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Sonntagsausgabe der Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nummer

ii Anzeigenpreis: Die einspalt. Milli- ' meterzeile K F, Reklamezeile 18

Altensteig, Sonntag» den 7. Januar 1934

Bezugspreis im Monat SO Pfennig >1 Die Einzelnummer ... 15 Pfennig sj

1934

Eonntagögedanken

Ein wichtiger Augenposten

Daß das deutsche Missionswerk eine beachtliche völkische Bedeutung hat, ist bekannt. Deutsche Glaubensboten gehö­ren zu den wirksamsten Vertretern des deutschen Namens unter den farbigen Rassen Ihr Beruf selbstlosen Dienstes führt sie zu eingehendem Studium der Landessprache und «Sitte und gibt ihnen jo viel Gelegenheit zur Hilfeleistung, daß sie sich meist rasch das Vertrauen der Bevölkerung er­werben. Das kann sich gelegentlich bedeutsam auswirken wie z. B. am Ende des Weltkriegs in China, wo unsere ein­stigen Gegner von der chinesischen Regierung die Auswei­sung aller Deutschen zu erpressen suchten, aber gegenüber dem Widerstand der Bevölkerung, die namentlich auch die deutschen Missionare zu schätzen wußte, nicht durchdringen konnten.

Es ist indessen falsch, wenn man das Werk der deutschen Weltmission vorwiegend unter den Gesichtspunkt stellt, daß es ein wichtiger Außenposten des Deutschtums ist. Dadurch bringt man es nicht nur in die Gefahr, als politische Agen­tur betrachtet zu werden, sondern man drängt damit zu­gleich die Missionsarbeit in eine falsche Richtung, indem man ihr ihre Selbstlosigkeit und in den Augen der Einge­borenen ihre Vertrauenswürdigkeit nimmt. Grundsätzlich muß vielmehr die Ausbreitung des Evangeliums in der nichtchristlichen Welt als unentbehrlicher Außenposten der deutschen evangelischen Kirche gelten. Vor allem ist die Er­fahrung aufschlußreich, daß das Evangelium unter den Volksstämmen jeden Blutes Fuß faßt. Es kann daher nicht aus irgend einer Rassenseele stammen, sondern hat wie Christus selber seinen Ursprung jenseits alles menschlichen Seelentums in Gott. Ferner macht man die Beobachtung, daß das geglaubte Evangelium auch ohne staatliche Bei­hilfe zur Gemeinde- und Kirchenbildung führt. Man muß es etwa im neuesten Jahresbericht der Basler Mission Nach­lesen, wie ein Familienglied das andere nach sich in die christliche Gemeinde zieht, oder wie Kirchenälteste in China, ELdborneo und Westafrika sich an der Evangelisation ihrer Umgebung beteiligen. Zugleich machen sich in allen Bezir­ken des Volkslebens Kräfte der Genesung geltend Sklave­rei, Kindstötung, Unterdrückung der Frau weichen einer neuen, auf gleicher Eotteskindschaft aufgebauten Ehe, einer unbedingten Wertung des Menschenlebens, einer Schätzung der Arbeit als Gottesdienst, und die alten Stammesfehden treten zurück.

Es leuchtet ein, welch gewaltige innere Werte die deutsche evangelische Weltmission für die deutsche evangelische Kir­che birgt. Und nun ist dieses ganze große Werk aufs äußer­ste gefährdet durch die jahrelange Weltwirtschaftskrise, die zu einer geradezu drakonischen Sparsamkeit und schmerzvoll­ster Einschränkung der Arbeit zwingt. Will die deutsche Hei­mat die starke Million farbiger Christen, die ihrer Pflege anvertraut ist. und die 1600 deutschen Glaubensboten an der tropischen Front wirklich im Stich lasten? Soll das Werk frommer Väter in dem Augenblick, wo sich das deutsche Volk auf sich und seine Geschichte besinnt, zu Grunde gehen? Es gibt einen Befehl des Führers, der sein Blut für das Heil der Welt vergessen hat:Gehet hin in alle Welt und ver­kündiget das Evangelium aller Kreatur!"

Heinrich Pfisterer.

Lichtträger

Da» Licht ist i» die Welt «komme« r« deue«, die das Licht liebe», wie «a« es liebe« muh. mit biusebender, alles ertragen­der Liebe. Tarlyle.

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3. Fortsetzung

Darüber gingen zwei Wochen hin. Der Juli stand im erglühen. Die Tage waren reif wie Aehren. Aus dem lolkengebräu, das zuweilen beängstigend über der Ebene ng, wurde weder ein Gewitter noch ein Regen. Die Erde Hzte. Bis tief hinein in ihren Leib gingen die Riste und irünge.

In dem kleinen See, der zum Klausenhof gehörte, spie­lte sich ein smaragdener Himmel. Frösche sprangen ins

Schiff, als Klaus Süderbloem in die Hütte trat, in welcher der Kahn angekettet lag. Gleich darauf quakten sie beru­higt weiter. Sie quarrten aufdringlich wie im ersten Mai. Demnach würde das Wetter nicht mehr lange halten, und das war gut so.

