kappen. Bei trübem Wetter oder in den Abendstun­den gegen das Heuer an Apfelbäumen sich so sehr aus­breitende Fusikladium mit halbprozentiger Kupfer­kalkbrühe spritzen. Im Ziergarten werden Stauden geteilt und verpflanzt, verblühte Schling­rosen dem Schnitt unterworfen, auch Topfgewächse und die Blumenbeete mit einer Nachdüngung ver­sehen. Letzte Aussaat von Reseda. Stöcklinge von Rosen und von verschiedenen Topfgewächsen machen. Treibblumenzwiebeln bestellen.

Paßpflicht. Auf Grund einer kaiserlichen Ver­ordnung ist bis auf weiteres jeder, der aus dem Aus­lande im Reichsgebiet eintrifft, verpflichtet, sich durch einen Patz oder eine Patzkarte über seine Person aus­zuweisen. Dasselbe gilt für jeden Ausländer, der sich fortab auf Reichsgebiet aufhält.

Das Kur- und Fremdenblatt wurde am verflos­senen Samstag zum letztenmal in dieser Saison ge­druckt. Die gegenwärtige Lage veranlaßt uns, das Uatt nicht weiter erscheinen zu lassen.

Der Postverkehr zwischen Deutschland und Ruß­land und Frankreich ist gänzlich eingestellt und findet auch auf dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach den angegebenen fremden Ländern mehr angenom­men, bereits vorliegende oder durch die Briefkasten zur Einlieferung gelangende Sendungen werden den Absendern zurückgegeben. Der private Telegraphen- und Fernsprechverkehr zu und von diesen Ländern ist ebenfalls eingestellt.

Postbeförderungsdienst während des Kriegs, lieber die Dauer der Mobilmachung wird der Post­beförderungsdienst in Württemberg durch den Post­vertreter bei der Linien-Kommandantur in Stutt­gart geleitet. Zum Linion-Postvertreter ist der Post­rat Schwab bestellt, seine Stellvertretung hätte der Direktor von Hartter zu übernehmen. Auf der Strecke Heilbronn-Eppingen wird der Postbefövderungsdienst durch den Linien-Postvertreter Poftvat Fuchs in Karlsruhe geleitet. Im Oberpostdirektionsbezirk Konstanz ist der Postbeförderungsdienst dem Postrat Mörschel in Konstanz unterstellt.

Fahrkarten für Reichstagsmitglieder. Die Mit­glieder des Reichstags, der am 4. August ds. Js. zu- sammentritt, sind berechtigt, ihre Eisenbahnfreifahr­karten zu benützen. Es steht ihnen auch das Recht zu, in Militärzügen zu fahren.

Weitere Nachrichten.

Gegen die Preistreibereien.

Mannheim. 1. Aug. Großen Preistreibereien auf dem Mannheimer Wochenmarkt wurde letzten Samstag schnell ein Ende gemacht. Als z. B. Kar- tosselhändler für das Pfund Kartoffeln 16 L ver­langten, schritt die Polizei ein und setzte den Kar­toffelpreis für Bauern auf 6 ^ und für Händler auf 8 ^ pro Pfund fest. Wer so nicht verkaufen wollte, mutzte den Markt verlassen. Lin- Kartoffel- Händler, der den Zentner zu 10 verkaufte, aber nur 84 anstatt 100 Pfund wog, ließ seine Kartoffeln und Wagen im Stich, als man seinen Betrügereien auf die Spur gekommen war, und ging flüchtig.

Stuttgart, 3. Aug. Der Polizeibericht schreibt: In verschiedenen Läden der Stadt soll Kunden, die mit Reichsbanknoten bezahlen wollten, erklärt wor­

den sein, daß solche Noten nur noch für 80 Mark in Zahlungen genommen werden. Es wird darauf hingewiesen, daß die Noten der Reichsbank gesetzliche Zahlungsmittel sind, d. h. daß im Handel jedermann gesetzlich verpflichtet ist, sich in Banknoten bezahlen zu lassen. Ein Verhal­ten, wie das geschilderte, kann unter Umständen so­gar eine Strafverfolgung wegen Wuchers nach sich ziehen.

Heilbronn, 3. Aug. Die gleislose Straßenbahn von hier nach Bückingen hat von heute ab ihren Be­trieb einstellen müssen, da ihr Personal zum größten Teil unter die Fahnen berufen wurde.

Mühlhausen a. N., 3. Aug. Infolge Unvorsich­tigkeit entlud sich das mit Schrot geladene Gewehr des Waldschützen K. Traber in seiner Wohnung. Der Schutz ging seinen zwei Mädchen im Alter von 11 und 14 Jahren ins Gesicht und verletzte sie derart, daß sie in die Augenklinik Stuttgart verbracht wer­den mutzen. Beide Mädchen dürften je ein Auge verlieren.

Berlin, 3. Aug. Eine Umfrage bei den Standes­ämtern in den Stadt- und Landgemeinden Groß- Berlins hat ergeben, daß am Samstag und Sonntag schätzungsweise 1800 Nottrauungen vollzogen wurden.

