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Vertagung tu Sens !

Nur Deutschland und Rußland stimmten mit Nein j

Genf, 24. Juli. Die sogenannte erste Phase der Abrüstungs- f konierenz ist am Samstag mittag abgeschlossen worden. Die Kon- , ferenz bat sich vertagt und wird frühestens Ende Januar 1833 j wieder zusammentreten, während das Präsidium sich am 21. Sev- j tember wieder in Genf zusammensinden will, um die etwaigen Vorbereitungsarbeiten zu prüfen.

Die Konferenz ist auseinandergegangeu, ohne die geringste Leistung vollbracht zu haben. Sie hinterläßt in der Well und vor allem bei -den zwangsweise entwaffneten Völkern ein Ge­fühl des Ekels und der Erbitterung. Niemand hofft mehr, daß aus diesem Kreis für das notwendige Werk der allgemeinen Ab­rüstung der leiseste Anstoß erfolgen kann. Sechs Monate des Chaos, der Heuchelei und des bösen Willens liegen hinter uns. Nichts bleibt übrig als eine leere Entschließung, in der die militärischen Machthaber der Welt ihren Abscheu vor der Ab­rüstung und der Rüstungsgleichheit hinter reils tönenden, teils lächerlichen Redensarten zu verbergen suchen.

Die Schlußsitzung des allgemeinen Ausschusses verlief pro­grammäßig. Nachdem noch einige Delegierte verhältnismäßig kurze Reden gesprochen hatten, darunter ein polnischer General, der sich zugunsten der Entschließung äußerte, der sowjetrussische Vertreter Litwinow, der noch einmal die Ablehnung der Ent­schließung durch Rußland begründete, der türkische Vertretet, der seine Stimmenthaltung erklärte, bot der sozialistische Präsi­dent Henderson von neuem ein ziemlich peinliches Schauspiel. In einer Rede, mit der er die Abstimmung über die Vertragsent­schließung einleitete, feierte er den vorliegenden Text in über­schwenglichen Worten und unterstellte, indem er den Blick auf die deutsche Abordnung richtete, jenen Staaten, die gegen die Ent­schließung stimmen wollen, die Absicht, sich auch gegen das Ideal der Abrüstung, gegen den Gedanken einer ersten entscheidenden Abrüstungsphase und gegen den Hoovervlan auszusvrechen, weil die Präambel, wie man weiß, auf diese Grundsätze ansvielt.

Herr Nadolny wies diese höchst unangebrachten Redensarten, mit denen man ihn noch einmal unter Druck setzten wollte, bei der Abstimmung zurück, indem er erklärte, daß er durchaus nicht gegen die Abrüstung, eine entscheidende erste Phase und gegen Hoover stimme, sondern Deutschland unter allen Ländern als erstes für diese Grundsätze eingetreten sei. Er stimme aus den gestern dargelegten Gründen einfach gegen die Entschließung.

Die Abstimmung vollzog sich unter beträchtlicher Spannung j der Ausschußmitglieder. Verschiedene Delegierte, die für den Text stimmten, machten zu gewissen Punkten ausdrücklich Vor­behalte. Litwinow, der dagegen stimmte, ries dabei aus:Für die Abrüstung, gegen die Entschließung." Der Chinese begründete seine Stimmenthaltung mit den Vorgängen in seinem Lande. Das Ergebnis war, daß von 51 anwesenden Abordnungen etwa ein Dutzend fehlte 41 für den nichtssagenden Entschlie- ßungstext, zwei, nämlich Deutschland und Rußland, dagegen stimmten, während acht Staaten sich der Stimme enthielte«. Diese acht Staaten waren: Ungarn, Oesterreich, Bulgarien. Ita­lien, die Türkei, China, Afghanistan und Albanien. Das Ab- ! stimmungsergebnis wurde ohne jede Beifallskundgebung ent- s gegengenommen. Die Verlängerung des von der Völkerbunds­versammlung beschlossenen Rüstungsfeierjahres vom 1. Novem­ber ab um vier Monate wurde mit 49 Stimmen, darunter der > deutschen und der russischen, gegen eine Stimmenthaltung an­genommen.

