sondern vorwärts geht. Der Ernte geht es entgegen. Da erbaut sich frommer Sinn wohl ganz unwillkür­lich an dem Gedanken, daß auch das Schaffen und Sehnen des Landmannes von einer höheren schützen­den Hand begleitet wird. Martin Greif hat das in sinnig schönen Worten wiedergegeben:

Stille ruht die weite Welt,

Schlummer füllt des Mondes Horn,

Das der Herr in Händen hält;

Nur am Berge rauscht der Born.

Zu der Ernte Hut bestellt,

Wallen Engel durch das Korn.

Der alte treuherzige Wandsbecker Bote Mathias Claudius hat einen ähnlichen Ton angeschlagen:

O wer das nicht gesehen hat,

Der hat des nicht Beistand:

Man trifft Gott gleichsam auf der Tat Mit Segen in der Hand Und siehts vor Augen, wie er frisch Die volle Hand ausstreckt,

Und wie er seinen großen Tisch Für alle Wesen deckt.

In diese Stimmung von der Ernte patzt auch so recht das innige Lied Heinrich Puchtas, dessen zweite Strophe lautet:

Aller Augen sind erhoben,

Herr, auf dich zu jeder Stund',

Daß du Speise gibst von oben Und versorgest jeden Mund;

Und du öffnest deine Hände,

Dein Vermögen wird nicht matt,

Deine Hilfe, Gnad' und Spende Machet alle froh und satt.

Möge es denn eine gute, gesegnete Ernte werden! Möge der Fleitz des Landmanns seine Belohnung fin­den, und möge das dem ganzen wirtschaftlichen Leben in Stadt und Land reichlich zugute kommen!

8t. Amtliches. Bom Evang. Oberschulrat ist je eine ständige Lehrstelle in Wildbad OA. Neuenbürg dem Hauptlehrer Walz in Dürrwangen OA. Balingen, dem Unterlehrer Friedrich Siegle in Cannstatt; inDecken- pfronn OA. Calw dem Schulamtsverweser Theodor Weismann in Denkendorf OA. Eßlingen übertragen worden. Die Bewerber um die ständige Lehrstelle in Hornberg OA. Calw mit freier Wohnung und 20 Mark für den Organisten- und Kantorendienst Haben sich auf 1. August beim Evang. Oberschulrat zu melden.

Lotterieziehung. Bei der Ziehung der Stuttgarter Lotterie aus Anlaß der Sonderausstellung für Mode- und Ausstattung fielen die ersten Geld- und Wert­gewinne aus folgende Nummern: 1000 -1l auf die Num­mer 373, 500 -N auf 18 312, je 100 auf 4488, 5762, 17 386; der erste Gewinn im Wert von 700 auf die Nummer 7101, der zweite Gewinn im Wert von 400 oll auf die Nummer 1539 und der dritte Gewinn im Wert von 200 oll auf die Nr. 12 944. (Ohne Gewähr.)

Denkt an die Hunde. Man hört so häufig Haus- und Kettenhunde stundenlang unaufhörlich schreien. Beson­ders nachts wird der Nachbarschaft die Ruhe geraubt. Für die Besitzer solcher Hunde dürfte interessant sein zu erfahren, daß es oft nur der Durst ist, der solche Hunde peinigt. Die Hunde haben ein großes Bedürfnis nach frischem, reinem Wasser. Die Unmöglichkeit, ihren Durst zu befriedigen, ruft Krankheiten hervor. Das gleiche ist der Fall, wenn sie von Durstesqual gepeinigt, abge­standenes Master von Pfützen und Tümpeln zu sich neh­men. Stellt darum saubere Trinkgefäste, gefüllt mit reinem Trinkwaster, an zugänglichen Stellen des Hofes

Der rote Hahn.

41) Romano. Palle Rosenkrantz. Deutschv. Jda Anders.

Ich will Bescheid wissen, sagte sie, und weder Vater noch Mutter noch der Bürgermeister wollen mir Bescheid geben. Deshalb sollen Sie es, verstehn Sie, ich will klaren Bescheid haben.

Ueber was? sagte Seydewitz ein wenig ausweichend.

Ueber Vater und den Assessor.

Halten Sie das für richtig?

Inger blickte ihn fest an.

Sie sagten neulich, wir müßten eigentlich Freunde sein. Das war also nicht Ihr Ernst.

