Amts-'und Anzeigeblatt für den Mberamtsbezirk <Lalw. 89. Jahrgang.

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IrschetniingSweis«: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamis- t«1ik Lalw für die einspaltige Borgiszeiie 10 Pfg.. außerhalb desselben IL Psg.. »etllunen W Psg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon g.

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Meliere WersmW MWten im KriegWnM

Siegreiches Vorgehe» im Weste».

Longwy ist nach tapferer Gegenwehr ge­nommen worden. Gegen den linken Flügel der Armee des deutschen Kronprinzen gingen aus Berdun und östlich starke Kräfte vor, die zurSckgeschlagen sind. Das Oberelsatz ist bis avf unbedeutende Abteilungen westlich von Kalmar von den Franzosen geräumt.

Rmor gefallen!

Berlin, 27. August. (W. L. B.) Bei Namur find sämtliche Forts gefallen.

Mit den Truppen vor Namur.

DerFranks. Zeitung" wird von ihrem Bericht­erstatter für den westlichen Kriegsschauplatz aus dem großen Hauptquartier vom 25. Äug. telegraphiert: Zch war gestern in Lüttich und dann Augenzeuge der Annahme von Namur. Schon bald hinter der deut- shen Grenze zeigten sich Spuren des erbitterten Kam­pfes, den die Grenzbevölkerung gegen die deutschen Truppen geführt hatte. Einzelne Dörfer sind total emgeäschert; mit Kolben und Bajonett hatten sich un­sere Truppen den Durchmarsch erzwingen müssen. Dieser Widerstand war von den Behörden organi­siert. Ich war zugegen, als man den Bürgermeister von Clermont einbrachte, auf dessen Veranlassung die Einwohner auf die Deutschen geschossen hatten. Bei Lüttich besichtigte ich zunächst das Fort Fleron, wo die hervorragende Wirkung unserer Feldartillerie deutlich zu sehen war, dann das Fort Loncin, worin sich auch General Leman befunden hatte. Dieses Fort ist ein Trümmerhaufen, in dessen Mitte sich ein 50 Meter großer und 30 Meter tiefer Trichter befindet. Gegen dieses Fort hatten vom anderen Maasufer aus zwei 42 Zentimeter-Geschütze auf eine Entfer­nung von 12 Kilometer gefeuert. Die dritte Granate durchschlug die Betondecke des Munitionsmagazins und das Fort flog in die Luft, 150 seiner Verteidiger unter sich begrabend. General Leman wurde bewußt­los aufgefunden und gefangen genommen.. Er ließ sofort ein Protokoll darüber aufnehmen, daß er bei seiner Gefangennahme bewußtlos gewesen sei und daß er sich sonst nicht ergeben hätte. Das Fort bietet einen fürchterlichen Anblick. Die Panzertllrme sind eingestürzt, die dicken Vetonmassen auf einander ge­türmt. Als das Fort Hollogne, das letzte, das die Belgier in Händen hatten, diese entsetzliche Wirkung unserer schweren Geschütze sah, ergab es sich schon nach den ersten Schüssen der Feldartillerie, lieber den Sturm auf Lüttich werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Prinz Lippe fiel an der Spitze seines Regi­ments mit der Fahne in der Hand. Vor einem Fort lag im Morgengrauen des Stnrmtages ein Häuflein von einem General, vier Stabsoffizieren, einigen Hauptleuten und 80 Mann. Diese kleine Heldenschar drang trotz wütender Gegenwehr der Belgier dann durch das Hindernis in das Fort und überwältigte die Besatzung. In Lüttich liegt zur Zeit ein kom­plettes Armeekorps. Da die Pont des Arches ge­sprengt ist, fuhr ich über die sehr geschickt aus Last­rahnen hergestellte Notbrücke und dann weiter auf Namur. Unterwegs zeigten ausgebrannte und noch brennende Häuser, daß die Bevölkerung noch immer mcht Vernunft annehmen wollte. In Andenne er­hielten wir die Nachricht, daß Namur gefallen sei und nur noch einige Forts Widerstand leisteten. Be­

reits bei Lives erblickten wir Anzeichen, daß der Geg­ner in voller Flucht war. Weggeworfene Gewehre, Käppis und Tornister lagen in Haufen herum. An einer Straßensperre waren zwei Geschütze mit Muni­tion stecken geblieben. Unaufhaltsam drängten unsre Truppen dem Gegner nach, dessen Verluste außer­ordentlich groß sein müssen. In Jambes, gegenüber Namur, machte ich Halt, während der Geschützkampf zwischen unserer Ärtillerie und einigen Forts sort- dauerte. Der Erfolg bei Namur ist außerordentlich groß.