Nun folgten die Dankreden, die von den Herren der Veranstal­tung, dem Ministerpräsidenten Herriot, dem englischen Außen­minister Simon und dem amerikanischen Delegierten Eibson an den Präsidenten der Konferenz, den Berichterstatter Benesch und das Völkerbundssekretariat gerichtet wurden.

Sin erster deutscher Erfolg ist zu verzeichnen. Zum erstenmal P in Genf das Wort Nein ansgesvrochen worden, «in Rein, das bleiben wird, und das verpflichtet. Darüber hinaus haben wir MM erstenmal eine Bedingung gestellt: Wir können uns nur dann zu weiterer Mitarbeit verpflichten, wenn vorher unsere j Gleichberechtigung anerkannt wird. !

Vorschlag Berichs für eine Mlttomerenz

Washington, 24. Juli. Ueber eine Rundfunkansprache des Se­nators Bor ab wird berichtet: Vorab verteidigte in seiner Rede das Lausanne! Reparationsübereinkommen gegen die in Amerika laut gewordenen Kritiken und Zweifel. Er betonte, daß Lau­sanne den Weg zu einer besseren Zukunft eröffne und, falls Ame­rika die Bedeutung der erfolgten Regelung großzügig und klar erfasse, der ganzen Welt aus der gegenwärtigen Periode des Mißtrauens und Elends heraushelfen könne. Die Reparationen seien tot, und insofern sei der Versailler Vertrag geändert. Bald würden sicher auch die Erwähnung der Kriegsschuld und andere Artikel fallen. Der Versailler Vertrag müsse den Geboten des Gewissens und der Gerechtigkeit Raum geben. Was Amerikas Forderungen an die Alliierten anbelange, so sei er nicht nur für ihre Herabsetzung, sondern sei nicht einmal gegen ihre völlige Streichung, sofern beide Teile einem Plan zustimmen, der eine wirklich reale Aenderung der gegenwärtigen unhaltbaren und für die Zukunft der Zivilisation gefährlichen Weltlage bringe, Amerika werde sich nicht erholen, und weder die Farmer noch die Stadtbevölkerung würden wieder aufleben, wenn nicht di« internationalen Fragen endlich bereinigt würden. Vorah schlägt hierfür eine Weltkonserenz vor, die sowohl Schulden wie Zoll­tarife und Währungsfragen behandeln solle. Sachverständig« jeder Art müßten dieser Konferenz aber fernbleiben. da dies« Fragen bereits über das Stadium der Lösbarkeit durch spitz- v-rdige Methoden von Sachverständigen hinaus seien.

Der Eindruck der Borah-Erklärung in Washington

Washington, 24. Juli. Der aussehenerregende Stellungs­wechsel Senator Borahs in die Kriegsschuldenfrage wird hier als eine der bedeutendsten politischen Ereig­nisse angesehen. Borahs Meinungsänderung dürfte die hart­näckigsten Revistonsgegner entmutigen.

Der Eindruck in England

London, 24. Juli. Die dramatische Bekehrung des Senators Borah, der gestern Freunde und Feinde durch den Vorschlag

Schwarzwälder Tageszeit»«,Aus de» Ta»«e«"

einer sofortigen Weltkonferenz zur Erwägung der Revision oder Streichung der Schulden überraschte, wird als äußerst be- I deutsam angesehen.

11. Seutschks SchWkbuMsseft !

Frankfurt a. M.. 24. Juli, Im Rahmen des Sängerbundes- ! festes wurde am Samstag vormittag in der historischen Pauls­kirche eine vor allem von Ausländsdeutschen besuchte Volksdeutsche ! Kundgebung veranstaltet, in der nach einem Orgelvortrag Dr. z Hermann U l l m a n n - Berlin überDeutsches Schicksal ) Volksdeutsche Zukunft" sprach. Er schilderte die Gestaltung des s Deutschen Reiches seit der Zeit der Kaiser-Krönungen in Frank- s kurt a. M. und den Kampf um die deutsche Einheit. Abgeord- s neter Dr. Otto Roth- Siebenbürgen hielt einen Vortrag über i das ThemaVolksdeutsches Bekenntnis". !

