
nniraen) Tannen
§etrt Leute! 35 Pitz.
Dose 40 uull 75 ptz.
2u baden bei: Apotheke 1^. Lcliiler; ftöven-Oro- Zerie Oskar lliller; Sckvsrr- rvalc!-Drogerie kftitr 8cklum- berZer; Lkristisn öurgksrä jr.; ftoren^ ftur jr. Ink. L. keck; 3. purster blsckk. Pr. Lckbsrä. kizenkausen: Lkr. öeilkarr Kalten dscks dlackk.; Alkreä Kuckler pkalrzrakenweller: Apotheke Larlkettick; brieflich 3un§; Oottkrieä ZchillinZer. Vkalcläark: OeorZ Volr unü vo Plakate sicktvar.