Wendungen auf das Grundstück mit 1460 -4t (statt ursprünglich etwa 300 -4t) anerkenne. Der Gemeinde­rat beschließt, den Wert des Grundstücks am 1. Jan. 1885 auf 3000 -4t festzusetzen, die auf dem Grund­stück stehenden Bäume zu 200 -4t zu laxieren und im übrigen die Aufwendungen auf das Grundstück nach den Angaben des Herrn Nonnenmacher zu bestätigen,' da sichere Nachweise über gemachte Verbesserungen und Aufwendungen nicht mehr erbracht werden können.

Der letzte Bericht über die Kohlenversorgung der Stadt erfährt insofern eine Ergänzung, als von der Easwerkevereinigung die Mitteilung gemacht wird, daß die Grube nur noch 50 Prozent des Ab­schlusses der vorgesehenen Lieferung ohne Preisauf­schlag zugesichert habe. Weitere Lieferungen könnten nur mit einem Preisaufschlag bezogen werden. Da die Stadt aber erst 500 Zentner Kohlen erhalten hat und die zugesicherte Lieferung bis Januar aus­reicht, so wird von einem weiteren mit Preisauf­schlag bedachten Bezug von Kohlen abgesehen.

Nach Beratung sonstiger kleinerer Gegenstände schließt der Vorsitzende, Eemeinderat Dreiß, um 6 Uhr die Sitzung.

Zugendkapelle und Landsturm.

Ein eigenartiges und anmutiges Bild gewährt unserer Stadt das Ausrücken des hier einberufenen Landsturms zu den militärischen Bedungen in der Umgebung der Stadt. Morgens in aller Frühe er­klingen die strammen Marschwegen und exakten Trommelwirbel unserer Jugendkapelle. Sie zieht durch die Straßen der Stadt, hinaus auf die Felder und benachbarten Orte und begleitet die Landsturm­kompagnie auf dem Marsch zu den Uebungsplätzen. Mit scharfem Auge und großer Aufmerksamkeit ver­folgt sie die Uebungen mit dem Wunsche, selbst ein­mal ein Gewehr tragen zu dürfen und dabei zu sein an der Wache und Verteidigung der heimatlichen Fluren ünd Länder. Sind die Uebungen beendet, so zieht die Kompagnie wieder ein in die Stadt und in ihre Quartiere und singt hiebei die alten Soldaten­lieder mit einem solch famosen Zusammenklang, als wäre die Mannschaft erst vor kurzem und nicht schon vor vielen Jahren aus der aktiven Truppe ausge­schieden. Manche Frau, mancher Sohn und manche Tochter würden sich höchlichst verwundern, wenn sie den sonst ernsten Mann und Vater in strammem Schritt und Tritt und flottem Marschtempo unter fröhlichem Sang von Soldatenliedern sehen würden, wahrlich, seit der Mann wieder in des Köngis Rock steckt, ist er nicht mehr zu erkennen, er ist ein anderer geworden, er ist Soldat und bleibt Soldat. Und voraus dem Zug schreitet beim Heimmarsch wieder unsere Jugendkapelle, sie ist unermüdlich dabei, die ermüdeten Truppen in strammem Gang zu erhalten und durch temperamentvolle Weisen bei guter und heiterer Stimmung zu erhallen. Die Kapelle freut sich auf diese Weise auch ihrerseits dem Vaterland dienen zu dürfen und es ist sicher, manche dieser Jungen wären gerne bereit, mit unseren schneidigen Landsturmleuten auch ins Ausland hineinzumar­schieren. Unvergeßlich wird der sich fetzt jeden Tag bietende Anblick sowohl bei den Alten als auch bei den Jungen sein, denn dieses Bild von inniger Har­monie zwischen Mannesalter und Jugend, von treuer Zusammenarbeit zwischen Krieg und Frieden ist so erhaben, daß man seine größte Freude daran haben muß und daß ein schöneres Bild der allgemeinen Be­geisterung fiir Deutschlands große Sache nicht gedacht werden kann.

Verlustliste.

Infanterie-Regiment Nr. 180, TübingenGmünd.

Gefreiter Gottlob Reich aus Heimsheim, OA. Leonberg, gefallen. Hornist Otto Mitschele aus Malmsheim, OA. Leon­berg, gefallen. Musketier Gustav Schröter aus Friolzheim, OA. Leonberg, schwer verwundet. Musketier Andreas Hart­mann aus Mönsheim, OA. Leonberg, gefallen. Gefreiter Wilhelm Blum aus Heimerdingen, OA. Leonberg, schwer ver­wundet. Gefreiter Hermann Löffler aus Mönsheim, OA. Leonberg, gefallen. Musketier Christian Rentschler aus Wart, OA. Nagold, schwer verwundet.

Dragoner-Regiment Nr. 26, Stuttgart.

Dragoner Albert Braun aus Höfen, OA. Neuenbürg, ver­mißt.

Unsere Schulen.

Die Ministerialabteilung für die höheren Schulen macht bekannt: Wo die örtlichen Verhältnisse es als wünschenswert erscheinen lassen, werden die Schulvorstände ermächtigt, im September und Oktober einige Tage zur Einbringung der Hackfrüchte und Obsternte den Unterricht frei zu geben oder gegebe­nenfalls auch den Unterrichtsbeginn um einige Tage hinauszuschieben. Wo die Schulgebäude für militärische Zwecke in Anspruch genommen sind, auch bei Beginn des Schuljahrs nicht freigegeben werden können, haben die Schulvorstände sofort im Benehmen mit den zuständigen Behörden die Bereit­stellung anderer Räume für die Schule zu veran­lassen. Soweit solche Räume nicht gewonnen werden können, ist der Unterricht einzuschränken oder vor­

läufig nicht zu eröffnen. In allen derartigen Fällen ist der Ministerialabteilung umgehend zu berichten.

Bon der Post.

Infolge der Einberufung mehrerer Beamten zum Heeresdienst ist die Einschränkung des Schalter- Dienstes beim hiesigen Postamt notwendig. Vom 5. September an ist der Postschalter noch geöffnet: von 812 Uhr vormittags, von 26 Uhr nach­mittags.

Eine zusammengestellte Sängergruppe des Land­sturms wird heute abend */-9 Uhr mit einigen Liedern der gastlichen Stadt Ealw ihren Dank abstatten.

Die Bayern, die im hiesigen Krankenhaus ihre Genesung abwarten, danken herzlich für den gastlichen Empfang und für die gute Verpflegung, die ihnen geworden.

Birkenfeld OA. Neuenbürg, 2. Sept. Im Walde zwischen hier und Brötzingen fand eine Holz­sammlerin die Leiche eines Erhängten. Es war der seit einigen Tagen fehlende verheiratete Gold- Arbeiter Emil Ochs von Brötzingen, Vater von fünf Kindern. Die Ursache des Selbstmordes ist unbekannt.

Stand der Reben.

Das Augustheft desWeinbau" schreibt über den Stand der Reben: Derweilen draußen an den Landesgrenzen der Riesenkampf tobt, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, dehnen sich unsere Wein­berge friedlich und in dieser ernsten Zeit kaum be­achtet in der heißen Augustsonne. Die Hauptwein­bergsarbeiten konnten gerade noch, ehe der Krieg zu den Fahnen rief, zum Abschluß gebracht werden; was weiter nottut, das muß die Sonne wirken; und sie hats bis jetzt auch im allgemeinen gut gemeint. Die leider in sehr ungleicher Verteilung noch vorhandenen Trauben sind schön herangewachsen und zeigen gegen­über normalen Jahren in der Reifeentwicklung einen entschiedenen Vorsprung, was für die Güte des zu erwartenden Erzeugnisses das Beste hoffen läßt. Die Menge hat sich durch das ziemlich heftige Auftreten der Lederbeeren und durch Mehltaubefall an man­chen Orten nicht unwesentlich verringert; mit dem Schwefeln konnte man nicht genug tun. Von dem gefürchteten Sauerwurm ist glücklicherweise nicht viel zu sehen; die Nikotinbekämpfung des Schädlings hat nur ganz vereinzelt Platz gegriffen. Die Gelbsucht der Reben beginnt langsam wieder zu verschwinden. Wir hoffen im September einen genauen Ueber- blick geben zu können über die Gegenden, in denen es noch Wein gibt. Sollten bis zum Herbst die Bahntransportverhältnisse nicht geregelt sein, so wird an manche Gemeinde die Notwendigkeit heran- treten, rechtzeitig Vorkehrungen für die Unterbring­ung des gekelterten Weines zu treffen, günstig sind in diesem Falle die Weingärtnergesellschaften daran, die mit eigenen Kellern ausgestattet sind.

An die Vettern.

(Spottgedicht von Ludwig Fulda.)

Wir sind in atemloser Spannung:

Wann kommt ihr feindlich iiber's Meer? Iehlt's euren Schiffen an Bemannung, An Kriegern eurem Söldnerheer?

Und doch wir sind ja nicht zu retten. Bereitet ihr das Schlimmste vor Und macht aus euren Suffragetten Ein wildes Amazonenkorps!

Bon denen habt ihr Hekatomben Schon ausgebildet bei der Hand:

Wer wirst mit solcher Uebung Bomben? Wer stiftet so geläufig Brand?

Längst gruselt uns vor dieser Rotte,

Und nicht ein Fünkchen Hoffnung bleibt,

Sobald ihr eure ganze Flotte

Gar nicht bemannt und nur beweibt.

Denn ihr erregt mit der bemannten Bei unseren Helden keinen Graus;

Doch vor den militanten Tanten Nimmt jeder deutsche Mann Reißaus.

Weitere Nachrichten.

Verzicht des Kaisers auf feine englischen militärischen Titel.

DerKöln. Ztg." zufolge erklärte der Kaiser am Morgen nach der englischen Kriegserklärung dem ehemaligen englischen Botschafter, er möge König Georg Mitteilen, daß er (der Kaiser) stolz auf die Titel eines britischen Feldmarschalls und britischen Admirals gewesen sei, aber nach dem, was vorgekommen sei, wolle er jetzt auch diese Titel ablegen.

Kaiserliches Lob schwäbischer Tapferkeit.

Wie derStaatsanzeiger" mitteilt, ist einem württ. Landwehr-Inf.-Regt., das im Oberelsaß mit- gefochten hat, vom Kaiser ein Telegramm zugekom­men, worin der Kaiser seine Anerkennung ausspricht für die Leistungen im Gefecht vom 19. August gegen die vierfache Uebermacht; gleichzeitig ist das Gefecht als großer strategischer Erfolg bezeichnet, der ver­hindert habe, daß die französische Armee im Ober- Elsaß zu der Armee bei Metz gestoßen sei.

Deutsche Maßnahmen.

Colmar, 1. Sept. (Bekanntmachung.) Durch kriegsgerichtliches Urteil vom 28. August 1914 ist der Steinhauer Alexander Keufling in Lobelbach wegen Landesverrats zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde am 29. August durch Erschießen vollstreckt. Der Verurteilte hat einem französischen Posten die Pfadfinder als Personen verraten, welche der Landesverteidigung Dienste geleistet haben. Er hat dadurch den Posten zum Schießen auf einen Kna­ben veranlaßt, den derselbe für einen Pfadfinder hielt. Der Knabe wurde durch zwei Schüsse schwer verwundet. Der Ortskommandant: von Mellen­thin, Oberstleutnant z. D.

Straßburg, 1. Sept. Ein Erlaß des stellver­tretenden Generalkommandos des 15. Armeekorps besagt: Die weitere Abhaltung von Gottesdiensten mit französischer Predigt erscheint für die im deut­schen Sprachgebiet liegenden Gemeinden ebenso über­flüssig wie das deutsche Empfinden verletzend. Ich bestimme daher, daß innerhalb des mir unterstellten Korpsbezirks französische Predigten nur in den Ge­meinden gehalten werden dürfen, welche als zum französischen Sprachgebiet zählend anerkannt wor­den sind.

Ein Schurken-Trifolium

Straßburg, 2. Sept. Aus Colmar schilderte derStraßb. Post" ein Berichterstatter das rigorose Vorgehen der Franzosen in bewegten Worten. Zu den zahlreichen Verhaftungen von Beamten und Altdeutschen ist festgestellt, daß die Franzosen mit fertigen Verhaftungslisten in die Dörfer kamen, wo­bei der bekannte Eolmarer Maler W a l tz, genannt Hansi," die traurige Rolle des Angebers und Ver­räters spielte. Die Leute in den Dörfern, die Hansi jeden Tag in der Uniform eines französischen Infan­teristen gesehen haben, erzählen mit Abscheu von dem gemeingefährlichen Treiben dieses Vaterlands­verräters. Die Franzosen waren in dem festen Glauben, daß sie das Elsaß nicht mehr werden ver­lassen müssen. Sie hißten unter theatralischen An­sprachen am Turm zu Türkheim die französische Fahne und stellten die Uhr auf französische Zeit. Sie regelten die Verkaufspreise, verboten der Be­völkerung jedes Verlassen des Dorfes, das Anzünden des Lichtes und waren überhaupt sehr mißtrauisch. Außer dem nichtswllrdigenHansi" befand sich auch sein Verteidiger Kelmer bei den Franzosen in Münstertal, desgleichen auch eine unbekannte Größe, der Zahnarzt Hock. Der Oberstkommandant erklärte, wie schon berichtet, alle drei für Landesverräter und warnte die Bevölkerung, ihnen Aufenthalt zu ge­währen oder ihren Aufenthalt zu verheimlichen. Hansis Rucksack, eine Uniform und seine Munition sind in Münstertal gefunden worden. DerHeld" hat sich anscheinend in Zivil verzogen. Von seinen beiden Gesinnungsgenossen Wetterls und Blumen­thal schreibt der erste als ehemaliger Reichstagsabge­ordneter seine giftigen Artikel gegen Deutschland und das Elsaß in demEcho de Paris", letzterer im Matin", namentlich gegen gute Bezahlung, wie aus den Offerten einer Zeitung hervorgeht, die in Hansis Rucksack gefunden wurde. Bumenthal hat sogar noch vor seinem Abschied die Stadlkasse ge­schädigt, indem er sich am 31. Juli noch das Gehalt für den August in Höhe von 1000 Mark auszahlen ließ, obwohl er damals bereits wußte, daß Herr Dieffenbach als Bürgermeister bestätigt war. Wir gönnen den Franzosen von Herzen solche Leute und freuen uns, daß wir diese politischen Brunnenver­gifter endgültig los sind., bemerkt hierzu die Straß­burger Post.

Russischer Militärzug verunglückt.

Berlin, 2. Sept. (Nicht amtlich). Die B. Z. am Mittag meldet aus Wien: Nach einer Meldung aus Kielce stürzte ein vollbesetzter russischer Mili­tärzug beim passieren der letzten Brücke vor der Festung Iwangorod über die Weichsel führende Brücke durch Vrückeneinsturz in die Weichsel. 1000 Mann und mehrere Offiziere ertranken, mehrere Maschinengewehre gingen zu Grunde. Der die Brücke bewachende Soldat wurde verhaftet, da man an böswillige Beschädigung der Brücke glaubt.