Er hatte Angelzeug mitgebracht und wollte sehen, wie weit Annemies Behauptung richtig war, Laß die Karpfen hier moosig schmeckten. Während er den Rock ablegte, sah er zwei Jungen auf ihren Rädern die Straße herabflitzen. Sie bogen nach dem See ein, warfen ihr Fahrzeug ins Gras und begannen, sich zu entkleiden.

Wie unvorsichtig", dachte Süderbloem. Die Körper waren jedenfalls noch erhitzt. Das Master war zwar nicht kalt, aber es blieb immerhin ein Leichtsinn, den Sprung zu wagen, den die beiden Knaben nun kurzerhand vollführ­ten. Ihre Leiber tauchten kupferfarben aus den Wellen, die bald diesen, bald jenen Körper zur Hälfte freigaben.

Klaus löste das Boot vom Haken und ließ es in den See treiben. Ganz sachte nahmen die Wogen es auf und schau­kelten es südwärts, dem Vuchenwalde entgegen, der sich wie eine Laube am Ufer entlangzog.

Die Jungens schienen den Kahn bemerkt zu haben, denn sie bogen jetzt mit raschen Stößen nach Norden aus. Ihr Lachen tönte in das gleichmäßige Eintauchen der Ruder. Klaus Süderbloem winkte hinüber. Für einen Augenblick waren die beiden Körper verschwunden, dann kamen sie wieder zum Vorschein.

Ein Arm hob sich, schlug schwer auf das Wasser und kam nicht wieder herauf. Dann ein Schrei, so grausam gel­lend, daß Süderbloem sich in jähem Schrecken die Ruder gegen die Knie stieß. Blitzschnell wandte er und ließ die Schaufeln spielen.

Kein Körper war mehr zu sehen. Wohin er auch suchte, das Wasser wölbte sich wie ein hauchloser Spiegel. Er nahm die Richtung, in der er kurz zuvor noch den Arm hatte auftauchen sehen. Wasserrosen schwammen ihm ent­gegen, Algen schickten ihren scharfen Geruch herauf.

Von den beiden Knaben nichts.

Dann schoß ein Kopf dicht vor ihm empor, ein triefen­der Scheitel tauchte am Rand des Kahnes auf und eine schreckverstörte Kinderstimme lallte:Mein Bruder".

Klaus Süderbloem hatte bereits das Beinkleid abge­streift, der Kahn schwankte, als er den Sprung tat. Mit offenen Augen tauchte er in die grüne Algenwiese, die sich zu seinen Füßen ausbreitete.

Nichts.

Eine verfaulte Baumleiche sperrte den Weg und unter dieser eingeklemmt schaukelte ein Körper. Ein Arm bewegte sich und suchte verzweifelt die Umklammerung abzuwehren. Dann fiel er jählings herab.

Die Wellen umkosten das kleine Menschenwrack und hoben und senkten es. Waren es Sekunden, Minuten, war es eine Ewigkeit oder mehr, bis Süderbloem, den reglosen Körper im Arm, wieder nach oben kam? Schwer glitt die Last in den Kahn.

Von dem zweiten Jungen war nichts mehr zu entdecken.

Süderbloem kniete trotz des unsicheren Bodens nieder und begann den Körper des Knaben systematisch zu bear­beiten. Auf, ab, auf. ab bewegten sich die kalten, reglosen Arme. Der Kahn trieb von selbst und landete mit einem sanften Ruck im Buchenholz. Süderbloem nah in den Knaben auf und bettete ihn auf den Moosboden.

Für Sekundenlänge horchte er an dem kleinen Herzen, das nicht schlagen wollte und setzte dann seine Rettungs­versuche fort. Es war ein schmales, verschlossenes Kinder­gesicht, dessen Augen unter den blauweißen Lidern ver­borgen waren, das da von ihm in das Moos gedrückt wurde. Und immer noch nicht das geringste Zeichen, daß Leben in dem kleinen Körper war.

Klaus Süderbloems Arme begannen zu erlahmen, der Schweiß drang ihm aus allen Poren. Im Innern aber war er maßlos erbittert über die Feigheit des anderen. Da neigte er das Gesicht wieder nach dem schneeigen Antlitz herab und sah, wie eine Wimper zuckte.

Endlich!"

Nun kam in seine Arme neue Kraft, in seine Bewegun­gen neue Frische. Fünf Minuten mochte es noch gedauert haben, bis die Lider zurückfielen und ein erschrockenes Augenpaar in das seine starrte.

Wieder wohlauf?" fragte Süderbloem, über den nassen Scheitel streichelnd.

Ist Fritz ertrunken?" kam es stammelnd.

Das nicht, aber ausgekniffeu." Süderbloem konnte jetzt schon wieder lachen.Nein, wirklich, er hat sich aus

nicht baden sollen, was."

Der schmale Körper bewegte sich verneinend.

