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Amts- und Anzeigeblatt für den Gberamlsbezirk Lalw. 89. Jahrgang.

Nr. 200.

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Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts- tqirk Ealw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., ßkellamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Freitag, den 28. August MH.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. I.2S vierteljährlich. Post- bezugSpreis für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg.. in Bayern und Reich 42 Pfg.

IMWands Armeen Weiten weiter von Sie» zn 81«.

Semltige SGW m Westen. Englische nvd SeWche AWen geschlagen.

Berlin. Ein deutsches Westheer drang neun Tage nach Beendigung seines Aufmarsches unter fortgesetzten siegreichen Kämpfen in französisches Ge­biet von Cambrai ein. Bis zu den Südvogesen ist der Feind überall geschlagen und befindet sich in vol­lem Rückzug. Die Größe seiner Verluste an Ge­fallenen, Gefangenen, Trophäen, lägt sich bei der gewaltigen Ausdehnung des Schlachtfeldes in teil­weise unübersichtlichem waldigem, gebirgigem Ge­lände noch nicht annähernd übersehen. Die Armee des Generalobersten von Gluck warf die englische Armee bei Maubeuge, und griff sie gestern südwest­lich Maubeuge unter Umfassung erneut an. Die Ar­meen des Generalobersten von BL low, General­obersten Freiherr von Hausen schlugen etwa acht Armeekorps französischer, belgischer Truppen zwischen Sambre Namur Maas in mehrtägigen Kämpfen vollständig, verfolgen sie jetzt östlich Maubeuge vor­bei. Namur fiel nach zweitägiger Beschießung. Der Angriff auf Maubeuge ist eingeleitet. Die Armee bes Herzogs Albrecht von Württemberg verfolgte den geschlagenen Feind über den Semois und über­schritt die Maas. Die Armee des deutschen Kronprinzen nahm die befestigte Stellung des Feindes vorwärts Longwy und wies den starken An­griff aus Verdun ab und geht gegen die Maas vor. Longwy ist gefallen. Die Armee des bayrischen Kronprinzen wurde bei der Verfolgung in Lothringen von neuen feindlichen Kräften aus der Position von Nancy und aus südlicher Richtung ange­griffen und wies die Angriffe zurück. Die Armee des Generalobersten von Heeringen fetzt die Ver­folgung in den Vogesen nach Süden fort. Das Elsaß ist vom Feinde geräumt. Aus Antwerpen machten vier belgische Divisionen gestern vormittag einen An­griff gegen unsere Verbindung in der Richtung auf Brüssel. Die zur Abschließung Antwerpens zurück- gelassenen deutschen Kräfte schlugen diese belgischen Truppen, machten viele Gefangene, erbeuteten viele Geschütze. Die belgische Bevölkerung beteiligte sich fast überall an den Kämpfen, daher wurden strengste Maßregeln zur Unterdrückung der Franktireur- Banden angeordnet. Die Sicherung des Etappen­dienstes mußte bisher den Armeen überlassen bleiben, da aber die zu diesem Zweck zurückgelassenen Kräfte für den weiteren Vormarsch nötig sind, befahl Seine Majestät die Mobilmachung des Landsturms. Dieser wird zur Sicherung der Etappen dienen und zur Be­setzung Belgiens mit herangezogen. Dieses unter deutscher Verwaltung stehende Land soll für Heeres­bedürfnisse aller Art ausgenützt werden, u>m das heimatgebiet zu entlasten. (W.T.B.)

Stettin, 28. August. DieOstseezeitung" bringt die Nachricht, daß Generaloberst von Heeringen das Eiserne Kreuz erster Klaffe verliehen erhalten hat.

HeldkNNMM WttWS des kleine« Kreuzers .MGekurg".

Berlin. Seiner Majestät Kleiner Kreuzer Magdeburg" ist bei einem Vorstoß im Finnischen Meerbusen in der Nähe der Insel Odensholm im Nebel auf Grund geraten. Hilfeleistung war durch andere Schiffe bei dem dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang» das Schiff abzubringen, wurde es berm Eingreifen weiterer überlegener russischer

Streitkräste in die Lust gesprengt und hat so einen ehrenvollen Untergang gefunden. Unter dem feind­lichen Feuer wurde von dem Torpedoboot V. 26 der größte Teil der Besatzung des Kreuzers gerettet. Die Verluste vonMagdeburg" und V. 26 stehen noch nicht ganz fest. Bisher gemeldet tot 17, verwundet 21, vermißt 85, darunter der Kommandeur der Mag­deburg. Die Geretteten werden heute in einem deut­schen Hafen eintreffen. Die Verlustliste wird sobald als möglich bekannt gegeben werden.

Deutsche Einfälle in Englisch-Afrika.

London, 27. Aug. Nach einer Reutermeldung machten die Deutschen aus Südwestafrika einen Einfall in die Kapkolonie. Ihre Stärke sei un­bekannt. Doch sei bereits ein Zusammenstoß mit Afrikanern erfolgt. (! ?)

Telegramm Kaiser Franz Josephs an Kaiser Wilhelm.

Im Großen Hauptquartier ist folgendes Tele­gramm des Kaisers Franz Joseph an den Kaiser vom 24. ds. Mts. eingetroffen:

Sieg auf Sieg! Gott ist mit Euch und wird es auch mit uns sein. Allerinnigst beglückwünsche ich Dich, teuerer Freund, die jugendlichen Helden, Deinen lieben Sohn den Kronprinzen, sowie den Kronprinzen Rupprecht von Bayern und das un­vergleichlich tapfere deutsche Heer, Worte fehlen, um auszudrücken, was mich und mit mir meine Wehrmacht in diesen weltgeschichtlichen Tagen be­wegt. Herzlich drückt Deine starke Hand

Franz Joseph.

