Leite 2

Schwarzwiilder T«,e»zrit«»GNus de« Lanne«"

Nr. 22g

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 30. September 1932. ;

Fahrplanänderung. Am Sonntag, den 2. Okt. 1932 verkehrt wegen eines Verwaltung s-Sonder- zuges von Stuttgart Hbf. (Tübingen) nach Berneck (Württ.) und zurück der Zug 20 von Nagold bis Altensteig 27 Minuten früher als im Fahrplan vorgesehen, also Nagold ab 20.20, Altensteig an 21.17 Uhr. ^

Stadt- und Schloßbeleuchtung inBerneck. Am Sonn- . tag ist in Verneck großer Tag. Die vorgesehene Stadt- und Schlogbeleuchtung bringt zwei Sonder­züge nach Berneck. Der eine von Stuttgart kommt 9.03 Uhr in Berneck an, der zweite von ReutlingenTübingen - um 11.07 Uhr. Beide Züge werden von der Stadtkapelle ' Altensteig und von Schwarzwaldbuben und -Mädels am : Bahnhof abgeholt. Ein reichhaltiges Programm mit Platz- : musik und Führungen kommt dabei zur Abwicklung. Den ; Höhepunkt des Tages dürfte aber nach Eintritt der Dunkel- j heit die Stadt- und Schloßbeleuchtung bilden. (S. Inserat.) '

Landwirtschastsschule Nagold. Am 3. November beginnen wieder die viereinhalbmonatlichen Winterkurse an der s Landwirtschastsschule Nagold, um den Bauernsöhnen j die so notwendige Fachausbildung zu geben. Es unterliegt kei- s nem Zweifel, daß die Landwirtschaft in den letzten 20 Jahren außerordentliche Neuerungen in der Technik aufzüweisen hat, die ! angewandt werden müssen, soll der landwirtschaftliche -Betrieb s sich in den wirtschaftlichen Notzeiten durchhalten. Im Vorder- j gründe steht die Erfindung der künstlichen Düngemittel, deren i richtige und vor allem wirtschaftliche Anwendung die Kenntnis ? der Pflanzenernährung zur Voraussetzung hat, ferner sind nicht ! weniger wichtig die Fortschritte in der Pflanzenzüchtung, die uns j Sorten geschaffen haben, welche eine Höhere Ertragsfähigkeit auf- , weisen, aber auch hinsichtlich des Klimas, Bodens und Pflege ! besondere Ansprüche stellen. Wesentliche Erfolge sind insbeson- s dere in der Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten durch Beizen , und Spritzen erzielt worden und beträchtliche Verbesserungen haben die Bodenbearbeitung und die Pflege der Saaten erhalten. Gleicherweise sind die Erfolge in der Tierzucht zu beurteilen. Diese Lehren muß sich der junge Landwirt zu eigen machen und ^ die Landwirtschaftsschulc besuchen, welche ihm diese Kenntnisse vermittelt. Neben dem fachlichen Unterricht im gesamten Acker- uyd Pflanzenbau werden auch Hilfsfächer, wie Geschäftsaufsatz, Rechnen, Zeichnen und Bürgerkunde gegeben, wodurch das früher in der Volksschule Gelernte wieder aufgefrischt und wesentlich er­weitert wird. Der Landwirt muß heute über mehr geschäftliche ? Gewandtheit und Schreibfertigkeit verfügen wie früher und über ! die einschlägigen Gesetze Bescheid wissen. Ein guter Schulsack ist ! noch immer das beste Erbe gewesen, das ein Vater seinem Sohn ! zurücklassen konnte. Die Ausbildungskosten sind infolge der - Nähe der Schule nur mäßig. Das Schulgeld beträgt 40 Mark, f hiezu kommen noch Lehrmittel in Höhe von 35 Mark. Für Schüler, die in Nagold übernachten müssen, besteht im Schlaf­faal der Schule billige llnterkunftsmöglichkcit. Bedürftigen Schülern kann Schulgeldermäßigung in Aussicht gestellt werden. Ausgenommen werden Schüler vom 17. Lebensjahr ab, doch hat die Schule seither schon eine Reihe von Schülern über 28 Jahre - ausgenommen, welche im besonderen Maße das Verständnis für s den Unterricht besessen haben. Ich richte an die Landwirte die t dringende Bitten, ihren Söhnen die notwendige Ausbildung für - ihren Beruf zukommen zu lassen. Die Anmeldungen sind bis ! spätestens 15. Oktober einzureichen. Weitere Auskunft erteilt ! gerne der Schulvorstand, Oekonomierat Haecker. s

