vor, die es für entscheidend für den Gang des Krieges hält und sagt, niemand könne daran zweifeln, dag die Deutschen in vierzehn Tagen in Paris seien.

Oesterreichs Kriegserklärung an Belgien.

Wien, 28. Aug. (Wien. Corr.-Vur.) Der öster­reichisch-ungarische Gesunde am belgischen Hof ist be­auftragt worden, dem belgischen Minister des Aeu- ßern zu telegraphieren: Da Belgien nach Ablehnung der ihm wiederholt vom Deutschen Reich gestellten Anträge seinen militärischen Beistand Frankreich und Großbritannien leiht, welche beide Oesterreich-Un­garn den Krieg erklärt haben, und angesichts der Tatsache, daß, wie festgestellt, österreichische und un­garische Staatsangehörige in Belgien unter den Au­gen der belgischen Behörden eine Behandlung über sich ergehen lassen mußten, die den primitivsten An­forderungen der Menschlichkeit widerspricht und selbst gegenüber Untertanen eines feindlichen Staates un­zulässig ist, sieht sich Oesterreich-Ungarn genötigt, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und betrach­tet sich von diesem Augenblick an als im Kriegszu­stand mit Belgien befindlich. Er verlasse das Land mit dem Personal der Gesandtschaft und vertraue den Schuß der österreichischen und ungarischen Staatsan­gehörigen dem Gesandten der Vereinigten Staaten von Amerika in Belgien an. Von der österreichisch­ungarischen Regierung wurden dem belgischen Ge­sandten in Wien die Pässe zugestellt.

Gedankenaustausch zweies Naiver.

Haag, 28. Aug. König Georg von Eng­land hat an den König der Belgier folgen­des Telegramm gerichtet:

Ich höre mit Schrecken, daß Ihr in Gefahr wäret durch deutsche Luftbomben. Hoffentlich ha­ben sich die Königin und die Kinder nicht erschreckt. Mit Bewunderung verfolge ich die Heldentaten unserer Heere.

(Der königliche Telegraphist in London scheint sehr schlecht unterrichtet zu sein über die jüngsten Vorgänge auf dem europäischen Kriegsschauplätze. Daß dieKinder" nicht erschrocken sind, wünschen auch wir. D. Red.)

Die Bestrafung der Stadt Löwen.

Berlin. Zum Untergang von Löwen erfährt der Kriegsberichterstatter Scheuermann von der deutschen Tageszeitung aus dem Großen Hauptquar­tier folgendes: Löwen bot am Abend nach der Ueber- gabe das friedliche Bild, das es nach der Wiederher­stellung der Ordnung durch die deutschen Truppen gewonnen hatte. Als am Dienstag nachmittag die Meldung von dem Ausfall aus Antwerpen eintraf, blieben von unseren Truppen nur wenige in Löwen zurück. Darunter befand sich das zum Bahnschutz kommandierte Landsturmbataillon 9, das an keiner­lei Feindseligkeiten dachte und den Einwohnern ver­traute. Plötzlich brach ein mörderisches Feuer der Einwohner gegen die ahnungslosen Truppen in allen Teilen der Stadt los. Fast überall schoßen die heim­tückischen Hallunken von den Dächern, von oberen Stockwerken und von hinten auf unsere Truppen. Alle Pferde des Stabes wurden erschossen. Der Stra­ßenkampf dauerte bis zum Mittwoch nachmittag. Dann hatten die Unsrigen die heimückischen Mörder, deren Art von Kriegführung auf keinen Fall gedul­det werden durfte, überwältigt. Das Oberkriegsge­richt verurteilte zahlreiche Schuldige, die mit der Waffe in der Hand betroffen worden waren, zum Tode, darunter auch zwei Geistliche, die Munition an die Freischärler verteilt hatten.

Die Polen gegen Rußland.

