Feldwebel auf Motorrädern. Die Truppe kam mit um­gehängter Büchse in schneidiger Haltung dahergefahren und bot einen hier ganz ungewohnten Anblick. Der Zug war auf einer Uebungsfahrt begriffen, die ihn tags zu­vor über den Schwarzwald nach Freudenstadt und ge­stern von dort hierher geführt hatte.

Reutlingen, 12. Juli. Die evangelische Kirchen­gemeinde erhebt 1914 zur Deckung eines Abmangels von 39 852 -4t wie im Vorjahr eine Umlage von 6 A mit der Maßgabe, daß Glaubensgenossen, die weniger als 8 Mark Staatssteuer entrichten müssen, keine Kirchen­steuer zu bezahlen haben. Heilbronn erhebt 8 A, Stutt­gart 8^22, Eßlingen 9 A und Cannstatt gar 10 A Kirchensteuer.

Au» Welt und Zeit.

Die deutsche drahtlose Telegraphie.

Ueber den Umfang der deutschen drahtlosen Te­legraphie liegen jetzt einige nähere Angaben vor. Zu Beginn des Jahres 1913 bestanden 23 Küsten- und 376 Bordstalionen. Von den Küstenstationen waren 12 für den allgemeinen Verkehr geöffnet, 10 mit Be­schränkung, 1 für den amtlichen Verkehr. Von den Bordstationen dienen 237 dem öffentlichen, 134 dem amtlichen und 5 dem privaten Verkehr. Als Empfän­ger werden nur 6 Morseapparate, aber 407 Fern­sprechapparate benutzt. Die Zahl der drahtlosen Telegramme von der Küste zum Schiff betrug 1912 nur 5312, in umgekehrter Richtung 14 893. Zwischen Schiffen wurden 72 242 Telegramme ausgetauscht. Es ergibt dies einen Verkehr von 27 447 Telegram­men. An Einnahmen brachte die drahtlose Tele­graphie nicht ganz 250 000 -N im Jahr. Alle diese Angaben beziehen sich auch auf die deutschen Schutz­gebiete.

Alle Räder stehen still.

Plauen i. Vogtlande, 11. Juli. Die Plauener Baum­wollspinnerei A.E. hat infolge Mangels an Kapital den Betrieb eingestellt. Zahlreiche Arbeiter sind dadurch brotlos geworden. Die Gesellschaft beruft auf den 21. Juli eine außerordentliche Generalversammlung ein.

Eine Witwe ermordet und beraubt.

Dresden, 12. Juli. Der Raubmord in der Hol­beinstraße an der Witwe Lehmann ist nicht von dem Sohne der Ermordeten, sondern von einer unbekann­ten Frau begangen worden, die stundenlang in der Wohnung der Witwe auf die Ausführung der Tat wartete und dann eine goldene Damenuhr und ein Armband stahl. Beides versetzte sie, desgleichen einen Pfandschein. Bisher ist es noch nicht gelungen, die Verbrecherin zu entdecken.

Von der Nordlandfahrt des Kaisers.

Balestrand» 11. Juli. DieHohenzollern", deren Abfahrt sich wegen des Nebels verspätet hatte, traf heute nachmittag um 5Z4 Uhr bei herrlichem Wetter in Balholmen ein. Der Kaiser unternahm sofort nach dem Festmachen der Pacht einen längeren Spazier­gang an Land.

Im Wahnsinn.

Luxemburg, 12. Juli. In dem luxemburgischen Kurort Mondorf entriß sich in einem Anfall von Wahnsinn die aus Bochum gebürtige Frau Kandelli auf einem Spaziergang den Armen ihres Bruders und stürzte sich unter einen heranbrausenden Eüter- zug. Die Leiche wurde furchtbar verstümmelt.

Zigeunerschlacht.

Charolles, 12. Juli. Zwei Zigeunerstämme von ungefähr 120 Personen gerieten heute an den Ufern der Loire in einen Kamps, bei dem sie mit Gewehren, Revolvern und Messern aufeinander losgingen. Etwa 10 Personen wurden verwundet, von denen 2 ihren Verletzungen erlagen. Den Gendarmen gelang es schließlich, die Parteien zu trennen.

Die Griechen in Albanien.

