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Nummer 154
Altensteig, Donnerstag, den 8. Juli 1933
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London - ein Mißverständnis
Die Weltwirtschaftskonferenz wird vertagt
Das Spiel ist aus. Das kleine Büro der Weltwirtschaftskonferenz hat beschlossen, der am Donnerstag zusammentretenden Vollsitzung die Vertagung zu empfehlen. Bis zum Donnerstag sollen die Arbeiten einiger Unterausschüsse von denen man sich Nutzen verspricht, fortgesetzt werden.
Kein Zweifel, das ist überhaupt das Ende der großen Völkerzusammenkunft in London, von der freilich bei ihrem Beginn nur die unentwegten Optimisten eine Wende der wirtschaftlichen Weltnot erhofften. Roosevelts ablehnende Erklärung zu dem bescheidenen Vorschlag einer Art von Währungswaffenstillstand hat das Werk, mit dem Macdo- nald sich in die erste Reibe der großen Staatsmänner des Erdballs stellen wollte, torpediert. Und dabei waren die führenden Männer der europäischen Großmächte vor dem Zusammentritt der Londoner Versammlung auf Einladung Roosevelts zu vertraulichen Vorbesprechungen in Washington. Man konnte von ihnen gewiß keine Ergebnisse erwarten. aber in den offiziellen Kommuniques war damals doch übereinstimmend zum Ausdruck gebracht worden, daß man sich wenigstens über die zu lösenden Probleme einig sei. Nun aber lehnt der amerikanische Präsident nach den Worten eines hohen englischen Würdenträgers „jedes lleber- einkommen zur Währungsstabilisierung — das man immerhin als die zuerst zu lösende Frage bezeichnet hatte — mit einer beinahe beleidigenden Grobheit ab".
Man ist versucht zu fragen, ob unter diesen Umständen die Londoner Konferenz nicht überhaupt ein Mißverständnis war. Herr Roosevelt bezeichnet in seiner Erklärung noch einmal die Wiederherstellung des Welthandels als eine wichtige Aufgabe der Konferenz. Er fordert erneut Milderung der bestehenden Einfuhrverbote, um den Austausch von Waren, die die eine Nation hat und die andere nicht, leichter zu gestalten. Sollte der Präsident, der sich in einigen Absätzen seiner Kundgebung grundsätzliche theoretische Ausführungen leistet, nicht erkennen, daß die Währungsschwan- kungen die fortsetzen zu können er für sein Land im Interesse der Gesundung des inneren Wirtschaftssystems fordert, aus der einen Seite dieselbe Wirkung wie Einfuhrverbote und andere Handelshemmnisse haben, auf der anderen Leite aber auf den freien Märkten eine völlige Verschiebung der Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften zur Folge haben? Wiederherstellung des Welthandels wird von den Amerikanern — das geht aus der Antwort Roose- velts an die Konferenz deutlich hervor — vor allem als Wiederherstellung des Ausfuhrhandels der Vereinigten Staaten verstanden. Warum ging man dann aber nach London? Wenn man autonom alle Register des Valutadumpings ziehen will, obwohl nach der Lage der amerikanischen Zahlungsbilanz der Dollar einen beständigen Kursauftrieb hat, dann konnte man das in den Kanzleien von Washington und in den Büros der Neuyorker Großbanken ohne Bemühung der gesamten Welt tun.
Die Enttäuschung und die Erbitterung, vor allem der Eoldwährungsländer. die sich immer mehr in eine hoffnungslose Isolierung gedrängt fühlen, ist stark. Der holländische Delegationschef Colijn, der in der VLrositzung die Vertagung beantragte, hat offen erklärt, daß die amerikanische Note die Konferenz arbeitsunfähig gemacht habe. In der französischen Presse wird heftig dagegen protestiert, daß Europa sich weiter durch die widerspruchsvolle Haltung der Vereinigten Staaten bedrohen lasse. Nun sucht Roosevelt und die amerikanische Delegation zu retten, was zu retten, wie die nächsten Meldungen besagen.
Die französische Presse hält die Weltwirtschaftskonferenz für beendet
Paris, 5. Juli. Die französische Presse zweifelt nicht daran, dab die Konferenz am Donnerstag vertagt wird, wenn nicht etwas ganz Unerwartetes eintritt. Die Vertagung wird aber als dos Ende, als das „Begräbnis des Weltwirtschaftsunternehmens von London" betrachtet.