Königin Luise-Bund. Gestern abend fanden sich auf Ein- r ladung Frauen und Mädchen von hier im Saal in derTraube" f zusammen, um einen Königin Luise-Bund zu gründen. ? Mitglieder des Bundes von Calw waren anwesend und leiteten j den Abend. Die Ortsgruppenführerin Frau Reich mann- s Calw begrüßte die Anwesenden und hieß sie alle herzlich will- z kommen. Frau Ziegler-Calw verlas darauf ein Gedicht: f Ich glaube an ein einiges deutsches Reich ich glaube an ein f einiges deutsches Volk. Daraufhin hielt die Gauführerin Frau ! Eauthier- Calw eine einzig schöne Rede über den edlen Zweck t und die hohen Ziele des Bundes. Sie führte aus, daß der Bund s im Jahr 1923 gegründet wurde und heute bereits über 100 000 j Mitglieder zählt. Er ist eingeteilt in Landesverbände, Gaue und s Ortsgruppen. Es findet monatlich eine Zusammenkunft statt, ' ein sogenannter Pflichtabend. Zu den Zielen des Bundes gehört s die Befreiung Deutschlands und wenn dieser Kampf zum Sieg 5 führen soll, so müssen auch die Frauen daran teilnehmen, nicht in ; der Art wie die Männer einseitig parteilich aber helfend ; beistehen, um die deutsche Volksseele zu wecken, deutsches Wesen s zu pflegen, daß es wieder durchdringt und sich behaupten kann, s Zum Dienst am Vaterland gehört der Einkauf deutscher Ware, z damit die Einfuhr, die zur Zeit so riesengroß ist, daß wir unsere - Schulden nicht mehr bezahlen können, sich senkt. Wir sind t ein Volk mit einer so ruhmreichen Vergangen- s heit und unsere deutsche Geschichte weist so viele j Helden auf; wir wollen uns in der gegenwär- s tigen Notzeit nicht klein zeigen, sondern die- i selbe tragen im Geiste der Zeit von 1813 und ? daran arbeiten, daß wir wieder stolz darauf ^ sein können, eine Deutsche zu sein. Der Bund ' Königin Luise steht selbstverständlich auf christlichem Boden, denn s die Pflege eines aufrichtigen religiösen Empfindens gehört mit i zu seinem Dienst, deutsche Frauen müssen beten und glauben und > dies beides als heiligstes Gut ihren Kindern ins Herz pflanzen. ^ So kämpft der Bund, der überkonfessionell ist, entschieden gegen t die Gottlosenbewegung und bittet, die Kirche nicht nur zu tadeln, i sondern sich zu ihr zu halten. Die Teilnehmerinnen am Bund s sollen helfen, die Farben schwarz-weitz-rot wieder zu Ehren zu s bringen, sie sollen deutsche Kameradschaft auf dem Boden beut- z scher Treue üben, sich gegenseitig beistehen und opferbereit sein f fürs Vaterland bis zum äußersten, sollen auch den Glauben an ; Deutschlands einiges deutsches Volk nie aufgeben. Nicht um s Gegensätze zu vertiefen sind wir Frauen da, sondern um sie aus- s zugleichen. Unser Verantwortungsbewußtsein muß gestählt wer­den und der Begriff von Arbeit und Pflicht wieder neu gelernt ! werden. Die Pflege des deutschen Wortes, des deutschen Liedes, j der deutschen Geschichte, des deutschen Märchens ist dem Bund s ernste Aufgabe. Die alte deutsche Treue und die alten deutschen Sitten sollen wieder Geltung bekommen. Es ist heutzutage : Pflicht der Frauen, aus ihrem kleinen Rahmen hinauszutreten j und mit den anderen eine Volksgemeinschaft zu bilden. Es be- l steht eine Bundeszeitung, welche Berichte über das ganze Land, ' Artikel über die politische Lage und alles sonst für das Bundes- i Mitglied wissenswerte bringt. Der monatliche Beitrag beträgt - 50 Pfg. und wer das nicht aufzubrino^ wrmag, bezahlt 20 Pfg. : Nach diesen ausführlichen, mit viel 1 . sttcrung und Liebe zur > Sache vorgetragenen Äuss rungen tu Frl. Klingel- Calw z heitere schwäbische Gedichte vor und Frut» Schenk ein lustiges ! bayerisches Gedicht:Der kleine Peperl". Frau Gauthier warb : dann noch in gütiger Weise für die Gründung eines Luisen- , Bundes hier, so daß derselbe auch mit einmal vorläufig neun : Mitgliedern zustande kam, unter der Führung von Frau Paul Ziegler hier. Frau Reichmann-Calw verabschiedete sich im