Nach einer Meldung aus Durazzo besuchte Fürst Wilhelm die rumänischen Freiwilligen in der alten Ka­serne und übergab ihnen eine albanische Kriegsfahne. Infolge der Ankunft dieser Soldaten hat man in Du­razzo wieder Mut geschöpft. Die Tochter des Fürsten ist an Malaria erkrankt. Der Fürst ist sehr mißtrauisch geworden und besichtigt und macht alles persönlich. Nach den letzten aus Albanien ein­getroffenen Nachrichten ist erwiesen, daß griechische reguläre Truppen die Aufständischen unterstützen. Koritza sollen sie zu Fall gebracht haben.

Durazzo, 11. Juli. Heute fand unter dem Vorsitz des Fürsten eine große Versammlung von Notabeln statt. Don einigen der Teilnehmer wurde dem Fürsten ange­ln, sich um die Entsendung fremder Hilfstruppen an °ie Mächte zu wenden, während die übrigen Teilnehmer sich dagegen aussprachen und ihre Stellungnahme dahin präzisierten, daß sich der Fürst darauf beschränken möge, von den Mächten die Garantie der in London fest­gesetzten Grenzen Albaniens zu verlangen. Am bemer- kenswretesten sprach sich Jssa Boljetinatz aus, der er­klärte: Obwohl der Fürst nicht aus unserer Wahl her- "orgegangen, sondern uns von Europa bestimmt worden ist, halten wir heute treu zu ihm. Sollte sich der Fürst gezwungen sehen, uns zu verlassen, so möge ein ariderer dies Mandat nicht übernehmen. Die Albaner sind keine Kwder, mit denen gespielt werden kann.

Vom Schlag getroffen.

Belgrad, 10. Juli. Heute abend um 9 Uhr erschien der russische Gesandte v. Hartwig beim österreichisch­ungarischen Gesandten Freiherrn v. Eiesl, um ihm einen Besuch abzustatten. Mitten in der in freundschaftlichem Ton geführten Unterhaltung wurde Gesandter v. Hart­wig plötzlich von Unwohlsein befallen, und ist trotz Hilfe zweier sofort herbeigerufener Aerzte nach wenigen Mi­nuten gestorben. Die Leiche des russischen Gesagten wurde kurz darauf in die russische Botschaft übergeführt.

Die Schuld am Untergang derEmpreß of Jreland".

Quebec, 11. Juli. Die staatliche Untersuchungskom­mission hat die Storstad für schuldig erklärt, den Schiff­bruch derEmpreß of Jreland", bei dem Hunderte von Menschen ertranken, verursacht zu haben.

Schiffsunglück in China.

Shanghai, 12. Juli. Nach einer heftigen Explo­sion an Bord des chinesischen Kanonenbootes Tiengchi, die sich gestern nacht in der Nähe von Kiangnan er­eignete, sind 35 Marinekadetten getötet worden. Die Ursache des Unglücks ist unbekannt.

Koburg, 11. Juli. Die Stichwahl im Reichstags­wahlkreis Koburg findet am 17. Juli statt.

Berlin, 11. Juli. Der langjährige Herausgeber der Deutschen Rundschau", Prof. Dr. Julius Rodenberg, ist heute im Alter von 83 Jahren hier gestorben.

Edinburg, 12. Juli. Als heute der König und die Königin nach der Kathedrale zum Gottesdienst fuhren, warf eine Anhängerin des Frauenstimmrechts einen Eummiball, an dem ein Schriftstück befestigt war, gegen den Kgl. Wagen. Der Ball fiel der Königin auf den Schoß, die ihn lachend zur Seite stieß. Die Frau wurde verhaftet, die Verhaftung jedoch nicht aufrechterhalten.

Vermischt«».

Der Kohlenvorrat der Erde. Unter allen natür­lichen Brennstoffen spielt heutzutage die Steinkohle die bei weitem hervorragendste Rolle. Sie ist es hauptsächlich, die uns Licht und Wärme liefert, die neben der Nahrung die wichtigsten Lebensbedingun­gen der Menschen sind. Die beim Verbrennen frei werdende Wärme der Steinkohle setzen wir mittels Dampfmaschinen und anderen Motoren in bewegende Kraft um und erhalten hiermit die Grundlagen jeg­licher größeren gewerblichen Tätigkeit und Industrie. Handel und Wandel im Weltverkehr wäre heutzutage ohne die Steinkohle undenkbar. Mehr als 1200 Mil­lionen Tonnen Steinkohle werden jährlich auf Erden gewonnen, und doch brauchen wir noch auf Jahrhun­derte nicht mit Erschöpfung der Kohlenlager zu rech­nen. Der Vorrat der Vereinigten Staaten allein wird, wie wir im neuesten Heft der Mußestunden lesen, noch auf über 600 Milliarden Tonnen einge­schätzt. Der Abbau der Kohlenfelder Chinas ist kaum in Angriff genommen. Dieschwarzen Diamanten", die Ueberveste des Steinkohlenwaldes, werden also nicht sobald aufgebraucht sein. Trotz dieser alles um­fassenden Bedeutung der Steinkohle ist deren Verwer­tung in größeren Mengen noch keine 100 Jahre alt, obgleich sie sicher schon seit dem 9. Jahrhundert in England und seit dem 10. Jahrhundert auch in Deutschland als Brennstoff bekannt war. Noch an den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war das Holz der wichtigste Brennstoff. Erst die Erfindung der Dampfmaschine verhaft der Kohle zu ihrer über­ragenden Bedeutung, und bald war sie neben dem Eisen das wichtigste Material.

