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Neues vom Tage
Ei« Schreiben Dr. Sabms zur Reichsvriistdenteowaül
Berlin. 30. Jan. Der Berliner Oberbürgermeister Dr. Salm bar an die gesamte Presse ein Schreiben gerichtet in dem er vor der am 1. Februar erfolgenden Gründung des Ausschusses zu> Wiederwahl Hindenburss Kenntnis gibt uns die Untefftützung der Presse für die Unterschristenwerbung erbittet.
Der bayerische Sindeuburgausschug unterstützt den Berliner Ausschub
Berlin, 31. Jan. Der bayerische Hindenburgausschutz teilte heute Oberbürgermeister Sahm mit, dab er den Aufruf des in Berlin zu bildenden Hindenburgausschusses mit allen Kräften unterstützen werde.
Aufhebung der Preisbindung für Apothekerpreise
Berlin. 30. Jan. Der Reichskommissar bat angeordnel. dab vom 1. Februar ab die Festvreise und gebundenen Preise für Avothe- kerwaren im Kleinhandel aufgehoben und durch den freien Wettbewerb ersetzt werden. Außerdem dürfen in Zukunft im Avothekersewerbe keine Ausrundungen auf volle 5 oder 10 Pf«, mehr erfolgen. Der Avothekeraufjchlag ist von 75 Prozent auf 6t Prozent herabgesetzt worden. Für den pharmazeutischen Groß- dandel bat der Reichskommissar angeordnet, dab die bisher üblichen Kalkulationsgrundsätze, soweit sie 60 Prozent übersteigen, um lO Prozent gekürzt werden.
Ein deutscher Zirkus in Italien in Not
Neapel. 30. Jan. Der deutsche Zirkus Kapitän Schneioer ist nach einem Gastspiel in Rom. das mit einem Berlust von 300 000 Lire schloß, und einem Auftreten in Neapel, das nach einer Resenwoche klägliche Einnahmen brachte, in schwere Bedrängnis geraten, sodaß er am 28. Januar seine Zahlungen einstellen mußte. Alle Bemühungen, den Besuch des Zirkus durch eine Verstärkung des Programms mit seinen hundert Quova- dis-Löwen, der Wasservantomimc und einer Ringkamvikonkurrenz zu beben, waren vergebens. Die Verluste des Zirkus sind durch die in SLditalien herrschende Geldkrise verursacht. Es sind Bestrebungen im Gange, eine Aktiengesellschaft zu gründen, um die Millionenwerte des Unternehmens zu retten.
Rach einer nationalsozialistischen Versammlung geschossen 2 Tote, 1 Schwerverletzter
Dortmund. 31. Jan. Im Verlause einer nationalsozialistischen Versammlung kam es zu Zusammenstößen mit Kommunisten. Die beiden Landjäger drängten die Kommunisten aus dem Saal, während die Nationalsozialisten zurückblieben. Als ein Trupp Kommunisten in Richtung Dortmund-Lob zog. fielen plötzlich aus der Näbe 12 Schüsse. Zwei Arbeiter wurden getötet, ein dritter schwer verletzt. Von wem die Schliffe abgefeuert worden sind, stebt noch nicht fest.
Französische Hoffnungen auf Wiederaufnahme der Besprechungen mit England
Paris, 31. Jan. Die Rückkehr Macdonalds nach London wird vom Erelsior als ein Anzeichen der Wiederaufnahme der englischfranzösischen Verhandlungen gedeutet. Die französische Regierung habe der englischen Regierung eine Reihe von Vorschlägen auf die im Berichte Sir Leitb-Roß enthaltenen Anregungen unterbreitet. Die englische Antwort scheine unmittelbar bevorzustehen. England habe anscheinend gewünscht, daß auch Deutschland zu den Verhandlungen hinzugezogen würde; aber, so meint Exelsior, die Haltung Brünings, der alles, was einer Anerkennung der dounsverpflichtungen ähneln könnte, abzulehnen scheine, mache eine deutsche Beteiligung an den Besprechungen nutzlos.
Eine ganze Familie erstochen aufgefunden
Reuyork, 30. Jan. Wie aus Elma (Manitoba) gemeldet wird, bat sich dort eine entsetzliche Bluttat abgespielt. Acht Mitglieder einer zehnköpfigen Familie wurden erstochen in ihren Betten aufgefunden; die übrigen zwei haben lebensgefährliche Stichwunden erhalten. Durch Flammen, die aus dem Hause aufftie- gen. wurde das Verbrechen entdeckt. Man glaubt, daß es sich bei dem Täter um einen Wahnsinnigen handelt.