Zu dem französischen Eivgeständnis der Niederlagen

sagt die Vossische Zeitung: Die Franzosen haben die Niederlagen, die sie in den letzten Tagen erlitten haben, auf die Dauer nicht verheimlichen können. Sie versuchen jetzt, sie als minder schwer hinzustellen. Die in einer Mitteilung aus Paris vom 24. Äugust erwähnten Ereignisse weftlicb der Maas sind bisber bei uns noch nicht bekannt gewesen. Danach sind die Franzosen westlich der Maas vorgedrungen, aber auch hier zurllckgeschlagen worden. Auf dem äußersten nördlichen Flügel soll die deutsche Kavallerie bereits die Gegend nördlich von Lille erreicht haben. Zur Einsetzung der deutschen Verwaltung in Belgien meint die Vossische Zeitung: Es wäre schwer, eine Persönlichkeit zu nennen, die mehr allgemeines Ver­trauen genösse, als der Eeneralfeldmarschall Freiherr von der Goltz. Neben dem Grafen Gottlieb Häseler gilt er als der populärste Militär. In der Kreuz­zeitung ließt man: Die Namen der Männer, die die Verwaltung der mit heißer Bravour und mit schwe­ren Opfern erkauften neuen Gebietsteile übernom­men haben, haben in Deutschland den besten Klang. Das Interesse des Reiches wird bei ihnen am besten aufgehoben sein. Diese Männer werden in kurzer Zeit Zustände herbeiführen, die eine Sicherung gegen neue Friedensstörungen für alle Zukunft ausschließen. Es ist ungemein charakteristisch, heißt es in dem Blatt weiter, daß die schwere Niedergeschlagenheit des bel­gischen Volkes, die schwere Enttäuschung, die dort alle Kreise ergriffen hat, in Zorn und Wut gegen die englischen und französischen Bundesgenossen aus­artet, die Belgien schmählich im Stiche gelassen haben. In seinem Bericht über den Einzug der deutschen Truppen in Namur schreibt der Kriegsberichterstatter Bongard aus dem großen Hauptquartier: Wo die Gelegenheit günstig erscheint, läßt sich die belgische Zivilbevölkerung immer noch zu hinterlistigen Ueber- fällen auf einzelne Soldaten oder Patrouillen Hin­reißen. Da, wo dies geschehen, lernte ich die vergelten­den Greuel des Krieges in ihrer fürchterlichsten Form kennen. Aber gleich daneben, wo sich die Bewohner neutral verhalten haben, waren die Häuser unbe­rührt und Männer und Frauen saßen unbehelligt und oft gemeinsam mit unseren Soldaten vor der Tür.. Der Spezialkorrespondent des Berliner Tageblattes schreibt: Die Stimmung der belgischen Bevölkerung ist nicht mehr so bitter. Seit die deutschen Soldaten im Lande sind, wird gearbeitet und aus- gebaut. Oft sitzen deutsche Landwehrmänner mit den belgischen Familien zusammen vor den Türen der Häuser, als ob hier der Friede wohnt.

Türkische Mobilmachung.

Berlin, 26. Aug. Der Berliner Lokalanzeiger meldet aus Köln: Die türkische Regierung ruft alle Untertanen von 20 bis 45 Jahren aus dem Aus­land zu den Fahnen.

von der Goltz Generalgouverneur von Belgien.

Mit der Verwaltung der okkupierten Teile des Königreichs Belgien ist von dem Kaiser unter Er­nennung zum Generalgouverneur der Generalfeld­marschall Frhr. von der Goltz beauftragt worden. Die Zivilverwaltung ist dem zum Verwaltungschef ernannten Regierungspräsidenten von Sandt in Aachen übertragen worden, dem für die Dauer seiner Tätigkeit das Prädikat Exzellenz beigelegt ist. Dem Berwaltungschef sind beigegeben: der Oberregie­rungsrat von Wussow aus Kassel, Landrat Dr. Kaufmann aus Euskirchen, Justizrat Trim- born, Mitglied des Reichstages, aus Köln, der bis­herige Konsul in Brüssel Legalionsrat Kempff, so­wie der Bürgermeister von Löbell aus Oranien­burg. Die Berufung weiterer Beamten, insbesondere von Technikern der Berg- und Bauverwaltung, ist in Aussicht genommen. Der Generalgouverneur Gene­ralfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz/ hat sich zur Ueber- nahrne seiner neuen Tätigkeit bereits nach Belgien begeben.

Ein zweiter deutscher Fürst gefallen!

Nach amtlicher Mitteilung ist aus dem Kabi­nett des regierenden Fürsten von Lippe dem dorti­gen Hof heute mittag die amtliche Nachricht zuge­gangen, daß in den Kämpfen der letzten Tage der Schwager des Fürsten, Prinz Friedrich von Sachsen- Meiningen, von Granatsplittern getroffen, den Heldentod gestorben ist. Prinz Friedrich von Sachsen- Meiningen hatte sich vor einigen Wochen dem Kaiser zur Uebernahme eines Kommandos zur Verfügung gestellt. Er war mit der Führung einer Artilleriebrigade beauftragt worden.

Ungleiche Behandlung.

Berlin, 26. Aug. Von einem Basler Offizier, der nicht im Basler Regimentsverbande dient, er­halten die Basler Nachrichten einen Privatbrief, dem wir folgendes entnehmen:

Sehr interessant ist es, zu vernehmen, was die vom Ausland eingerückten Nachzügler erzählen. Die Leute, die von Wien, München, Berlin, Magde­burg usw., also von Deutschland und Oesterreich kamen, sind entzückt von der liebenswürdigen Be­handlung durch die beiden Staaten. Sobald sie sich auswiesen, daß sie Schweizer seien und zur Mobili­sierung der Armee reisen wollen, wurden sie in Militärzüge gebracht und hatten alle freie Fahrt. Wer aus Oesterreich kam, erhielt überdies noch 5 Kronen Zehrgeld. Man habe sie überall gefeiert und ermuntert, standhaft das Vaterland zu vertei­digen. Umgekehrt erzählen die, die aus Paris und dem übrigen Frankreich kamen, sie seien direkt viehisch behandelt worden.

Das sollte man machen.

Man hat den Vorschlag gemacht, die gefangenen Franzosen und Russen möglichst zusammenzusperren. DieBrüder" würden sich kennen, aber schwerlich lieben lernen. Aber nicht nur Rüsten und Franzosen, auch Belgier und Engländer, die wir wohl bald be­kommen, sollte man zusammenstecken. Vielleicht läßt uns Oesterreich einige Serben ab und man könnte aus dem Sennelager bei Paderborn leicht einen Treffpunkt der internationalen Welt" machen!