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Nr. j60. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk <La!w. 8g. Jahrgang.

rrschelnungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts- tezirk Calw sür die einspaltige BorgiSzeils 10 Psg-, außerhalb desselben ISPfg., Sieklamen LS Psg. Schluß sür Jnscratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon g.

M-nttag« den IS. Juli 1914 .

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post­bezugspreis sür den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Psg.

Amtlich« Bekanntmachungen.

Sekanntmachung,

betreffend Flobsperre auf der Klein-Enz.

Wegen Reparaturen an Wasserwerken und Bach­räumungen bleibt die obere Klein-Enz (Neubach­stube bis Agenbacherstube für den Floßverkehr vom 1. August d. I. bis auf weiteres gesperrt (H 29 der Floßordnung vom 20. April 1883 Reg.-Bl. S. 47).

Sobald die erforderlichen Arbeiten vollendet find, wird die Floßsperre wieder aufgehoben.

Calw, den 10. Juli 1914.

K. Oberamt: Amtmann Nippmann.

K. Oberamt Calw.

Gemelndebaumwarte.

Die Gemeindebehörden werden höherem Auftrag zufolge auf den in Nr. 26 des Wochenblatts für Land­wirtschaft vom 27. Juni ds. Js. Seite 438 und 439 abgedruckten Entwurf eines Dienstvertrags für Ge­meindebaumwarte hingewiesen.

Den 10. Juli 1914.

Regierungsrat Binder.

Die Flotte» der Weltmächte.

Der soeben erschienene neueste Jahrgang des Nauticus" ermöglicht eine Stärkeabmessung der acht größten Seemächte auf Grund der Gesamtwasserver­drängung der vorhandenen Kampfschiffe, der einzigen natürlichen und dabei auch einigermaßen sicheren Grundlage für einen Vergleich, der ja selbstverständ­lich niemals ein ganz zutreffendes Bild geben wird, weil zuviel unwägbare und unmeßbare Faktoren außer Ansatz bleiben müssen.

NachNauticus" betrug der Bestand am 15. Mai ds. Js.:

Fertig Im Vau

1. England 2 205 040 t 593 420 t

2. Deutschland 1 019 417 t 325 988 t

3. Vereinigte Staaten 909 780 t 228 860 t

4. Frankreich 731 190 t 346190 t

5. Japan 558 560 t 182150 t

6. Italien 402140 t 202 540 t

7. Rußland 327 960 t 429170 t

8. Oesterreich-Ungarn 249550 t 156 070 t

Hierbei sind nur die für den Kampf bestimmten Schiffe, Linienschiffe, Küstenpanzerschiffe, Kreuzer, Torpedo- und Unterseeboote berücksichtigt! alle ande­ren Typen, Spezial-, Schul- und Troßschiffe, sowie Kanonenboote, sind nicht mitgerechnet. In den Zah­len für Deutschland ist das Deplacement der Unter­seeboote, weil nicht bekannt, nicht enthalten; dieses würde, um eine Zahl zu nennen, schätzungsweise etwa 14000 t betragen, das Bild also nicht wesentlich ver­ändern. Es ergibt sich dann, daß die deutsche Flotte an fertigen Schiffen nur 46 v. H. so stark ist wie die englische, ein Verhältnis, das sich bei den Linienschiffen etwas zugunsten Deutschlands, bei den Kreuzern, namentlich den Pan­zerkreuzern, sehr erheblich zugunsten Englands ver­gebt. Daß Deutschland etwas mehr als halb soviel Schiffe im Bau hat als England, rührt daher, daß bei uns die Bauzeiten länger sind; die Zahlen für Deutschland enthalten bei den allein ausschlaggeben- öch großen Schiffen 4 Jahrgänge von Neubauten, die für England nur 314 Jahrgänge, da ein Teil der eng­lischen 1911-Schiffe bereits fertig ist. Die Vereinig­ten Staaten, deren großer Bestand an Troßschiffen Mr nicht mit in die Wagschale fällt, haben den Zweiten Platz wohl endgültig an Deutschland abgetreten; in absehbarer Zeit werden sie vielleicht mit Frankreich um die dritte Stelle zu kämpfen haben, zumal da sie inzwischen noch Zwei Linienschiffe mit 28 600 t verkauft haben. Ruß­land macht große Anstrengungen, um seinen früher innegehabten Platz in der Reihe wiederzuerobern,