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Roman von b/larlisa LonnenberZ. (LRIKK fORLT) LopriZkt bv lAartiri ffeucktvanZer, Halle (Lasle) 1931
26. Fortsetzung
Die beiden steckten viel zusammen. Ihnen unbewußt ein bißchen heimlich, ihre Freundschaft vor Frau Barbara verbergend. Das war gerade in dieser Zeit kein Kunststück, denn diese hatte den Kopf voll von den ernstesten und entscheidensten Dingen.
Da war zuerst die Aufrechterhaltung, der Ausbau der ausländischen Beziehungen. Man kämpfte einen heißen Kampf mit dem glücklichen Kriegsgewinnler Amerika, um das Absatzgebiet in Südamerika, in einigen europäischen Ländern. Neue waren zu erschließen. Reisende diesbezüglich zu informieren, anzuhören. Aufträge zu prüfen. Geldquellen zu suchen, zu beurteilen. Kredite zu gewähren, aufzunehmen. Die Rationalisierung des Betriebes beschäftigte die Firmeninhaber aufs angelegentlichste. Im Gegensatz zu dem konservativen Wolt senior, mit dem sie allein diese Dinge zu entscheiden hatte, trat Frau Vollwank für Anschaffung der neuen und neuesten Maschinen ein, selbst, wenn die alten noch „genügen", selbst, wenn momentan schwerwiegende Ausgaben daraus entstanden.
Dann war da Bob und seine neue Erfindung.
Er sollte sein Laboratorium haben; man baute schon daran. Anfang Dezember würde er es beziehen können. Er arbeitete bis dahin mit einem gewissen Hemmschuh: Die giftigen und explosiven Stoffe, die er benötigte, so in der Nähe der mit mehreren tausend Menschen angesüllten Fabrik zu gebrauchen, schien ihm leichtsinnig. Bei aller Vorsicht, Mischungen, die noch nie hergestellt, galt es zu erproben. Wenn sie sich gefährlicher zeigten, als er vermutete!"
An sich selbst und seine nächsten Gehilfen dachte er keineswegs. Sie standen auf dem Schlachtfeld der Arbeit — und es galt eben, zu siegen oder zu sterben.
Was aber am meisten die Gedanken aller, die mit der Fabrik zu tun hatten, erfüllte — einerlei, ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber —, das war die bevorstehende Tarifkündigung von seilen der Arbeiter. Daß sie kommen würde,
Aus Stadt und Land !
Altensteig, den 1. Februar 1932.
Der hiesige Schlittschuhsee war gestern der Anziehungspunkt vieler Eissportlustiger und Zuschauer. Zwar waren die Eisverhältnisse selbst keine besonders gute, aber^ die Stadtkapelle, die sich gestern in den Dienst der Sache gestellt hatte, lockte an und so kam es, daß es auf der Eisfläche von Schlittschuhläufern wimmelte, wobei die Jugend vorherrschte. Sie hatte ein besonderes Vergnügen daran, bei den flotten Weisen der Stadtkapelle die Kreise über das Eis zu ziehen, das in diesem Winter, in dem sich der Schnee gar nicht wieder einfinden will, eine wichtige Lücke auszufüllen hat. Man kann es der Jugend gönnen, Laß sie wenigstens dieses gesunde Vergnügen hat. Erfreulich wäre es, wenn die Stadtkapelle sich auch weiterhin dem Eissport zur Verfügung stellen würde.
Zinssätze der Stadt. Sparkasse Altensteig. Ab 1. Jan. 1932 sind die Zinssätze für Hypothekendarlehen auf 6'/-»/«, für Kredite in laufender Rechnung auf 7^/, °/„ ermäßigt worden. Auch die Haben-Zinssätze wurden entsprechend der ergangenen Notverordnung bezw. der Vereinbarung der Spitzenverbände gesenkt; ihre Höhe ist aus dem Anschlag im Schälterraum ersichtlich.
