bachtal begehen und feststellen wird, ob eine Kom­pagnie Pioniere zu Herstellungsarbeiten in die ver­wüstete Gegend abgeordnet werden soll.

Kirschen- und Beerenobst-Ausstellung. Am kom­menden Sonntag hält die Vereinigung württ. Baum­warte im Bad. Hof eine Kreisoersammlung ab, mit der eine Ausstellung von Kirschen und Beeren ver­bunden ist. Wir werden gebeten, auf diese Tagung an dieser Stelle aufmerksam zu machen.

<A> Bad Liebenzell, 10. Juli. Die gestrige The­aterreunion mit Buntem Abend erfreute sich eines recht stattlichen Besuchs. Jedermann kam aber auch auf feine Rechnung, denn was an Heiterem im be­sonderen und an Unterhaltendem im allgemeinen ge­boten wurde, war wirklich gut. Ganz besondere Hei­terkeit wurde hervorgerufen, als zum Schluß Direktor Blumau inAch Amalia" mit der Kinokönigin auf­trat. Zu den Klängen des Kurorchesters, dessen Lei­stungen wir rühmend hervorheben möchten, wurde noch recht fleißig dem Tanz gehuldigt. Von zarter Hand ließ dann die Direktion noch Rosen anbieten. Die freiwilligen Gaben, die hiefür eingingen (ein ganz ansehnlicher Betrag) wurden dem Baufonds zum Konversationshaus überwiesen. Der Kurdirek­tor, Stadtschulth. Mäulen, bescheinigte dankbar.

Württemberg.

Aus dem Väckergerverbe.

Reutlingen, 8. Juli. Der württ. Bäckerinnungs­verband, der nach dem neuesten Geschäftsbericht 64 Innungen mit 3571 Mitgliedern umfaßt und durch die Aufnahme der Innung Sigmaringen sein Tätig­keitsgebiet auch auf Hohenzollern ausgedehnt hat, war zu seinem 6. Verbandstag hier versammelt. Eine große Anzahl Mitglieder aus dem ganzen Lande und Vertreter von 55 Innungen hatten sich zu den ge­schäftlichen Beratungen eingefunden, die vom Ver­bandsvorsitzenden, Obermeister Kälberer-Stuttgart, geleitet wurden. Der Rechenschaftsbericht des geschäftsfllhrenden Vorstands betonte besonders, daß die württembergische Bäckerorganisation nach 10- jährigem Bestehen des Jnnungsverbandes im wesent­lichen vollendet ist, was nicht jeder Handwerkeroer- band von sich sagen könne. Das reine Verbandsver­mögen ist auf über 10 000 ttl angewachsen. Beherrscht war die Tagung, bei der die bisherigen Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes in ihren Aemtern durch Zuruf bestätigt wurden, von verschiedenen Re­feraten über im Vordergrund des Interesses stehende Berufsfragen. Auf Antrag von Obermeister H äu­ßer m a n n - Feuerbach würde beschlossen, zur finan­ziellen Förderung der Jugendfürsorge im Bäckerge­werbe, deren moralische Unterstützung allen Innun­gen empfohlen wurde, 100 ttl in den Etat einzustel­len. Der nächste Verbandstag ist in Heidenheim.

Rathaushändel.

Eßlingen. 9. Juli. In der letzten Sitzung der bürgerl. Kollegien kam es zu lebhaften Szenen, weil die Steuern zu rasch in die Höhe gegangen seien. Die Verwaltung habe zu sehr aus dem Vollen gewiri­schastet. Der sozialdemokratische Gemeinderat Haug hat bei der Beratung des Etats behauptet, das städt. Hochbauamt habe bei dem Bau der neuen Volksschule in Mettingen wahnwitzigeEeldverschwen- dung getrieben und die Kollegien mit den Voran­schlägen irregeführt. Auch als der Stadtbaurat nach- gewiesen hatte, daß alle Ausgaben für diesen Zweck vom Kollegium bewilligt worden seien und der Stadlvorstand feststellte, daß Haug nicht den winde­

Der rote Hahn.

40) Roman v. Palle Rosenkran tz. Deutsch v. JdaAnders.

Also rollte Justesen mit Life in der Südstraße vor und nach Deichhof hinaus, wo zu Ehren von Klein-Ingers acht­zehntem Jahre ein Mittagessen stattfinden sollte. Justesen saß allein auf dem Vordersitz, während sich der Bürgermeister und Sehdewitz, so gut es ging, in den Rücksitz teilten. Es ging, nachdem sie erst ein bißchen zusammengeschüttelt worden waren. Der Bürgermeister war sehr schlechter Laune. Er sprach flüsternd mit Seydewitz, und das Thema war das alte: Richters Entschluß, eine Untersuchung gegen Gutsbesitzer Hilmer zu eröffnen.