Zum ersten der drei Hauptkonzerte in der Festballe, das sich > vor 15Ü0Ü Hörern absvielte, traten die Bünde des Auslandes, ! von Baden. Hannover, Nassau, Ostpreußen und der Pfalz zu­sammen. Als Einführung ertönte Mozarts ChorDie Seele des Weltalls" mit Orchesterbegleitung in Werles Bearbeitung. Ge- beimrat Dr. Hammerjchmidt hielt die Begrüßungsansprache. Goethes Liebe zum Gesang führte zu der denkwürdigen innigen Freundschaft mit Karl Friedrich Zelter, der 1809 in Berlin die erste Liedertafel Deutschlands gründete. Die von Zelter ge­gründete Liedertafel wurde ehrenhalber in den Deutschen Sän­gerbund ausgenommen.

Den Badischen Sängerchor leitete der bekannte Komponist von Alt-Heidelberg, du feine", Karl Weidt. Mit OthegravensLo­bet den Herren" klang diese schöne Morgenstunde fromm und feierlich aus.

Am Nachmittag trat eine weitere Gruppe von Bünden von Hessen, Nordmark, Pommern, Rheinland, Schlesien, Schwaben und Westfalen zum zweiten Hauptkonzert zusammen. Walter ReinsTürmerlied" aus demFaust" mit Blasorchester schuf s sofort die erwünschte Hochstimmung. Dann folgte eine Ansprache des Bundesvorsitzenden Brauner als Brücke zu unbegleiteten Chören, darunter dem neuen, gefüblstiefenHeimatlied" von Otto Jochum. Recht zu Herzen gingen Vorträge des Schwäbische» Sängerbundes, der die Sinnigkeit seines Patrons Silcher in­brunstvoll ausdeutete. Die kostbare Goethelyriklieber allen Wipfeln ist Ruh",Wanderers Nachtlied".Heideröslein" ge­langte in schöner Eetragenheit zu vorzüglicher Wiedergabe.

Neues vom Zage

Reichstagsabgeordneter Simpfendörfer beim Reichskanzler Stuttgart, 24. Juli. Der Reichsvorsitzende des Christlich-sozia­len Volksdienstes, Reichstagsabg. Simpfendörfer-Korntal, hatte vormittags 10.30 Uhr kurz vor Beginn der Länderkonferenz im Staatsministerium eine Aussprache mit dem Reichskanzler von Papen und Reichsinnenminister Freiherr von Gayl, in der er ihnen die Auffassung des Christlichen Volksdienstes über di« Lage im Reich wie in Preußen darlegte. Beide Herren nahmen diese Darlegung mit großem Interesse entgegen und charakteri­sierten ihrerseits zu den einzelnen Fragen die Auffassung dsr ! Regierung. Die Aussprache war vertraulich.

! Grotzseuer an der österreichisch-bayerischen Grenze

s Wegscheid, 24. Juli. Durch eine furchtbare Brandkatastrovbe j wurde der größte Teil des an der österreichischen Grenze se- ! legenen österreichischen Pfarrdorfes Kollerschlag vernichte! In s zwei Gebäuden brach gleichzeitig Feuer aus. das mit raseneer Geschwindigkeit sich über das Dorf ausbreitete. Feuerwehren aus Oesterreich und Bayern eilten herbei, um sich an den Löscher lei­ten zu beteiligen. Trotz der größten Anstrengungen gelang es den Wehren erst, das Feuer einzudämmen, nachdem 21 Anr, je« den Flammen zum Opfer gefallen waren. Zwei Personen wer- ? den vermißt, drei Personen wurden mit schweren Brandu -. oen I und Rauchvergiftungen ins Krankenhaus geschafft. Zabi.euhes ! Vieh kam in den Flammen um. Da das Feuer in zwei Häusern s ausbrach, die auf verschiedenen Seiten der Dorfstraße lagen, s wird Brandstiftung vermutet.