Namen der Calwer Kameradinnen und wünschte dem neugegrün­deten Bund ein gutes Gedeihen. Anmerkung der Redaktion: Der Bericht über den Luisenabend ist deshalb so ausführlich ge­halten, weil die Ziele und Zwecke dieses Bundes noch ziemlich unbekannt sind und die Beteiligung an dem Abend eine sehr schwache war. Die Sache selbst ist also, wie aus Vorstehendem ersichtlich ist, sehr gut und die Mitgliedschaft kann nur empfohlen werden. Der Bund Königin Luise kennt keine Klassen-, Stan­des- noch Konfessionsunterschiede. Jede ehrbare deutsche Frau, jedes unbescholtene Mädchen ist ihm willkommen, die bewußt am Wiederaufbau unseres Vaterlandes Mitarbeiten will.

Die Hinausschiebung des achten Schuljahres. Die Bestim- i mungen über die Hinausscheibung des achten Schuljahres in s der fünften Notverordnung des Staatsministeriums, die jetzt im i Regierungsblatt veröffentlicht wird, lauten: Die Durchführung s des achten Schuljahres in Len Gemeinden, für die das Kult­ministerium auf Antrag des Eemeinderats die Hinausschiebung nach dem Gesetz vom 7. Mai 1927 bis 31. März 1933 genehmigt hat, wird über diesen Zeitpunkt hinaus bis auf weiteres ver­schoben, soweit nicht ein Gemeinderat etwas anderes beschließt.

Neue Postwertzeichen. Die Nachrichtenstelle des Reichs­postministeriums teilt mit: Am 1. Oktober werden die Frei­marken mit dem Brustbild des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg durch neue Marken ersetzt, auf denen sich ein nach einer Plakette des Professors Karl Eötz in München gestochenes Kopfbild des Herrn Reichspräsidenten befindet. Die noch vorhandenen bisherigen Marken werden daneben aufgebraucht. Ferner wird am 1. Oktober eine Wohlfahrts­postkarte zu 6 Rpfg. ausgegeben, die auf dem linken Teile der Vorderseite ein Bildnis des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg trägt und im Markenstempel das Tannen­berg-Denkmal zeigt. Die Karte kostet 10 Rpfg., der Zuschlag von 4 Rpfg. fließt der Deutschen Nothilfe zu.