Gut, dann, müssen Sie antworten, sagte Inger sehr bestimmt.

Seydewitz war vorsichtig: Ich glaube, Sie sind sehr klug, Fräulein Hilmer, sagte er. Ich weiß. Sie sind es. Sie wer­den also begreifen, daß halbes Vertrauen schlimmer ist als keines.

Inger unterbrach ihn: Ich verlange kein halbes Ver­trauen ich verlange volles Vertrauen.

Seydewitz glaubte trotzdem schweigen zu müssen. Sie verlangen mehr, als ich geben kann, sagte er.

Inger blieb zornig stehen. Sie stellen also Ihren Freund über die Rücksicht auf uns gut. Dann habe ich mich also geirrt. Und sie wandte sich zum Gehen.

Seydewitz folgte ihr. Fräulein Inger, so dürfen Sie nicht reden. Ich stelle die Rücksicht auf Richter nicht obenan. Ich habe gar keine Rücksicht auf Richter zu nehmen. Aber ich bin es Ihnen Ihnen allein schuldig zu schweigen. Sie

oder der Wohnung auf. Denkt namentlich auch an die Kettenhunde und erneuert unter Auswaschung des Nap­fes ihren Wastervorrat täglich mehrmals!

Bad Liebenzell, 12. Juli. Heute hielten die Konzerlsängerin Frl. Pfund und der Organist Aiche- lin aus Göppingen ein Kirchenkonzert ab. das leider recht schwach besucht war. Zum Vortrag kamen Orgel­werke Vachs, Mendelssohns, Händels und solche des Herrn Aichelin selbst, während Frl. Pfund Lieder und Arien von Wolf, Händel, Fader und Knaye-r sang.

):( Möttlingen, 12. Juli. Am Samstag wurde hier der erste Erntewagen eingeführt und zwar Win­tergerste. Dieselbe ist auch Heuer wieder gut geraten und kommt auf weniger fruchtbaren Böden fort. Auch die andern Wintergetreide haben sich noch gut erholt von dem Eelbrost, welchem sie im Mai und Juni stark aus­gesetzt waren; sie versprechen eine gute Mittelernte. Die Sommergerste steht sehr schön; desgl. auch der Hafer. Unter dem naßkalten Wetter haben Kartoffeln und besonders auch die Angersen stark gelitten. Letztere sind noch weit zurück, und das verkrustete Hacken ist eine schwere Arbeit. Leider steht auch so mancher Obstbaum leer; das ist fast unglaublich, wenn man an die pracht­volle Blütenzeit denkt. Und so wird unter den vielen hiesigen Obstanlagen der eigene Bedarf kaum gedeckt werden. Auch sind viele Obstbäume von einer Blatt­krankheit stark befallen, was wahrscheinlich von einer Saftstockung herrühren wird.

Württemberg.

Die Wasserversorgung des kleinen Heubergs.

Sulz, 12. Juli. Die Ueberlandzentrale Aistaig, die gestern unter Anschluß von 53 Gemeinden in Gegenwart des Ministers des Innern v. Fleischhauer, des Mini­sterialrat Dr. Michel, des Präsidenten der Regierung des Schwarzwaldkreises v. Hofmann, des Baurats Eros u. a. feierlich eröffnet wurde, gab dem Minister auch Veran­lassung zu einer Besichtigung des Pumpwerks für die Wasserleitung auf den kleinen Heuberg. Der Mini­ster betonte das lebhafte Interesse des Königs für beide Anlagen und überreichte den um die Ausführung be­sonders verdienten Persönlichkeiten Auszeichnungen. Baurat Eros und Direktor Eisele hielten Vorträge über die neuen Werke. Sodann fuhren alle Festteilneh­mer hierher ins Pfisterwaldhotel, wo eine Tafel zu etwa 120 Gedecken dem Fest die rechte Weihe gab. Der Mi­nister hielt eine längere Ansprache. Unter den zahl­reichen anderen Rednern war auch Städtschultheiß Malmsheimer. Nach Schluß der Tafel fuhr der Mi­nister nach Horb weiter. Die Wasserversorgung treibt das Wasser 220 Meter hoch in 99 Kilometer langen Leitungen auf 15 Hochbehälter hinauf, die ihren Ee- samtinhalt von 2740 Kubikmetern auf ein Versorgungs­gebiet von 21 Kilometer Länge und Breite verteilen. Das Werk hat 1 100 000 Mark gekostet, der Staat hat 224 000 Mark zugeschossen. Nachdem das Werk seit Herbst 1910 im Betrieb war, beschloß man, die Wasserkraft nicht nur zur Hebung des Wassers, sondern auch zur Er­zeugung von Licht und Kraft zu verwenden. So entstand das Ueberlandwerk Aistaig, das rund eine Million ge­kostet hat und die Oberämter Sulz, Rottweil, Oberndorf, Balingen und Spaichingen teilweise versorgt.