I Alls Stadt und Land

^ Altensteig, den 25. Juli 1932.

> Amtliches. Uebertragen wurde eine Lehrstelle an der evang. Volksschule in Röt OA. Freudenstadt dem Lehrer Max Bes'son in Vaihingen a. Enz.

Eine Bauernkundgebung veranstaltet am morgigen Markttag imErünenBau m"-Saal die NSDAP., Ortsgruppe Altensteig. Redner ist der ehemalige Vauern- anwalt Glaser, der nun den Nationalsozialisten angehört. Auch der Bauernbund hat in denSternen" eine Versammlung ausgeschrieben.

Eine Fahrt zum Führer Adolf Hitler veranstaltet die NSDAP, am Freitag nach Reutlingen. Die Ortsgruppe Altensteig bietet Fahrgelegenheit und bittet um Anmel- z düngen. (Siehe Inserat.) 8t.

! s. Liederkranz Altensteig. Zu einem Gartenfest lud der

- Liederkranz auf gestern abend seine Mitglieder mit Ange- s hörigen in denGrünen Baum" ein und zahlreich folgten s die Liederkränzler der Einladung. Mit dem ansprechenden ! ChorDer Rosenfrühling" eröffnete der Liederkranz den

- wohlausgewählten Liederreigen und Perlen auf Perlen r deutscher Volkslieder folgten in gutem Vortrag. Zu bald,

! als kaum der Zauber einer Sommernacht bei Lampions­schein einsetzte, vertrieb einerseits die kühle Temperatur die Besucher vom Garten, andererseits lockten die Töne der Musik verführerisch die jüngere und ältere Linie in den Saal, wo die wohlgelungene Veranstaltung stimmungsvoll ihre Fortsetzung nahm und wo auch Vorstand Wizemann den Willkommgruß entbot und stimmbegabte Herren ein-

s lud, dem deutschen Liede aktiv im Verein zu huldigen. Möge s der Ruf dem deutschen Liede weitere Anhänger zuführen.

, Kinderheilstätten-Lotterie! Infolge ungenügenden Los- , absatzes mußte die Ziehung der Kinderheilstätten-Lotterie,

: die am 15. Juli erfolgen sollte, auf Ende Oktober d. I. ver- ! legt werden. Das endgültige Ziehungsdatum wird noch bekannt gegeben. Der Losverkauf geht in den bekannten ! Verkaufsstellen somit weiter.

l Aus der Zeltmisfion. Außer den Nationalsozialisten hat wohl noch keine Bewegung noch Organisation vermocht, in