Pfalzgrafenweiler, 28. September. (Seminaristenkon­zert.) Am Sonntagabend veranstalteten Schüler des Lehrer­seminars Nagold in unserer Kirche eine musikalische Abendfeier. Sem. Oelfchläger, dem die Leitung des Abends oblag, hat für ein reichhaltiges und wertvolles Programm Sorge getragen. Werke bewährter Meister wurden gespielt und gesungen. Den Eingang bildete ein Orgelsolo-Prälud. in E-Moll von Bach. Es folgten Violin- und Gesangssolis, Streichchöre und Quartette. Unter den Chören derDeutschen Messe von Schubert" haben:Du gabst, 0 Herr, mir Sein und Leben .." und der letzte:Herr, du hast mein Flehn vernommen", besonders gefallen. Einen feierlichen Schluß bildete die Kantate von Weiland :Jauch­zet Gott alle Lande".

Calw, 29. September. Sonst hört man überall vom freiwilligen Arbeitsdienst für Männer. In Calw wird aber auch ein freiwilliger Arbeitsdienst für Mädchen eingerichtet werden. Etwa Mitte Oktober wird er im katholischen Kinderheim eröffnet werden. Die Teil­nehmerinnen werden mit Näharbeiten für die Winterhilfe beschäftigt werden und erhalten hiefür die vom Arbeitsamt vorgesehene Entschädigung.

Ergenzingen, 28. September. (Ein Kind in einem Was­serbehälter ertrunken.) Das vier Monate alte Kind des Albert Klaus von hier fiel gestern einem Umsall zum Opfer. In einem kurzen, unbewachten Augenblick fiel es in einen Wasserbehälter und konnte nur noch alsLeiche geborgen werden. Das Kind war in einen Kinder­wagen gebettet und muß sich, wie es heißt, aus diesem ge­beugt haben.

Rottenburg, 28. September. (Ein Tankauto brennt.) Einen großen Zusammenlauf gab es gestern beim Schlacht­haus, als ein T a n k a u t 0 der Rhenania zur Füllung der dort aufgestellten Shell-Dynamintankstelle eintraf, ereig­nete sich ein V e r g a s e r b r an d, der sich durch die vorhan­denen Benzin- und Oelreste im Kraftwagen rasch zu einer äußerst gefährlichen Lage entwickelte. Nur dem beherzten Eingreifen der Autoführer und umstehenden Männer ist es zu verdanken, daß das Tankauto nicht in die Luft flog.

Margrethausen, O.A. Balingen, 29. September. (Der älteste Mann des Dorfes gestorben.) Im hohen Alter von 95 Jahren starb hier Joseph Eötz, Fabrikant, der Be­gründer der Trikotfabrik Eötz. Er war gelernter Wagner, trieb dann Landwirtschaft und fing später die Fabrikation von Trikotwaren an. Bis an sein Ende war er mit In­teresse mit seiner Gründung verbunden. Mit seiner Frau, die ihn überlebt und die 96 Jahre zählt, lebte er 68 Jahre in ungetrübter Ehe.

Reutlingen, 29. September. (Im Gebirge vermißt.) Der 50 Jahre alte Kaufmann Gustav Bauer von hier wird seit acht Tagen im Gebirge vermißt. Er schrieb zum 1 letzten Mal von Hindelang und schickte sich dann an, den ! Hochvogel zu besteigen. Seither hat man nichts mehr von ihm gehört. Sein Bruder ist heute ins Allgäu gefahren, um nach dem Vermißten zu suchen.

Stuttgart, 29. 9. (Gegen Lärm.) Der vor einigen Tagen

angekündigteFeldzug gegen den Lärm" hat nun auch prak­tisch begonnen. An verschiedenen Straßenkreuzungen und sonstigen Punkten der Stadt stehen Beamte in Zivil, die in ihrer Vrusttasche verborgen ein Fähnchen tragen, das im rotumrandeten weißen Feld die bekannten drei schwarzen Punkte zeigt. Wenn nun irgendein Fahrzeug übermäßig laut oder unnötig oft hupt, oder sich sonstungebührlich" benimmt, wird das Fähnchen gezückt und das Fahrzeug da­mit angehalten. Mit einigen gute« Ratschlägen für das nächste Mal versehen, darf dann derUebeltäter" wieder seines Weges fahren. Aber nicht nur gegen den Lärm zie­hen diese Beamten zu Felde, sondern auch gegen alle an­deren Verkehr-Widrigkeiten.

