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Aus Stabt und Laub

Alteniteig, Veit 5. April 1933.

Regrerungstommissar für das Apothekenwefeu. Apo- chekenbesitzer Schmierer in Freudenstadt ist zum Regierungskommissar für das Apotheken­wesen in Württemberg bestellt worden.

Beerdigung. Auf dem Waldfriedhof fand gestern nach­mittag die Beerdigung eines hochgeschätzten Mitbürgers, diejenige des im 71. Lebensjahr verstorbenen Privatman­nes Christian Dietsch statt, nicht unter der Beglei­tung zahlreicher Vereine mit Fahnen und mit zahlreichen Nachrufen, sondern in schlichter Weise, wie der Verstorbene durchs Leben ging. Nach einem vomLiederkranz" ge­sungenen Choral am Trauerhaus folgte dem Sarg ein stattlicher Zug Leidtragender von hier und auswärts, in dem Bewußtsein, einem wertvollen Menschen das Geleite zu geben. An der Ruhestätte, die er neben seiner vor kur­zem gestorbenen Frau fand, hielt Stadtpfarrer Horlacher die Grabrede, der er Psalm 73, Vers 2326 zu Grunde legte:Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand". Er zeichnete dann ein liebe­volles Bild des Entschlafenen in seiner Rechtschaffenheit, in seiner Arbeitsamkeit bis zu seines Lebens Höhe, bei der es geheißen habeSegen ist der Mühe Preis", in seinen bitteren Enttäuschungen des Lebens, wie Verlust des älte­sten Sohnes im Feld, Folgen der Inflation und Verlust der mit ihm treu verbundenen Gattin. Wie er aber auch die Liebe seiner Angehörigen und die Wertschätzung seiner Mitbürger genießen durfte, die in seiner langjährigen Mitgliedschaft als Eemeinderat ihren Ausdruck fand. Nach der Einsegnung des Entschlafenen widmete ihm Stadt­pfleger Krapf namens der Stadtverwaltung herzliche Worte der Anerkennung und des Dankes für seine etwa 25jährige Tätigkeit als Bürgerausschutzmitglied und Ge- inoinderat, in zahlreichen Kommissionen und in der Amts­oersammlung. Choräle desLiederkranzes" und der Stadtkapelle beschlossen den Trauerakt.

DieHiftoria der Auferstehung Jesu Christi" von

Heinrich Schütz. Zur Aufführung des Musikvereins am 9. April. Nur wenige wissen, daß schon 100 Jahre vor den herrliche,: Passionen und Kantaten I. S. Bachs aus gleicher religiöser Tiefe und Innigkeit bedeutende geist­liche Musikwerke geschaffen wurden, die es verdienen wie- derentdsckt zu werden. Zu ihnen gehört die Auferstehungs- mustk von Heinrich Schütz (15851672). Sie ist, ähnlich wie die noch heute im katholischen Gottesdienst der Kar­woche gesungenen Passionen, aus dem Text der vier Evan­gelien zusammengefügt, dessen erzählende Teile in rezitte- rendem Ton vomEvangelisten" gesungen werden, wäh­rend die Worte Jesu, der Magdalena usw. besonderen Solo­stimmen, die Reden des Volkes dem Chor zugeteilt sind. Nur der Anfang, die Ankündigung der Auferstehungsmusik» der Jubelgesang am Schluß und die zwischen den einzelnen Szenen" des Werkes eingeschobenen Psalmen sind nicht den Evangelien entnommen. Die erste Szene schildert den Gang der Frauen zum Grabe, ihr Leid beim Anblick des leeren Grabes und ihren Zweifel bei der Nachricht der Engel, daß der Herr auferstanden sei. Auch Petrus und die Jünger, die zum Grab kommen glauben ihnen nicht, und Maria Magdalena ist die einzige, die durch das Er­scheinen Jesu selbst jetzt schon die beglückende Gewißheit erhält, daß er auferstanden ist. Im zweiten Teil erscheint Jesus den zwei Emmausjüngern, die ihn Leim Brotbrechen erkennen. Aber auch ihnen glauben die Jünger in Jerusalem nicht, dis in der dritten Szene der Herr durch verschlossene Türen zu ihnen kommt und ihre Angst und Zweifel in Glauben und Jubel verwandelt. Die Schiitzssche Musik wird vielen zuerst fremd und neuartig klingen, ist doch unser Ohr an Bach, Mozart und Beethoven gewöhnt, die uns zeitlich näher sind. Aber wen das heilige Geschehen der Auferstehung noch ebenso ergreift, wie der Meister Schütz davon ergriffen war, der wird auch etwas von der Tiefe und schlichten Größe seiner Musik spüren. Denn was wir hier hören, ist auch für uns noch immer, was der Meister auf das Titelblatt geschrieben hat: dieHistoria der fröhlichen und siegreichen Auferstehung unseres Er­lösers und Seligmachers Jesu Christi."