Nr. 171

Altensteig derartige Massen zu einer Versammlung zusammen­zufassen, wie die zur Zeit hier anwesend Zeltmission. Weit­hin sichtbar rufen jedem Vorübereilenden große Lettern die Worte zuZurück zu Gott" und bekunden die Bestimmung des eltes und das Motto der Vorträge. Die Redner Evangelist tolpmann und Vervluet, Gottesmänner im wahrsten Sinne des Wortes, hämmern mit eiserner Faust an die Herzen der Zu­hörer und gewaltig, .wie Keulenschläge fallen ihre Worte, Gotl gebe es, auf fruchtbaren Boden. Deshalb ist das Tagesgespräch in unserem Städtchen das Zelt, und deshalb wird der Zustrom von Tag zu Tag größer und gewaltiger. Auch am gestrigen Sonntag setzte wie allabendlich eine wahre Völkerwanderung zum Zelt ein. Eine über tausendköpfige Zuhörerschaft lauschte in atemloser Spannung den Ausführungen des Zeltcvangelisten Stolpmann, der über das Thema sprach:Hat das Leben heute noch einen Sinn?" Der Redner begann mit der Tragödie des Berliner Landgerichtsdirektors B., der sich bekanntlich deshalb das Leben nahm, weil das Leben ohne Verufsfreude für ihn keinen Sinn hatte. Genau so sinnlos erscheint auch das Leben der vielen Arbeitslosen, die ihre aufgespeicherte Kraft nirgends nutzbringend anwenden können. Besonders traurig ist die Ju­gend dran, die trotz glänzender Examen und guter beruflicher Ausbildung trostlos in die Zukunft schauen muß und dem Leben keinen Sinn abgewinnen kann. Tatsächlich, so führte der Redner aus, sei das Leben der Menschen sinnlos, wenn man nicht den lebendigen Gott in sein Lebensprogramm mit hineinnimmt. Ohne Gott ist das Leben sinnlos. Nur essen, trinken, schlafen und arbeiten sei des Menschen unwürdig, dasselbe tut auch jedes Tier. Narren nennt die Bibel solche Menschen. Christus allein zeigt den Sinn des Lebens. Der Sinn unseres Lebens sollte sein, Gottes Herrlichkeit zu offenbaren. Das zeigte der große Apostel Paulus klar in seinem ganzen Leben. Zu solch einem Leben kann jeder kommen, der den Ruf: Zurück zu Gott, nicht überhört. Am Abend sprach dann Evangelist Vervloet wie­der vor vollbesetztem Zelt über das Thema:Ein Geständnis". Er legte seinen Ausführungen einige Worte aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn zu Grunde. Schon in den vergangenen Tagen war das überaus wertvolle Gleichnis die Grundlage seiner Vorträge. Viele Menschen finden in dem verlorenen Sohn ihr eigenes Bild. Fern von Gott, in Verblendung und Umnachtung, befinden sich auch heute viele Menschen. Der Vater scheint zu streng und zu hart. Doch die bittere Erfahrung des verführerischen Lebens läßt die Sehnsucht nach dem Vater­hause wieder lebendig werden. Die Sünde saugt den Menschen aus und läßt ihn verschmachten. Wohl dir. wenn dich deine Not zum Vaterherzen Gottes treibt. Viele Menschen kommen des­halb nicht zu Gott, weil sie sich vor ihren Mitmenschen schämen. Viele fürchten auch ihre Familienangehörigen oder lieben ihre verderblichen Angewohnheiten, die sie nicht lasten wollen. Des­halb meiden sie Gott. Komm heim wie der verlorene Sohn und komme zum Bekenntnis deiner Schuld. Du kannst kommen, weil Christus an deiner Statt bestraft wurde. Die ernsten Aus­führungen wurden durch Chorgesänge wirkungsvoll unterstützt. Niemand versäume noch diese Woche das Zelt aufzusuchen.r.