Hebammentagung.

Stuttgart, 11. Juli. Auf der 12. Jahresver­sammlung des Landesverbandes Württembergischer Hebammen, zu der über 200 Hebammen aus Stadt und Land erschienen waren, war unter dem Ehren­vorsitzenden, Sanitätsrat Dr. Schaller- Stuttgart

dürfen nicht darüber sprechen. Darüber können wir beide nicht reden. Ich bin Gast in Ihres Vaters Hause, ich habe kein Wort des Zweifels gegen ihn zu sagen.

Weshalb können Sie dann nicht reden? fragte sie.

Weil ich diese Sache gar nicht mit Jhner erörtern kann, lautete die Antwort. Ich kann handeln, wenn meine Hand­lungen am Platze sind. Meine Rede ist überflüssig, wie sie taktlos sein würde.

Inger blickte ihn mißtrauisch an. Ich begreife Sie nicht. Vater hat gewünscht, daß d^r Bürgermeister die Brandsache aufnehme der Bürgermeister hat es gewünscht, und Ihr Freund hat es durchgesetzt, daß er und nicht der Bürgermeister damit beauftragt wurde. Vater, Mutter, der Bürgermeister, alle gehn sie bekümmert und gedrückt herum. Wollen nicht reden, wollen nichts erzählen. Jetzt frage ich Sie, und Sie verweigern mir die Antwort. Sie glauben, ich bin ein Kind. Ich bin in den Stuben der armen Leute ein und aus ge­gangen, seit ich ein kleines Mädchen war. Vater hat es auch schwer gehabt das wissen Sie sehr wohl. Ich bin freilich jung, aber ich kann kämpfen für die, die ich liebe, und ich will kämpfen. Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich bitte Sie nicht um Ihre Hilfe. Vaters Sache ist gut. Aber das sage ich Ihnen, es ist in diesem Hause kein Platz für Leute, die an Vater zweifeln.

Muß ich wiederholen, was ich vorhin gesagt habe? fragte Seydewitz.

Inger fuhr fort: Assessor Richter benimmt sich gegen Vater, wie er sich gegen Hans Jepsen und die andem betra­gen hat. Ihn anzurühren wagt er nicht, aber ihn verletzen, ihm mit Verdacht und Verhör Verdruß bereiten, das will er.

und unter dem Vorsitz des Verbandes, Frau Gei­ger- Stengel-Stuttgart hauptsächlich die wirtschaft­liche Lage der Hebammen Gegenstand der Beratun­gen. Sie werde, so wurde betont, besonders durch die übergroße Zahl der Hebammen, durch die Konkurrenz von Entbindungsanstalten, Sanatorien und Kliniken und durch die Gewohnheit mancher Aerzte, die Enb bindung ohne Hinzuziehung einer Hebamme allein vorzunehmen, erschwert. Obermedizinalrat Dr. Walz ging auf die zahlreichen Wünsche und Anträge der Hebammenvereine ein und meinte, datz der ideale Zustand die Einführung von staatlich angestellten Bezirkshebammen sei wie in Sachsen. Frau Olga Gebauer- Berlin sprach über die einzuschlagenden Wege zu einer Besserung des Hebammenstandes und über seine Aufgaben. Sanitätsvat Dr. Schaller- Stuttgart sprach über Ursache, Erkennung, Vorbeu­gung und Behandlung der Eklampsie, während Dr. Walcher jr. einen Vortrag über die Erkennung von Zwillingsschwangerschast hielt. Im Verlaufe der Verhandlungen erschien, mit warmen Vegrühungs- worten empfangen, Obermedizinalrat Dr. Walcher, der über 27 Jahre lang als Direktor der Landes­hebammenschule gewirkt hat.

Mißglückter Menschenschacher.

