Kämpfe im oberelfäßischen Sundgau.

Die Baseler Blätter berichten von neuen Käm­pfen, die am Mittwoch im Sundgau stattfanden. Die den Franzosen, die das Elsaß räumen, nach­drängenden deutschen Truppen stießen bei Altmün- sterol auf stärkere französische Truppenteile. Be­sonders heftig wurde an den Straßenkreuzungen bei Dammerkirch gekämpft. Am Nachmittag kamen sie in deutsche Hände. Nördlich Dammerkirch ritt ein Kürassierregiment gegen die Deutschen eine Attake und hatte große Verluste, ohne die deutschen Truppen durchbrechen zu können. Zum erstenmal griffen nach diesen Schilderungen am Mittwoch die Forts von Belfortin den Kampf ein, vom Fort Eiromagny nördlich bis zum Fort du Vosmont südöstlich Belfort. Eine starke französische Stellung in der Nähe von Angeot wurde von deutscher Infanterie im Sturm genommen. Einige hundert Franzosen wurden ge­fangen, acht Maschinengewehre erbeutet.

Iu dem Siege an der Ostgrenze.

Berlin, 31. Aug. Der Kaiser hat den siegrei­chen Kämpfer im Osten, General von Hinden- burg zum Generaloberst ernannt, ihm das Eiserne Kreuz erster Klasse verliehen und ihm folgendes Telegramm gesandt: Großes Hauptquartier, am 29. August 1914. Durch den in dreitägiger Schlacht errungenen vollen Sieg über die russische lieber- macht hat die Armee sich für immer den Dank des Vaterlandes erworben. Mit ganz Deutschland bin ich stolz auf diese Leistung der Armee unter Ihrer Führung. Ilebermitteln Sie den braven Truppen meine warme kaiserliche Anerkennung.

Wilhelm I. II.

Generaloberst Paul von Beneckendorf und von Hindenburg, der Sieger über die Russen auf der Schlachtlinie Ortelsburg-Eilgenburg, ist heute ein Mann von 67 Jahren. Geboren am 2. Oktober 1847 zu Posen, trat er bereits im Frühjahr 1866 in die Armee ein, machte als Leutnant die beiden Feld­züge von 1866 und 1870 mit, kam 1877 in den Ge­neralstab, wo er ein Jahr darauf Hauptmann wurde, rückte 1885 zum Major, 1896 zum Oberst vor und wurde 1900 Generalleutnant und Kommandeur der 28. Division in Karlsruhe, von wo er 1903 zum kommandierenden General des 4. Armeekorps (Pro­vinz Sachsen) ernannt wurde. 1905 zum General der Infanterie befördert, wurde er vor 3 Jahren zur Disposition gestellt. Er ist Ritter des Eisernen Kreuzes und des Schwarzen Adler-Ordens.

Berlin. Mit seinen fünf Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen hat der Feind den deutschen Truppen in bedeutender Uebermacht gegenüberge­standen. Ueber die russischen Eindringlinge ist ein schweres Strafgericht, ein furchtbarer Schlag her­eingebrochen. So schreibt der Berliner Lokalanzei­ger und fährt fort:Jn den Sümpfen des Masuri­schen Seendistrikts, wo nur schmale Wege vorhanden sind, wo das Militär durch dichten Wald sich oft nur in Reihen fortbewegen kann, mußte ein Feldherr, der dort einzudringen wagte, entweder mit Weg iund Steg vertraut sein oder gute Führer haben, als die Schlacht ausbrach. Obgleich die Russen sich sicherlich mit dem Mute der Verzweiflung geschla­gen haben, können wir es doch begreifen, daß ein verzweifeltes Heer, den Tod in Sümpfen und Seen und die Lanzen der Verfolger hinter sich sehend, zu Tausenden die Waffen streckte, sodaß die Zahl der .Gefangenen 30000 (nach neuer Meldung 60 000. D. R.) überstieg.