Nagold, 22. Juli. (Gemeinderatssitzung vom 20. Juli.) Voraus ging eine Sitzung der Ortsfürsorgebehörde, der auch die Herren Geistlichen Dekan Otto und Stadtpfarrer Wetzel (Prediger Schmeißer war als verhindert entschuldigt) anwohnten. Einige Wohlfahrtserwerbslose werden als Für­sorgearbeiter anerkannt, einige andere Fälle zurückgestellt. Es wird festgestellt, daß die Hilfsbedürftigkeit von jungen Leuten, die beim Arbeitsdienst hätten Unterkommen finden können und das nicht versucht haben, besonders streng geprüft wird. Die Wohlfahrtsschecks kommen am 1. August zur Einführung. In der folgenden Gemeinderatssitzung wurde zunächst mitgeteilt, daß das Arbeitsamt eine weitere Abschlagszahlung von 1531 -4l auf die Notstandsarbeit Kläranlage und Dohlen angewiesen, ferner, daß die Ministerialabt'ilung für De.nrks und Korper- schaftsverwaltung die Teilumschuldung des Darlehens der Lan­desversicherungsanstalt von ursprünglich 50 000 -N für Ragold- und Waldachkorrektion durch ein Darlehen der Pensionskasse für Körperschaftsbeamte in Höhe von 20 000 -M genehmigt hat. Die Abrechnung der Schülerwohlfahrtspflege der Frauen­arbeitsschule wird vorgelegt. Der Gemeinderat anerkennt die sparsame Verwaltung der Schülerwohlfahrtspflege durch die Frauenarbeitsschule. Von mehreren Seiten wurde angeregt, die Waggebühren, insbesondere für die Viehwage, zeitgemäß zu ermäßigen. Da die Wagpachten auf 31. März nächsten Jahres ablaufen und diesen Winter neu vergeben werden, sieht der Ee- meinderat davon ab, vorher eine Aenderung der Gebühren, die auch eine Ermäßigung des Pachtgeldes zur Folge hätte, eintre- ten zu lasten. Die Herren Geologen Stud.-Rat Dr. Müller am Lehrerseminar hier und Professor Dr. Georg Wagner, in Stuttgart, früher hier, haben auf Wunsch des Bürgermeister­amts zu den Mitteilungen des Rutengängers v. Kreusch in Stuttgart über das Vorhandensein thermischer Mineralquel­len in Nagold sich gutächtlich geäußert. Sie kommen überein­stimmend zu der Auffassung, daß bei dem geologischen Aufbau in der Gegend von Nagold (oberer, mittlerer und unterer Bunt­sandstein zusammen 245 Meter, rotliegendes bis zu 100 Meter) Bohrungen im Granit erst bei einer Tiefe von etwa 300 Meter vielleicht Erfolg versprechen. Die Kosten für ein solch kostspie­liges und unsicheres Unternehmen würden wohl auf etwa 20 000 Mark kommen. Auf Grund dieser Tatsache scheiden alle wei­teren Erwägungen aus. Verkauf eines Wohnhau­ses: Frl. Anna Rentschler, led. Köchin von hier will das stadt­eigene Wohnhaus mit Werkstattanbau 1 a 54 qm unterm Wehr, das die Stadt seinerzeit mit der Wasserkraft des Hermann Rentschler, Fräsereibesitzers mit übernommen hat, um 5800 Mx. erwerben. Da das Gebäude für die Stadt entbehrlich ist, stimmt der Gemeinderat nach wiederholten Beratungen dem Verkauf zu. Kündigung der Präparandenanstalt: Das württ. Kultministerium will die von der Stadt gemieteten Räume in der Präparandenanstalt auf 1. April 1933 zurllck- geben, weil auch Heuer wieder keine Aufnahmen ins Seminar stattfinden sollen. Der Evang. Oberschulrat hat die Kündigung auf diesen Termin mit Ausnahme der Oberlehrers-Wohnung ausgesprochen. Der Gemeinderat ist über diese überraschende Maßnahme nicht wenig erstaunt, nachdem der Stadt und dem Bezirk noch vor zwei Jahren, als es sich um die Räumung der Präparandenanstalt durch die Landwirtschaftsschule handelte, vom Kultministerium und dem Seminarrektorat damals in aller Form erklärt wurde, daß die Räume der Präparanden­anstalt vom Seminar auf Dauer benötigt werden und daß nicht daran zu denken sei, daß die Räume in absehbarer Zeit wieder frei werden. Erst darauf hat sich die Amtskörperschaft zur Er­werbung eines Eigenheims für die Landwirtschaftsschule ent­schlossen. Gegen die jetzige gerade die Stadt besonders hart tref­fende Maßnahme sollen alsbald bei den zuständigen Stellen ent­sprechende Vorstellungen erhoben werden. Sonstiges: Die Gaswerksbau-AE. Frankewerke Bremen will die Vorarbei­ten betreffend Gasversorgung der Stadt Nagold kostenlos und ohne irgend welche Verbindlichkeiten für die Gemeindeverwal­tung durchführen. Obwohl dem Vertreter der Firma bedeutet wurde, daß jetzt und in nächster Zukunft schon wegen der Schwie­rigkeiten des Brennholzabsatzes an die Einführung des Gases weder durch Eigenbau noch durch Fernversorgung zu denken sei, will die Firma trotzdem ganz auf ihre Rechnung und ohne irgend welche Gegenleistung die nötigen Vorarbeiten zur Klärung der technischen und wirtschaftlichen Fragen machen. Der Gemeinde­rat hat unter diesen Vorauss:gnna> n hiergegen nichts cinzu- wenden.