mando ersucht uns ausdrücklich, das Publikum zu derartigem Selbstschutz und damit zugleich zur Unterstützung der Militärbehörden in der Abwehr feind- l-icher Spione und Zerstörungsversuche aufzufordern — Einer vom Generalkommando genehmigten Blät- termeldung zufolge haben französische Spione, zwei in Frauentracht, zwei in der Tracht von Ziegelei arbeitern, sich an der Verbindungsbrücke zwischen Neustadt und Waiblingen zu schaffen gemacht, nachdem sie in einem Auto an Ort und Stelle gelangt waren. Sie wurden von Feldschlltzen beschossen, entkamen aber mit dem Auo in der Richtung nach Stuttgart. Dort wurde dieses gestern ermitel. Auch wurde in der Bahnhofstraße eine als Frau verkleidete Person verhaftet. Beim Hasenbergtunnel hat ein Einjahrig-Freiwilliger einen Verdächtigen festgenommen. Ueber weitere Verhaftungen liegt noch kein amtlicher Ausweis vor.
LuLwigsburg, 3. Aug. Am Munitionsdepot ist heute ein Unbekannter, der sich heranzuschleichen versuchte, vom Posten erschossen worden.
Keine Spione. Stuttgarts Polizeidir. schreibt: Fortwährend treffen unverbürgte Nachrichten über polizeiliche Mastnahmen, namentlich über Festnahmen Verdächtiger ein. Es wird bekannt gegeben, dast bisher in allen den Tagen keinerlei Verhaftungen verdächtiger Personen vorgenommen worden sind, wohl aber müssen ununterbrochen harmlose Passanten, namentlich Ausländer, vor den Aeuste- rungen einer unverständlichen und unbegründeten Leidenschaft, leider auch vor schweren Verletzungen, geschützt werden. Das Publikum wird dringend gebeten, sich vor solchen strafbaren Handlungen zu hüten.
Aufruf des Landsturms in den Grenzbezirken.
Eine kais. Verordnung betreffend den Aufruf des Landsturms, vom 1. August 1914, verordnet auf Grund des Artikel II § 25 des Gesetzes betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, vom 11. Februar 1888 im Namen des Reichs: In den Bezirken des I., II., V., VI.. VIII., IX., X., XIV., XV., XVI., XVII., XVIII., XX. und XXI. Armeekorps ist nach näherer Anordnung der zuständigen Kommandierenden Generale der Landsturm aufgerufen worden. Gegenwärtige Verordnung tritt am Tage ihrer Verkündigung in Kraft.
Eisenbahn-Grenzschutz.
Berlin, 2. Aug. Luxemburg ist zum Schutz der dort befindlichen deutschen Eisenbahnen von Truppenteilen des VIII. Armeekorps besetzt worden.
Der russische Botschafter verläßt Berlin.
Berlin, 3. Aug. Der russische Botschafter hat um 1/H12 Uhr Berlin verlassen.
König Wilhelm an die Wiirttemberger.
Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht in einer Sonderausgabe folgendes Manifest des Königs: „An mein Volk! An mein Volk wende Ich Mich mit wärmster landesväterlicher Teilnahme. Innig mit jedem treuen Sohn des Landes verbunden, erflehe Ich Gottes Segen für unser teueres deutsches Vaterland und unser heihgeliebtes Württemberg. Für die deutsche Nation gilt es, gegen die haßerfüllten Feinde des Vaerlands aufzustehen und in den ihr aufgedrungenen Kampf um die höchsten Güter einzutreten. Begeistert folgen auch wir Wiirttemberger dem Rufe des Kaisers. Mehr als je leitet uns der heimatlich so oft bewährte Wahlspruch: Furchtlos und treu! Große Opfer müssen in der bevorstehenden schweren Zeit gebracht werden. Mächtige Feinde greisen unsere friedliche Arbeit, unsere Unabhängigkeit, unsere Ehre an. Aber Ich vertraue zuversichtlich auf den guten Geist Meines Volkes, daß es an Entschlossenheit und Hingebung hinter seinen Bruderstämmen nicht Zurückbleiben wird. Schreiten wir mit Mut und Kraft der Zukunft entgegen! Der allmächtige Gott wird unsere gerechte Sache schützen. Stuttgart, den 2. August 1914. Gez. Wilhelm."