Er hatte die Frechheit, mir abzuraten, heute nachmittag nach Deichhof zu fahren. Er sagte, er hätte jetzt so ausgie­biges Material gegen Hilmer, daß er ihn in jedem beliebigen Augenblick verhaften könne, und daß er deshalb den dringen­den Wunsch hatte, daß ich heute nicht Hilmers Gast sei. Was sagen Sie haben Sie schon so etwas gehört? Ich, der ich in den siebzehn Jahren, in denen Klein-Inger, mein Patchen, Geburtstag gehabt hat, jedes Jahr an diesem Tage auf Deich­hof zu Gast gewesen bin! Aber das können Sie glauben, ich habe ihm geantwortet!

Der Herr Bürgermeister sind böse geworden? fragte Seydewitz.

Ja, darauf können Sie sich verlassen, ich wurde zornig. Und Sie wissen, Freundchen, daß ich zornig werden kann. Ich sagte ihm, daß jeden Schritt, den ich unternehmen könnte, um ihm und allen andern zu zeigen, daß Hilmer über jeden

sten Beweis für seine Anschuldigungen erbracht habe, blieb letzterer bei seiner Behauptung,selbst uuf die Gefahr hin, daß der Herr Oberbürgermeister Diszi- plinaruntersuchung gegen mich einleitet und der Herr Baurat gegen mich klagt"; der Vau hätte um 100 000 Mark billiger erstellt werden kön­nen, der Platz, auf dem er zu stehen kam und der den Bau so kolossal verteuert habe, sei auf das Betteiben eines Mettinger Oberlehrers gewählt worden; in Mettingen sei man über die Verschwendung geradeso entrüstet wie in Eßlingen." Der volksparteiliche Ge­meinderat Schwarz verurteilte das Vorgehen der Lehrerschaft, die die finanzielle Wirkung der Zulage von 300 ttl nicht richtig dargestellt Hütte, denn nicht 14 375 ttl, wie die Lehrer berichtet hätten, sondern 24 000 ttl jährlich betrügen die Lehrerzulagen.

Stuttgart, 8. Juli. Gestern abend zogen die Jungmannschaften des Jungdeutschlandbundes, Kna­ben und Mädchen, über 1200 an der Zahl, unter Trommel- und Hörnerklang auf die Vismarcksäule, um im Scheine der Fackeln den 76. Geburtstag ihres Ehrenvorsitzenden, Graf Zeppelin, zu feiern.

Hechingen, 9. Juli. Im benachbarten Schlatt wurde ein junges Mädchen von 27 Jahren begraben, dessen letztes Lebensjahr so reich an Schicksalsschlägen ist, wie sie die Phantasie eines Romanschreibers kaum tragischer und erschütternder erdenken könnte. In blühender Gesundheit wollte das Mädchen vor Jah­resfrist einen braven jungen Mann heiraten. Alles war zur Hochzeit vorbereitet, aber wenige Tage vor­her befiel den Vater der Braut eine Lungenentzün­dung und am selben Tage und zur selben Stunde, auf die die Hochzeit angesetzt war, schritt sie hinter dem Sarge des Vaters zum Friedhofe. Zwei Wochen spä­ter fiel ihr Bruder im Alter von 18 Jahren derselben Krankheit zum Opfer, und damit nicht genug: ehe ein neuer Tag zur Hochzeit festgesetzt war, erlitt der Bräutigam einen Blutsturz und starb nach wenigen Monaten. Von dieser Zeit an begann das vom Schick­sal so schwer mitgenommene junge Mädchen zu krän­keln und nach Monaten schweren Leidens ist auch sie dahingegangen. Die Mutter aber, die seit 10 Jahren durch ein schmerzliches Nervenleiden ans Bett gefes­selt ist, hat die Särge der Ihrigen aus dem Hause tragen sehen, ohne daß sie die Gräber besuchen konnte.

Au» Welt und Zeit.

Vater und Sohn ertrunken.

Marburg, 9. Juli. Als der 12jährige Sohn des Lokomotivführers Bierhoff hier in der Diemel badete, ging er plötzlich an einer sehr tiefen Stelle unter. Ein am Ufer stehender Bruder rief den in der Nähe be­schäftigten Vater herbei. Dieser sprang sogleich sei­nem Sohne nach, doch gelang es ihm nicht, ihn zu ret­ten, vielmehr fanden Vater und Sohn den Tod in den Fluten. Der Vater hinterläßt seine Frau mit fünf kleinen Kindern.

Ein jung-konservativer Reichsverband.

DerReichsbote" meldet die Gründung eines jungkonservativen Reichsverbands und erläßt hierzu einen Aufruf, in dem es u. a. heißt:Der jungkonser­vative Reichsoerband steht fest auf dem Boden des Tivoliprogramms, wie H 1 seiner Satzungen ausdrück­lich erklärt. Er weiß sich von den hohen Idealen der Deutsch-Konservativen durchdrungen." tz 3 der Satz­ungen besagt:Weniger die wirtschaftlichen Inter­essen, als besonders die idealen Güter des deutschen Volkes gilt es zu betonen, das Interesse an ihnen zu schärfen und Jungdeutschland damit die Richtung zu

Verdacht erhaben sei, unternehmen würde. Daß ich seinen Verdacht gegen Hilmer als eine Beleidigung meiner Person betrachten würde, und daß ich jeden Schritt, den er gegen Hilmer richtete, als direkt gegen mich gerichtet ansehen müßte.

Was sagte er dazu? fragte Seydewitz.

Ja, die Kanaille ist ja geschliffen formell höflich. Er sagte, daß er diese Unstimmigkeit bedaure, aber daß er an sei­nem Standpunkt festhalten und demgemäß handeln müsse, wie leid es ihm auch täte, daß ich die Sache in dieser Weise be­trachtete. Er bat mich dann um Entschuldigung, daß er mir davon abgeraten hätte, hier herauszufahren, die Sache ginge ihn ja nichts an. Dann schob er ab. Ich forderte ihn selbst­verständlich nicht zum Bleiben auf, ich kann den Kerl nicht vertragen, er macht mich armen alten Mann beinahe anti­ministeriell.

Seydewitz schwieg.

Der Wagen rollte über die Straße hin, die trocken und staubig war. Life lief, was das Zeug halten konnte, und Ju­stesen saß steif und hielt die Zügel mit seinen Herkulesarmen. Und nach einiger Zeit schwenkte der Wagen unter die Bäume des Gartens von Deichhof ein.

Klein-Ingers Geburtstag war das größte Fest des Jah­res auf Deichhof und heute wurde sie an diesem Jubeltage achtzehn Jahre. Sie wurde also mündig unter der Aufsicht eines Kurators. Das hatte eine Bedeutung, weil sie von ihrem Großvater ein kleines Vermögen geerbt hatte, das für sie beim Obervormundschaftsgericht festgelegt worden war. Der alte Gutsbesitzer hatte kein Vertrauen zu seinem Schwieger­sohn gehabt. Deshalb war das Fest diesmal mehr offiziell. Hilmer hatte sich wirklich bei dem Brande herausgeholfen.

geben zum Heile des Ganzen." Erwähnt sei noch, daß der jungkonservative Reichsverband dem Hauptverein der Deutsch-Konservativen in Berlin als Mitglied angeschlossen ist.

Warum das österreichische Thronfolgerpaar in den einfachsten Formen beigesetzt wurde.

Man weiß, daß der deutsche Kaiser, daß Prinz Heinrich von Preußen unter der ersten Aufwallung des Schmerzes über das traurige Geschick des befreun­deten Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Ge­mahlin ihre Beteiligung an der Beisetzung angemel­det hatten, diese nachher aber wieder zurückzogen. Ueber die Gründe dieses raschen Stimmungswechsels bei unsrem Kaiser war man recht erstaunt: eine leichte Indisposition soll ihm auf ärztlichen Rat die in I Deutschland als selbstverständlich angenommenen letz­ten Höflichkeitspflichten seinem Bundesgenossen und dem toten Freund gegenüber auszufllhren versagt haben. Kurz vor der Beisetzung der Ermordeten nun erschien in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung ein Artikel, der die wahren Ursachen des kaiserlichen Fernbleibens mit einleuchtender Logik enthüllt:

Es ist nun entschieden, daß die Beisetzung des ermordeten Thronfolgerpaares Franz Ferdinand im engsten Familienkreise und in den einfachsten For­men erfolgen wird. Nicht einmal Kaiser Franz Josef wird mit Rücksicht auf die anstrengende Reise, an dem Leichenbegängnis in Artstetten teilnehmen.