»Journal" schreibt, durch die theoretische Aufrechterhaltung ei- Eger unbedeutender Ausschüße, die sich mit Getreide, Weinen und Zöllen befahlen, dürre man sich nicht täuschen laßen. Wenn die Konferenz jemals wieder zusammenireten sollte so erst »ach "teudigung der amerikanischen Inflation. Dann allerdings werde man von einer wahren Auferstehung sprechen können. Die Amerikaner fühlten wohl, dah die Konferenz nicht weiter beraten kann«. Sie wollten jetzt nur die Verantwortung für die Trennung auf die anderen Nationen abwälzen. Sie wollten Europa schwächen, «m die Konferenz unter für sie günstigere» Bedingun- ae» wieder aufzunehmen. Sei das nicht charakteristisch für Ame- trka. Hätten nicht die amerikanischen Finanzmagnaten zweimal oder dreimal bankerott gemacht, «he sie Milliardäre geworden leien? Jem müsse man sich vor jedem falschen Schein hüten. Bedingung sei. dah die Vorkämpfer der Währungsordnung die Mittel in der Hand bedielten, um sich zu verteidigen, da die Schlacht nun einmal nicht vermieden werden könne.
Die Auslösung der zrnttumspmtei vollzogen
Ein Aufruf der ReWieitung
Berlin» 5. Juli. Die Auflösung derZentrums- Partei ist erfolgt. Sie wurde bekanntgegeben durch folgenden Auflösungsbeschluß der Reichsleitnng des Deutschen Zentrums:
„Berlin, den 15. Juli 1933.
Die politische Umwälzung hat das deutsche Staatsleden auf eine völlig neue Grundlage gestellt, die sür eine bis vor kurzem mögliche parteipolitische Betätigung keinen Raum mehr läßt. Die Deutsche Zentrumspartei löst sich daher im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler Hitler mit sofortiger Wirkung auf.
Mit dieser Auflösung gibt sie ihren Anhängern die Möglichkeit, ihre Kräfte und Erfahrungen der unter Führung des Herrn Reichskanzlers stehenden nationalen Front für positive Mitarbeit im Sinne der Festigung unserer nationalen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse und zur Mitwirkung am Neuaufbau einer rechtsstaatlichen Ordnung rückhaltlos zur Verfügung zu stellen.
Die Zentrumspartei vollzieht den notwendigen organisatorischen Abbau mit tunlichster Beschleunigung. Sie darf hierbei loyalerweise damit rechnen, daß die Abwicklungsarbeiten nicht gestört werden, daß Beschlagnahme von bisherigem Parteigut, wie politisch bedingte Verhaftungen von ehemaligen Parteiangehörigen in Zukunft unterbleiben und bereits Verhaftete wieder freigelassen werden, soweit nicht Verdacht strafbarer Handlungen vorliegt.
Sie gibt ferner der berechtigten Hoffnung Ausdruck, daß die bisherigen Anhänger der Zentrumspartei durch den Führer der nationalsozialistischen Bewegung in Zukunft vor Diffamierung und Zurücksetzung geschützt werden und daß die katholische, zum nationalen Staat positiv eingestellte Presse die gleiche Behandlung erfährt, wie die übrige nationale Presse.
Den Mandatsträgern im Reichstag, den Landtagen und in den kommunalen Körperschaften ist hinsichtlich der Beibehaltung ihrer Mandate völlige Entschlußfreiheit anheimzugeben.
Die Mitglieder der bisherigen Zentrumsfraktionen treten also nicht geschlossen als Hospitanten in die Fraktionen der NSDAP, über, sondern bleiben vorerst fraktionslos und lediglich durch Verbindungsmänner mit den Fraktionen der NSDAP, in Fühlung.
Die Bestellung dieser Verbindungsmänner erfolgt in unmittelbarer Verständigung mit den zuständigen Fraktionsvorsitzenden der NSDAP.
Im Einvernehmen mit Herrn Reichskanzler Hitler und dem zuständigen Fraktionsvertreter der NSDAP, wird als Verbindungsmann der bisherigen Reichstagsfraktion des
Zentrums Herr Dr. Hackelsberger mit der Reichstagsfraktion der NSDAP, bestimmt.
Sie letzte Verlautbarung -er Zentrumsleitung
Berlin, 5 .Juli. Gleichzeitig mit dem Auflösungs- beschluß erfolgt folgende letzte Verlautbarung der bisherigen Zentrumsleitung:
Das deutsche Zentrum ist nicht mehr
Der Rücktritt vom Schauplatz der politischen Geschichte erfolgt wie seine Geburt vor nunmehr sieben Jahrzehnten unter den Stürmen einer neuen Zeit. Fest und tief im katholischen Vollster! verwurzelt und auf seine Volksverbundenheit oft hart erprobt, hat das Zentrum vermocht, Millionen deutscher mit Achtung vor der Obrigkeit, mit Liebe zum Vaterlaude, mit Respekt vor der Ueberzeugung der Mitmenschen zu einem Staatsbürgerbewußtsein zu erziehen, das auch für das neue Reich von unermeßlichem Vorteil ist.
Diese zur Staatstreue und zum selbstlosen Dienst am Volksganzen erzogenen Millionen sind ein so wertvolles Element im Gemeinschaftsleben, daß sie auf die Dauer weder übersehen werden können, noch übersehen werden sollen, wenn es gilt, die Volkskräfte unauflöslich ineinanderzuschweißen und Staat und Volk gegen die feindlichen Mächte der Zersetzung zu schützen. In ehrlichem Streben, am Neuaufbau des: Staates und der Volksgemeinschaft mitzuwirken, dürfen und werden sich die ehemaligen Zen- tumsleute auch heute von niemandem übertreffeu lassen.