Siehst du, jo geht es, wenn man nicht folgen will."

Wieder ein schwaches Regen. Die Lider standen jetzt geschlossen, aber darunter hervor perlten schwere, Helle Tränen, die Süderbloem ans Herz griffen. Und als dann die beiden Knabenhände sich hoben und zwei noch kalt­erstarrte Lippen sich auf die Stelle drückten, wo sein Herz pochte, neigte er sich .herab und küßte den verschobenen kleinen Mund.

Du mußt nicht mehr weinen", tröstete Süderbloem, nun ist ja alles gut. Ich ziehe mich jetzt an und bringe dich nach Hause."

Der Papa wird furchtbar böse sein."

Glaubst du?" Kind und Mannesauge tauchten ernst ineinander.Wird er trotzdem nicht auch Lberselig sein, der Papa, daß er seinen Jungen wieder haben darf?"

Za, ja, ich möchte nach Hause."

Süderbloem war ihm beim Ankleiden behilflich. Aber als der Junge allein auf den Füßen stehen sollte, ging es nicht. Haltlos klappte der Knabenkörper wieder zusammen, man mußte warten, bis er sich noch etwas mehr erholt hatte. Dicht nebeneinander, die Rücken an einen der Stämme ge­lehnt, saßen sie jetzt und sahen über das Wasser hin.Ich weiß übrigens gar nicht einmal, wer du bist", fragte Süder- bloem, um die Gedanken des Knaben abzulenken.

Heinz Ebersbach."

Ach, dann bist du also einer von den Ebersbacher Zwil­lingen?" Dabei strich Süderbloem gedankenverloren über den nassen Kopf an seiner Schulter.

Ja! Und Sie sind der verwunschene Prinz vom Klausenhof? Ich habe Sie schon öfters oorüberreiten sehen."

Süderbloems Lachen brachte den Jungen in Verlegen­heit.Die Leute hier herum sagen so", gestand dieser offen­herzig.

Und wissen nicht, warum." Süderbloem wurde wie­der ernst und massierte Heinz Ebersbachs Finger, die noch immer kalt und gefühllos waren.

Der Junge saß jetzt aufgerichtet neben ihm und sah ihm vollends ins Gesicht.Ich habe ein Märchenbuch, da ist ein Prinz drinnen farbig natürlich, mit einer weißen Leder­hose und glänzenden Stiefeln und einem Wams, ganz aus rotem Samt mit Hermelin besetzt. Der hat das gleiche Gesicht wie Sie, Herr Süderbloem. Der heilige Michael in unserer Dorfkirche hat auch so eins." Heinz warf den Kopf zurück und suchte seinen Augen einen überlegenen Ausdruck zu geben.So ja. Wir probieren's immer in der Schule, aber es bringt's keiner fertig. Am besten noch der Max Kemrich. Aber das ist auch ein Baron. Da liegt das in der Rasse, sagt mein Bruder."

Süderbloem rieb noch immer die kleinen Hände und sprach dabei in seiner ruhigen, freundlichen Art auf den Jungen ein.Siehst du, Heinz, auf das Gesicht kommt es gar niemals an. Außer es ist einer ein ganz schlechter Mensch, dem Verbrechen schon auf der Stirn geschrieben steht. Aber sonst ob man nun schön oder häßlich ist das hat gar nichts zu sagen. Nur das Herz entscheidet. Ob das nun gut ist oder verdorben, davon hängt der Wert des einzelnen ab."

Aber SieSie sind doch auch schön, Herr Süderbloem, und trotzdem gut!"

Weißt du denn, ob ich gut bin?" fragte der neue Klausenhofer ernst.

Ja", kam es mit Ueberzeugung. Am Sonntag erst habe ich's Evangelium gehört. Das ist das Höchste, wenn einer sein Leben gibt für einen anderen, lind Sie hätten das Ihre für mich geopfert. Und wenn wieder einmal einer etwas gegen Sie sagt, dem haue ich eins mit der Reitpeitsche herunter, Laß ihm Hören und Sehen vergeht."

Das darf man nicht tun", mahnte Süderbloem und sah besorgt nach dem Himmel, an dem graues, dickes Gewölk aufzusteigen begann. Das gab ein Gewitter, zum minde­sten Regen. Da setzte auch schon der Wind ein und warf den Kahn unter den Wellenschlägen hin und her.Wir dürfen nicht mehr bleiben. Du brauchst eine halbe Stunde, bis du nach Hause kommst. Oder willst du mit mir nach dem Klau­senhof? Dorthin ist es nur zehn Minuten. Ich telephoniere dann, daß man dich holen kommt. Oder Hannes bringt dich mit dem Wagen heim oder ich selbst."

Dem Jungen war alles recht. Süderbloem kettete noch rasch den Kahn fest. An das Rad, tvelches drüben im Grase lag, dachte keiner. Sie stapften jetzt quer durch den Buchen­wald. Süderbloem immer bestrebt, das Tempo zu verrin­gern, um den Knaben nicht zu überanstrengen.