Erster ausführlicher Bericht vom serbischen Kriegs­schauplatz.

Juli. Der Sonderberichterstatter desStan­dard" in Semlin meldet seinem Blatte den ersten ausführlichen Bericht über die Vorgänge auf dem österreichisch-serbischen Kriegstheater, in dem er den Uebergang der Oesterreicher schildert. Er sagt, daß die österreichischen Heeressäulen an einem Punkte 30 Meilen östlich von Belgrad die Donau zuerst überschritten hätten. Gleichzeitig wurde die Save 4 Meilen südlich von Belgrad überschritten. Der Teil der Armee, der bei Semendri-a in Serbien einmarschiert war, marschierte ans der Straße nach Osipanioa weiter, die schließlich nach Risch führt. Der Uebergang in der Nähe von Belgrad wurde ohne große Schwierigkeiten ausgeführt. Die Oesterreicher benutzten dazu zum großen Teil die Reste der Eifon­bahnbrücke, die durch die Sprengung verursachten Schäden waren für den Jnfanterieübergang rasch ausgebessert worden sowie eine Pontonbrücke. So kamen sie bis an die serbische Hauptstadt heran. Während des Uebergangs wurden die Oesterreicher von den Serben nicht ernsthaft belästigt. Erst als diese serbischen Boden berührt hatten, stießen sie auf einigen Widerstand, der von ihnen jedoch rasch ge­brochen wurde. Die Oesterreicher gingen mit großer Bravour vor und stürmten das gebirgige Gelände, die Serben vor sich Hertretbend, die sich eiligst zurück­zogen. Ein Teil der Serben nahm dabei den Weg auf der Straße nach Groca, ein anderer ans der Straße nach Papovitsch. Die Verluste waren bei die­sen Kämpfen, wie der Korrespondent sagt, auf beiden Seiten nicht bedeutend. Etwas größere Schwierig­keiten bot den Oesterreichern der andere Donauüber­gang. Dort befindet sich eine Insel, die den Donau­arm auf der serbischen Seite bis auf 200 Schritt ver­engt. Ueber diesen Teil des Flusses schlugen die Oefterreicher eine Pontonbrücke. Sie begannen mit der Arbeit bei Nacht, was indessen von den Serben bemerkt wurde, die nun ein heftiges Feuer auf die Oesterreicher eröffneten, um sie an dem Ban der

Brücke zu verhindern. Allein unter dem Schutz des Feuers der Donaumonitore geläng es den Oester­reichern, obgleich die Strömung dort eine sehr rei­ßende ist und die serbischen Geschosse fortwährend ein­schlugen, den Brückenbau zu vollenden, woraus die Oesterreicher hinübermarschierten. Die Serben wur­den nach einem kurzen Gefecht geworfen und zogen sich zurück. Die weiteren Einzelheiten über diesen Teil der österreichischen Operationen fehlen.

Büchertisch.

Anläßlich des österreichisch-serbischen Konfliktes erscheint im Gea-Verlag, Berlin ^V. 35, eine große Kriegskarte, welche die Gebiete Ischl-Triest im Westen, Konstantinopel im Osten, Wien im Norden, bis Janina im Süden umfaßt. Die Karte ist in viel­farbigem Druck ausgefllhrt und bringt ferner auf einem Karton eine politische Uebersicht Europas. Die Karte enthält eine für den Maßstab 1:1250000 außergewöhnlich reiche Beschriftung, sodatz die Ver­folgung der Kriegsereignisse für jeden Zeitnngsleser möglich ist.

Landwirtschaft nnd Märkte.

Herrenberg, 1. Aug. Auf den heutigen Schweine­markt waren zugeführt: 95 Stück Milchschweine; Er­lös pro Paar 2530 Mk. 48 Stück Läuferschweine; Erlös pro Paar 5080 Mark. Verkauf: schlecht.

Letzte Nachricht.

Berlin, 3. Aug. (Amtliche Mitteilung.) Bis­her hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl gemäß die französische Grenze nicht überschritten. Da­gegen greifen seit gestern französische Truppen ohne Kiegserklärung unsere Grenzposten an. Sie haben, obwohl uns die französische Negierung noch vor we­nigen Tagen die Jnnehaltung einer unbesetzten Zone von 1V Kilometern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze überschritten. Franzö­sische Kompagnien halten seit gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger kom­men seit gestern nach Baden, Bayern und unter Ver­letzung der belgischen Neutralität über belgisches Ge­biet in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bah­nen zu zerstören. Frankreich hat damit den Angriff gegen uns eröffnet und den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. S. M. der Kaiser hat die erforderlichen Befehle er­teilt: Der deutsche Botschafter in Paris ist ange­wiesen, feine Pässe zu fordern.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei

R«klc»«retett.

iLteckenpknI-ZÄe

I «Le beste biLenmLlrk-5eLke

e voll L »»»,

Im vurl «Lüo«! r«ior, t Äüele 20 ksg. rv> d»d«a.

Der rote Hahn.

67) Roman v. Palle Ros enkrantz. Deutsch v. Ida Anders.