Der Abschied des Königs und Herzogs Albrecht von ihren Regimentern.
Stuttgart, 3. Aug. Heute mittag ist der König in Begleitung des Eeneraladjutanten Freiherrn v. Starkloff, des Kriegsministers v. Marchthaler und des kommandierenden Generals v. Fabeck im Hofe der Dragonerkaserne in Cannstatt erschienen, um von seinem Dragoner-Regiment, das eskadronsweise in feldgrauer Uniform Aufstellung genommen hatte, Abschied zu nehmen. Der König sprach zündende Worte an die ins Feld ziehenden Mannschaften und forderte sie auf, auf den Kaiser, den obersten Kriegsherrn, ein kräftiges Hurra auszubringen. Im Anschluß daran hielt Feldprobst Prälat v. Blum, im Hofe der Kaserne einen Feldgottesdienst ab. — Im Hofe der großen Jnfanteriekaserne verabschiedete sich Herzog Albrecht von seinen Olgadragonern mit ungefähr folgenden Worten: Er fei überzeugt, daß jeder seine Pflicht erfülle und es sei auch nicht das erstemal, daß das Grenadierregiment den Beweis liefere, was es leisten könne. Seine Ansprache schloß der Herzog ebenfalls mit einem begeistert aufgenomme
nen Hurra auf den Kaiser und den König von Württemberg.
Militäramnestie.
Der König hat aus Anlaß der Mobilmachung für die Personen des aktiven Heeres und des Beurlaubtenstandes vom Feldwebel (Wachtmeister) abwärts bezüglich der von den Militärgerichten, bürgerlichen Gerichten und den Behörden des Departements des Innern verhängten Geld- und Freiheitsstrafen einen umfassenden Gnadenerlaß verfügt.
Bekanntmachung des K. Generalkommandos.
Stuttgart, 3. Äug. An einer Stelle des Königreichs sind Telephondrähte durchschnitten worden. Die Truppen haben ^Anweisung, auf solche Verbrecher sofort zu schießen. Ich fordere die gesamte Bevölkerung des Korpsbereichs auf, an der Beaufsichtigung aller öffentlichen Verkehrseinrichtungen mitzuwirken und Verdächtige der nächsten Polizeibehörde zu übergeben. v. Fabeck.
Die Kampfkraft der russischen Armee.
Das Militär-Wochenblatt schrieb vor einigen Tagen:
Ebenso wie die österreichisch-ungarische Armee in Europa vielfach unterschätzt wird, so wird die Kampfkraft der russischen Armee meistens überschätzt. Daß die russische Armee der Zahl nach von außerordentlicher Stärke ist, kann niemand bestreiten, die Zahl entscheidet aber, wie uns die Kriege Friedrichs des Großen lehren, im Kriege glücklicherweise nicht; als wichtigere Faktoren treten hier noch hinzu, die Moral des Heeres, höhere Führung, Bewaffnung, Ausrüstung, Lage und Ausdehnung des Staatsgebietes, dessen Eisenbahnnetz, Gesinnung der Bevölkerung u. dergl. mehr. Es scheint nicht unangebracht, jetzt daran zu erinnern, daßinneuesterZeitRuß- land allein noch niemals über eine ebenbllrtigeArmeedenSiegerrungen hat; 1877 wäre ihm ohne die Hilfe des Fürsten Ca- rol von Rumänien nicht einmal die Niederwerfung der Türken gelungen; der modernen japanischen Armee gegenüber im mandschurischen Kriege erlitt Rußland eine empfindliche Niederlage. Hier sei eingeschaltet. daß die kürzlich in der Presse oft aufgetauchte Nachricht der stattgehabten Aufstellung von 5 neuen russischen Armeekorps unrichtig ist; diese fünf Armeekorps existieren nicht. — Auf die allgemeine Beurteilung der Armeen weiterer Großmächte einzugehen, möchten wir zurzeit unterlassen, das aber kann ohne Ueberhebung gesprochen werden, daß die deutsche Wehrmacht seit dem großen Kriege 1870/71 unabläs-
mit größter Intensität und andauerndem Fleiß an sich gearbeitet hat. Alle militärischen Vorbereitungen zum Kriege, welcher Art sie auch seien, sind mit bekannter deutscher Gründlichkeit und Ordnung aetroffen; man wird daher ohne Ueberhebung sagen dürfen, daß Deutschland dem Eintritt ernster Ereignisse mit voller Ruhe im Vertrauen auf Gott und seine eigene Stärke entgegensehen kann.
St»dt, Bezirk rin- «»«hbarfchaft.
C alw, den 4. August 1914.
An unsere Leser.
Mit dem Inkrafttreten des Militärlokalzugfahrplanes verzögert sich die Zustellung der Zeitung an die Postbezieher. Wir richten daher an unsre Postabonnenten die Bitte, verspätetes Eintreffen des Lokalblattes nicht uns, sondern den Umständen zur Last zu legen. Dasselbe gilt für alle Bezieher hinsichtlich der telegraphischen und telephonischen Meldungen und der Berichte über die Kriegslage. Durch das Ausbleiben der Post, sowie den erschwerten Fernsprech- und Drahtverkehr stockt auch die rasche Berichterstattung durch die Zeitung. Vermutlich dürsten diese beengten Zustände dann behoben sein, wenn der Abtransport unserer Truppen erfolgt ist. Bis dahin also bitten wir um Geduld!
Schluß des Kurbetriebs.
Die für die diesjährige Saison vorgesehenen Veranstaltungen in den Bädern und Kurorten des Nagoldtales sind mit dem Ausbruch der kriegerischen Ereignisse abgesagt worden. In Bad Liebenzell hat das Kurtheater seine Vorstellungen und die Kurkapelle ihre Konzerte eingestellt; in Bad Teinach spielt die Kapelle gleichfalls nicht mehr und ebensowenig in Hirsau. Die Kurgäste verlassen oder verließen zu einem groben Teil die Kurplätze und es unterbleiben begreiflicherweise neue Anmeldungen in die Gasthöfe und Pensionen. Bisher mar gerade der August der beste Monat der Saison.
Mithilfe zur Ernte, ein Werk für Volk u. Vaterland.
Hunderttaufende von Söhnen unseres Vaterlandes stehen unter den Fahnen zum Kampfe für Ehre, Recht und Freiheit unseres deutschen Volkes. Für ihres Lebens Notdurft sorgt die Heeresverwaltung. Für die Millionen der im Lande Gebliebenen müssen wir selbst sorgen. Aus Zufuhr vom Ausland dürfen wir nicht vertrauen. Unsere heimatliche
Scholle selbst muß unser Volk ernähren. Sie kann es. In reichem Segen reift die Ernte. Sie verdirbt wenn nicht fleißige Hände sie bergen. Die beste Kraft und Blüte unseres Landvolkes steht aber unter den Fahnen, die vielen Tausende fremder Arbeiter, die sonst zur Erntearbeit ins Land kommen, sind ferngeblieben oder abgerufen. Wir brauchen fleißige Ärme. Jeder, der mithilft, die Ernte in die Scheune zu bringen, hilft mit am deutschen Kampf und Sieg Für Arbeiter, deren Werke wegen des Krieges schliß ßen, bietet sich hier gute Arbeitsgelegenheit. Auch wer sonst nicht mit der Hand zu arbeiten gewöhnt ist trete ein in die Reihen und schließe die Lücken des Krieges. Das gilt besonders der Jugend, soweit sie nicht die Waffen trägt, den Studenten, Gymnasisten und allen, die in Jugendverbänden vereint vaterländische Begeisterung pflegen. An die Stelle von Spiel und Jugendlust treten Ernst und Tat! Vaterländische Vereine, Berufsvereinigungen, Jugendvereine sammelt eure Leute zu gemeinsamer Arbeit! Arbeit ehrt. Nichtstun schändet! Wer kann, helfe mit, daß unser Volk, die Frauen und Kinder unserer Streiter zumal, nicht hungern, und, wenn uns wider göttliches und menschliches Recht der Kampf au Mehrungen wird, den Kämpfenden der gerechte Sieg leichter wird, auf den Deutschland zu Gott hofft.
Schule und landwirtschaftliche Arbeiten.
Auf Anregung des Königs hat die Unterrichts- Verwaltung die zuständigen Schulbehörden angewiesen, mit der Erteilung der Ferien oder dem Wiederbeginn des Schulunterrichts auf die landwirtschaftlichen Arbeiten, namentlich die Erntearbeiten, die weitestgehende Rücksicht zu nehmen. Die so erteilten oder verlängerten Ferien werden in die festgesetzte Höchstzahl der schulfreien Tage des Jahres nicht eingerechnet. Die Schüler der höheren Schulen und an den Volksschulen die Kinder nicht Landwirtschaft treibender Eltern werden aufgefordert, sich bei den landwirtschaftlichen Arbeiten so viel wie möglich zur Verfügung zu stellen.
An unsere Jugend.
er>. Vom Lande wird uns geschrieben: Aus den Feldern winken die goldenen Aehren dem Schnitter. Wir haben in diesem Jahr doppelt Grund, jede Aehre und jeden Halm zu bergen. Aber wie viele Lücken hat der Ruf zu den Waffen in die Schnitterschar gerissen! — Wie wäre es, wenn unsere städtische Jugend, die Volks-, Real- und Gymnasialschüler, soweit es in ihrem Können und ihren Kräften steht, diese Lücken ausfüllten? Schneiden und mähen können wohl die wenigsten, aber wenden, aufsammeln, beim Binden und Ausladen helfen können die älteren recht wohl. Die meisten brennen darauf, dem Vaterland in diesen entscheidungsreichen Wochen ihre Kraft und ihren Arm zur Verfügung zu stellen, — aber wo und w i e? Wer mithilst, den Erntesegen zu bergen, tut dem Vaterland den für dieses Alter möglichen größten Dienst! Soweit die Hilfsbereiten nicht auf eigenem Grund und Boden oder bei Verwandten und Bekannten Arbeit finden können, werden sie gebeten, sich unter Angabe des Alters zu melden beim „Büro des Süddeutschen Jllnglingsbunds", Stuttgart, Sjl- berburgstraße 195; oder dem „Stuttgarter Jugendsekretariat", Stuttgart, Hohestr. 11.
Allgemeiner Kriegsbettag in Württemberg.
ep. Mit Genehmigung des Königs hat die evgl. Oberkirchenbehörde für den nächsten Sonntag einen allgemeinen Buß- und Bettag angeordnet, für den als Texte bestimmt sind: für die Vormittagspredigt: Hebr. 4, 16: „Lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Enadenstuhl, auf daß wir Barmherzigkeit empfanaen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird." Für die Nachmittagspredigt: Psalm 91, 1: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe." Der Erlaß empfiehlt, wo irgend möglich, die Veranstaltung besonderer Kriegsbetstunden mit anschließendem Abendmahl.
Wer hilft?
Das Sekretariat sozialer Studenten-Arbeit M-- Gladbach, der Bundesleiter des Wandervogels e. B., der deutsche Samariterverein vom Roten Kreuz erlassen Aufrufe, in denen sie sich an alle Volksgenossen wenden, soweit es in den Kräften jedes einzelnen steht, zur Bergung der Ernte mitzuhelfen und sich dem Sanitätsdienst zur Verfügung zu stellen. Von der Verproviantierung mit Lebensmitteln hänge ein gut Teil unserer Erfolge ab.
Erinnerung an wichtige Arbeiten:
Gemüsegarten. Die letzten Buschbohnen legen. Spinat, auch nochmals Mangold- säen. Gute Tomatensorten durch Stecklinge vermehren und sie später in Töpfe oder ins Gewächshaus pflanzen. Zur späteren Aufbesserung ausgesogener Mistbeeterde jetzt gute Komposterde mit Kuhdiinger durchsetzen. — Im Obstgarten den Himbeeren die abgetragenen Ruten fortschneiden. Abgeerntete Stachelbeerbüsche etwas ausholzen. An den Weinstöcken die Leittriebe