wie der hohe Bestand an Neubauten zeigt; wenn die' Ausführung der Bauten planmäßig fortschreitet, wird es Japan und Italien überholt haben, wobei beson­ders ins Gewicht fällt, daß es nicht allzustark mit ver­altetem Material belastet ist. Rechnet man als solches alle größeren Schiffe mit einem Lebens­alter von über 20 Jahren, sowie Fahrzeuge von ver­alteter Bauart, so ist der Bestand daran, absolut ge­nommen, am größten bei England mit 139 710 t, dann folgen die Vereinigten Staaten mit 102 800, Italien mit 96 730, Frankreich mit 87 150, Deutsch­land mit 71 815, Rußland mit 55 330, Japan mit 51 260 und Oesterreich-Ungarn mit 21000 t. Im Ver­hältnis zu dem überhaupt vorhandenen fertigen Ma­terial ist das veraltete am stärksten vertreten in Italien mti 24 v. H.; dann folgt Rußland mit 16,9, Frankreich mit 11,9, die Vereinigten Staaten mit 11,3, Japan mit 9,2, Oesterreich-Ungarn mit 8,4, Deutschland mir 7 und England mit 6,3 v. H.

Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.

Calw, den 13. Juli 1914.

Vom Sonntag.

Heiß, drückend schwül das war das Merkmal des 12. Juli. Wer draußen wanderte, oder auch wer zuhaus seinen Sonntagsgedanken nachhing, wünschte sehnlich Abkühlung der lästigen Hitze. In der Mor­genfrühe schon machte man sich auf einen regnerischen Tag gefaßt; die Sonne behielt aber die Oberhand und nützte ihre Herrschaft weidlich aus. Aber noch vor der Mittagszeit grollte der Donner und erquickte kühler Regen kurze Zeit; die völlige Beseitigung der drückenden, quälenden Temperatur wurde nicht her­beigeführt und sie blieb den Tag und die Nacht über, bis heute morgen abermals Regen oinsetzte. Augen und Ohren hatten am gestrigen Sonntag recht vieler­lei zu sehen und zu hören. In Calw selbst stand im Mittelpunkt des Tages das Waldfest des Lie­derkranzes beim Calwer Hof, das trotz der regenbeladenen Wolken am Himmel recht stark besucht war. Spiele mit den Kindern, Gesänge der Sänger und Tänze der Jugend füllten dort die Zeit aus. Der um den Mittag niedergegangene Regen machte es un­möglich, auf dem Waldboden zu lagern ohne Mantel- unter lagen. Die Stadtkapelle unterhielt mit einem guten Programm zahlreicher Konzertstücke. Um 6 Uhr wurde der Rückmarsch angetreten und auf dem Marktplatz löste der Zug sich auf. Das Konzert der 13er Pioniere im Badischen Hof-Garten war nicht schlecht, aber auch nicht so besucht, wie es die Leistungen der Kapelle verdient hätten. Es traf sich eben ungeschickt, daß auf ein und denselben Sonntag für Calw drei zugkräftige Veranstaltungen in Aus­sicht standen: zu den beiden schon genannten kam noch das Konzert der Ulanen aüs Ludwigsburg in Bad Liebenzell, das voriges Jahr schon sehr viel Anklang gefunden hatte und gestern wieder große An­ziehungskraft ausllbte.

Aus der Hauptversammlung des Fremden­verkehrsvereins.

Vereins- und Versammlungsmüdigkeit herrscht zu dieser Sommerszeit bei der ehrsamen Bürgerschaft und es ist ihr dies bei der großen Zahl von Vereinen und Veranstaltungen nicht so sehr zu verdenken.

So war es auch nicht gerade verwunderlich, daß die am letzten Freitag abend unter dem Vorsitz von Herrn Stadtschultheiß Conz imWaldhorn" abge­haltene Hauptversammlung des Fremdenverkehrs­vereins nur schwach besucht war. Immerhin war es bedauerlich, daß die an einem gesteigerten Fremden­verkehr in erster Linie beteiligten Wirte, Bäcker und Metzger nicht vertreten waren und einer Ver­sammlung fern blieben, bei der hauptsächlich Fragen erörtert und Arbeiten und Geldaufwendungen bera­ten und beschlossen zu werden pflegen, die vorwiegend dem Nutzen der genannten Gewerbe dienen. Nach Er­