Wie verwahrt man das Gemüse im Sommer? Die Hausfrau in der Stadt hat stets einen großen Vorrat an Gemüse nötig, da sie nicht gern ihre Ein­käufe täglich besorgt. Der Keller spielt nur in we­nigen Haushaltungen eine Rolle, denn es ist sehr un­bequem, mehrere Male am Tage in den Keller zu laufen, namentlich, wenn es sich darum handelt, für die verschiedenen Mahlzeiten die einzelnen Dinge zu besorgen. Zur Aufbewahrung von Gemüsen empfiehlt sich der Steintopf, in größerm oder kleinerm Format, je nachdem, was darin untergebracht werden soll. Ra­dieschen, Salate, ebenso wie die Kohlarten halten sich in diesen Töpfen ganz vorzüglich. Sie müssen nur zu­gebunden und mit einem Leinentuche gegen das Ein­dringen der Luft geschützt werden. Wenn man in der Lage ist, diese Töpfe in frischer Luft, also auf dem Balkon, stehen zu haben, ist es für die Haltbarkeit des Gemüses von großem Vorteil. Man kann auf diese Weife zur billigen Zeit Gemüse einkaufen und sie in den Töpfen den ganzen Herbst, ja den Winter hin­durch aufbewahren. Gemüse, die dennoch welk ge­worden sind, werden auf einfache Weise behandelt, um wieder frisch gemacht zu werden. Zuerst werden sie geputzt, dann in einen großen Topf gelegt und vollkommen mit warmem Wasser abgegosfen, kaltes Wasser darauf geschüttet. So bleibt das Gemüse etwa eine halbe Stunde stehen. Nimmt man es nun aus dem Topfe, so wird man sich überzeugen, daß es voll­kommen das Aussehen und, wenn es gekocht ist, den Geschmack des frischen Gemüses hat. Durch diese Art, Gemüsesorten aufzubewahren, kann man sich viel Ar­beit und Unbequemlichkeiten ersparen. Man muß nur darauf achten, daß man stets die einzelnen Sor­

ten allein in die Töpfe legt, und nicht Kohl mit an­dern: Gemüse zusammenbringt; er nimmt dann die Gerüche des andern Gemüses an und verliert dadurch seine Eigenart.

und Märkte.

Saatenstand in Württemberg zu Anfang Juli.