— Der 29tägige Februar. Seinen Namen hat der Februar von dem Reinlgungs- und Sühnefest der Römer, das in diesen Monat fiel. Bon unseren Vorfahre» wurde der Monat Hornung genannt, weil in diesem Monat die Hirsche ihr Geweih abwerfen Nur mehr neun Tage des Februars gehören in diesem Jahre dem Prinzen Karneval. Ist der Lichtmeßtag, der 2. Februar, herangekommen, so rechnet der Landmann bereits mit der Ueberwindung des Winters, der sich bis jetzt recht milde angelassen hat. Ein alter Bauernspruch sagt: „Lichtmeß im Schnee. Ostern im Klee". Am 3. Februar, dem Tage des Heiligen Blasius, findet in den katholischen Kirchen, besonders auf dem Lande, alljährlich das sog. „Einblaseln" statt. Dieser Brauch war früher sehr stark verbreitet in verschiedenen Gegenden Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz und bestand darin, daß der Ortsgeistliche dem Hilfesuchenden brennende Kerzen an die beiden Seiten des Halses und kreuzweise vor das Gesicht hielt. Im Schwäbischen wird am Blasiustag für die Wallfahrer ein bestimmtes Brot, „Krambrot" oder der „Bubenschenkel" genannt, gebacken. Am Aschermittwoch vollzieht sich in den Kirchen der uralte Brauch des „Einascherln". Besonders reich ist der Februar an seltsamen Bauernregeln, von denen schon alte Kalender Kunde geben: „Sonnt sich der Dachs in der.Lichtmeßwoche, geht auf vier Wochen er wieder zum Lochs." — „Im Februar mutz Lerch' auf die Heid', mag's sein lieb oder leid." — „Wenn die Hasen lustig springen, hoch in den Lüften Lerchen singen, wird's uns Frost und Kälte bringen." — „Wenn's an Lichtmeß stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht sehr schnell." — „Tummeln die Krähen sich noch, bleibt uns des Winters Joch; wenn sie vom Felde verschwinden, wärmere Tage sie künden." — Für den Jäger ist m Februar die Zeit der Hege gekommen. Bei mildem Wetter sorgt der Waidmann, daß nicht nur an den Fütterungen die Salzlecken in Ordnung find, sondern auch im Revier an den Wechsel- und Aesungsplätzen. Kleine stille Treibjagden auf den Fuchs sowie das Sprengen aus dem Bau können allerlei Jagdfreuden bringen.
Poststelle in Egenhausen. Am 1. März 1982 wird in Egenhausen eine Poststelle errichtet, deren Verwaltung dem bisherigen Landpostboten Bahnet übertragen wird. Mit der Poststelle wird auch die seitherige Telegraphenhilfstelle (öffentliche Fern-
war völlig gewiß. Die Frage war nur: Wie ihr begegnen?
Die Radikalen von den Arbeitgebern forderten, die Wünsche der Arbeiter sollten mit einer Herabsetzung der Löhne beantwortet werden.
„Je energischer wir auftreten, desto eher geben die Leute nach — kommen wir zu einer Einigung."
Man wußte, der Kampf mit den Arbeitern war kein leichter. Sie waren stark im Opfermut, Glauben, Vertrauen auf ihre Kraft, ihre Gemeinschaft, auf ihre Führer.
Man zog nicht mehr mit- Begeisterung in den Lohnkampf wie vor einigen Jahren. Man tat's zwar mit dem Gefühl der Verantwortung — indessen nicht unbedingt mit Siegesbewußtsein oder gar Siegesübermut, dafür aber entschlossen, ruhig, zur Ausdauer gewillt. Man hatte zu gut auch schon die Lage der anderen Seite begriffen, war gewerkschaftlich geschult. Man Hatzte nicht mehr, wenigstens nicht den einzelnen, wenn er sich nicht den Haß durch Hochmut oder unnötige Härten persönlich zuzog. Man fühlte sich mit jenen unter einem gemeinsamen, gewaltigen Geschick stehend — gemeinsam, wenn auch mit verschiedenen Funktionen, einer einschneidenden Veränderung entgegen wachsen, von der dieser Lohnstreit nur einen geringen Teil bedeutete.
Die Kommunisten in dem Betrieb zwar brannten in dem alten Feuer glaubens- und hoffnungsfreudiger Begeisterung.
„Erich", drängten sie Happel, „wir haben so viele Flaue unter uns. Du mußt mal eine zündende Rede halten!"
Happel lächelte und schüttelte den Kopf.
„Zu was gut, Genossen?"
„Mal 'n bißchen Schwung in die Sache bringen!" feuerte ihn einer an.
„Und mit Schwung wieder arbeitslos werden?"