Die Kaiser und Könige Europas entsenden auch keine Vertreter; sie müssen ihre Teilnahme darauf be­schränken, durch ihre Botschafter und Gesandten Kränze an der Bahre in der Hofburg-Kapelle nieder­legen zu lassen. Der seltsame Eindruck, der sich hier­aus ergab, wuchs zur Befremdung, als man hörte, daß Kaiser Wilhelm, der als Freund Franz Ferdi­nands bezeichnet wird, der seine persönliche Anwesen­heit gemeldet und bereits von Kiel nach Berlin äb- gereist war, die Reise ausgab, und daß auch Prinz Heinrich, der deutsche Flottenführer, dem Schöpfer der österreichisch-ungarischen Flotte nicht die letzte Ehre erweisen würde. Mochte die Ablehnung der Ehrung seitens des Auslandes aus persönlichen Gründen, die den Kaiser Franz Josef angehen, noch begründet erscheinen, so ließ sich hierfür keine Recht­fertigung mehr finden. Kein Mensch mag an die in den Berliner Zeitungen gemeldete leichte Indispo­sition des Kaisers glauben. Wir sehen vielmehr den Beweis dafür, daß der Wiener Hof, d. h. die dort maßgebenden Erzherzoginnen auch vor der erschüt­ternden Tragik des Schicksals der Hingegangenen sich nicht beugen können, daß der lächerliche Begriff Ebenbürtigkeit" auch noch vor dem Tode die Stim­men der Mlenschlichkeit schweigen läßt. Die Kai- ! serlichen Hoheiten erachten es einfach » fürunterihrer Würde, mit entblößtem Haupte hinter dem Sarge der Herzo- ! gin von Hohenberg einherzugehen. - Deshalb findet die Leichenfeier, wie aus Wien ge­meldet wird,im engsten Kreise" statt, deshalb wurde wohl den auswärtigen Fürstlichkeiten, die in ihrer reinen Herzanteilnahme nach Wien eilen wollten, abgewunken".

Der umstrittene Hirtenbrief.

Der Bischof von Como hat einen Hirtenbrief hin­ausgehen lassen. Darin wendet er sich gegen den Auf­ruf des deutschen Zentrums vom 8. Februar ds. Js., in dem das Zentrum seinen konfessionellen Charakter bestreitet und er nennt dieses Ableugnen des rein ka- ! tholischen Einschlags im Zentrumdas System ge- ^

Seine Schulden waren bezahlt, und die Rüben hatten im letzten Jahre einen ungewöhnlich guten Ertrag gegeben. Es sah fast ganz licht aus für ihn, und deshalb war er noch san­guinischer, mehr obenauf als je zuvor.

Es war ein flottes Fest. Hofjägermeister Bugge mit Frau, Hilmers nächste Gutsnachbarn, waren in einer elegan­ten Equipage mit Vieren vorgespannt und Blänkern auf den Pferden angekommen. Außerdem der Postmeister aus der Stadt mit Frau und zwei Töchtern sowie Muhme Rikke, die stets mit Postmeisters ausfuhr. Der Bürgermeister war als Pate ein selbstverständlicher Gast, und Seydewitz war geladen, um die Versöhnung zu akzentuieren. Der Baron und der Graf hatten aus irgendeinem Grunde abgesagt und da die Ge­sellschaft einmal auf Noblesse angelegt war, hatte Hilmer kei­nen der Kleinbesitzer eingeladen. Sie nachher aufzufordern, wagte er nicht.

Es waren auch Gäste genug da, und das Mittagessen ver­lief vortrefflich. Es wurden zahlreiche Reden gehalten, die Champagnerpropfen knallten, und Seydewitz, der das Geburts­tagskind zur Tischdame hatte, machte so viel Fortschritte in Klein-Ingers Gunst, daß es den Anschein hatte, als ob sie ihn in Gnaden aufnähme. Er konnte ja nicht wissen, daß es Hil­mer einen harten Kampf gekostet hatte, ehe sich Klein-Inger bewegen ließ, an ihrem Geburtstage den gezierten Kopen- hagner zu Tisch zu nehmen.

Nach dem Mittagessen durfte er sogar mit ihr im Garten spazieren gehn . Inger hatte ihre Gründe, sie wollte etwas über Richter wissen. Sie war mißtrauisch geworden. Jetzt wollte sie die Gelegenheit benutzen.

(Fortsetzung folgt.)