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AUrnsteig» Donnerstag den 4. Februar 1S3Ä
SS. Aavrgang
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EamMlungsarbeit für Hindenburg — Perhandlunge«
über Umbildung des Kabinetts Brüning — Grüner als Reichskanzler in Aussicht genommen
Ob man in der Lage ist, parallel zu dem Sahm-Ausjchutz »och eine zweite Aktion für Hindenburg in die Wege z« keilen, die etwa von den großen hündischen Organisationen, wie dem Stahlhelm und dem Kyfshäuserbund, ausginge, hängt nicht zuletzt von dem Ausgang gewisser innerpoliti- fcher Besprechungen ab, die seit Tagen hinter den Kulissen geführt werden. Diese Besprechungen find bedeutungsvoll, denn sie betreffen das Schicksal des Kabinetts Brüning, so schreiben die „Leipziger Neuesten Nachrichten".
„Bereits in einem früheren Stadium der Vorbereitungen für die Wiederwahl Hindenburgs ist darauf hingewiesen worden, daß sowohl von den Nationalsozialisten wie auch von den Deutschnationalen die Beseitigung des Kabinetts Brüning zur Voraussetzung für die Zustimung der beiden Parteien zur Wiederwahl Hindenburgs gemacht werde. Im Lager der Rechtsopposition hält man an diesem Standpunkte nach wie vor mit stärkster Konsequenz fest. Von nationalsozialistischer Seite ist das in aller Oeffentlichkeit dargelegt worden, während die Deutschnationalen sich stillschweigend verhalten. Gerade mit den Deutschnationalen find vor einigen Tage« Berhandlungsfäden angesponnen worden. Ziel der Besprechungen ist die Erörterung der Frage, ob die Deutschnationalen bereit sein würden, «ach dem Rücktritt des Kabinets Brüning und der Neubildung einer Regierung unter der Führung Gröners ihre Zustimmung zur Hindenvnrg-Kandidatur zu geben. Daß damit nicht ein einfacher Kanzlerwechsel in Betracht käme, sondern daß man auch in den Ministerien an personelle Veränderungen denkt, die den Deutschnationalen zu politischem Einfluß verhelfen würden, ist selbstverständlich. Auch der Name Hugenberg ist im Zusammenhang mit den auf Umbildung des Reichskabinetts gerichteten Plänen genannt worden. Nun verhalten sich die Nationalsozialisten diesen Führern gegenüber schroff ablehnend. Zum mindesten denke« sie nicht daran, ein Kabinett Grüner zu tolerieren. Inwieweit der Grund dafür in der Tatsache zu erblicken ist, daß mit den Nationalsozialisten bisher keine Besprechungen stattgefunden haben, lassen wir dahingestellt.
Bei all diesen Erörterungen und Besprechungen, die über das Stadium einer unverbindlichen Fühlungnahme nicht chinausgediehen sind, ist jedoch die Rückwirkung auf die Linke nicht zu übersehen. Die bisherige Zusammensetzung des Cahmausschusses beweist bereits, daß die Sozialdemokratie und die Freien Gewerkschaften sich die Hände nicht gebunden -haben. Auch das Reichsbanner hat sich dem Ausschuß des Berliner Oberbürgermeisters nicht angeschlossen. Wenn nun die Bestrebungen auf einen Kabinettswechsel zum Erfolg führen sollten, so muß unter den obwaltenden Umständen mit einer sozialdemokratische» Souderkandidatur unter allen Amständen gerechnet werden, was voraussichtlich dazu führen würde, daß noch ein zweiter Wahlgang notwendig wurde, und zwar mit allen den unerwünschten Nebenerscheinungen, die schon seinerzeit bei der ersten Präsidentenwahl zu verzeichnen waren.