„Du bist auch der Alte nicht mehr Genösse!" grollte ein Jugendlicher.
„Ich habe meine Erfahrungen nicht umsonst gemacht. Auch mit den Genossen. Die von drüben sind nun mal noch die Mächtigen. Wenn ich wieder auf der Straße liege: Wer von euch steht mir bei? Wer könnte es selbst, wenn er wollte?"
In diesen Tagen vor dem eigentlichen Kamps machte Frau Vollwank ihrer Nichte eine Mitteilung, die Nora befremdete, fast verletzte. Ohne viel Vorbereitungen und Umschweife, in ihrer bestimmten, wenn auch immer liebenswürdigen Art. sagte sie eines Tage bei Tisch zu ihr:
sprechstelle) verbunden. — Die Poststelle hat die Eigenschaft einer Postanstalt und einer Telegraphenanstalt. Zu ihren Obliegenheiten gehören u. a. die Annahme von Postsendungen aller Art und von Zeitungsbestellungen, der Verkauf von Wertzeichen, die Auszahlung von Renten, Versorgungsgebührnissen, Post- und Zahlungs-Anweisungen, die Vermittlung von Ferngespräche» und Telegrammen. Bestimmte Dienststunden sind zwar nicht festgesetzt, doch muß die Poststelle vor und nach Ankunft der Post eine angemessene Zeit für die Annahme und Ausgabe von Postsendungen dienstbereit sein. — Im Bricfvcrkehr gelten die Orts- gebiihren nur innerhalb des eigenen Zustellbereichs d. h. innerhalb des Gemeindebezirks. In allen übrigen Füllen gilt die Ferngebühr. Es kostet demnach ein einfacher Brief (bis zu 20 Gramm) von Egenhausen nach Altensteig oder Spielberg nicht mehr 8, sondern 12 Rpfg. Zur Vermeidung von Fehlleitungen und dadurch von Verzögerungen von Briefsendungen usw. sollte die amtliche Bezeichnung überall, auch bei den abgehenden Briefen angewendet werden. Es heißt also nicht mehr „Egenhausen Post Altensteig", sondern „Egenhausen" Nagold Land. Die Poststelle tritt Werktags zweimal, Sonntags einmal mit der Nagolder Landkrastpost in Verbindung. Zugestellt wird werktäglich einmal nach Ankunft der ersten Post.
Missionskonferenz. Wei aus dem Anzeigenteil des Samstagsblattes zu ersehen ist, findet am morgigen Lichtmeßfeiertag, Dienstag 2. Februar, die jährliche Missionskonferenz der Basler Mission nachmittags 2 Uhr im Nagolder Vereinshaus statt. Die beiden Redner des Tages stehen mitten drin im Missionsleben der Gegenwart. Missionar Weller wird über die gegenwärtige religiöse, politische und wirtschaftliche Lage Chinas des Wissenswerten allerlei zu berichten wissen, während Missionssekretär Pfarrer Johle, der jahrelang auf der Goldküste war, über die allgemeine Missionslage der Gegenwart mit all ihren Sorgen und Nöten und Schwierigkeiten, die weithin bedingt sind durch die ungünstige Wirtschaftslage nicht nur unseres deutschen Vaterlandes, sondern nachgerade der ganzen Welt, allerlei zeitgemäße Mitteilungen machen wird. So sei denn auch an dieser Stelle auf die morgen stattfindende Missionskonferenz hingewiesen und zugleich zu zahlreichem Besuch, auch von auswärts, herzlich eingeladen. Ob auch in der gegenwärtigen trüben Zeit wohl fast jeder mit allerlei Schwierigkeiten und Nöten zu kämpfen hat. sollen und wollen wir doch derer nicht vergessen, die es noch schlimmer haben als wir, weil jene der Segnungen des Christentums entbehren müssen und daher ohne Licht und Trost und Hoffnung ihren schweren Weg durchs Leben gehen müssen. 8ed.