öffnung der Versammlung gab der Vorsitzende zu­nächst ein Schreiben des Herrn P. Eeorgii bekannt, in welchem dieser mitteilte, daß er die Führung der Geschäfte des Vereins! assiers abgebe. Diese Mitteilung wurde lebhaft bedauert, da Herr Eeorgii den Kassiererposten seit Bestehen des F.F.V. in ausgezeichneter und uneigennützigster Weise besorgt und dem Verein in mehr als 10 Jahren wertvolle Dienste geleistet hat, wofür der Vorsitzende den wärm­sten Dank aussprach, der auch hier öffentlich zum Aus­druck gebracht sein soll. Die Geschäfte des Veveins- kassiers hat nun Hr. Fr. Häußler, Buchhänd- l e r, übernommen. Der von dem Vorsitzenden vor­getragene Kassen- und Tätigkeitsbericht, sowie der Entwurf des Voranschlags für 1914 fand Anerkennung und Zustimmung. In dem neuen Vor­anschlag mußten einige wünschenswerte Posten mit Rücksicht auf die knappen Mittel, die zur Verfügung stehen, zurückgestellt werden. Die Hauptaus­gaben in diesem Jahre erfordert wieder die Zei­tungsreklame mit 600 Plakataushang 100 Kurblatt 80 Beiträge an den württ. Fremden­verkehrsverband 75 -N und an den Verschönerungs­verein 40 lN. Der Vorsitzende berichtete noch über die großzügige und ersprießliche Tätigkeit des Fr e m- denverkehrsverbandsfür Württemberg und Hohenzollern, in dessen Ausschuß der hiesige Fremden­verkehrsverein einen Vertreter hat. Dieser Verkehrs­verband erfreut sich staatlicher Förderung und Unter­stützung; er hat seit neuerer Zeit in der Person des Eisenbahnsekretärs Höllwarth, welcher in den letzten Fahren die von der K. Württ. Eeneraldirektion der Staatseisenbahnen in Berlin errichtete württ. Aus­kunftstelle für Fremdenverkehr leitete, einen haupt­amtlichen Sekretär, wodurch die Tätigkeit des Ver­bandes eine noch regere werden wird. Schon im Hin­blick auf die Vorteile, welche dieser Verband dem gan­zen Lande und im einzelnen den ihm angeschlossenen Vereinen bietet, ist das Bestehen des Fremdenver­kehrsvereins eine Notwendigkeit.

Von dem demnächst beginnenden Beitrags­einzug hofft die Vereinsleitung, daß ihr die Mit­tel nicht versagt werden, zur Fortführung der Ver­einsarbeit, die nur darauf gerichtet ist, in ihrem Teile zum Blühen und Gedeihen unserer Stadt mit bei­zutragen. -eb-

Vor der Ernte.

Auf den Feldern draußen reift es der Ernte ent­gegen. In der Stadt merkt man ja wenig davon, da ist das gewohnte Alltagsbild. Anders ist es für den Landmann. Der hat jetzt den Kopf voll, und immer wieder drängt sich ihm der Gedanke, die Frage auf: Wie wird's mit der Ernte werden? Ein prächtiges Bild bietet jetzt die Saat. Wenn ein leiser Wind über die Kornfelder geht, dann ist es wie ein wundersames Auf und Nieder, und dazwischen nicken und lachen die schlichten blauen Kornblumen. Sie sind ja eigentlich für den Landmann ein Unkraut, aber eine goldige Poesie hat sich um diese Lieblingsblume des alten Heldenkaisers Wilhelm gewoben. Deutsches Hoffen, deutsche Treue, deutsche Einfachheit und deutsche Gemütstiefe sind die trauten Geister, die der kleinen Kornblume eine dauernde Weihe gegeben haben. Und wenn man die stattlichen Felder weit­hin überschaut, da spricht's einem entgegen von r a st- loser Arbeit und unbeugsamem Fleiß. Leicht hat es der Landwirt wahrlich nicht, am wenigsten in unseren Tagen. Und doch hängt er an seiner Scholle und kämpft darum. Die fruchtspendende Erde ent­faltet einen unsagbar fesselnden Heimatzauber, ja, man darf sagen, hier liegen die stärksten Wurzeln echten deutschen Heimatgefühls. Nur grobe Gedanken­losigkeit oder Uebelwollen kann den Wert und die Arbeit des deutschen Bauers unterschätzen. Die ganze Nation hat ein Interesse daran, oder sollte es doch haben, daß es mit dem Landmann nicht rückwärts,