Nr. PY. Amts- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk Lalw. 89. Jahrgang.

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krschetnungsweise: kmal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberanits- tezirk Calw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg.. außerhalb desselben 12 Pfg., keklamen LS Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.

Dienrtagz den 4 . August 1914.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. I.LS vierteljährlich, Post­bezugspreis für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.S0. Bestellgeld in Württemberg SO Pfg.. in Bayern und Reich 42 Pfg.

Am 6. Mobilmachungstag,

Freitag, den 7. August d. Js., nachmittags,

Met Schiebe» mit schmse« Patrone»

statt.

Es ist lebensgefährlich, das von folgenden Linien eingeschlossene Gelände zu betreten:

HirsauAlthengstettEechingen StammheimCalw.

Die Straße CalwStammheim und Hirsau Althengstett ist für den Verkehr frei.

Das Gelände wird durch Posten abgesperrt, deren Anordnungen unbedingt Folge zu leisten ist Die in Betracht kommenden

Schultheißenämter

werden beauftragt, obige Bekanntmachung alsbald ortsüblich bekannt zu machen.

Calw, den 3. August 1914.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

krlch. tetr. Uebemachmz der Va-milagea, We der Telephon-». TeleWphcnleiilWeo.

Anscheinend sind im ganzen Lande russische und französische, hauptsächlich in Frauenkleidung auftre­tende Spione daraus bedacht, die Bahnanlagen, so­wie die Telegraphen- und Fernsprechleitungen zu zerstören, um dadurch der Mobilmachung Hinder­nisse zu bereiten.

Die Herren Ortsvorsteher werden daher beauf­tragt, die Bahnanlagen, sowie die Telephon- und

Telegraphen-Leitungen durch womöglich mit Ge-! ^ wehren bewaffnete Straßenwärter, Polizeidiener,

! Feld- und Waldschiitzen, event. durch Mitglieder der Feuerwehren und Schützenvereine aufs schärfste über­wachen zu lassen und diese Ueberwachung mit allen Mitteln durch,zusiihren.

Aus Leuts, welche Telephondrähte durchschneiden oder beschädigen, ist sofort zu schießen, jedenfalls aber sind dieselben sestzunehmen und ungesäumt hierher­zuliefern.

Einem Bericht über das Geschehene wird binnen 2 Taqen entgegengesehen.

Den 3. August 1914.

Regierungsrat Binder.

K Oberamt Calw.

Die Hem» Lrtsmfteher

werden zufolge höherer Weisung veranlaßt, der Spionage verdächtige Russen und Franzosen sofort festnehmen und hierher liefern zu lassen.

Den 3. August 1914.

Reg.-Rat Binder.

Bedamlmchmg,

hett. Schutz irr WasswieriorMtze«.

Das Kgl. Bauamt für das öffentliche Wasser­versorgungswesen hat die Mitteilung gemacht, daß bei einer Eemeindewasserversorgung im Oberamt Leonberg durch Spione oder Vaterlandsverräter der Versuch gemacht worden, das Wasser zu vergiften.

Es ergeht daher an die Herren Ortsvorsteher der Auftrag, die Wasserversorgungsanlagen, ins­besondere die Wasserentnahmestellen, Pumpwerke,

Hochbehälter (durch Feld- und Waldschützen, Feuer­wehrleute rc.) streng bewachen zu lassen.

Ueber das Geschehene ist binnen 2 Tagen Vollzugsbericht zu erstatten.

Lalw, den 4. August 19l4.

K. Oberamt: Binder.

Bekanntmachung.

Die zum militärischen Nachrichtendienst benutz­ten Brieftauben tragen die ihnen anvertrauten De­peschen in Aluminiumhülsen, die an den Schwanz­federn oder an den Ständern befestigt sind.

Trifft eine Taube mit Depesche in einem frem­den Taubenschlage ein oder wird sie eingefangen, so ist sie ohne Berührung der an ihr befindlichen De­pesche unverzüglich, falls eine Fortisikation am Orte, an diese, andernfalls an die oberste Militärbehörde auszuhändigen. Ist auch eine Militärbehörde nicht am Orte, so ist die Taube an den Ortsvorsteher zu übergeben, der für die Weiterbeförderung der De­pesche an die Militärbehörde oder an den Befehls­haber der nächsten Truppenabteilung sorgen wird.

Die Durchführung dieses Verfahrens erheischt die tätige Mitwirkung der gesamten Bevölkerung. Von ihrer patriotischen Gesinnung wird erwartet, daß jedermann, der in den Besitz einer Brieftaube gelangt, bereitwillig den vorstehenden Anordnungen entsprechen wird.

Calw, den 31. Juli 1914.

K. -Oberamt: Binder.

Vorstehende Bekanntmachung gilt auch als von hier aus erlassen.

Calw, 1. August 1914.

Stadtschultheißenamt: Lonz.