Dinkelsbühl, 29. Sept. (Gr 0 tzfeuer.) Nachts brach in dem nahegelegenen Rühlingsstetten bei Landwirt Bosch Feuer aus. Das Feuer griff auch auf das Wohnhaus des Bosch, den Doppelstadel und das Wohnhaus der Landwirte Wille und Schmid über und legte alles in Schutt und Asche. Die Eesamternte ist vernichtet. Es wurden zwei Wohnhäu- s ser mit Stallungen und drei Scheunen ein Raub der Flam- s men.

Endingen OA. Balingen, 29. Sept. (UnfallamBau- gerü st.) Am Neubau der Firma Carl Amling hatten die

Bauarbeiter eine größere Zahl schwerer Steine aufs Gerüst gesetzt. Infolge Ueberlastung stürzte dieses zusammen und riß zwei Arbeiter mit in die Tiefe. Eotthilf Schmid von hier erlitt einige Verletzungen am Kopf, Karl Rehfuß aus Dürrwangen mußte mit dem Sanitätsauto ins Krankenhaus übergeführt werden.

Saulgau, 29. Sept. (Württ. Obstbautag.) Der 18. Württ. Obstbautag, der vom 15. bis 17. Oktober hier statt- sindet, ist verbunden mit einer Jubiläumsausstellung und einer Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen der Vezirks- obstbauvereine Saulgau-Mengen-Altshausen und Königs­egg sowie zum 25jährigen Bestehen der Bezirksbaumwart- Vereinigung. Auf der Tagesordnung des Obstbautags steht neben dem Bericht des Vorstands Carl Hausmann ein Vor­trag von Oberpräzeptor a. D. Bazlen überObstbau und Vogelschutz".

Fischingen i. Hohz., 29. Sept. (B r a n d.) Wahrscheinlich durch Brandstiftung brannte in der Mittwochnacht das un­bewohnte baufällige Schonsche Haus nieder Das Feuer er­griff das Wohn -und Oekonomiegebäude des Schäfers Gu­stav Schellhammer und legte es bis auf die Grundmauern nieder. Die Häuser des Schreiners Engelbert Schreiner und des Wagners Linus Deuringer waren stark gefäbrdet.

Bom Ries. 29. Sept. (Der ungetreue Postbe­amte.) Der Postgehilfe Pfeilschifter in Wemding, der sei­nerzeit bei dem dortigen Postamt einen Eeldbrief in Höhe von 1900 RM. unterschlagen hatte, wurde zu 1 Jahr 4 Mo­naten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Jsny, 29. Sept. (Bran d.) In einem der Fürst!. Quadt« scheu Standesherrschaft gehörigen Stadel in Burkwang Ede. Großholzleute war durch Selbstentzündung des Futter- Feuer ausgebrochen. Der isoliert stehende Stall nebst allen Futtervorräten wurde gänzlich eingeäschert.

Resirrung und Landtag

Landtagspräsident Mergenthaler zu den Not­verordnungen

Stuttgart, 29. Sept. Landtagspräsident Mergenthaler hat zum Erlaß der neuen württembergischen Notverordnungen an das Württ. Staatsministerium eine Zuschrift gerichtet, in der es heißt:

