zu treten, wäre ein Verbrechen, das an Wahnsinn grenzt. Aber in Frankreich gibt es Leute, führende Persönlichkeiten, die das Land um englischer Inte­ressen willen in das ungeheuerlichste aller Abenteuer stürzen. Ich habe die feste Ueberzeugung, daß diese Zeit nahe ist. England kann nicht weiter vor Deutsch­land zurückweichen, von dem es auf allen Handels- gebieten überflügelt wird. Die englischen Staats­männer wissen, daß Deutschland sich zu einer der gefllrchtetsten Seemächte entwickelt und daß die eng­lischen Aussichten sich bedeutend verschlechtern. Sie wissen ferner, daß bei zu langem Zögern das fran­zösische Heer, dessen Verfall unaufhaltsam vorwärts schreitet, nicht mehr in der Lage sein wird, seine Bundespflichten in den Vogesen zu erfüllen. Ihr Interesse will es. daß sich die Ereignisse beschleunigen. Denn der englische Eigennutz beherrscht heute die Welt. An einem von Englandfestgesetzten Tage wird der große Kampf beginnen. Im übrigen wird es England sehr gleichgültig sein, wenn Frankreich bis ins innerste Mark getroffen darniederliegt.

Wenn man uns heute zu einem Krieg gegen Deutschland hetzt, so wird es ein Unglückskrieg sein. Wir werden geschlagen werden wie 187V. Noch vollkommener wird die Niederlage sein; denn wir werden heute Beispiele von Feigheit und Panik er­leben, wie sie unsere Väter nicht kannten. Sie waren schief geführt, aber sie verstanden zu sterben, und in den großen Schlachten haben sie ihre Ehre geret­tet. Heute aber sind bei uns Tausende von Fran­zosen davon überzeugt, daß das Vaterland dieses Opfer nicht mehr wert ist, das so viele Geschlechter vor ihnen gebracht haben. Tausende zuckten mit kei­ner Wimper, als ein Schurke ihnen verkündete, die Fahne sei ein Fetzen, gut genug, um in den Schmutz geworfen zu werden.

Ich weiß sehr wohl, es klingt abgedroschen, sin Heer ohne Mannszucht sei ein verlorenes Heer. Und doch muß ich dieses abgedroschene Wort wiederholen, weil die Mannszucht im französischen Heer ausstirbt, ohne daß die höheren Stellen sich darüber beunru­higen, weil das Heer zu Grunde geht, ohne daß die Nation sich darüber aufregt.

Und das ist leider die Wahrheit und das Uebel: das französische Heer hat keinen Führer mehr.

Dort drüben weiß man zu befehlen; jedermann kennt ihn, den germanischen Cäsar; seit mehr als zwanzig Jahren hat er gelehrt, hat er begeistert und auf das, was not tut, unermüdlich hingewiesen. Seit mehr als zwanzig Jahren hat er zu seinem Volke von dem Gott der Schlachten gesprochen, von den

Pflichten des Soldaten, vom Heile des großen deut­schen Reiches. Sein Geist belebt das ganze Heer, vom höchsten General bis zum letzten Soldaten. Ich habe die feste Ueberzeugung, daß er in der Stunde der Gefahr alle Welt mit sich fortreißen und elektri­sieren wird, und daß da, wo es gilt, einen großen Erfolg zu erringen, seine Gegenwart ein ganzes Armeekorps aufwiegen wird. Und sein selbstherr­licher Wille allein herrscht auf dem Schlachtfelde. Sein Wille treibt die Massen vorwärts, deren Be­wegung man in den Taleinschnitten, den düsteren Wäldern ahnt und die sich mit unbestimmtem fer­nen Geräusch zur Umzingelung zusammenschließen.

Er ist der Feldherr, der befehligt, ihm gehorcht man. Und hinter ihm steht das ganze Deutschland wie ein Mann, bereit zu allen Opfern, wenn er sie fordert. Die Sozialdemokraten liegen mit in den Reihen, den Finger am Abzug, und auch sie denken an nichts anderes als an das Heil des Vaterlandes.

Gegen die Verletzung des Völkerrechtes durch die Kriegführung unserer Gegner.

In ihrer Sitzung vom letzten Samstag den 29. August hat die Geschäftsleitüng der Deutschen Friedensgesellschaft beschlossen, sich mit einer Eingabe an die Regierungen der Schweiz und der Niederlande zu wenden, damit beide Regierun­gen bei den kriegführenden Mächten wegen der Ver­letzungen des Völkerrechts, über die wir in Deutsch­land Klage führen, vorstellig werden. Die Eingabe bezieht sich besonders auf drei Punkte: 1. auf die den Haager Conventionen und aller Menschlichkeit Hohn sprechende Beteiligung der Zivilbevölkerung an der Kriegsführung, die den deutschen Truppen schärfste Repressalien aufnötigt, und auf wesens­oerwandte Taten seitens der französischen Soldaten, 2. auf die nach Angabe der deutschen Kriegsleitung unzweifelhaft nachgewiesene völkerrechtswidrige Ver­wendung von Dum-Dum-Geschossen, 3. auf. die Ver­letzung der Genfer Convention durch Beschießung von Verbandsplätzen, Aerzten und Sanitätsperso­nal unter Nichtbeachtung des Roten Kreuzes. Die Eingabe wird von der deutschen Friedensgesellschaft übermittelt werden, ebenso auch an das internatio­nale Friedensburo in Bern mit dem Ersuchen, in gleichem Sinne vorstellig zu werden.