Das wäre ja auch der erklärte Sinn einer nationalsozialistischen Sonderkandidatur, falls man sich im Münchener „Braunen Haus" wirklich dazu entschließen sollte: Verhinderung einer absoluten Mehrheit für Hindenburg im ersten Wahlgang, um so einen nochmaligen Wahlgang um die Neichspräsidentenschaft zu erzwingen. Daß Hitler bereit 'wäre, für seine Person gegen Hindenburg zu kandidieren, hält man in maßgebenden Berliner politischen Kreisen nicht recht wahrscheinlich, da es der bisherigen Vorsicht des nationalsozialistischen Parteiführers nicht entsprechen würde. Ganz abgesehen davon, wäre aber auch die Frage der Staatsangehörigkeit Hitlers aus formalen Gründen noch zu klären. Bisher galt Adolf Hitler als staatenlos, und es ist nicht bekannt geworden, daß er die deutsche Reichsangehörigkeit bezw. die Staatsangehörigkeit eines deutschen Staates erworben hätte. Ein rechtsstehendes Berliner Blatt wollte allerdings dieser Tage wissen, daß die Frage der Staatsangehörigkeit Hitlers seit Monaten bereits im positiven Sinne geklärt sei und sich das Dokument in sicherer Verwahrung im „Braunen Haus" in München befinde. Von Braunschweig aus wird aber diese Meldung als „verfrühter Aprilscherz" bezeichnet. Mag dem nun sein, wie es wolle, auf jeden Fall ist die Gefahr einer Stimmenzersplit- terung durch Sonderakttonen der äußersten Rechten und der Linken nicht zu übersehen. Demgegenüber kommt alles darauf an, die Front für Hindenborg i« »er Ratio« z« beteilige«. «ine Front. die q» Ach Vorhand«» ist, die aber »
Artilleriekampf i« Schanghai
Schanghai,3. Febr. He»te vormittag hat in Schanghai ei» Artilleriekamvf zmifche« Japaner« ««» Chinese« begönne«.
Britische Infanterie in Schanghai gelandet
Schanghai. 3. Febr. Associated Preß meldet: Der britische 18 MS-Tonneu-Krevzer „Berrorrck" hat hier ei« Bataillo« britischer Infanterie gelandet.
Java« lehnt die Schaff««« einer neutrale« 3»«« ab?
Paris. 3. Febr. Wie die AgeutNr Indo Pacifiqne aus Schanghai berichtet, sollen die Javaner »ach Meldungen a«s Tokio den Bsrfchlag der Schaff»»« einer ae«tralen 3o«e abge-
lcbnt haben.
Angriff der Japaner auf die W«su»g-Forts
Schanghai, 3. Febr. Die javanischen Streitkräfte habe« um 11.38 Uhr vormittags örtlicher Zeit ru Lande n«d zu Wasser einen Angriff anf die Wusaug-Forts begonnen. Sechs javanifche Zerstörer bombardieren die Forts, »« die Landau« der japanischen Trappe« zu decke«.
Belaser»«ssr»st«md i« Nanking
Nanking, 3. Febr. In einer Konferenz, die vier chinesische Beamte, der javanische Konsul und der javanische Marinebefehlshaber gestern nachmittag an Bord eines, javanischen Kriegsschiffes hatten, einigte man sich dahin, datz keine Partei feuern solle, außer, wenn sie angegriffen wird. Der Bc - ^nnac-rusianL ist über die Stadt verhängt worden.
Japan beabsichtigt Wegnahme der Wusuus-Forts
Schanghai. 3 Febr. Der javanische Generalkonsul teilte dem britischen und dem amerikanischen Generalkonsul offiziell mit. daß Java» die Absicht habe» die Wusnug-Forts sofort zu besetzen.
!jetzt ihre« eindeutigen und sichtbaren Ausdruck finden mutz, -sei es mit, sei es ohne oder sei es gegen den Sahm-Ausschuß."