Und darüber ließe sich wirklich -auch viel Kluges und Richtiges sagen, wenn man -auch eigentlich nicht behaupten darf, daß das, was Bürgermeister mtd Landrat sagten, das Klügste und Richtigste gewesen wäre.

Assessor Richter ging spornstreichs ins Rathaus und ließ die Beamten rufen. Dann ließ er die Ar­restanten hereinführen und sagte zu allen gleichzeitig: Die Angelegenheit wird jetzt schriftlich behandelt und dem Justizministerium eingesandt werden. Ich bin überzeugt davon, daß ihr alle verurteilt werdet, und ihr würdet in euerm Interesse handeln, wenn ihr ge­stündet. Nachher ist -es zu spät; ich lasse euch jetzt lünf Minuten Bedenkzeit.

Die fünf Minuten verstrichen. Keiner sagte «iln Wort.

Eut, sagte der Assessor, dann könnt ihr gehn; ihr habt den Schaden davon, daß ihr euch nicht gutwillig ausgeliefert habt. Jetzt werdet ihr so verurteilt, daß es euch den Hals kostet.

Die Beamten machten große Augen. Sie begrif- len kein Wort von dem allen.

Aber die Arrestanten begriffen, daß sie wach Hause gehn könnten. Und das ließen sie sich nicht Zweimal sagen.

.. Heute aend reisen wir, sagte der Assessor; das übrige können wir in Kopenhagen besorgen.

Und Deichhof? fragte Frederiksen, der zu -ahnen begann, daß hinter alledem etwas steckte.

Ich will Ihnen etwas sagen, verehrter Frederik­sen: Ihnen gebührt die Ehre für die Geschichte hier. Wollen Sie es als ein Fiasko -aufsassen, dann sind Sie wohl so gut, es auf Ihre eigne Kappe zu neh­men. Wollen Sie sich dagegen dem Justizministe­rium -anschließen und es so ausfassen, daß dem Vür- gerwohl damit gedient werden solle, wenn man diesen Gutsbesitzer laufen läßt, so will ich Sie nicht daran hindern. Mir persönlich ist es völlig gleichgiltig, und Sie kennen mich genügend, um zu wissen, daß sich, wenn es nicht der Fall wäre, der Herr Kammerherr und Seine Exzellenz jede Mühe hätten sparen kön­nen. Es wäre doch gegangen, wie es sollte. Ich weiß nicht, was Sie sind, Frederiksen, aber ich bin nicht ehrgeizig, und wenn Sie es sind, so haben Sie trotzdem nicht wenig zu lernen. Heute -abend brechen wir auf, sorgen Sie deshalb dafür, daß alles nötige zusammengepackt wird. Und telegraphieren Sie an Referendar Ottesen, daß -er morgen nicht zu kommen braucht.

Und als so weit alles geordnet war, kam sich Assessor Richter eigentlich ganz vergnügt vor.

16. Kapitel. Noch einmal Myggefjed.

Wie ein schottisch gewürfelter Schal liegt das Land da, aber zur Sommerzeit sind -die Farben licht und leicht, die Wege sind weiß, die Gräben sind grau und die Weidenhecken mit den Feldern hellgrün mit braunroten Flecken, die starren Kronen wogen in der Sommerbrise. Wie ein Heller, schottisch gewürfelter Schal liegt das Land da. Die Quadrate wogen und

ziehen sich schief im Winde, während die Kornähren wehen wie Fransen; und in den kleinen Gärten zwi­schen den weihen Gebäuden leuchten große Bauern- rosen und Tulpen.

Nun ist es ja Sommer. Die Luft ist hoch und klar, in den Wiesen ist es trocken, und die Brise von der Ostsee ist warm und mild. Er wogt in den Wei­denwipfeln, und der Staub erhebt sich leicht und weiß hinter den Wagenrädern, während Liese im freien Trabe Justesens Patrouillenwagen über den flüchtig hingeworfnen Schal zieht.

Und -auf dem Telephondraht sitzt die Ammer und wippt mit dem Schwanz, um sich eilends vor­wärts zu schwingen, hinabzusenken und mit freund­lichem Kiwitt wieder zu erheben.

Und während der Wagen Myggefjed zurollt, er­zählt Kaj Seydewitz Klein-Inger, weshalb sie diesen Weg machen, was Justesen erfahren hat, und was das Ziel der Reise ist. Er hätte wohl lieber sehr vieles andre gesagt, aber er sah ein, jetzt galt es vor allen Dingen die Sache die große, wichtige Sache.

Justesen hatte seine Zeit nicht vegeudet. Es war seine Art, bedächtig zu Werke zu gehn, sich in das Vertrauen der Menschen hineinzu-arbeiten und mit ihrer Hilfe vorwärts zu dringen. Er hatte gelernt zu fragen, zu trauen, zu mißtrauen; er hatte gelernt, daß die Bauern draußen nur schwer Vertrauen schenkten, aber schenkten sie es einem, so behielt man es. Und Justesen hatte das Vertrauen der Bauern, der großen und der kleinen.

(Fortsetzung folgt.)