Realschule mit Lateinabteilung Nagold. Da infolge des jähen Todes des Studienrats Dr. Nützle und der anschließenden Trauerseier die öffentliche Schlußfeier Heuer ausfallen mußte, sei hiermit kurz berichtet über den Stand der Schule am Schluß des Schuljahrs und über die erfolgten Auszeichnungen. Schuler- zahlen: Lateinschüler 50, Realschüler 10t, zusammen 154. Da­runter sind 89 Einheimische. 65 Auswärtige, 108 Schüler. 46 Schülerinnen. Mit ganz wenigen Ausnahmen haben die Schüler(innen) der einzelnen Klassen das Klassenziel erreicht. Preise erhielten u. a. folgende Schüler(innen): Kl. l: Erich yildedrand, Nagold; Jorg Kiefner, Nagold; Irene Ott, Nagold; Burkhardt Ulrich, Nagold; Hildegard Zeller, Nagold; Else Ziesle, Ebhausen. Klasse II: Elfriede Bahlinger, Nagold; Ursula Buddeberg, Nagold; Rita Hummel, Nagold; Jörg Ku- bach, Nagold; Eugen Kugel, Nagold; Helene Schill, Ebhausen; Lberhardt Schmid, Nagold; Elisabeth Schrempf. Rohrdorf. Klasse III: Heinz Bernhardt, Haiterbach. Klasse IV: Renate Beck. Nagold. Klasse VI: Liselotte Bernhardt. Haiterbach; Maria Schill, Ebhausen. Klasse VII: Gertrud Kühnle, Eb­hausen. Belobungen: Kl. I: Mathilde Benz, Nagold; Eberhard Birk, Nagold; Klaus Breining, Haiterbach; Dora Kappler, Nagold; Theophil Schrempf. Rohrdorf; Theodor Welt­brecht. Nagold. Kl. II: Herbett Schräg. Ebhausen; Elfriede Seeger, Nagold; Renate Sitzler, Rohrdorf; Gisela Stähle, Nagold; Wolfgang Ulmer, Nagold; Maria Unrath, Nagold. Kl. III: Dorothea Knödler, Nagold; Kurt Sprenger, Nagold; Rotraut Stähle. Nagold. Kl. IV: Wilhelm Braun, Ebhau- i«n; Gottfried Fischer, Ebhausen; Mechtilde Kiefner, Nagold. Kl. V: Hermann Knödler, Nagold; Klärle Nicht, Nagold; Gerhard Unrath, Nagold; Karl Walz, Haiterbach. Kl. VI: Karl Burklin, Altensteig-Dorf.

Hallwangen, 4. April. Der Besitzer des Kurhauses Waldeck", Adam Höhler, ist jetzt 25 Jahr« hier. Als das dortige ehemalige Bergwerk, in dem Schwerspat ge­wonnen wurde, im Jahre 1908 in andere Hände überging (Glasfabrik Vöhringer und Bankier Knapp von Freuden- stadt, sowie Reg.-Baumeifter Raible von Baiersbronn er­

warben es), wurde der Bergmann Adam Hohler aus Algringen (in Lothringen) zu der seitherigen Belegschaft zugezogen. Vor dem Krieg wurde das Bergwerk wegen Unrentabilität stillgelegt. Nach Rückkehr vom Krieg be­faßte sich Höhler mit Luftkur und hat, unterstützt durch Frau und Kinder, aus seiner ursprünglichen kleinen Pen­sion ein stattliches und gern besuchtes Kurhaus geschaffen. Durch zähe Beharrlichkeit, Fleiß und Sparsamkeit hat er es vom Bergmann zum Hotelier gebracht.