Durch die amtliche Darstellung wird in der Oeffentlichkit der Eindruck erweckt, als ob der Landtag am Erlaßder Notverordnungen schuldig sei. Demgegenüber halte ich es für meine Pflicht als Landtagspräsident, die wahre Sach­lage festzustellen: Die Regierung hat es vor Erlaß der Notver­ordnungen unterlassen, mit dem Landtag in Fühlung zu trete« und Len Versuch zu machen, auf dem ordnungsmäßigen Wege der Gesetzgebung durch Zusammenarbeit mit dem Landtag eine Dek- kung des Fehlbetrages im Staatshaushalt herbeizuführen> die anderen in Sen Notverordnungen berührten Fragen einer Lösung entgegenzuführen. Zum mindesten hätte erwartet werden müssen, daß die Regierung wenigstens den Versuch macht, mit dem Landtag zu einer Einigung zu gelangen. Das ist nicht ge­schehen, Es liegt daher eine ungerechtfertigte Ausschaltung des Landtages vor. was um jo schwerwiegender ist, als die Schlacht­steuer eine starke Belastung für die Betroffenen darstellt. Mehr­fach ist seitens von Fraktionen bezw Gruppen des Landtages die Notwendigkeit und die Bereitwilligkeit ausgesprochen wor­den, zusammen mit der Regierung den Staatshaushalt in allen Einzelheiten üurchzupriifen, um weitere Ersparnismöglichkeiten festzustellen und dadurch die Belastung des Volkes durch neue Steuern zu verhindern. In Wiederholung meiner Bitte in der Sitzung des Finanzausschusses vom 24. September ersuche ich er­neut das Staatsministermm, die Notverordnungen zurückzunsh- men und dadurch den Weg für eine Zusammenarbeit mit dem Landtag freizumachen. In der vorerwähnten Sitzung des Finanz­ausschusses wurde von mir und den Vertretern mehrerer Frak­tionen der Vorwurf eines schuldhaften Verhaltens des Landtages zurückgswiesen. Die Regierung gab auch zu, daß den Landtag kein Vorwurf treffe. Um so befremdlicher ist es, daß zwei Tag« darauf im Staatsanzeiger und in der übrigen Presse eine von der Pressestelle des Staatsministeriums herrührende Darstellung erfolgte, die in ganz ungerechtfertigter Weise dem Landtag er­neut einen Vorwurf macht.

Die Antwort der Regierung

Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Pressemitteilung über die 5. und 6, Notverordnung hat dem Herrn Präsidenten des Landtages zu einem Schreiben an Las Staatsministerium Anlaß gegeben. Demgegenüber ist folgendes festzustellen:

1. Die Regierung hat im Juni s. I bei Beantwortung einer Großen Anfrage über die Finanzlage des Staates und über den Abmangel im Staatshaushalt Auskunft gegeben: bei der eingehenden Beratung sind keine geeigneten Vorschläge zur Deckung gemacht worden.

2. Die Regierung hätte dem Landtag über die Notverordnung und insbesondere über die Schlachtsteuer gerne eine eingehende, begründete Vorlage unterbreitet, wenn die Zeit gereicht hätte. Eins Klärung über die Möglichkeit der Abmangel­deckung durch Re-chsmittel ist erst in den letzten Tagen erfolgt. Deshalb mußte rasch eine Entscheidung getroffen werden, um die notwendigen Maßnahmen noch rechtzeitig für die zweite Hälfte des Rechnungsjahres in Kraft setzen zu können.

3. Eine Zurückziehung der beiden Notverord­nungen können dem Land und Volk gegenüber nicht ver­antwortet werden, solange nicht eine bessere Art der Deckung gefunden wird Auch dre Verhandlungen des Finanz­ausschusses zu den Regierungsmitteilungen über die beabsichtig­ten Notverordnungen haben dasselbe Bild gezeitigt. Der An­trag auf Ablehnung der Notverordnungen hat im Finanzaus­schuß keine Mehrheit gefunden.

Der Borwurf einerungerechtfertigten Ausschaltung des Land­tages" ist deshalb nicht begründet.

Hans Reyhing zum 50. Geburtstag

Der schwäbische Heimatschriftsteller Hans Reyhing wird am 1. Oktober fünfzig Jahre alt und das gibt Anlaß, seines frucht­baren Schaffens zu gedenken. Von der Mllnsinger Alb, aus Vern- loch stammend, hat Reyhing die Gründlichkeit und Tiefe, die Schlichtheit, Bodenständigkeit und Urwüchsigkeit des Aelblers. di« auck in seinen Heimatschriften, seinen Erzählungen und seinen