Ar Kallmig brr Nalionalsozialisten
Am Dienstag fand im Braunen Hans in München eine G«m- fübrertagung der Nationalsozialisten statt. Alle Vermutungen «nd Behauptungen jedoch, daß diese Tagung wegen der bevorstehenden Reichsvräsidentenwahl einberufen worden sei, und datz auch hier die Entscheidung über die Kandidatenfrage der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bei dieser Wahl fallen werde, find jedoch grundfalsch. Für eine solche Entscheidung ist nach dem Aufbau der Patteiorganisation die Eaufübrertagun« gar nicht zuständig, die auch nicht von Adolf Hitler, sondern von Gregor Strasser, dem Organisationsleiter der Partei, geleitet wird. Dieser beruft die Führer der 36 nationalsozialistischen deutschen Gaue etwa alle acht Wochen im Braunen Haus zusammen. Auf den Tagesordnungen dieser Tagungen stehen, wie auch jetzt, regelmäßig nur Organisationsfragen, Fragen des inneren Aufbaues der Partei, Finanzierung des Parteiavvarates. kurz, interne Dinge der Partei.
Sollte der Reichspräsident sich tatsächlich entschließen, die Kandidat«! aus de« Händen des Sindenburs-Ausschnsfes entgesenru- »ehmen, so scheint nach unseren Informationen Adolf Hitler tatsächlich entschlossen zn sein, nach Erwerbung einer deutschen Staatsangehörigkeit selbst schon im ersten Wahlgang zu kandidieren, um durch dieses äußerste Mittel zunächst einmal einen zweiten Wahlgang notwendig ru machen und eine Entscheidung im ersten Gange zu durchkreuzen.
Die Reichsvräsidentenwahl wird offensichtlich vom Braunen Haus sielbewußt zum Angelpunkt für die Beseitigung des Kabinetts Brüning gemacht, wobei man sich mit einem etwaigen formellen Rücktritt Brünings vor der Wahl nicht zufrieden geben wird. Auch die Möglichkeit, daß Grüner a« Brünings Steve als Reichskanzler treten würde, wird im Braunen Haus völlig »«befriedigend abgelehnt. Man verlangt, daß den Nationalsozialisten der Weg in die Reichsregierung endlich freigegeben werde, dab Hindenburg diese mit der Regierungsbildung beauftrage, nachdem sie ihn 1925 gewählt haben, als die Weimarer Parteien ihn aufs Gröbste bekämpften. Nur unter dieser Vorbedingung könne er wiederum ibr Kandidat sein.
Killer eingebürgert?
Berlin, 3. Febr. Die thüringische Staat»regier«ng hat «er Reichsregienmg die N»ssagev vo« zwei Mi«isterialbe- amte» als Material übergeben, a»s de« hervorrngehe« scheint, daß Minister Frick während seiaer Miniftertätig- keit in TWringe« dieSinbürgernagHitlers bnrch Einweifnng in eine Be««te»stell»»g »or-
Das Bombardement der japanischen Kreuzer und Flugzeuge, da» auf den Forts Wusung und Pnschan liest, ist außerordentlich beftig.
Die Beschießung der Wusuag-Forts Schanghai, 3. Febr. Von chinesischer Seite wird behauptet, datz einer der japanischen Zerstörer, die heute die Beschießung der Wusung-Forts eröffneren, durch das Feuer von den Wujung- Forts versenkt wurde und daß die chinesische Besatzung die Forts noch hält
Vor der Besetzung Eharbins?
Tokio, 3. Februar. Die japanischen Streitkräfte sind heute abend bis in die unmittelbare Nähe von Charbin vorgedrungen. Die Besetzung Eharbins soll morgen erfolgen.
Die Verluste der Chinesen bei der Beschießung der Wusung-Forts
Schanghai, 3. Februar. Bei der Beschießung der Wusung-Forts durch die Japaner sind drei Chinesen ums Leben gekommen. Auch der Sachschaden ist beträchtlich.