Im Berliner Tageblatt berichtet Paul Lin­denberg von einer Fahrt über das Schlachtfeld bei Hohenstein: Ileberall haben die Russen unsagbar gehaust. Alles liegt in Trümmern. Unsere schwere Artillerie heizte den Geschlagenen gehörig den Ab­schied ein.

Theodor Wolff begrüßt im Berliner Tagblatt Len Sieg von Tannenberg und die grandios nieder­schmetternde Tat der ostpreußischen Armee beson­ders auch um deswillen mit besonderer Freude, weil er es für notwendig hält, daß die russische Flutwelle soweit zurückgedrängt werde, daß sie den Lebens­willen des deutschen Volkes nicht mehr bedrohen könne.

Die Deutsche Tageszeitung läßt sich wie folgt vernehmen: So hat unser Armeeführer, General­oberst von Benneckendorf und Hindenburg seinen Namen für alle Zeiten in die Gedenktafeln unserer Geschichte und vor allem in die Geschichte unserer alten Ordens- und Königsprovinz mit unvergäng­lichen Lettern eingegraben. Tausende und Aber­tausende von Preußen werden seinen Namen heute mit heißem Danke nennen. Und mit diesem herr­lichen Siegder Ostpreußen steht das Vordringen un­serer Verbündeten zu beiden Seiten der Weichsel nach der siegreichen Schlacht bei Krasnik in schönem Zusammenhang.

In der Post heißt es: Der strategischen Leitung stellt die Massengefangennahme ein glänzendes Zeugnis aus. Man fragt sich vergeblich, warum die

Russen jenes Seengebiet nicht gemieden haben, des­sen Gefährlichkeit doch im voraus zu berechnen war.

Die Tägliche Rundschau sagt: Mit diesem glän­zenden Siege des Eeneralobersts von Hindenburg ist die russische Offensive gebrochen und der russische Zusammenbruch ebenso besiegelt, wie seit einigen Tagen der französische. Von diesem Schlag werden sich die russischen Heeresmassen nicht mehr erholen.

Bericht eines Augenzeugen über das Seegefecht.

Ueber die heldenmütige Energie, mit der Torpedoboot ,,V. 187" sich bis zum letzten Augen­blick gegen die feindliche Uebermacht wehrte, gibt der Bericht eines Augenzeugen Kunde, dem wir folgendes entnehmen: V. 187 sah sich bei diesigem Wetter und unerwartet zuerst von Norden, dann allerseits von Massen britischer Torpedobootszerstö­rer und Unterseeboote angegriffen. V. 187 wehrte sich unverzagt mit allen Kräften, doch setzten zahllose Geschosse, aus nächster Nähe abgegeben, die Bewe­gungsfreiheit herab. Da keine Möglichkeit war, sich dem feindlichen Feuer zu entziehen, drehte B. 187 auf die Feinde zu, um ein Passagiergefecht zu gewinnen und bis zum Ende durchzukämpfen. Als unter dem Eeschoßhagel die Bewegungsfreiheit völ­lig verloren gegangen war, wurde schnell im Innern eine Sprengung vorgenommen, um das Boot nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Jetzt sank es schnell und während es sank, stand die Besatzung bis zum letzten Augenblick an den noch brauchbaren Ge­schützen und feuerte. Der Flottillenchef. Korvetten­kapitän Wallis, und der Kommandant, Kapitän­leutnant Zeehler, fanden den Heldentod. Anzuer­kennen ist, daß der Gegner, ungeachtet der eigenen Gefahr, Beiboote zur Rettung der Unsrigen aus­setzte. Als sich die deutschen Streitkräfte näherten, mußte er sich von den Beibooten zurückziehen, aus denen wir dann die geretteten Deutschen aufnahmen.