Nagold, 1. Februar. (Konzert.) Das Nag older Lehrerseminar veranstaltete gestern abend im „Löwensaal" ein Wohlgelungenes Konzert mit reichem, fein gewähltem Programm. Die zahlreichen Zuhörer, darunter auch viele Angehörige der Seminaristen, kamen voll auf ihre Rechnung. Immer wieder hört man gern die jugendlich-frischen Stimmen der Seminaristen. Gleich Las erste Stück, Psalm 23 von Schubert-Liszt, zeigte, die gute Schulung des Jung-Männerchors. Studienrat Schmid als Chormeister und Komponist ist uns keine neue Figur mehr. Von den drei eigenen Vertonungen Karl Schunds fesselt immer wieder sein „Junger Tod", wo man unsere feldgrauen deutsche Ulanen in den Tod reiten sieht und so deutlich den schlitternden Klang der Waffen hört. Auch der traute Volksliedton kam zu Recht. Eine besondere Note brachte der Solist des Abends, Herr Rapold, Lehrer an der Hochschule für Musik. Vortrefflich begleitet von Seminarlehrer Kurt Hoffmann sang er Schubert- und Hugo Wolf-Lieder, die z. T. weniger bekannt, vom Künstler mit seinem ansprechenden Tenor in schönem Vortrag zu ergreifender Wirkung gebracht wurden, besonders das wundervolle Mondscheingemälde in Tönen, der „Wanderer an den Mond" und das herrlich-friedevolle „Im Abendrot" („O wie schön ist deine Welt, Vater, wenn sie golden strahlet . . ., wenn das Rot, das in der Wolke blinkt, in mein stilles Fenster sinkt.") Hugo Wolfs „Biterolf" ist immer prächtig mit seinem Schluß: „Wer Gottes Fahrt gewagt, trägt still sein Kreuz." Die „Beherzigung" ist mehr als zeitgemäß: „Feiger Gedanken bängliches Schwanken macht dich nicht glücklich, macht dich nicht frei: allen Gewalten zum Trotz sich erhalten rufet die Arme der Götter herbei." Den Schluß machte in prächtigem Vortrag (als Solisten wirkte neben Herr Rapold
am
„Du kannst morgen auf ein paar Tage nach Berlin fahren, Nora. Du wirst Sehnsucht haben, die Deinen wiederzusehen, und ich möchte, daß du ein Schreiben von mir deiner Mutter persönlich brächtest. Ihr könnt dann über den Inhalt gemeinsam beraten."
„Hast du mich denn jetzt nicht nötig, Tante Barbara?" fragte das Mädchen, dem jeder Tag fern von der neuen Heimat leid tat.
„Nötig schon; aber ich denke, in acht Tagen bist du wie» der da. So lange werde ich mich gut mit einer der Damen aus den Kontoren behelfen können. Mir liegt daran, eine Angelegenheit zu regeln, über die ich mit dir nicht eher sprechen möchte, als bis deine Mutter dazu Stellung genommen hat. Lehnt sie sie ab, so brauchst du gar nichts davon zu erfahren."
Unklare Gedanken verwirrten Nora.
Ihre flammenden Augen waren eine große Frage.
„Ich weiß natürlich Bescheid!" neckte Hell. „Kleine Kusine, wirst du den Brief aber auch ungeöffnet abgeben? Du platz st ja vor Neugier!"
„Ach, Hell, wenn du es schon weißt, dann wird es so etwas wichtiges nicht sein."
„Oho, Kusinchen, ich bin doch der Nächstbeteiligte!" Und ihr schnelles Erröten bemerkend, fuhr er fort: „Nämlich Mutter will dich mir verkuppeln."
Verwirrt sah Nora ihn an.
Irgend etwas in ihrem Blick machte ihn besorgt.
„Habe keine Angst, Nora!" sagte er deshalb. „Mutter und ich haben dich viel zu lieb, um dir ein so schreckliches Los bereiten zu wollen."
Nora lächelte etwas mühsam.
„Laß doch dies törichte Geschwätz von solchen Unmöglichkeiten!" verwies Frau Barbara ihn mit mehr Energie, als sie sie ihm gegenüber sonst anzuwenden pflegte. Irgend etwas im Gesichtsausdruck der jungen Verwandten paßte ihr nicht. Sie empfand es mehr, als daß sie sich Rechenschaft darüber ablegte.
Nora senkte den Kopf und schwieg.
„Du reist also morgen früh. — Hell, sieh einmal im Kursbuch nach. Der V-Zug nach Berlin hält am Hauptbahnhof, glaube ich, um etwas nach acht Uhr."
Frau Barbara, die es so umsichtig verstand, die komplizierten Gebilde der Fabrik mit zu leiten — dem Kursbuch stand sie hilflos gegenüber. Hier lag, wie Hell zu necke» pflegte, ihre „weibliche Schwäche". (Fortsetz, folgt.)