Calw, 4. April. (Betrügerischer Handel.) Am Sonn­tag wurde durch die Calwer Polizsi ein Hausierer festgenommen, der die Gasthöfe aufsuchte und unter Vorbringen von unwahren Angaben ein teueres Mes- singputzmittel anbot und in einigen Fällen auch ver­kaufte. Das Putzmittel besteht aus gewöhnlichem Bims­mehl, das vielleicht mit einem chemischen Mittel gemischt ist. Wie die Polizei einwandfrei festgestellt hat, bezahlte der Hausierer seinem Lieferanten 18 Pfennig pro Kilo­gramm und verkaufte das Kilogramm zu 2.503.00 Mk. Er ist dem Amtsgericht übergeben worden.

Liebenzell» 4. April. Die Regulierung des Monbachrals durch den freiwilligen Arbeitsdienst schreitet rüstig voran. Die Arbeiten konnten den ganzen. Winter hindurch fortgesetzt werden. Bor einigen Tagen wurde auch mit dem Umbau der Eisenbahnstrecke zwischen dem Einfahrts- und Ausfahrtssignal der Station Man­ko chNeuhausen begonnen.

Horb, 3. April. (Fahnen - Verbrennung.) Gestern nachmittag wurden auf dem Turnhallenplatz, unter dem Beisein der SA. und des Motorsturms die alten kommu­nistischen und Reichsbanner-Fahnen verbrannt. Unter dem begeisterten Absingen des Horst Wessel-Liedes stieg der Rauch der brennenden Fahnen empor. Ein dreifaches Sieg-Heil auf den Volkskanzler Hitler beendete den feier­lichen Akt.

Derendingen, 3. April. Am 31. März wurde bei Grab- ^ arbeiten auf der Bernhalde ein aus dem 6. öder 7. ( Jahrhundert stammendes alemannisches Reihen- j grab angeschnitten. Außer vier Männergräbern mit Eisenwaffen (Schwerter, Lanzenspitzen) traf man auch ein Franengrab mit allerhand Beigaben.

Fsuerbach, 4. April. (Staatskommissar.) Zum ! Staatskommissar der Stadtgemeinde Feuerbach ist der stell­vertretende Rechnungsrat Bühler bei der Ministerialabtei- lung für Bezirks- und Körperfchaftsverwaltung bestellt worden.

Bitz, OA. Balingen, 4. April. (Todesfall.) Hier ver- z starb im Alter von 63 Jahren der Industrielle Oskar Grez, eine allgemein beliebte Persönlichkeit, dem die Gemeinde Biß rbr-n ungewöhnlichen wirtschaftlichen Aufschwung zu danken hat. .

«gungen, 4. Aprrt. (Von der Ortskranke,r- ! kaffe.) Stadtrat Kenngott (SPD ), der 30 Jahre lang i dem Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse Eßlingen k angehörte, davon 28 Jahre als Vorsitzender, ist altershal- r ber zurückgetreten. An seine Stelle tritt Stadtrat Mangold ! (NSDAP.) in den Vorstand ein. i

Göppingen, 4. April. (Strafe folgt auf dem »

F u ß.) Am Montag nachmittag waren einige schulpflichtige - Buben daran, ein Vogelnest auf einer Tanne auszunehmen, r Einer davon hielt sich an einem dürren Ast. Dieser brach j und der Junge stürzte ab. Ein Beinbruch und andere Ver- ! letzungen waren die Folge. h

KrrMtzvng ttr MinlsiersklMkr j

Stuttgart. 4. April. Die Württ. Regierung hat die Minister-. ! geholter von 16 000 auf 12 0"?! NM. herabgesetzt. Ein weiterer ? Beschluß bezieht sich ans die Gleichschaltung der Gemeinden. Wie j derNS.-Kurier" hört werden grundsätzlich sämtliche Gemeinde- I röte neu gewählt. Für die Teilgemeinden ist eine Sonderrege- : lung vorgesehen Die Verteilung der Zahl der Gesamtgemeinde- I räte auf die einzelnen Teilgemeinden und Teilorte wird eine j Neuregelung erfahren. Die Zahl der Gemeindsräte wird, wie ; verlautet, folgendermaßen festgelegt werden: bis 1000 Einwoh- k ner 6. 10002000 Einwohner 8. 20014000 Einwohner 10. 4001 ( bis 6000 Einwohner 12, 6001 bis 8000 Einwohner 14, 8001 bis j 10 000 Einwohner 16. 10 00115 000 Einwohner 18. 15 001 bis !

20 000 Einwohner 20. 20 00125 000 Einwohner 22. 25 001 bis i

30 000 Einwohner 24. 30 00140 000 Einwohner 26, 40 001 bis 1

50 000 Einwohner 28. 50 00180 000 Einwohner 30, 80 001 bis s

100 000 Einwohner 32. 100 001200 000 Einwohner 35, 200 001 ' bis 300 000 Einwohner 38, 300 001400 000 Einwohner 42. - 400 001500 000 Einwohner 45. Die seitherigen EemeinderLte j find mit sofortiger Wirkung ihrer Tätigkeit enthoben. Der Stutt- .- garter Eemeinderat zählt in Zukunft etwa 42 Stadträte. Da­von werden die Nationalsozialisten allein 1719 besetzen. Das Stimmrecht der besoldeten Gemeinderäte in Stuttgart wird auf- i gehoben.

Ueber die Herabsetzung der Ministergehälter wird noch be- s richtet, daß dadurch eine fühlbare Entlastung eintritt, zumal da selbstverständlich die Minister, die zwei Ressort? innehaben, nur ; ein Ministergehalt beziehen. Auch die Aufwandsentschädigung ist auf die Hälfte herabgesetzt worden und beträgt jetzt noch 1600 RM pro Minister. Auch hier fallen die Doppelbezüge durch Zu­sammenfassung der Ressorts weg. Während der frühere Staats­präsident Bolz als Staatspräsident wie auch als Innenminister je 32,10 RM. Aufwandsentschädigung bezog, bezieht der der­zeitige Staatspräsident und Wirtschaftsminister Wilhelm Murr lautNS.-Kurier" nur noch 1600 RM.

Wie derNS-Kurier" berichtet, werde« zur Vereinfachung des Landtagswahlaktes von den Parteien künftig nur noch Lan­deslisten eingereicht werden. ,

Naturaloerforgung der hilfsbedürftigen Bevölkern»« S

in Württemberg j

Stuttgart. 4. April. Dis Sitzung des Kollegiums der Zentral. 1 leitung iür Wohltätigkeit in Württemberg, die unter dem Bo» ? sitz von Staatsrat Dr Rau stattfand, beschäftigte sich hauprjäch- k lich mit der wlchtlgen Frage der Naturatoerjorgung der norlri- i denden Bevölkerung in Württemberg. Oberregierungsrar Mai­ls n d e r gab ein Bild von ver Tätigkeit der Zentrnlleitnng. die

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sich zuiammen mir Leu Bezirkswohltätigteitsvereiven in diesem Winter im Rahmen der Roth'lse auf dem Gebiete der Natural­versorgung entfaltet h«t. Mit Hilfe der für Stuttgart bestimmten Spendemittel wurden 30 000 Zentner Kartoffeln nn 2830 Zentner sonstige Lebensmittel Zucker, Mehl. Teigwaren usw. a« Bedürftige verteilt Besonders notleidenden Gemeinden des Lau»

! des wurden, abgesehen von der Ausgleichstätigkeit der Bezirke selbst, seitens der Zentralleitung 12 000 Zentner Kartoffeln und : 2100 Zentner Lebensmittel zugeführt. Der Aufwand für diese ' Lebensmittelverteilungen betrug 205 000 RM. Außerdem unte»

: stützte die Zentralleitung die Arbeitslosenspeisungen des Lande»

- dadurch, daß sie ein Drittel des nicht gedeckten Aufwandes übe» nahm. Hierfür wurden bis setzt 35 000 RM. ausqegeben. 11000 j Paar Stiefel wurden unter Einschaltung des örtlichen Schuh- j Handels besonders bedürftigen Familien zugewiesen, wobei di» s Zentralleitung den hälftigen Kostenersatz übernahm. Zur Durch»

! sührung dieser Maßnahmen reichten die eigenen und die Spende» i mittel der Zentralleitung nicht aus. Es mußte daher das Staat»

: Ministerium um Gewährrng eines Staatszuschusses angegangen i werden, der dann auch erfr-ulicherweise gewahrt wurde. Bei der » Ausspracl>e über alle diese Fragen wurde lebhaft bedauert, daß i bei der Natur rlhilfsaktion der Reichsregierung. d. h. bei der ^ Verteilung der 40 000 Zentner Butter und 700 000 Zentner Rog» i gen an die Hilfsbedürftigen der Notstandsgebiete Württemberg i nicht berücksicht'gt werden soll während durch die Mitteilungen s in der Presse, auch in der wiirttembergischen, dahingehende Hoff- s nungen in der Bevölkerung erweckt werden. Auch in Württem- ? berg gebe es Notstandsgebiete, die eine solche Naturalunte» § stützung dringend notwendig hätten. Es wurde beschlossen, dir > Regierung zu bitten, nochmals bei der Reichsregierung dahi» s vorstellig zu werden, daß Württemberg für seine Notgebiete auch i ein angemessener Teil zugewiesen werden soll. Diese Bitte wurde » sofort an das Staatsministerium wsitergeleitet.

- Das erste Sondergericht in Stuttgart

f Stuttgart, 4 April. Am Samstag vormittag tritt das ne» ^ gebildete Sondergericht, das für Württemberg und Hohenzoller» aus Landgerichtsdirektor Flaxland, Landgerichtsrat Dr. Boh» und Amtsgerichtsrat Dr Schlecht besteht, zum erstenmal zusam­men. Die Anklage wird von dem für das Sondergericht bestellte« Staatsanwalt Dr. Otterbacher vertreten. Beim Sondergerichk handelt es sich um ein vereinfachtes prozessuales Verfahren ohne Berufungs- und Reoifionsmöglichkeit, das nur politische Fäll« behandelt. Der erste Fall betrifft die Behauptung, das Reich» tagsgebäude sei von Nationalsozialisten angezündet worden.

Bund der württ. Aeuhausbesitzer

Stuttgart, 4. April. Im Wullesaal fand die 3. Delegierte» Versammlung des Bundes der württ Neuhausbesitzer statt. Mil Interesse folgten die Vertreter den Verhandlungen. Der erst« Vorsitzende. Iugendrat Krauß-Göppingen, erstattete den !§«» fchäftsbericht, dem sofort der Kassenbericht folgt«. Tine reg« Aussprache schloß sich an Nach kurzer Mittagspause trat mau in die Beratung der 32 Anträge ein. Immer wieder kam zu« Ausdruck daß dre württ. Reuhausbesitzer der neuen Negierung »ollstes Vertrauen entgegenbringen. Die Wahlen brachten »ü seitherigen bewährten Kräfte wieder, nämlich die beiden Vor­sitzenden Zugendrat Krauß-Göppingen und Hauotlehrer Gack- ftatter-Stuttgart, als Bundeskassier W. Schmid-Göppingen, al» Vundesschriftfiihrerin Hauptlehrerin Bäurle-Stuttgart. Ferna gehören dem Arbeitsausschuß wieder an die Herren Göller-Obe» eßlingen. Fauser-Reutlingen und Kratz-Kirchheim.

Illegaler Waffenhandel in Württemberg aufgedeckt

Stuttgart, 4. April. Rach einer Meldung des Landeskriminal­polizeiamtes ist es der politischen Polizei nach langen Bemühun­gen gelungen, einem illegalen Waffenhandel großen Umfange» auf die Spur zu kommen. Die LLaffen die eine Wafsengroßhand- lung an einen Wafsenhändler lieferte, wurde von diesem einer Persönlichkeit geliefert, die mrt den Waffen linksradikale Kreise, insbesondere Kommunisten, belieferte. Die Waffen konnten i» einer wiirttembergischen Iberamtsstadt unter Hasenställen ver­graben gefunden werden. Das Lager enthielt 200 Pistole» deut­schen Ursprungs und 200» Schuß Munitio». Der Wafsenhändler gestand. 400 Pistolen mit Munition geliefert und auf Anwelsung des Empfängers die Fabriknummern herausgefeilt zu habe». Zahlreiche Beteiligte, darunter die Hauptbeteiligten, wurden in Haft genommen. Ein Verfahren wegen Vorbereitung zum Hoch­verrat ist anhängig gemacht worden.

Eli MM auf dkm Kruberg

Das größte Gefangenenlager Deutschlands Stuttgart, 3. April. DieSüddeutsche Zeitung" berichtet über Len Besuch eines Redaktiansmilgliedcs auf dem Heuberg, dem größten Gefangenenlager Deutschlands. Zurzeit sind 1750 politische Gefangene dort untergcöracht. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen im Lager von der Freiheit in die Ge­fangenschaft und von der Gefangenschaft in Freiheit. Die Lager- banten sind mit Stacheldrahr umgeben, SA.-Posten mit Kara­binern schreiten die Lag.rgassen auf und ab. An den Eingängen stehen spanische Reiter. Lin Entrinnen ist unmöglich. 450 Mann SA. und ein Kommando württembergische und badische Polizei haben die Bewachung. Die Gefangenen erhalten, so er­zählt der Berichterstatter, weder Gefchichts-, noch Religions­unterricht, noch werden sie in die Kirche geführt, noch müssen sie das Deutschlandlied singen. Morgens um 6 Uhr beginnt der Tag nach militärischen Regeln. Sie müssen ihre Fallebauen", Stubendienst machen, Kaffee fassen. Einstweilen verrichten die Häftlinge nur kleine Arbeiten, am beliebtesten ist Kattoffel- schälen. Neben Arbeitern und Handwerkern sind auf dem Heu­berg auch Lehrer, Professoren. Rechtsanwälte und Richter zu finden. Alle zwei Stunden dürfen sie eine halbe Stunde sich in den mit Stacheldraht umgebenen Höfen in der frischen Heu­bergluft ergehen. Die Gesichter sind durch wild entstellte Bärte teils unerkennbar. Rasierapparate benützen nur wenige, Rasier­messer sind nicht erlaubt- Nach dem Spaziergang müssen die Gefangenen wieder in ihre verschlossenen Zimmer, wo sie Kar­ten- oder Schachspielen, oder Lesen. Nur nationale Zeitungen find zugelassen. Das Essen ist einfach aber reichlich und gut. Es werden nur Eintopfgerichte gekocht. Der Küchenzettel zeigt Abwechslung. Die SA.-Leute mit ihrem strengen Wachdienst stehen kaum besser im Futter. Der Verkehr mit der Auschmvclt ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Die Briefe sieben unter strenger Kontrolle. Die Gefangenen dürfen nur alle 10 Doge einen Brief mir zwei Seiten oder eine Postkarte schreiben. Die Wachmannschaften dürfen sich mit den Häftlingen nicht unter­halten. Lebensmittel dürfen die Gefangenen nicht erhalten, auch das Rauchen ist nicht erlaubt. Geld dürfen die Gesang.neu bekommen, dazu Wäschepatcte. Wie lange die Gefangenschaft