Krakau, 29. Aug. Nach der Zeitung Czas ist vom Kommissar der polnischen Freiwilligenlegion in Kielce eine Bekanntmachung angeschlgen worden, wonach er die Führung der politischen und städti­schen Geschäfte übernommen hat. Gleichzeitig wird die Bevölkerung zum Eintritt in die polnischen Legionen aufgefordert. Auch sollen innerhalb 24 Stunden alle russischen Aufschriften und Schilder entfernt werden, ebenso sind auf den öffentlichen Gebäuden polnische Nationalflaggen zu hissen. Zum Schluß wird die Bevölkerung aufgefordert, allen Anordnungen der österreichischen Behörden Folge zu leisten.

Die Drohung Frankreichs an die Neutralen.

Berlin, 29. Aug. DieNordd. Allg. Zeitung" schreibt über die französischen Drohungen gegen die Neutralen: Am vergangenen Samstag abend, als schon in aller Welt die ersten schweren Niederlagen der Franzosen bekannt waren, führte die französische Presse gegen die Neutralen noch eine sehr drohende Sprache. Der Senator Gervais schilderte an jenem Tag im Matin die diplomatische Situation Frank­reichs in den rosigsten Farben. Den Italienern gab er hochmütig zu verstehen, daß diejenigen, die sich

keiner Gefahr aussetzten, auch an der Beute keinen Anteil haben würden.Offenbar denkt Italien jetzt über diese wichtige Frage nach. Wir haben den Ita­lienern keine Ratschläge zu geben. Sie wißen, wo ihre wahren Interessen sind. Wir schenken ihnen Ver­trauen und Kredit." Ebenso hochnäsig war die Sprache gegenüber Holland. Es scheint, daß es alle Maßregeln ergriffen hat. um seine territoriale Neu­tralität zu sichern. Es bedarf aber auch der politischen und wirtschaftlichen Neutralität. Ueber diesen Punkt sind besonders kontrollierte Zusicherungen unumgäng­lich." Den Türken wird schließlich sehr bald eine Abrechnung in Aussicht gestellt. Etwas elegischer be­handelte in diesen Tagen Jean Herbette imEcho de Paris" die Türkei. Er meint, daß Frankreich Ver­wicklungen im Orient nicht brauchen könne. Den Franzosen muß daran liegen, daß das Kriegstheater nicht ausgedehnt wird und daß ihren Freunden in Serbien nichts vom Balkan her geschieht. Alles das ist nun heute leeres Gerede, hinter dem keine Macht mehr steht. _

Die Schlacht von Dieuze.

Nach den Mitteilungen eines verwundeten Offiziers.