Die Stunde des Abschieds sei eine Stunde ehrfurchtsvollen Gedenkens an unsere großen Führer und aufrichtigen Dankes an alle, die treu zur alten Fahne gestanden haben. Wenn wir jetzt den zeitbedingten Rahmen der Partei lösen, so tun wir das in dem festen Willen, auch weiterhin dem Volksganzen zu dienest, getreu unserer stolzen Ueber- lieferung, die stets Staat und Vaterland über die Partei gestellt hat. Heil Deutschland!"
Mandatsniederlegung bisheriger führender Zentrumsabgeordneter
Berlin, 5. Juli. Wie wir erfahren, beabsichtigen bekannte Führer des bisherigen Zentrums, ihre Mandate im Reichstag und Landtag uiederzulegen. Ob ihre Nachfolger dann in ein Hospitantenverhältnis zur NSDAP, treten, oder überhaupt die Mandate annehmen, steht bei der jetzigen Lage dahin. Wie verlautet, befindet sich unter denjenigen, die auf ihr Mandat verzichten wollen, auch der bisherige Reichsführer des Zentrums, Reichskanzler a. D. Dr. Brüning.
Amerika für Vertagung
London, 5. Jvli. Reuter zufolge verlantet, daß dir amerikanische Delegation aufgrund des transatlantischen Telefongespräches mit Präsident Roosevelt bereit ist, einer Vertagung der Weltwirtschaftskonferenz znzu stimmen. Sie wird sich aber gegen eine permanente Vertagung der Konferenz erklären und wird nachdrücklich dafür eintreten, daß einige der Ausschüsse der Konferenz wieder znsammenkommen sollen, wahrscheinlich in Eens.
Ist die Weltwirtschaftskonferenz tot?
London, 5. Juli. Auf der Welrwirtschaitskonferenz herrschte Mittwoch nachmittag die Ansicht vor, dah die Konferenz trotz aller Wiederbelebungsversuche tot sei. Es beikt, daß die Schweizer Delegation bereits Sitze in einem Zuge belegt hat. der Donnerstag London verläßt. Kreise, die der amerikanischen Delegation nabestehen, erklären, dah Versuche unternommen werden, nicht so sehr, um die Konferenz zu retten, als um dis persönliche Animofitär zu vermindern, die während der letzten Tage entstanden ist.
Besprechung der Coldstandardländer um Mitternacht
London, 5. Juli. Die Vertreter der europäischen Eold- standardländer werden um Mitternacht zu einer Konferenz zusammenireten, um die neue Erklärung Roosevelt zu prüfen. Vom Ergebnis dieser Besprechungen wird das Schicksal der Weltwirtschaftskonfer^enz abhängen.
Vertagung der Londoner Konferenz auf zwei Monate?
London, 5. Juli. Man glaubt, daß die amerikanische Delegation in der heutigen Sitzung einen Antrag einbrin- gen wird, die Konferenz auf zwei Monate zu vertagen.
! Ausruf der Landeslestimg Oesterreichs der RENAN.
. an die österreichischen Nationalsozialisten
! Wien, 5. Juli. Die Landesleitung der NSDAP. Oesterreichs und die Führung des steirischen Heimatschutzes veröffentlichen einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: l Seit 15 Jahren geht das Ringen in Oesterreich zwischen ! deutschem Blut und französischem Sold, zwischen dem deut- j scheu Blut seines Volkes, das hindrängt zum Reiche, zur : großen Schicksalsgemeinschaft aller Deutschen und dem j französischen Geld, das es herüberbringen will auf die i andere Seite, in die Reihen der Feinde Deutschlands. Auf - und nieder ging die Schicksalswoge Oesterreichs in dieser l Zeit. Aber niemals verstummte im Volke das Bekennt- ! nis zum Reich, niemals versiegte der Wille zur Ileberwin- : düng des Zwangsstaates von St. Germain und zur Her- ! stellung der großen deutschen Gemeinschaft.
Das Verbot der nationalsozialistischen Bewegung Oesterreichs durch die Regierung Dollfuß ist ein Dolchstoß in den Rücken der deutschen Erhebung.
Die nationalsozialistische Bewegung Oesterreichs weist : mit rücksichtsloser Schärfe und Schroffheit den von der Regierung Dollfuß und ihrer „österreichischen Front" gegen sie erworbenen Vorwurf des Hoch- und Landesverrates zurück. Landes- d. h. Volksverrat begeht nicht, wer die Einigung des deutschen Volkes in geistiger und staatlicher Hinsicht erstrebt, sondern wer sie im Dienste der Feinde des deutschen Dolkes verhindert.
Die wiederholt abgegebenen Erklärungen des Bundeskanzlers, daß er bereit sei, einer neuen, österreichischen, nationalen Front die Hand zu reichen, aber nur nach deren