Kurz und bündig meldete der Draht gestern abend den ersten größeren Erfolg der deutschen Truppen:

Berlin, 3. Aug. Die deutschen Grenzschutz- truppen bei Lubwinits haben heute vormittag nach kurzem Gefecht Czenstochau genommen. Bendin und Kalisch wurden von den deutschen Truppen besetzt.

Ein weiterer Bericht, der aus gutunterrichteter, aber nicht amtlicher Quelle stammt, verkündet:

Berlin, 3. Aug. Das 1. Bataillon des In­fanterieregiments Nr. 155 mit Maschinengewehrkom­pagnie und Ulanenregiment 1 sind heute morgen in Kalisch eingerückt. (Kalisch, die Hauptstadt des Gouvernements und Kreises Kalisch, an der Brosna unweit der preuß. Grenze und an der Eisenbahn Marschau-Kali sch gelegen, ist Sitz eines Brigadeftab- Mrtiers der russ. Grenzwache und hatte 1897 22 000 Einwohner.)

Näheres Uber die Bedeutung und den Umfang des deutschen Vorrückens wurde noch nicht bekannt, ebensowenig über neue Bewegungen.

Dagegen gedeiht das Unkraut wildester Gerüchte frisch-fröhlich weiter. Und allgemach gesellt sich dazu die Spionenfurcht. Jeder, der seinen Hut krumm ?uf dem Kopf trägt und ein verbranntes Gesicht hat, ist zum mindestenverdächtig". Wir verkleinern die tatsächliche Gefahr nicht, die Spione für uns bedeu­ten, aber warnen ebenso ernst davor, es allzusehr mit der Furcht vor ihnen zu tun zu kriegen. Die Augen auf und ohne Bange!

Kein deutscher Soldat auf französischem Boden.

Amtlich wird bekannt gegeben, daß, während noch kein deutscher Soldat sich auf französischem Boden befindet, nach amtlichen Meldungen die Franzosen vor der Kriegserklärung kompagnieweise die deutsche Grenze überschritten und die Ortschaften Gottestal, Metzeral und Markirch, sowie den Schluchtpaß besetzt haben. Ferner ist ein Neutralitätsbruch dadurch be­gangen worden, daß französische Flieger in großer Zahl über Belgien und Holland nach Deutschland ge­flogen sind.

Spione!

Von ihrem meteorologischen Beobachter in Freu­denstadt wurden der meteorologischen Zentralstelle in Stuttgart anläßlich der Mitteilung der Witterungs­nachrichten gleichzeitig folgende Nachrichten übermit­telt: 1) Französische Spione suchten die Brücken bei Loßburg und Aach zu sprengen. Die Versuche sind mißlungen. 2) Eine Art Zigeunerwagen, der 80 Zentner französischen Sprengstoff enthielt, wurde weggenommen. Ferner wurde ein Wagen mit Sprengstoff angehalten. 3) Französische Spione suchten die Wasserleitung von Freudenstadt zu ver­giften. >4) Die Straßen in der Umgebung von Freudenstadt sind gestern durch deutsche Zimmerleute gesperrt worden, indem Barrikaden errrichtet wur­den. 5) In der Nähe von Wittlensweiler wurden Schüsse gehört. 6) Auch in der Nähe von Deger­loch wurde versucht, die Wasserleitung zu vergiften. Diese Meldungen mögen jedermann im Publikum veranlassen, nach allen Seiten und an allen Orten ein wachsames Auge zu haben. Wo irgendwie ver­dächtige Personen wahrgenommen werden, nehme man unbedenklich die Verhaftung vor, selbst auf die Gefahr eines Mißgriffs hin. Das Generalkom-

Schrvindel.

Berlin, 3. Aug. Die im Umlauf befindlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen einem deutschen Schifssverbande und der russischen Ostseeslotte, über deren Vernichtung und den Untergang eines deut­schen Schisses sind glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte nicht weiter zu tragen ohne sie zuvor durch Rückfrage an amtlicher Stelle aus ihre Richtigkeit geprüft zu haben.

Der Chef der russischen Heeresmacht.

Peterburg, 3. Äug. Großfürst Nikolai Nikolaje- witsch ist zum Generalissimus der russischen Streit­kräfte ernannt worden. In einer Reihe von Gou­vernements wurde der Kriegszustand erklärt. Der Kriegsminister forderte zur Geheimhaltung aller mi­litärischen Maßnahmen auf und betonte, der Gene­ralstab sei beauftragt, die Oeffentilchkeit über den Gang der Kriegsergebnisse zu unterrichten.

Drei Franzosen erschossen.

Amtlich wird bekanntgegeben, daß in Metz drei Franzosen erschossen wurden, die versuchten, die Brun­nen mit Cholerabazillen zu vergiften.

Beunruhigung durch Flieger.

Mannheim, 3. Aug. Heute nacht wurden hier über dem Bahnhof zwei französische Flieger beobach­tet. Sofort wurde der ganze Bahnhof gelöscht und die Flugzeuge von Scheinwerfern beleuchtet. Sie wurden beschossen und muhten nredergehen, woraus die Verhaftung der französischen Flieger erfolgte.