Stuttgart, 12. Juli. Ein in Zuffenhausen wohn­hafter und auch dort in Arbeit stehender Schreiner hatte sich hier im Eewerkschaftshaus an einen 18jährigen Ar­beiter aus Berlin herangemacht und ihn durch allerlei Vorspiegelungen für die französische Fremdenlegion an- geworbsn. Der junge Mensch war aber vor der Aus­führung des Planes so verständig, seine Eltern in Ber­lin davon zu benachrichtigen. Diese zeigten den Fall so­fort der Polizei an, die alsbald von Berlin aus sich mit der hiesigen Behörde in Verbindung setzte. So gelang es nicht nur, den jungen Menschen vor einem üblen Schicksal zu bewahren, sondern auch den Werber mit Hilfe der Zuffenhausener Polizei hinter Schloß und Riegel za setzen. Der Menschenschacher wird ihm wohl für längere Zeit gelegt werden.

Oberndorf, 11. Juli. Einer Meldung des Kriegs­ministeriums an die Stadt zufolge, ist deren Gesuch um Errichtung eines militärischen Meldeamtes für das Jahr 1915 abschlägig beschieden worden. Es stehen dem Kriegsministdrium keine Mittel zur Ver­fügung, auch befänden sich schon reichlich genug Melde­ämter im Bereich des württembergischen (13.) Armee­korps. Der Stadt wird es anheimgestellt, späterhin ihr Gesuch zu erneuern.

Schramberg, 12. Juli. Die Uhrenfabriken Gedr. Junghans A.-E. haben in Buenos Aires, der Haupt­stadt von Argentinien, eine Zweigniederlassung mit einem Kapital von 100 000 gegründet.

Bom Ruhestein, 12. Juli. Gestern, am 75. Geburts­tag des verstorbenen Eeheimrats Euting, der hier oben beim Wildsee seine letzte Ruhestätte gefunden hat, wurde wieder auf Grund einer Stiftung desRuhesteinvaters" jedem Wanderer, der die Grabstätte passierte, eine Tasse Kaffee gereicht. Eine eigenartige Huldigung wurde dem Toten durch einen Straßburger Flieger dargebracht, der in geringer Höhe über dem Eutingsgrab eine dreimalige Schleife beschrieb.

Stuttgart, 11. Juli. Kriegsminister v. March- taler hat gestern einen mehrwöchigen Urlaub nach der Schweiz angetreten.

Stuttgart, 12. Juli. Gestern mittag fuhr ein Zug preußischer Jäger aus Colmar auf dem Rad die König­straße hinunter, geführt von einem Offizier und einem

Sie irren sich Richter tut nur seine Pflicht, sagte Seydewitz.

Inger wurde eifrig: Es ist also seine Pflicht, Vater zu beleidigen, Mutter und uns alle unglücklich zu machen?

Richter will nur die Wahrheit an den Tag bringen, sagte Seydewitz. Ihr Vater ist schrecklich unvorsichtig gewesen. Richter hat mir erzählt, was am Sonnabend geschehen ist. Und hätten Sie meine Worte gehört, so hätten Sie begriffen, daß ich Ihr Freund bin.

Inger lächelte ein wenig höhnisch. Sie haben uns als» verteidigt. Das war nett. Sie dachten wir hätten es nötig-

Ich weiß, daß Sie es nötig hatten, und das wissen selbst. Wenn Sie doch das Ganze hier begriffen! Wenn SK es nur begriffen. Aber Sie verstehn es nicht. Und ich tM es Ihnen nicht erklären. Nein, das kann ich nicht. Sie wür­den sich nur verletzt fühlen, und helfen können weder Sie noch ich. Sie wollen, ich soll gegen Richter Front machen. Was hätte das für einen Zweck? Nein, den Brandstifter heraus­finden, den Täter herausbekommen, das müssen wir alle tun. Und das kann keiner von uns. Begreifen Sie nicht, wie hiss­los verzweifelt das Ganze ist?

Inger lächelte wieder und sagte mit höhnischer Stimme:! Ich verstehe, wie wenig ihr Leute von der Polizei zu dem taugt, was ihr sollt.

Seydewitz wurde ägrerlich: Und fassen wir dann zu, wie es Richter will, um jeden Zweifel zu heben, dann werden Sie böse, dann verletzen wir Sie und beleidigen Sie und machen Sie unglücklich.

Glauben Sie denn daß Richter ein Recht hat, Vater zu kränken? fragte sie. (Fortsetzung folgt)!