Saarbrücken, 24. Äug. Der Hauptschlag, durch den die 8 französischen Armeekorps zwischen Metz und dem Vogesenwald zurückgeworfen wurden, so daß sie dank einer rücksichtslosen Verfolgung sich auflösen und auf ihre Hauptstützpunkte zurückfluten mußten, er­folgte am Donnersag, den 20. August. Wir hatten, so berichtet unser Gewährsmann, in der Nacht vom 19. auf den 20. August in Schützengräben gelegen, eines französischen Angriffs gewärtig. Obwohl von Zeit zu Zeit Schüsse gewechselt wurden, gingen die Franzosen nicht vor. Da kam gegen 5^ Uhr auf un­serer Seite der Befehl zum Angriff auf die franzö­sischen Stellungen westlich und östlich von Dieuze. Die Franzosen hatten gegenüber von Vurg-Altdorf eine Vorstellung am Monacker Wald nordwestlich von Vergaville eingenommen. Sie wurden hier von unsern Truppen unter starkes Feuer genommen, das sie lebhaft erwiderten. Unter der Wucht unserer Ma­schinengewehre ließ das französische Gewehrfeuer in­dessen bald nach und unsere Leute drangen trotz der Hindernisse, die der hochstehende Hafer auf den Fel­dern bot, mit' ungestümer Tapferkeit gegen den Feind vor, sich immer wieder zu Zügen und Kompag­nien zusammenschließend und den Angriff vorwärts­tragend. Während des Vorgehens fiel es uns auf, daß aus einigen Häuschen in den Weinbergparzellen nördlich des Monacker Waldes, in denen sich angeb­lich Verwundete befinden sollten, ein heftiges Flan­kenfeuer kam. Unsere Truppen machten diesem schänd­lichen Treiben ein rasches Ende, erschossen die In­sassen und legten die Häuser in Trümmer. Den rech­ten Flügel des Feindes eroberten die deutschen Trup­pen durch einen glänzenden Bajonettangriff. Die Franzosen kamen ins Wanken, wichen und flüchteten rennend auf ihre Hauptstellung zu. Die mit fran­zösischen Leichen wie besäten Äecker legten Zeugnis davon ab, welch grausige Ernte hier der Tod gehal­ten hatte. Alles drängte nun auf die Hauptstellung zurück, aus der ein verdecktes mörderisches Artillerie­feuer unsere Truppen aufzuhalten versuchte. Aber vergebens! Vorwärts ging es mit unwiderstehlicher Gewalt, die Höhen hinauf, und unter diesem Stoße und dem tatkräftigen deutschen Artilleriefeuer mußte der Feind seine Hauptstellung räumen. Er tat es auf der ganzen Linie; denn von Vergaville bis Dieuze waren die Strecken wie llbersät mit französi­schen Leichen, mit Löbellgewehren und Tornistern, die die Flüchtenden weggeworfen hatten, um in ihrem Laufe unbehindert zu sein. Wagenladungen von französischen Patronen bedeckten hier den Boden. Wie wir schon bei der Einnahme der französischen Vorstellung Maulesel gefunden hatten, die noch mit Maschinengewehren und anderem Material bepackt waren, so fielen uns auch in der Hauptstellung des Feindes Batterien, darunter solche allerschwersten Kalibers in die Hände, deren Pferde noch nicht ein­mal ausgespannt waren, sondern erschossen im Ge­schirr an der Erde lagen. Auch der ganze Weg von Vergaville bis Geblingen war mit erschossenen und toten Rothosen bedeckt, was den Schluß zuläßt, daß auch auf dem Rückzuge dem Gegner schwere Verluste beigebracht worden sind. Ein französischer Major^ der sein Bataillon davonlaufen sah, stellte sich auf der Böschung eines Grabens und erschoß sich bei un­serem Nahen selbst. Die Franzosen ließen sich zu Hunderten gefangen nehmen und baten flehentlich um ihr Leben. Wie wenig Widerstandskraft die Franzosen trotz ihres so viel gerühmtenElans" be­saßen, kann mit mancherlei Episoden bewiesen wer­den. Aus einem Bahnhofgebäude z. B. haben drei Gruppen unserer Leute, die stark in der Minderheit waren, eine französische Besatzung von mehreren Hundert Mann herausgeholt. Die Franzosen eröff- neten aus dem Gebäude heraus zwar auf die weni­gen anrllckenden Deutschen ein Feuer, steckten dann aber bald, als sie sahen, daß sich unsere Leute in

ihrem Vorgehen dadurch nicht abschrecken ließen aus etwa 100 Meter eine weiße Fahne heraus, um sich ^ ergeben und ihr Leben in Sicherheit zu bringen Demgegenüber waren die deutschen Truppen von einem Heldenmut beseelt, der die glänzendsten Leist­ungen hervorbrachte. Auch links von uns ging, wie wir beobachteten, das Gefecht schnell voran, der Feind flüchtete auf Dieuze zurück, um von dort den Rückzug auf Luneville anzutreten. In den Kämpfen bekam man den Eindruck, daß die französischen Verwundeten ganz systematisch auf unsere Truppen schießen, die sich ihnen nähern. Eine ganze Anzahl deutscher Krie­ger hat auf diese Weise das Leben eingebüßt, darun­ter auch ein Oberst. Nach diesen trüben Erfahrungen ist man dazu übergegangen, die französischen Ver­wundeten erst daraufhin zu untersuchen, ob sie noch im Besitz von Waffen sind, bevor man sie versorgt. Wie die weiteren Meldungen besagen, sind die Fran­zosen inzwischen bis hinter Luneville, von unseren Truppen verfolgt, geflüchtet.

Graf Zeppelin über die Tätigkeit der Zeppelinluftschiffe.