Winterweizen 2,4 (im Vormonat 2,3), Sommer­weizen 2,6 (2,6), Winterdinkel 2,5 (2,4), Winter­roggen 2,6 (2,7), Sommerroggen 2,8 (2,8), Sommer­gerste 2,6 (2,6), Haber 2,6 (2,6), Kartoffeln 2,8 (2,6), Hopfen 2,7 (2,4), Zuckerrüben 2,5 (2,6), Klee 2,4 (2,3), Luzerne 2,6 (2,6), Vewässerungswiesen 2,3 (2,3), andere Wiesen 2,3 (2,4), Aepfel 3,1 (2,7), Bir­nen 3,9 (3,4), Weinberge 3,1 (3,0). Die lang an­haltende nasse Witterung war für die Entwicklung sämtlicher Früchte nicht günstig. Bei Wintergetreide ist der Gelbrost zum Teil in starkem Umfang ausge­treten. Der Winterroggen hatte einen schlechten Blüteverlauf, was ungünstig «auf den Körnererlrag einwirken wird; auch leidet er mancherorts sehr unter Insektenfraß. Das Sommergetreide hat gleich­falls notgelitten und bekam vielfach krampfhaftes, gelbliches Aussehen; häufig sind die Sommergetreide-, besonders die Gerstenfelder, stark mit Unkraut (Hede­rich) durchwachsen. Unter der Einwirkung der war­men, trockenen Witterung in den letzten Junilagen ist jedoch bereits eine sichtbare Besserung der Getreide- früchte eingetreten. Die Kartoffeln und die sonstigen Hackfrüchte sind im Wachstum zurückgeblieben und verunkrautet; die nunmehr eingetretene warme Wit­terung wird ihnen ebenfalls sehr zu statten kommen. Für die Heuernte, die durch die vorangegangene Re- genperiode unliebsam verzögert und unterbrochen worden ist, waren die trockenen Tage in der letzten Juniwoche außerordentlich günstig; sie konnte nun­mehr rasch weiter geführt werden, so daß zu Anfang Juli das meiste Heu unter Dach war. Der Ertrag an Heu ist nach Menge und Güte ein befriedigender; doch wird mehrfach berichtet, daß die Menge nicht so reichlich ausfalle, wie erwartet wurde und daß sie gegenüber dem Ergebnis der beiden Vorjahre zurück­stehe. Die Obstaussichten haben sich vielfach infolge starken, durch Raupenfraß und Blattfallkrankheft verursachten Abfallens der Früchte noch weiter ver­schlechtert; in Aepfeln wird man im Landesmittel mit nicht mehr als einer mittleren Ernte zu rechnen haben, und in Birnen ist im ganzen genommen nur ein geringer Ertrag zu erwarten. Für die Weinberge, die durch die fortgesetzte Nässe sehr gefährdet waren, ist die warme, trockene Witterung gegen Ende Juni gerade zu rechter Zeit gekommen. Die Blüte, die bereits begonnen hatte, wurde dadurch sehr befördert; bei den frühen Sorten und in den milden Lagen ist sie bereits beendet. _

Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart. Tafelob st preise auf dem Stuttgarter Engros-Markt am 11. Juli: Gartenerdbeeren 1540 -4t, Walderdbeeren 7080 -g, Himbeeren 2028 -4t, Stachelbeeren 79 -4t, Jo- rnnisbeeren 1118 -4t, Heidelbeeren 1718 -4t, Kirschen 1224 -4t, Weichseln 1825 -4t, Grüne Nüsse 1620 -4t, Pfirsiche 4050 -4t, Birnen 1820 Mark, alles per 50 Klg. Marktlage: Der Markt belebt sich immer mehr. Kirschen kommen in großen Mengen und in schöner Ware; Preise erheblich zu­rückgegangen, da das Interesse der Käufer sich ande­ren Obstarten zuwendet. In Himbeeren ist gegen­wärtig Haupternte; Preise mäßig, Absatz zögernd. Die strichweise recht ergiebige Johannis- und Stachel- beer-Ernte findet vielfach zur Weinbereitung Ver­wendung. Mit ausländischen Früchten wird der Markt stark überfahren. Badische Muskateller und Glasbirn 1620 -4t, pfälz. Pfirsiche 3040 -4t per 50 Klg., Französ. Giffardsbirn 1820, Jtal. Edelweißbirn 2021, Jtal. Rambouräpfel 28, Jtal. Pfalumen und Reineclauden 2226, Jtal. Tomaten 1012 Pfg. brutto für netto Pfund. Angebote bei der Zentr.-Verm.-Stelle: Mehrere Tausend Zentner frühe und späte Unterländerpfirsiche; außerdem alle anderen Obstarten. Nachfragen: Große Mengen Vrennkirschen von Großbrennereien und in allen Obstarten von Handlungen, Konditoreien und Privaten. _

Herrenberg, 10. Juli. Zu der staatlichen Di­striktspferdeprämiierung am 7. Juli sind 61 Stuten mit Saugfohlen, 50 24jährige Stutfohlen, außer­dem noch 7 Pferdefamilien angemeldet worden. Nach dem übereinstimmenden Urteil der Preisrichter, welche aus Landoberstallmeister v. Penz, Prof. Sohnle, Landtagsabg. Locher bestanden, war durch­weg gutes Material vorgeführt, weshalb die vorge­sehene Summe von 4000 -4t und des Beitrags der Stadtgemeinde Herrenberg mit 50 -4t und eines wei­teren staatlichen Zuschusses von 10 -4t zu Preisen voll­ständig verteilt werden konnten. Nach der Prämi­ierung fand im Gasthof zur Sonne ein Essen statt.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerri.