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Amts- und Anzeigeblatt >ür den Vberamtsbezirk Lalw. 89- Jahrgang.

Nr. 207.

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Samstag, o-n S. September lyftz

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Amtlich« Vekanntmachangen.

Bekanntmachung,

betreffend Behandlung der Familienunter- stützungs antrüge.

Bei der Behandlung der Unterstlltzungsanträae der Familien in den Kriegsdienst eingetretener Mannschaften gemäß dem Gesetz vom 28. Febr. 1888 und 4. August 1914 (Reichsgesetzbl. S. 59 bezw. 332) wird die. Prüfung der Frage der Bedürftigkeit von den Gemeinderäten vielfach zu leicht genommen, so daß sich in weiten Kreisen die Anschauung gebildet hat, als ob lediglich die Tatsache der Einziehung zum Kriegsdienst für die Familien der Eingezogenen den Anspruch auf die Unterstützung begründe.

Es wird daher mit Bezug auf Ziffer 2 des Er­laßes des K. Ministeriums des Innern vom 14. August ds. Js. (Staatsanzeiger vom 15. Aug. Nr. 194) wiederholt darauf hingewiesen, daß die Unter­stützung der Familien in den Kriegsdienst einge­tretener Mannschaften nach tz 1 des oben erwähnten Gesetzes nur im Fall der Bedürftigkeit zu gewähren ist. Die Unterstützung hat also ohne weiteres dann einzutreten, wenn eine Familie sonst von der öffent­lichen Armenpflege unterstützt werden müßte. Sie wird aber auch da zu leisten sein, wo eine Familie, wenngleich sie nicht als hilfsbedürftig im Sinne des Amerstützungswohnsttzgesetzes anzusehen ist, ohne die kneysunterstlltzung in ihrer wirtschaftlichen Exi­stenz gefährdet würde. Der Besitz eines Sparkasten- guthabens von mäßiger Höhe schließt, wenn im übri­

gen die Voraussetzungen der Bedürftigkeit als ge­geben erscheinen, ihre Bejahung nicht aus.

Die Gemeinderäte wollen daher die Frage der Unterstützungsbedürftigkeit nach den dargelegten Gesichtspunkten in jedem einzelnen Fall unter Wür­digung aller in Betracht kommenden Umstände ge­nau prüfen.

Bemerkt wird, daß die den Familien der Staats­arbeiter vom Staat und der Arbeiter in Reichs­betrieben vom Reich gewährten Beihilfen für die Regel die Bedürftigkeit nicht beseitigen werden. Die reichsgesetzliche Familienunterstlltzung ist daher, so­weit die Voraussetzungen des Gesetzes vorliegen, neben diesen Beihilfen zu gewähren.

Calw, 4. Sept. 1814.

K. Oberamt.

Binder.

Bekanntmachung,

betreffend eine weitere Pferdeanshebung.

Im Laufe der nächsten Woche findet eine noch­malige Pferdeaushebung aus dem Bezirk Calw statt.

Die Herren Ortsvorsteher werden heute schon mit dem Auftrag darauf aufmerksam gemacht, ihre Vorführungslisten und Zugangslisten auf den lau­fenden Stand zu ergänzen und dafür zu sorgen, daß für jedes Pferd das betr. Nummern- und Bestim­mungstäfelchen vorrätig ist.

Etwaige Formulare und Bestimmunqstäfelchen können eventuell nach telephonischem Anruf vom Oiberamt bezogen werden.

Der Tag der Pferdeaushebung wird voraussicht­lich telegraphisch bekannt gegeben werden, ebenso die betr. Klassen der vorzuführenden Pferde.

Calw, 3. Sept. 1914.

Reg.-Rar Binder.

Bekanntmachung, betr. die Feuerwehren.

Der K. Landesfeuerlöschinspektor gibt folgendes zur Nachachtung bekannt:

Durch den Krieg ist der Mannschaftsbestand in den Feuerwehren des Landes stark geschwächt worden.

Die Feuerwehren haben die Pflicht, auch unter den gegenwärtigen erschwerten Umständen etwa ent­stehende Schadenfeuer rasch und energisch zu löschen.

Zu diesem Zweck ist die möglichst zweckmäßige Organisation der noch zur Verfügung stehenden Mannschaften dringend geboten. Es genügt, wenn Löschzüge aus 2030 Mann gebildet und diese Mannschaften insbesondere in der Bedienung der eigentlichen Löschgeräte (Hydrantengeräte, Spritze) ausgebildet werden.

Der Löschzug sollte unter der Leitung des Kom­mandanten oder eines mit dessen Einverständnis zu bestimmenden Zugführers, für welchen ein Stell­vertreter aufzustellen ist, stehen. Die Aufstellung weiterer Führer ist nicht nötig. Weiter ins Einzelne gehende Anordnungen zu treffen bleibt zunächst den einzelnen Feuerwehren überlasten.

Calw, 4. Sept. 1914.

K. Oberamt: Binder.

JeMlands Vanner wehen siegreich der sranzWen HanOM entgegen.

Me Fkstmq Reim; besitzt

Grotzes Hauptpuartier, 5. Sept. (W.T. B.)

Die Festung Reim« ist ohne Kamps besetzt »erden.

Der Vormarsch in Frankreich.

Berlin, 4. Sept. DerLokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: Der Berichterstatter derTi­mes" meldet über die letzten Operationen in Nord­frankreich: Das Sommetal wurde aufgegeben und Amiens ist in deutschen Händen. Nach­dem ein blutiger Kampf geliefert und die Eng­länder aus La Fe re zurückgezogen wurden, wurde dieses Fort von den Deutschen genommen. Der dreitägige Kampf bei Amiens erreichte seinen Höhepunkt in einem blutigen Treffen bei Moreuil, wo der Erfolg wieder auf deutscher beite war. Die Verbündeten zogen sich in Kriegs­ordnung zurück.

Daily Chronicle" meldet, daß deutsche Truppen sich schon beiCreil zeigten und sogar beiSenli s, so daß der Kanonendonner bereits in Paris zu vernehmen sein dürfte.

Berlin. DerLokalanzeiger" schreibt: Die stanzösische Regierung hat gerade noch rechtzeitig die Muchr nach Bordeaux ergriffen. In wenigen Tagen hätte sie es vielleicht nicht mehr gekonnt, denn schon drängen die kühnen Reiter von der Armee des Ge­neralobersten von Kluck heran. Kaum ein Mo­nat ist seit dem Ausbruch des Krieges verflossen und schon ist deutsche Kavallerie vor Paris. Noch muß weiter gekämpft werden, noch wird der Krieg viele Opfer fordern, aber wieder sind wir auf dem Wege in dem endgültigen Sieg ein beträchtliches Stück vorwärts gekommen. Zn derKreuzzeitung" wird hervorgehoben, daß auch 187071 die Verle­sung der französischen Regierung trotz Eambettas

der Anfang vom Ende war und wir haben heute, so schreibt das Blatt, umsoweniger Anlaß, anzuneh­men, daß hinter dem Phrafenaufwand des Herrn Poincare ein starker Wille zur Tat steckt, als der derzeitige Präsident eben kein Gambetta ist.

Paris, 4. Sept. Nach einer amtlichen Meldung hat General Eallieni folgenden Aufruf an das Heer und an die Bevölkerung von Paris gerichtet: Die Mitglieder der Regierung der Republik haben Mrris verlassen, um der nationalen Verteidigung einen neuen Antrieb zu geben. Ich habe den Auftrag erhalten, Paris gegen den Ein­dringling zu verteidigen. Diesen Auf­trag werde ich bis zum Ende erfüllen!"

Berlin, 4. Sept. Die LondonerEvening News" vom 29. August bringen eine Depesche, die vom offiziellen Zensurenbureau zugelassen worden ist, des Inhalts, daß Boulogne von den verbündeten Truppen geräumt wurde.

Trotze SiMbeule.

Die Siegesbeute der Armeen wird nur langsam bekannt. Die Truppen können bei dem schnellen Bormarsch sich wenig darum kümmern. Roch stehen Geschütze und Fahr­zeuge aus freiem Feld verlassen. Etappen­truppen müssen sie nach und nach sammeln. Bis jetzt sind nur von der Armee des General­obersten von Bülow genauere Angaben ge­meldet. Bis Ende August hat sie 8 Fahnen, 233 schwere Geschütze, 116 Feldgeschütze, 79 Maschinengewehre und 116 Fahrzeuge er­beutet und 12934 Gefangene gemacht.

Im Osten meldet Generaloberst von Hin- denburg den Abtransport von mehr als 9V 600 unverwundeten Gefangene«. Das be­deutet die Vernichtung einer ganzen feindlichen Armee.

Eeneralquartiermeister von Stein.

Der Kaiser bei den Truppen.

Als die große Schlacht gegen die vorstoßenden 10 französische Armeekorps geschlagen wurde, ließ es den Kaiser nicht mehr im Hauptquartier und er eilte an die Front und übernachtete inmitten seiner Truppen auf dem Schlachtfelde. Am Sedanslage befanden sich, wie der Kriegsberichterstatter der Vojsischen Zeitung" meldet, der Kaiser und der Kronprinz bei Sorbey. Unter dem ungeheuren Jubel der Truppen, an denen der Kaiser vorbeifuhr, begab er sich später zum König-Erenadierregiment Nr. 7, besten Kommandeur Prinz Oskar ist. Es war ergreifend, als der Kaiser, während die unter­gehende Sonne das Schlachtfeld beleuchtete und der Kanonendonner von Verdun herüberschallte, an seine Grenadiere eine Ansprache hielt, die mit einem Hurra und der Nationalhymne erwiedert wurde.

Ein Augenzeuge über die Stimmung in Paris.

Zürich. Der Pariser Mitarbeiter der Neuen Züricher Zeitung, der von Anfang an sehr franzosen­freundlich gewesen ist, stellt in einem vom 27. Aug. datierten Pariser Briefe fest, daß in Paris Ent­mutig u n g um sich greife. Die Schlachten in Bel­gien haben, so sagt der Korrespondent, eine große Hoffnung zertrümmert. Niemand sprach mehr vom siegreichen Vordringen im Elsaß, vom Hasenpanier der erschreckten Feinde. Die lustigen Anekdoten ver­stummten mit einem Male. Aus dem Kriege, der bisher ein patriotisches Erlebnis voll heroischen Auf­schwungs gewesen war, wurde eine furchtbare, blut- und tränengetränkte Wirklichkeit, die vielleicht in wenigen Tagen an die Tore von Paris selbst an­klopft. Die Besetzung Brüssels hatte, sagt er weiter, in Paris tiefes Mitgefühl und Beschämung hervor­gerufen. Man hätte gewünscht, daß die französische Armeeleitung wenigstens einen Versuch gemacht hätte, Belgien diese Demütigung zu ersparen. Die