Der Gipfel der Niedertracht.

Im Hauptpostamt zu Lüttich liegen Hundert­tausende von Postsachen und Briefen, die seit der Besitzergreifung durch Deutschland eingingen. Es hat sich herausgestellt, daß unzählige dieser Briefe narkotische Pulver enthalten, so daß der betreffende Offizier die Postoerwaltung geschlossen hat, da der Aufenthalt in ihnen unmöglich wurde.. Die Belgier haben Mittel gebraucht, die an Verwerflichkeit und Infamie durch nichts zu überbieten sind.

Wie die Franzosen in Saarburg hausten.

Man schreibt uns: Ein Beispiel für den Vanda­lismus, mit dem die Franzosen da, wo sie auftreten, Hausen, aber auch für die Niederträchtigkeit der Ge­sinnung der deutsch-lothringischen Französlinge, die sich in den Grenzorten Herumtreiben, ist das Hausen der Franzosen in Saarburg. Die Stadt war 3 Tage, bis zum Freitag, den 21. August, in den Hän­den der Feinde. Die deutsche Heeresverwaltung hatte vor dem Einmarsch der Franzosen zunächst die deut­schen Frauen und Kinder, dann über auch die männ­lichen Deutschen veranlaßt, die Stadt zu verlassen. Nun kam heute morgen der Bankvorstand der Reichs­banknebenstelle in Saarburg, der, als La-ndwehroffi- zier eingezogen, zurzeit in Saarbrücken ist, zum Hauptpostamt und erzählte den Herren, die dort mit dem Nachprüfen der Briefe und Postkarten beschäf­tigt sind, Einzelheiten aus dem Tatenverzeichnis der französischen regulären Truppen während der 3 Tage in Saarburg. Als die Franzosen in Saarburg

einrückten, wurden sie von der einheimischen loth­ringischen Bevölkerung als Befreier und Retter be­grüßt und gefeiert. Der Redakteur derGazette de Sarrebourg" oderSaarburger Zeitung, amtliches Kreisblatt" mit dem Nebentitel:Dieüze, Wochen­blatt", hat den führenden Offizier der französischen Truppen mit einer Theaterrede begrüßt und hat ihn öffentlich geküßt (ohne das geht es bei diesen Schau­spielern nun einmal nicht). Alsdann wurden die Offiziere und Soldaten in einzelnen Abteilungen von ganz bestimmten lothringischen Bewohnern durch die ganze Stadt geführt, nur zu den Wohnungen sämtlicher deutschen Beamten und Offiziere. Alle diese Wohnungen, und nicht eine einzige andere, wur­den nun planmäßig zerstört und geplündert. Buch­stäblich wurde auch nichts von dem Eigentum dieser deutschen Beamten und Offiziere brauchbar gelassen, von den Bildern an den Wänden bis zu den Möbeln, dem Inhalte der Wäsche- und Kleiderschränke und selbst den Puppen und Spielzeugen der Kinder. Die eisernen Eeldschränke der Reichsbankstelle sind er­brochen und dann zerstört. Den Wein und alles Ge­nießbare hat man zusammengeholt und hat in den Wohnräumen des Bankvorstandes ein tolles Gelage veranstaltet, bei dem die französischen Offiziere die Hauptrolle spielten. Einige hundert Eier, die man in Kalk gelegt und im Keller ausbewahrt hatte, ha­ben die Franzosen soweit möglich gegessen. Den Rest haben sie gegen die Wände der Zimmer geworfen, so daß der Inhalt in Strömen herunterfloß. Die Bet­ten, die Wäsche und Kleider sind zerrissen und zer­schnitten, und die Zimmer noch in ekelhafter Weise beschmutzt worden. Es sind in großer Menge photo­graphische Aufnahmen der verwüsteten Zimmer ge­macht worden, die veröffentlicht werden sollen. Solche Dinge waren doch nur möglich, wenn die Bevölkerung selbst mithalf. Der lothringische Pöbel und die un­gebildeten Schichten des Bürgertums sind durch die jahrzehntelange systematische Verhetzung derart deutschfeindlich, daß nun kein Halten mehr ist. Wir hier an der Grenze kannten diese Dinge seit Jahren. Im Reiche aber hat man das nie glauben wollen.

Militärische Maßnahme der Türkei.

Wien, 25. Aug. Wie der Politischen Korre­spondenz aus Konstantinopel gemeldet wird, ist die Nachricht, daß die türkische Armee Operationen gegen das neue griechische Gebiet begonnen habe, und daß türkische Heeresabteilungen sich bereits durch Neu­bulgarien gegen Kawalla bewogen, erfunden. Die Truppenansammlungen im Wilajet Adrianopel sinh bloße Vorsichtsmaßregeln. Die türkische Regierung hat für den Fall der eintretenden Notwendigkeit die Oberkommandanten dreier Armeebezirke ernannt, und zwar den Leiter der deutschen Militärmission, General Liman Pascha, für den Armeebezirk Kon­stantinopel und die europäische Türkei, Marine­minister Dschemal Pascha für den Armeebezirk Smyr­na und die benachbarten Wilajette, und Jssed Hassan Pascha für den Armeebezirk, der die in der Nähe der russischen Grenze liegenden Provinzen umfaßt. Ge­gen die Ernennung Liman Paschas haben die Bot­schafter Rußlands und Frankreichs sofort ernste Vor­stellungen erhoben. Die türkische Regierung erwie- derte, sie sei nicht in der Lage, diese Maßregel rück­gängig zu machen.