Vor einer Protestnote Washingtons an Japan? Washington, 3. Februar. Im Staatsdepartement wird angesichts der unnachgiebigen Haltung Japans die Lage in Schanghai als äußerst bedrohlich bezeichnet. Dem gestrigen Friedensvorschlag werde heute eine sehr scharfe Protestnote folgen, und man werde energisch auf eine umgehende Einstellung der japanischen Feuertätigkett drängen. Es wurde vom Staatsdepartement bestätigt, daß China bereits den amerikanischen Waffensttllstandsvorschlag angenommen hat.
China nimmt die Friedensvorschläge an Schanghai, 3. Februar. Der chinesische Außenminister teilte mit, datz China die englische und die amerikanische Note dahin beantwortet habe, daß es die ihm unterbreiteten Vorschläge zur Aufrechterhaltung des Friedens in Schanghai annehme.
! genommen» die Tatsache aber geheimgehatten hat. Der Reichskanzler hat dem Reichsminister des Innern das M-»* terial zur staatsrechtlichen Prüfung überwiesen.
Die Reichsleitung der N.S.D.A.P. zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch Adolf Hitler
München, 3. Februar. Zu der Meldung über de« angeblichen Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit Adolf Hitlers als thüringischer Beamter teilt die Reichsleituna der N.S.D.A.P. mit, daß Minister Dr. Frick allerdings die Absicht gehabt habe, Adolf Hitler, der vier Jahre lang in der deutschen Armee für sein Volk gekämpft hat, durch Erwerb der Beamteneigenschaft in Thüringen auch formell die deutsche Staatsangehörigkeit zu verschaffen. Als Adolf Hitler jedoch von diesen Bemühungen, die ohne sein Wisse» seinerzeit erfolgt waren, erfuhr, bat er Minister Frick, davon Abstand zu nehmen, bezw. die eingeleitete» Schritte rückgängig zu machen, da er nicht auf diesem Wege die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben wünsche. Demgemäß hat auch Minister Dr. Frick seinerzeit die eingeleiteten Schritte unverzüglich abgebrochen.
Die Berliner Presse über die Aktion Fricks znr Einbürgerung Hitlers
Berlin, 4. Februar. Die Morgenblätter erörtern fast alle die von dem früheren thüringischen Innenminister im Juli 1930 eingeleitete Aktion, dem Führer der Nationalsozialisten, Hitler, durch Ernennung zum Eendarmeriekommissar die deutsche Staatsangehörigkeit zu verschaffen.
Die „Germania" spricht von einer „staatsrechtlichen Komödie" und nennt Hitler „den sonderbarsten aller Parteibuchbeamten".
Die „Deutsche Allgemeine Zeitung", die bedauert, daß Hitler nicht bereits 1919 eingebürgert worden sei, und meint, daß die Umstände, unter denen Frick es 1939 versucht habe, grotesk und geradezu humoristisch wirkten, ist der Auffassung, datz Hitler sich eine stärkere Propaganda als die Veröffentlichung seiner abgelehnten Bestallung im Augenblick nicht wünschen könne.
Während der „Lokalanzeiger" ohne besonderen Kommentar berichtet, kritisiert der „Tag", daß die Reichsregierung es unterlassen habe, vor der Veröffentlichung des Materials sich mit Dr. Frick ins Benehmen zu setzen. Es sei unverständlich, was sich die Reichsregierung von dieser Veröffentlichung verspreche.
Schweres Erdbeben auf Kuba
58V Häuser in Santiago de Kuba zerstört Renyork, 3. Febr. Wie Associated Preß aus Havanna meldet, ist die Stadt Santiago durch ein Erdbeben teilweise zerstört worden. Von einer vor Santiago liegenden Pacht aus wurden heute früh 1.30 Uhr schwere Erdstöße und das Einstürze« »on Gebäude« wahrgenommen. Es ist der dritte Teil Santiagos zerstört worden. Die Zahl der