Zur Papstwahl.

Rom, 2. Sept. Nach derTribuna" soll bei der ersten Abstimmung im Konklave der Kardinal Pietro Maffi ungefähr 3 Stimmen auf sich ver­

einigt haben. Die anderen Stimmen sollen zwischen den Kardinälen Pietro Gaspari und Basil Pompili geteilt gewesen sein, doch habe der elftere mehr Stim­men gehabt. Die zweite Abstimmung soll ungefähr dasselbe Bild gezeigt haben.

Köln, 2. Sept. Eine Kriegsdenkschrift derKöl­nischen Volkszeitung" an das Kardinalskollegium in Rom betont, daß Recht und Gerechtigkeit auf Seiten Deutschlands seien und dem deutschen Weißbuch nicht die geringste Unrichtigkeit nachgewiesen werden konnte. Auch wird auf die Frömmigkeit der deut­schen Katholiken und darauf hingewiesen, daß nach jeder deutschen Kriegsdepesche dem Herrn der Heer­scharen zu danken sei. Der schwerste Angriff komme von dem orthodoxen Moskowitertum, dessen Sieg die schwerste Schädigung des Katholizismus darstel- lenwürde.

Frankfurt a. M., 1. Sept. Die Strafkammer hat heute den Kriminalkommissar Karl Schmidt, der in Frankfurt a. M. Leiter der Sittlichkeitspoli- zei gewesen ist, wegen Bestechung zu zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenverlust verurteilt. Die Mitangeklagte Bordellbefitzerin E. Bohnert ist zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Ostpreußen.

Ist Dein Land, Imanuel Kant,

Bon den Skythen überrannt?

Mit Gestank und mit Gelärme Stapsen stumpfe Stcppenschwärme.

Hunde drangen in das Haus

Peitscht sie raus!

Rächet Insterburg, Gumbinnen,

Und vertobakt sie von hinnen.

Peitschet, das ist Menschenruhm,

Knutentum, Knotentum.

Reiter, Fußvolk, Rosseschwänze,

Peitscht sie rückwärts an die Grenze.

Sollen über Schmolleninken In die edle Heimat hinken.

Bei Kraupischken und Pillkallen,

Stallupönen und Wirballen Ueber ihre Haxen fallen;

Dürfen uns nicht unterkriegen

Peitscht sie, daß die Lappen fliegen.

Zarendrcck. Barbarendreck Peitscht sie weg! Peitscht sie weg!

Alfred Kerr.

Für die Schrift!, verantwortlich: I. V. vr. P. Nadig. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckeret

Amtliche und Hrivat-Anzeigen.

A. Amtsgericht lLalw.

3m Konkursverfahren über das Permögen der

Christiane Oesterle. Peufionsinhaberiu, früher in Stauunheim, jetzt in Aeberruh ist durch Beschluß des K. Amtsgerichts Calw vom 2. September 1914

1. neben dem infolge Einberufung zur Fahne an Fortführung des Amts verhinderten Konkursverwalter, Bezirksnotariatshilfsarbeiter Allmen­dinger in Stammheim, zum weiteren Konkursverwalter Bezirks­notar Feucht in Calw ernannt,

2. zur etwaigen Wahl eines anderen Konkursverwalters, zur Abnahme der Schlußrechnung, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Dermögensstücke Termin aus Donnerstag, den 1. Oktober 1914, vormittags 11 Ahr, vor dem K. Amtsgericht in Calw bestimmt.

Den 2. September 1914.

Der Eerichtsschreiber:

Hirth.

Höhere »cheusAe mit TWer-PensiM Liebenzell.

Ser llnienW

beginnt wieder Mittwoch den S. September.

Nevaufnahmen in den Klassen und im Pensionat. Anmeldungen schriftlich oder mündlich bis 8. September.

3. Linke, Vorsteherin.

IM -

I llen üukckruck cker ückrerro I sa »iismsiMlilerte I auk vrtekumrclilügo ock. kksrtea

I Übernimmt unck liekert rasck

I e>i« Vr»uvlc«i'«i Blaüü«».

Calw, den 3. August 1914.

ToSLS-klnALige.

Tiefbelrübt geben wir allen Derwandlen, Freunden und Bekannten, die schmerzliche Nachricht, daß unsere liebe Nichte und Tante

Luise Wiech

gestern früh nach längerem Leiden unerwartet schnell im Alter von 27 Jahren sanft ent- schlafen ist.

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen

Familie Baral

Beerdigung Freitag nachmittag 2 Uhr vom Krankenhaus aus.

Eli. Volks- Mid MitteWle CM.

Besonderer Verhältnisse wegen müssen die

Zerisn verlängert

werden. Der Unterricht beginnt wieder für sämtliche Klaffen am

Dienstag, de« 8. Se-imder, mmittags 8 Uhr.

Ev. Bolksschulrektorat:

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