Von dem Untergang Sr. M. SchiffAri­adne" gibt derselbe Augenzeuge folgendes Bild: Von Kanonendonner gerufen, der ein Gefecht der Vorpostenstreitkräfte anzeigte, eilte S. M. S.Ari­adne" diesen zu Hilfe. An der Vorpostenkette ent­deckte sie, daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden waren. Zwar waren die Geschütze inzwi­schen verstummt, aber ein Rückzug entspricht nicht dem Kampfesmut der deutschen Offiziere und Mann­schaften. Verfolgen, Fühlung mit dem Feinde ge­winnen! heißt die Losung, aber Nebel verhüllte die Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnte neues Ge- schlltzfeuer und schon stößtAriadne" auf einen der Unseren, der mit zwei Panzerkreuzern der Lion­klasse, Schiffe bis 27 000 Tonnen, mit je acht 34,3 Centim.-Eeschützen, im Kampfe lag. Mutig sprang Ariadne" dem Bedrängten bei, aber in diesem Augenblick wurde sie beschossen. Ein Treffer ging in den Kesselraum, setzte die Hälfte der Kessel außer Betrieb und verminderte die Geschwindigkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währte der ungleiche Kampf. Das Achterschiff brennt, jedoch die übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen nach Westen abgedreht. Die tapfere Ariadne" ist dem Untergang geweiht. Getreu der Ueberlieferung mit drei Hurras auf den allerhöch­sten Kriegsherrn, demFlaggenlied" undDeutsch­land, Deutschland über alles" wird das Schiff in Ordnung verlassen. Kurze Zeit darauf verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier, Kor­vettenkapitän Franck,, Schiffsarzt Richard von Box­berger, Wachoffizier Helbing und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen. Groß ist die Zahl der Verwundeten. War dieses Treffen auch nicht glück­lich, so war es doch ein Zeugnis der Kampfesfreu­digkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer beschädigt. Das Vertrauen der Unsrigen in das eigene Können ist nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

Telegrammwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und dem König von Württemberg.

Großes Hauptquartier, 31. Aug. .Der Kaiser hat unter dem 29. ds. folgendes Telegramm an den König von Württemberg gerichtet:Es ist mir ein Bedürfnis, Dir mitzuteilen, daß ich heute nachmittag in Ems eine große Zahl braver würt- tembergischer Soldaten begrüßen konnte, die ihre Wunden mit bewunderungswürdiger Hingabe er­trugen. Ich habe ihnen einen Gruß von Dir ge­bracht. Du kannst stolz sein auf Deine Landeskin­der. Herzlichen Gruß. Wilhelm.

Darauf ist folgende Antwort eingelaufen: Tief gerührt durch Dein Telegramm danke ich herzlich für die Nachricht von meinen Landeskindern. Ich weiß, daß Du auf sie bauen kannst. Ein jeder wird bis zum letzten Atemzug seine Pflicht tun für un­sere große und gerechte Sachs in Hingebung für seinen obersten Kriegsherrn. Wilhelm.

Die Engländer gegerbt.

Von den frohen, deutschen Siegesbotschaften vom ganzen, französisch-belgischen Kriegsschauplatz wird überall in Deutschland die gründliche Riedes läge der englischen Armee besonderen und berech­tigten Jubel erregen. Denn den Engländern das Leder tüchtig zu gerben und ihnen gehörige Strafen aufzuerlegen, ist die beste Sühne für ihre An­zettelung des Weltkrieges und ihr niederträchtiges Verleugnen der germanischen Zugehörigkeit und die Anrufung der gelben Raffe. Mehrere Tausend Engländer können bereits in Deutschland von ihren Hilfe-Lorbeeren" ausruhen. Drüben über dem Kanal aber dürfte nun der Katzenjammer ebenso wie in Belgien und Frankreich einsetzen und trotz aller Vertuschungen wird den Engländern nun doch klar werden, daß man gegen eine Militärmacht wie Deutschland weder mit großen Worten noch mit Hilfstruppen vom Schlage der englischen etwas ausrichten kann; die englischen Staatsmänner aber mögen sich beim Blick in die Zukunft angesichts der bisherigen französisch-belgisch-englischen Niederlagen bedenklich hinter den Ohren kratzen. Für Deutsch­land ist es jedenfalls außerordentlich wertvoll, daß die Engländer einen Teil ihrer Armee herüber­brachten, den die deutschen Truppen nun gründlich erledigen" werden; die spätere Arbeit drüben über dem Kanal wird so nur erleichtert.