Graf Zeppelin hat, wie demBerliner Lokal- Anzeiger" gemeldet wird, bei einem Besuche am Samstag in Berlin einigen Anfragen gegenüber ge­äußert, über die Fahrten seiner Luftschiffe weide aus guten Gründen nichts gemeldet, die Luftschiffe seien aber alle Tage unterwegs und schon bis tief nach Frankreich vorgedrungen. Das bei Lüttich be­teiligt gewesene Luftschiff sei stark beschossen worden und dennoch heil zurückgekehrt. Auf die Frage, oi auch nach London geflogen werde, meinte Graf Ze- pelin lachend: Kommt alles noch, nur Geduld, kommt alles noch!" _

General Luden dorff, dem der Kaiser be­kanntlich, wie dem General der Infanterie von Ein- mich, den Orden pour le merite verliehen hat, ist in­zwischen vom Kaiser im Hauptquartier empfangen worden. Der Kaiser umarmte den tapferen General und hing ihm mit eigener Hand den Orden um.

Berlin, 31. Aug. Aus dem großen Haupt­quartier erfahren verschiedene Berichterstatter, der Chef des Eeneralstabs von Moltke habe angeordnet, daß seine gesamten russischen, englischen und japa­nischen Orden, die teilweise mit wertvollen Brillan­ten versehen sind, zu gunsten des Roten Kreuzes verkauft werden.

Berlin, 31. Aug. Zu den Nachrichten aus ! Odessa, wonach diese Stadt von der eigenen russischen I Marine anstatt einer feindlichen Flotte bombardiert ' wird, sagen die Berliner neuesten Nachrichten: Es f liegt ein grimmiger Humor in diesem selbstbereiteten, ! wohlverdienten Schicksalsschlage unserer östlichen Feinde.

Berlin. Von den Nachrichten aus den deutschen Kolonien wird von der Deutschen Tageszeitung als die erfreulichste die bezeichnet, die von der Offen­sive unserer Südwester meldet, die in die Kapkolo- nie eindrangen.

Berlin. Die Meldung, wonach es gelang, die Zivilbevölkerung Kiautschaus nach Shanghai in Sicherheit zu bringen, wird allgemein begrüßt. Ein Blatt meint: So werden die Helden, die Tsingtau nunmehr bis zum letzten Atemzug zu verteidigen haben, leichteren Herzens fechten.

Berlin. Der Berliner Korrespondent der Köl­nischen Volkszeitung will erfahren haben, daß in Paris in den letzten Tagen verschiedentlich aufrüh­rerische Bewegungen nusgebrochen seien. Es sei auf das Volk scharf geschossen worden.

Berlin. Der Kriegsberichterstatter des Berlin« Tageblatt auf dem östlichen Kriegsschauplatz, Linden­berg, erzählt: Bei den letzten Kämpfen fiel es un­serer Truppenleitung auf, daß die Russen stets über die Bewegung bestimmter deutscher Regimenter gut unterrichtet waren und gute Gegenzüge anstellten.

Da bemerkte ein höherer Offizier, daß die Flügel einer hochgelegenen Windmühle sich so drehten, wie sich die Regimenter bewegten, also die Richtung an- gaben. Er machte eine Probe auf die Vermutung ^ daß es sich um Signale handle, und sie gelang. Nach , fünf Minuten drehte der Müller seine Flügel nicht mehr.

Berlin, 29. Aug. In zahlreichen an den Gene­ra lquartiermeister gerichteten Zuschriften wird von diesem Auskunft über den Aufenthalt oder Verbleib einzelner Heeresangehöriger erbeten. Eine solche Auskunft vom Großen Hauptquartier aus über den einzelnen zu erteilen, liegt außerhalb jeder Möglich keit. Die Zuschriften werden daher dem Zentralnach weisbureau in Berlin, Dorotheenstraße, zugeleitet, bei dem alle Nachrichten über Verluste beim Feldheer zusammenfließen. Es empfiehlt sich daher dringend, sowohl im Interesse der Beschleunigung wie der ge- schäflichen Entbastung, derartige Zuschriften unmittel­bar an das Zentralnachweisbureau zu richten.