Verletzen des Völkerrechts durch England und Frankreich.

In Longwy ist eine maschinelle Einrichtung vorgefunden worden, die dazu gedient hat, die Gewehr- und Karabtnergeschoffe oben abzuplatten und mit einer von der Spitze ausgehenden trichter­förmigen Ausbohrung zu versehen. In den Taschen französischer und englischer Soldaten hat man be­reits zahlreiche Dum-Dum-Eeschoffe, d. h. Hohl­oder Bleispitzengeschosse gefunden. Durch die Ent­fernung eines Teils der aus Hartmetall bestehenden Eeschoßmantelspitze tritt beim Aufschlag der weichere Eeschoßkern nach vorn heraus, legt sich breit und verursacht besonders grausame und mit unnötigem Leiden verbundene Verwundungen. Deutschland sieht sich genötigt mit den allerschärfsten Maßregeln vorzugehen, wenn diese durch das Völkerrecht (vergl. insbesondere Art. 23, Abs. 1 der Haager Land­kriegsordnung) verbotenen Geschosse von unseren Feinden noch weiter verwendet werden sollten.

Die Engländer über ihr Landungskorps.

Ein schon vor einigen Tagen imTruth" er­schienener Artikel setzt, wie die Franks. Zeitung aus Amsterdam berichtet, auseinander, daß das nach Frankreich gesandte Landungskorps, 160 000 Mann Infanterie und 5000 Mann Kavallerie, die aus­gesuchtesten Truppen seien, die England besitze; alle weniger erfahrenen Soldaten seien durch erprobte Leute ersetzt worden. Wie groß der Ein­druck von der Niederlage dieses Musterheeres in offiziellen englischen Kreisen war, das geht daraus hervor, daß Ministerpräsident Asquith an die Bür­germeister von London, Dublin und Cardiff die Auf­forderung richtete, im ganzen Lande Versammlun­gen zu halten, um die Gerechtigkeit der englischen Sache in diesem größten Krieg, den England jemajs zu bestehen hatte, darzulegen. Lord Kitchener, der früher selbst geschrieben hat, daß die in England noch vorhandenen Truppen minderwertig seien, kün­digt nun neue Truppensendungen nach Frankreich in Stärke von 12000 Mann an. Auch soll das in­dische Heer herangezogen werden.

Wieder ein Schiffsverlust.

Berlin, 31. Aug. Nach einer Meldung aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgeriickte Schnelldampfer des Norddeutschen LloydKaiser Wilhelm der Große" von einem englischen Kreuzer Highflyer" zum Sinken gebracht worden, als er m den neutralen Gewässern der spanischen Kolonie Rw del Oro vor Anker lag. Gegen diese, jedem Böller- recht widerstrebende Verletzung der Neutralitätsge­setze muß Protest erhoben werden. Großbritannien hat durch die Mißachtung der stets von allen Nati­onen theoretisch und prakisch anerkannten Unverletz­lichkeit neutraler Hoheitsgewässer gezeigt,daß es sich nicht scheut, sich über die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwgzusetzen. (W.T.B.)

Christiania, 30. Aug. Morgenbladed schreibt heute zu den deutschen Siegen über die Franzosen: Nicht von Kriegsglück ist hier die Rede, sondern 5V Jahre hingebendster Arbeit des Einzelnen vom er­sten bis zum untersten haben dies zustande gebraM- Man spricht von Junkerherrschaft, aber man sehe die deutschen Offiziere im Dienst und man muß em- gestehen, daß die Macht nicht in den Händen emer unfähigen Oberklasse ist, die nicht weiß, was Ar­beit bedeutet, sondern in den Händen von Män­nern, die bis zum äußersten voller Hingabe M ihren Lebensberuf erfüllt sind.